Hi CMБ,
es wird dann immer noch ein asymmetrischer Konflikt sein, nur einer,
in dem der Versteckspieler auch über teure und effiziente Spielzeuge
verfügt.
Sehe ich auch so. Ein hoch entwickleter Typus von „Guerilla“: Hi-Tech inkl. Großkaliber; aber nicht gepanzert mobil, sondern in Tunneln und Bunkern und ansonsten, wie gehabt unter dem „moralischen Schutzschild“ einer teils sympathisierenden, teils gepressten Bevölkerung.
Uri Avneri schreibt dazu:
„Auch die andere Seite hatte sich seit Jahren vorbereitet. Sie baute nicht nur Verstecke für Tausende von Raketen, sie hat auch ein raffiniertes System von Bunkern, Höhlen und Tunnel im vietnamesischen Stil gebaut.“
(http://www.uri-avnery.de/magazin/artikel.php?artikel…)
Die Vietnam-Analogie sehe ich bei den Verhaltnissen rund um die berüchtigte Operation Phoenix im Mekong-Delta. Ein Alptraum, wie man sich erinnert; Napalm, Massaker, Folter, Fehlschläge.
Und die Zeit arbeitet ebenfalls für den verdeckten Angreifer,
Sehe ich auch so. Jeder Tag länger hätte das Potential wachsen lassen.
da Israel imho längere „intensive Kriege“ schlecht bekommen.
Zum „schlecht bekommen“: einverstanden. Nur war diese bittere (infanteristische) Pille noch nicht der Zweck der Übung. M.E. ging es bei der Hezbollah-Aufrüstung darum, ein strategisches Potential zur Flankierung der Iranischen Rüstung in die Waagschale werfen zu können. Ähnlich vielleicht, wie die SS 20 zu den Interkontinentalraketen der SU gegenüber Westeuropa seinerzeit.
Angenommen, der Iran hätte in ein paar Monaten für die USA und Israel interventionsbedürftig ausgesehen. Dann hätte, vielleicht anläßlich einer „letzten Warnung“, Teheran enthüllen können, dass der Iran über Trägermittel außerhalb seiner Hoheitsgebietes verfügt, die - wenn mit Massenvernichtungswaffen bestückt - Israel vernichten könnten.
Wenn die USA gesagt hätten: Ihr „Ihr baut die Bombe“; dann wäre also die Antwort nicht einfach nur „Im Prinzip nein!“ gewesen; sondern ein Hinweis auf exterretoriale Trägermittel. Und neben einem Angriff auf strategische Ziele im Iran noch parallel, quasi „präventiv“ irgendwelche noch völlig unerkannte Ziele im Libanon anzugreifen, das wäre wohl nicht gegangen.
Dass man neben „chirurgischen Schlägen gegen strategisches Ziele im Iran“ auch noch völlig neu auf die Tagesordnung gekommene Bedrohungsmittel im Libanon angreifen muss; das sollte die auch für George Bush allzuhohe Hürde gewesen sein, hinter der Teheran vorsah, sich eine sichere Deckung versprechen zu können.
[„Gleiwitz-Situation“]
Des schmeckt jetzt aber ein bissle nach Sumpfblüten
Naja, schlecht formuliert. Ich meinte eher, dass die Hzbollah gerade :den in der IDF dienenden Erzherzog Ferdinand entführten, was
natürlich ein Nachspiel haben musste.
Das sehe ich nun wieder viel banaler. Das „Nachspiel“ bestand aus einer missratenen Verfolgung mit einem Merkava, der prompt auf einer Mine gefahren ist und einem gut gebauten Hinterhalt (vielleicht ein erster Hinweis für die IDF, dass sich doch größere Dinge getan haben im Südlibanon). Dann begann die Luftwaffe ein paar lokale transportlogistische Punkte zu bombardieren, angeblich um die Ausschleusung der Entführten zu verhindern. Zu diesen Einsatzbefehlen mag sich vielleicht bereits eine Idee beigesellt haben, mal „auf den Busch zu klopfen“ und zu gucken, was die Kameraden mit der anderen Feldpostnummer (um auch mal etwas in Gleiwitz-Jargon abzurutschen) da so vorbereitet haben könnten. Und da „musste“ die Hezbollah dann die Katze aus dem Sack lassen und ein Arsenal offenbaren, dessen Dimensionen über die Deckung von Entführungen etc. weit hinausgehen.
Es war ein Hase-Igel- Spiel, was die Israelis gewonnen haben. Sie wurden, um noch eine unpassende Analogie zu bemühen, beim Pokern etwas angereizt, und haben dafür gesorgt, dass sie die Karten zu sehen bekamen. (Der Spieleinsatz ist natürlich nichts anderes, als Tod und Leid; aber das Spiel geht darum, ob es vier- oder sechsstellige Opferzahlen gibt.)
Jetzt haben sie einen gewissen Schlamassel, nämlich den, dass sie sich da durchkämpfen müssen, was blutig werden wird, einen Schlamassel, den sie nur versuchen können, durch ein international ausgesprochen unpopuläres Bombardement etwas weniger albtraumhaft werden zu lassen. Aber das ganze ist kein Vergleich mit dem Schlamassel den es gegeben hätte, wenn die Hezbollah-Arsenale nach Teheraner Timing und für Irans Zweck hätten aufgefahren werden können.
Nach dem Flop mit den Massenvernichtungswaffen im Irak hätte Bush wohl kaum von heute auf morgen der Welt einen waffenstarrenden Libanon „verkaufen“ können. So braucht er das nicht mehr, weil sich Nasrallah auf Olmerts Aufforderung hin zu einem Pfau mit Raketengefieder aufgespreizt hat. Ich würde sagen, dass der Fallensteller in die Falle getappt ist.
Und jetzt: Warum? Ich glaube, u.a. weil den gegen Israel in Stellung liegenden Gotteskriegern der Anblick des konfessionellen Bruderkrieges im Irak unerträglich geworden ist. Durch die Hamasentführung muss sich die Hezbollah-Führung in Zugzwang gesehen haben, auch so ein „Kunststück“ vorzuführen; zumal Entführungen kurzfristig populär wirken, wegen des trügerischen Versprechens von Gefangnenaustauschen.
Die Hezbollah wollte der Hamas keinen Popularitätsvorsprung gönnen und fürchtete den Eindruck, dass die Schiiten sich zur Deckung des Irans zurückhielten, derweil sie (aus anti-westlicher Sicht) im Irak eher den Staatsapparat zu unterwandern schienen, als gegen die Koalitionsmächte zu kämpfen. Von Schiitisch-Dschjihadistrischer Seite muss es Anflüge einer heraufziehenden Sorge um das Image als „Kampfpartei“ gegen den Westen gegeben haben. Ahmadineschads „Grosses Gerede“ und der Rüstungsaufbau im Iran wurden wohl als zu wenig „glaubwürdig- spektakulär“ für den Geschmack der dschjihadistischen Teile der Umma angesehen, sodass die Sunnitische Konkurrenz unangenehm aktiver auszusehen drohte, im Kampf gegen den „Großen und den Kleinen Satan“.
Und so gelang es „den Zionisten“, eine vorzeitige Entblößung von (un)heimlichlichen Installationen zu erwirken, die für doch etwas anderes, etwas „größeres“ vorgesehen waren.
Das ganze ist von der Dimension her etwa so, als wenn ein Attentäter sich auf dem Weg zum Tatort auf eine Klopperei mit dem Dorfsherriff eingelassen hat. Eigentlich erfreulich; aber nur wenn man den Zusammenhang kennt.
Strategische Grüße
Thomas