Hypnotherapie und deren Ausführung

Hallo,

momentan lese ich von Erickson zur Hypnotherapie und für mich bleibt dennoch eine Frage offen:

Hypnotherapie arbeitet ja mit Ressourcen, die der Mensch in sich hat- damit die Lösung eines Problems.
Nun ist mir nicht klar-- denkt sich der Therapeut die Lösung und suggeriert genau in diese Richtung, auf das genau diese Ressource (die der Therapeut sieht) aktiviert wird ?
  - oder wird in ganz allgemeiner Art und Weise suggeriert um irgendeine Ressource zu „wecken“ (was ja dann bedeutet, daß der Patient auch über ganz andere Wege zu einer Lösung kommen kann-- andere Wege, die der Therapeut möglicherweise gar nicht gesehen hat)??

Kann mir dazu jemand eine Antwort geben?
LG kitty

Moin!

Hypnotherapie arbeitet ja mit Ressourcen, die der Mensch in
sich hat- damit die Lösung eines Problems.
Nun ist mir nicht klar-- denkt sich der Therapeut die Lösung
und suggeriert genau in diese Richtung, auf das genau diese
Ressource (die der Therapeut sieht) aktiviert wird ?
  - oder wird in ganz allgemeiner Art und Weise suggeriert um
irgendeine Ressource zu „wecken“ (was ja dann bedeutet, daß
der Patient auch über ganz andere Wege zu einer Lösung kommen
kann-- andere Wege, die der Therapeut möglicherweise gar nicht
gesehen hat)??

Ohne Profi zu sein:
Therapeuten können doch gar nicht die Lösung ihrer Klienten kennen.
Sie können doch dem Klienten immer nur dabei helfen, seine eigene Lösung zu finden.

Und ich glaube bis heute nicht daran, dass man jemandem per Hypnose überhaupt irgendetwas suggerieren kann. Meiner Meinung nach kann der Hypnotherapeut lediglich die eigenen Ressourcen wecken, er kann nichts hervorrufen, was nicht da ist.

Sorry, falls dir diese Gedanke überhaupt nicht weiterhelfen sollte.

Gruß, Fo

Hallo Kitty,

ich bin NLP-Master-Practitioner und beantworte deine Frage aus der Sicht des NLP:

Das Neuro-Linguistische Programmieren (kurz NLP ) wurde Anfang der 70er Jahre von Grinder und Bandler entwickelt. Dabei stützten sie ihre Kommunkikationtechniken auch auf die Therapieart von Milton Erickson - der Hypnottherapie. 

Es geht dabei Veränderung psychischer Abläufe im Menschen zur eigenen Lösungsfindung herbeizuführen. Dabei wird das Unterbewusstsein des Klienten angesprochen, was in einer Trance einfacher funktioniert als „bei vollem Bewustsein“.

So gesehen hat Fogari Recht, dass „nichts per Hypnose suggeriert werden kann“, was Hypnotisierte absolut nicht will bzw seinen Vorstellungen entspricht. Der Hypnotherapeut kann jedoch eigenen Ressourcen wecken und mit Motivationsarbeit helfen, diese umzusetzen.

Wenn ein Therapeut „seine Lösung“ dem Klienten vorgiebt, wird es nie eine dauerfristige Lösung sein (da es ja nicht die eigene ist).

Somit hast du Recht mit der Aussage, dass der Klient „auch über ganz andere Wege zu einer Lösung kommen kann“.

Liebe Grüße

Georg

Liebe Kitty,
mit Ressourcen nutzen, die der Patient hat ist gemeint, alles zu Nutzen, was der Klient mitbringt um z.B. eine Trance leicht zu erreichen. „Seine Sprache“ zu sprechen.Vielleicht ist Dir selbst schon mal aufgefallen, dass Du automatisch, wenn du mit verschiedenen Menschen sprichst, dich auch verschieden ausdrückst. Dich auf jemanden einstellst.
Den Klienten dort „abzuholen“ wo er gerade steht.Damit wird ihm ermöglicht auf seine Art in Trance zu gehen und die Lösung und Veränderung bei sich zu finden. Wie hier auch schon erwähnt wurde ist die Lösung, die ein/e Therapeut/in meint zu erkennt zu 98 % nicht die Ideallösung des Klienten. Und es kommen erstaunliche Ergebnisse/Lösungen zu Tage. Das ist das besondere an Hypnotherapie.
Jeder hat das Wissen darüber. Nur können wir es mit unserem Vertand nicht immer abrufen. Manchmal steht dieser uns nämlich im Weg beim Suchen.
L.G.

Hallo Kitty,
wie schon in den anderen Antworten angesprochen, geht es bei der Anwendung hypnotischer Methoden darum, dass der Patient die für ihn im Moment optimalste Lösung für eine Problematik findet, also Zugang zu seinem „inneren Wissen“ /Potential findet.
Praktisch hängt es natürlich vom Vorgehen des Therapeuten entsprechend seiner Vorbildung / seines Patienten-/Menschenbildes ab, ob er vollkommen (versucht) seine eigenen Vorstellungen/Lösungsideen außen vor zu lassen und dem Patienten eher hilft, einen Weg hin, durch und mit dessen eigenem Innenleben/Erleben… zu einer Lösung zu finden.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit einen eigenen Lösungsansatz anzubieten und dann mit dem Patienten herauszufinden, ob dieser ihm hilft u./o. wie weit er modifiziert werden muss.

Ich denke, beide Wege können zu einem Patienten eigenen Lösungsweg führen.

Letztlich sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass man als Therapeut keine Wirkung / Beeinflussung vermittelt - man kann nur bemüht sein, die mögliche nachteilige Einflussnahme so weit möglich zu reduzieren.

Ich stimme der Aussage grundsätzlich schon zu, dass eine Fremdhypnose immer eine Art Selbsthypnose ist und eine Fremdbeeinflussung gegen den „eigenen Willen“ wahrscheinlich eher schwierig ist, aber sicher nicht unmöglich (was aber weniger Praxis relevant ist). Ich glaube aber das der „eigene Wille“ bzw. die Prägungen / Glaubensmuster, die darüber entscheiden, ob eine Suggestion einer anderen Person o.ä. angenommen wird, so vielschichtig und „von außen“ unvorhersehbar sind, so dass man zwar davon sprechen kann, dass jemand (meistens- ich bin lieber vorsichtig) nicht gegen seinen „Willen“ eine Suggestion annimmt, dieser „Wille“ aber eine Menge als passend ansehen kann, was das (Tages-) Bewusstsein „niemals“ bestätigen würde.

Nicht umsonst wirkt Werbung: wenn irgendwelche Bedürfnisse z. B. durch Essen befriedigt werden können, wird eine entsprechende Werbung akzeptiert, wenn eine Angst vor dem Altern und die jahrzehnte lange Prägung festlegen, dass bestimmte Probleme mit dem Altern kommen, dann wirkt jede Werbung, die suggeriert, dass mit 40 spätestens alle Gelenke wehtun etc. und nur das gepriesene Präparat hilft- und verstärkend kommt hinzu, dass wir meist nach wenigen Minuten TV in einem hypnotischen Zustand sind (Alpha dominiert).

Und noch ein Beispiel: ein großes Problem sogenannter Negativhypnosen entsteht durch die Art und Weise wie einem Patienten eine Diagnose mitgeteilt wird - viele an bedrohlichen Erkrankungen Erkrankte sind allein dadurch traumatisiert und erleben u. U. Symptome der Erkrankung u. /o. Behandlung schlimmer und haben noch weniger Chancen, einen Weg „hinaus“ zu finden.

Ich hoffe, das hilft etwas weiter.

Gruß
Andreas

Hallo und schonmal vielen Dank für Eure Gedanken! :smile:

Ich stolpere deshalb über meine 1.Fragestellung, weil nach den Büchern Erickson durchaus „richtungsgebend“ Hypnosearbeit geleistet hat-- so liest es sich zumindest für mich.

Was Ressourcen sind ist mir klar- ebenso was Trance ist- genauso weiß ich, daß „der Therapeut keine Lösung vorgeben kann“.
Speziell Letzteres sehe ich allerdings als ziemlich theoritisch an…denn jeder wird mit einem neuen Klienten seinen eigenen Erfahrungsschatz innerlich „durchgehen“ und damit auch Hypothesen bilden, wo die gemeinsame Arbeit sehr wahrscheinlich „hingehen“ wird.

Das es dann immer noch „Überraschungen“ geben kann- ist logisch- aber bei aller Individualität gibt es dennoch Schubladen…ansonsten bräuchte man auch keine Bücher oder Definitionen, wenn immer alles neu „erfunden würde“.
Und ich meine damti auch nicht, daß der Therapeut sagt „sie müssen es SO machen“…sondern ihn dennoch in diesen Bereich versucht so bringe, wo der Patient mal schauen kann…ob dort der Weg liegt.

In diesem Zusammenhang habe ich nun auch die Arbeit in der Hypnotherapie von Erickson gelesen.
Daß dieser den Patienten- wenn er den Weg der Problemlösung im Keller vermutet- in den Keller zum Wegfinden schickt…und nicht noch zusätzlch auf den Speicher- um es mal bildlich auszudrücken.
Letztlich auch, weil es schon im Keller zig Wege geben wird…und es vielleicht viel zuviel an Information und Arbeit wäre, alle auf einmal anzubieten.

hoffe, man kann mich verstehen…das alles ist durchaus etwas kompliziert.
Ich kann mir halt schlecht vorstellen, daß man „alle REssourcen“ mal weckt…das wäre doch was raumgreifend…oder??
kitty

Hallo,:

Nicht umsonst wirkt Werbung: wenn irgendwelche Bedürfnisse z.
B. durch Essen befriedigt werden können, wird eine
entsprechende Werbung akzeptiert, wenn eine Angst vor dem
Altern und die jahrzehnte lange Prägung festlegen, dass
bestimmte Probleme mit dem Altern kommen, dann wirkt jede
Werbung, die suggeriert, dass mit 40 spätestens alle Gelenke
wehtun etc. und nur das gepriesene Präparat hilft- und
verstärkend kommt hinzu, dass wir meist nach wenigen Minuten
TV in einem hypnotischen Zustand sind (Alpha dominiert).

Das hypnotische Sprachmuster wirken- ist erschreckend nachvollziehbar, wenn man sich damit mal näher befasst.
Man kann dabei zwar nicht von Hypnose sprechen…aber Suggestion mithilfe Konfusion ist auf jeden Fall bei jedem Menschen durchführbar.
Dazu- kennt sich damit kaum jemand aus und das zu durchsteigen ist auch wirklich eine Aufgabe für sich.

Werbung und Hypnose ist da natürlich nicht in einen Topf zu schmeissen.

LG kitty

Hallo Kitty,

ich stimme Dir zu, dass es in der gesamten Praxis der Psychotherapie - nicht nur in der Hypnotherapie - de facto unmöglich ist, die eigene Meinung, Lebenserfahrung und Überzeugung des Therapeuten gänzlich aus dem therapeutischen Prozess rauszuhalten. Dazu werden viel zu viele Informationen unvermeidlich über Mimik, Wortwahl, Stimmfärbung, Körperhaltung usw. zum Klienten transportiert.
Dennoch bleibt es immer ein „edles“ Ziel der (Hypno- und jeder vernünftigen) Therapie, die - in jedem Organismus vorhandenen - Selbstheilungskräfte des Klienten anzusprechen, zu wecken und zu stärken. Und das Vertrauen in diese beim Klienten aufzubauen.

Schon alleine deshalb, um die, sozusagen „paradoxe“ Zielsetzung des Psychotherapeuten zu erreichen, nähmlich sich mit seiner Arbeit beim Klienten so schnell wie möglich selbst entbehrlich zu machen, statt jahrelange Abhängigkeiten (von seiner „Therapeuten-Weisheit“) zu erzeugen.

Peter

Hallo Kitty,

VOR der Hypnosesitzung werden die persönlichen und individuellen Ressourcen des einzelnen Klienten in Gesprächen (wieder)-entdeckt und dann aktiviert.

LG

Hallo,
einiges findest Du ja schon in den anderen Antworte - dass man nichts aufzwingen kann, was gegen den Willen des Hypnotisierten ist, dass ein Hypnotiseur kein „Lösungsfinder“ ist, sondern ein Begleiter zur Selbsthilfe für den Klienten…
Die Besonderheit von Erickson ist m.E., dass er bestimmte hypnotische Sprachmuster gezielt eingesetzt hat, jeweils nach der Situation bzw. den Bedürfnissen des Klienten. Durch z.B. offen Formulierungen regt er Suchprozesse im Klienten an, damit das Unterbewusstsein eine passende Lösung findet. Es gibt auch (im interantionalen Vergleich) unterschiedliche Hypnoserichtungen, eher direktive oder mehr offene/indirekte bzw. kommt es für mich auf die Situation, das konkrete Problem usw. an, wie eine (individuelle) Hypnose erfolgreich sein kann.