Ich frage mal wieder für meine Freundin Susi, weil mir irgendwie auch nix mehr einfällt, was ich ihr raten könnte. Wir reden von einer deutschen Behörde, wo die Susi mit noch zwei Kolleginnen und der Teamleiterin arbeitet.
Nun ist die Teamleiterin (nennen wir sie mal Karen) auch Mama eine zweijährigen Tochter, Karen arbeitet nur 75%. Allerdings hat sich jetzt im Lauf dieses Jahres ergeben, dass die Karen mindestens einen Tag pro Woche „wegen Kind“ fehlt (Kind krank, Kindergarten zu etc.). Nachvollziehbar, eine kranke zweijährige braucht einen Elternteil. Aber für Susi bedeutet das, das Karen faktisch nur 50% da ist.
Es ist auch so, dass Karen durchaus ihre Familie wichtig findet, sie also an den Tagen an denen sie „wegen Kind“ fehlt nicht zu erreichen ist (auch nicht am Abend, wenn ggf. der Papa sich um das Kind kümmert oder so).
Das heißt - sie hat schon recht wenig Zeit in der sie überhaupt prinzipiell verfügbar ist. Dazu kommt noch, dass sie einigermaßen wenig nachvollziehbare Prioritäten in der Wahl ihrer Besprechungen an den Tag legt. Je sinnloser und je weniger sie inhaltlich beitragen könnte je besser. [Anmerkung: die „Sinnhaftigkeit“ dieser Besprechungen wird mir natürlich von Susi höchst subjektiv geschildert, aber einige Beispiele die sie mir nannte fand ich in ihrer Sinnlosigkeit absolut nachvollziehbar]
Sprich: von der wenigen Zeit, die sie ohnehin nur zum Arbeiten hat verdaddelt sie nochmal gut die Hälfte in niedrig zu priorisierenden Meetings.
Wir haben also vielleicht noch 20% effektive Arbeitszeit. Für Kleinkram und insbesondere Organisation von Terminen hat sie immer Kapazitäten frei - aber Dinge, in die man sich reindenken muss, wo man für die Entscheidung eventuell verschiedene Leute befragen muss etc. die erledigt sie entweder gar nicht oder entscheidet ohne Berücksichtigung der ihr zur Verfügung gestellten Fakten willkürlich. Bei dieser Entscheidung bleibt sie dann aber auch
Nun ist die Susi eher so, dass sie diese Entscheidungen „einfordert“. Und darauf fiel dann eben das Zitat „Ich bin das Bottleneck“. Und da sind wir auch bei dem wirklich positiven Aspekt der Geschichte. Karen ist nicht total blöd - sie merkt schon, dass sie nicht „gut“ arbeitet. Klar, zum einen fehlt ihr familienbedingt die Zeit, aber vor allem ist ihr wohl selbst klar, dass ihre unfundierten Entscheidungen für Susi und ihre Kolleginnen ein ziemliches Problem sind. Und dadurch, dass sie keine Zeit hat, kann sie die „wichtigen“ Besprechungen auch nicht vorbereiten, damit gibt es Nach-Besprechungen, Karen stell auch innerhalb der Behörde ihr gesamtes Team mit ihren drolligen Entscheidungen in ein etwas schlechtes Licht (Außenwirkung ist in diesem Team kein Thema).
Bisher hatte Karen auch nie am Abend / Wochenende mal liegen gebliebenes erledigt - aber bei einer auch wieder sehr netten aber für sie komplett sinnfreien Wochenendveranstaltung war sie dann eine sehr eifrige Teilnehmerin.
Ich persönlich glaube ja, dass Karen einfach mit dem Job überfordert ist. Sowohl von der Führung als auch inhaltlich. Deswegen flüchtet sie sich in Dinge, die sie gut kann: nämlich in sinnlosen Meetings rumsitzen und Kleinkram erledigen. Ich glaube, sie merkt ganz deutlich, dass sie sich mit ihren erratischen Entscheidungen schon ein wenig den Stempel „nett aber kackedumm“ erworben hat.
Nur: was machen wir damit? Susi hatte schon den ironischen Plan ein ernstes Wort mit Karens Gemahl zu reden, wie’s denn mit Kind #2 aussähe. (Nein, das wird sie nicht tun)
Was könnte aber Susi tun, damit Karen eine bessere Vorgesetzte wird? Sachliche Argumente „Hier die Fakten, ich empfehle Entscheidung x, da Unterschrift“ prallen komplett ab. Sie entscheidet lieber ohne Fakten.
Bin gespannt auf Eure Meinungen und kann ggf. weitere Details nachliefern.
Edit: zwei doofe Vertippsel eliminiert