Und wenn ich einen Weg lang gehe und ein Hund kommt aktiv auf mich zu oder schießt von der Seite bellend aus dem Gebüsch, so dass ich mich zu Tode erschrecke - wie soll ich Rücksicht nehmen?
Indem du die Achseln zuckst und einfach weiter gehst? Weil es Schlimmeres gibt?
Die Zahl der Ichlinge nimmt zu. Jeder will sich ausleben, vergisst aber dabei, dass die Freiheit des Einzelnen dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Menschen INSGESAMT rücksichtsloser sind als früher. Eher glaube ich, wie gesagt, dass es eine neue Art des „Ichlings“ gibt, der sich von immer mehr Dingen belästigt fühlt und alles immer perfekter haben will. Früher hatten Autos keine Klimaanlage, es war völlig normal, im Sommer zu schwitzen. Heute würde man es als Zumutung betrachten, ein Auto ohne Klimaanlage zu bekommen. Wenn früher ein Urlaub nicht so toll war, wegen einer Baustelle nebendran, hat man sich geärgert, heute verlangt man sein Geld zurück oder zeigt den Veranstalter an. Es ist das gleiche Thema.
Daher glaube ich, nicht die Rücksichtslosigkeit der Hundebesitzer nimmt zu, sondern die Empfindlichkeit auf der anderen Seite.
Dass es natürlich immer Deppen auf beiden Seiten gibt, steht außer Frage.
Im Wirtshaus sitzt der Hund schon mal auf dem Stuhl und frisst mit vom Tisch, in öffentlichen Gebäuden, am Arbeitsplatz, teilweise echt eine Zumutung - finde ich.
Ich finds immer wieder spannend, was für seltsame Erfahrungen immer ausgerechnet die Menschen machen, die ein Problem mit Hunden haben. Ich habe noch NIE erlebt oder gesehen, dass ein Hund mit vom Tisch fraß. Auf mich (auf meinen Hund und mein Pferd schon) ist auch noch nie ein Hund bellend zugeschossen. Einzige Ausnahme: Der Dackel eines Jägers im Wald, der seine Decke dort verteidigt hat, über den hab ich mich kaputt gelacht.
In meiner Einfahrt liegt auch kein Hundehaufen, schon gar nicht regelmäßig. Wenn das so wäre, würde ich mir wohl Gedanken machen.
Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es beim Joggen oder Radfahren für jemanden, der ein Problem mit Hunden hat, öfter mal nicht so einfach ist. Mein Hund jagt niemals Menschen und hat noch nie in seinem Leben jemanden gebissen. Aber einmal kam ein Jogger vorbei - von vorn. Alles war ganz entspannt. Ca. 15 Sekunden später (!) kam er von hinten wieder zurück - nahezu lautlos! Mein Hund hat sich sehr erschrocken, gebellt und ist ein paar Meter hinter dem Mann her gerannt. War das erste und einzige Mal in seinem Leben, passiert ist natürlich nichts, aber der Jogger hat mich übelst beschimpft.
Da kann ich nur sagen, wie kann man so doof sein und an einem Hund 10 Meter vorbei rennen, um dann wieder umzukehren? Wäre es nicht möglich gewesen, vorher umzudrehen? Wäre er einfach nur ganz normal von hinten gekommen, hätte ich - und auch der Hund - ihn so wie immer rechtzeitig wahrgenommen und es hätte kein Problem gegeben.
Rücksichtnahme könnte hier bedeuten, sich - wenn man von hinten kommt - rechtzeitig bemerkbar zu machen. Manche Jogger rufen z.B. „Ist der Hund ok?“ Ich antworte dann wahrheitsgemäß mit Ja und halte meinen Hund nicht fest, da er sich nicht für Jogger interessiert und damit dieser nicht denkt, er hätte eine Bestie vor sich, die man festhalten muss. Wenn mich aber jemand bittet, ihn festzuhalten, tue ich es selbstverständlich.
Aber natürlich hast du in einem recht: Es werden mehr Hunde und dadurch fühlen sich auch die Menschen, die keine Hundefreunde sind, öfter gestört.
Und auch als Hundehalterin bin ich der Ansicht, dass es einen verpflichtenden „Hundeführerschein“ geben sollte.