Hupatz

Hallo Experten,

nachdem ich dieses Sprichwort seit meiner Kindheit kenne und bisher nur Leute kannte, die damit was anzufangen wussten, kam nie die Frage auf, was es eigentlich bedeutet.
Nun kam jedoch so ein Mensch in mein Leben…

„Es stinkt wie Hupatz…“

Was meint dieses Wort?

Gruß´
Marco

Hallo, Marco,

der Hupatz ist der Wiedehopf!

In der Lexik des Mittelmärkischen finden sich zahlreiche Wörter, die mit niederländischen Siedlern in dieses Gebiet kamen und im Alltagswortschatz sowie als Flur- und Straßennamen auftreten. Slawischer Herkunft ist - neben zahlreichen Ortsnamen - z.B. Lietz (Blesshuhn) und Hupatz (Wiedehopf). In den Landschaften Beeskow-Storkow und Teltow ist der Anteil slawischer Sprachspuren am deutlichsten. Hier finden sich Kunschen (grünes Kiefernreisig), Maline (Himbeere), Moch (Moos) oder auch parig (kotig). Im Mittelmärkischen wird für Mädchen Mäeken verwendet, im Nordmärkischen dagegen Diern.

=> http://www.kulturbund.de/mundart/Dialekte.htm

Und zu dem findet sich bei Röhrich:

_Das eigene Nest beschmutzen: Schlechtes über die eigene Familie sagen, die eigene Verwandtschaft in Mißkredit bringen. Der ursprüngliche Realbereich der Redensart liegt in der Vogelwelt und bezieht sich speziell auf den Wiedehopf , dem nach der Zoologie des Mittelalters diese Eigenschaft in besonderem Maß zugeschrieben wurde und der damit schon früh in redensartlichen Gebrauch kam. So schreibt der spätmittelhochdeutsche Dichter Muskatblüt (74,60ff.):

Duostu selbe in din eigen nest
Du glichest wol dem wedehoppen,
Wa du dan sitzest oder stest,
Darin so muostu knoppen.

In Johann Fischarts ‚Ehzuchtbüchlein‘ heißt es: »Dan was ist dieses für ein Viehische Widhopfenart, sein eygen Nest bescheyssen?« Und ebenso bucht Sebastian Franck in seinen ‚Sprichwörtern‘: »in sein eygen nest hofieren wie ein widhopff«. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts ist die Redensart, allgemein auf den ‚Unnutzvogel‘ übertragen, auch bildlich dargestellt worden; so in Thomas Murners ‚Schelmenzunft‘. Darunter stehen die Worte:

Der Vogel hatt eyn bose art
Der seym eigen nest nit spart
Sunder selber scheisset dreyn
Den gschmack doch selber nymmet eyn …
Der Vogel kan nit sein der best,
Der scheisset in sein eigen nest.
In seiner ‚Außlegung gemeyner deutscher Sprichwörtter‘ schreibt Joh. Agricola im Kapitel 665: »Wer in sein eygen nest scheißt, der ligt vnsannft, und ist nit ehren werdt …Man sagt, daß vnder allen fögeln keyner in sein nest thuo denn der Widhopff, darumb er auch eyn verachter vogel ist, wiewol er eyn kron vnd kamp tregt, vnd hatt hübsche federn, denn er ist nit ehren werdt«.
Vermutlich war das Sprichwort ‚Es ist ein schlechter Vogel, der sein eigenes Nest beschmutzt‘ schon vor 1000 n. Chr. geläufig. Doch kann die Frage der Herkunft nicht geklärt werden: entweder ist es eine Prägung der gelehrten theologischen Literatur, der klassischen Antike oder des frühen europäischen Mittelalters.
Die Vorstellung vom Wiedehopf als schmutzigem Vogel erscheint schon in Aristophanes’ ‚Vögel‘. Als Ursprungsland dieser Vorstellung gilt der Orient.
In Schwaben sagt man: '‚s ist e schlechter Vogel, der’s eige Nest verscheißt; wenn er aber de Hintere net’nausbringt, hat er kei andere Wahl‘.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Nest, S. 4. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 4333 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 1090) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

besten Dank dafür. Andere Frage noch dazu: sprich, das eigene Netz beschmutzen wird dem Geruch gleichgesetzt?

Gruß
Marco

Hallo, Marco,

Andere Frage noch dazu: sprich, das eigene Netz beschmutzen wird dem Geruch gleichgesetzt?

So scheint es zu sein.

Gruß Fritz

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