Hi Cokin,
Lieber Cokin,
meiner Ansicht nach vertrittst du mit deiner Traum-im-Traum-These eine psychologische Regression, die die 2500 jährige Geschichte der Philosophie zurückdrehen möchte.
Nietzsche macht den Anfang des wissenschaftlichen Denkens an Sokrates fest, der bis zu den tiefsten Wurzeln des Seins davon überzeugt gewesen sei, durch sein SELBSTBEWUSSTSEIN (und diesen Ansatz übernahm Sokrates von Protagoras, um seine erweitere Position zu begründen) dem Leben einen Daseinssinn zuzuschreiben, der ja gerade das unbewusste Träumen selbst bewusst machen sollte.
Da aber heute aus der Wissenschaftsgemeinde eine nicht mehr zu übersehene politische KONTROLLMACHT wurde, in einer noch viel größeren MACHT als die der Religionen, was Adorno und Horkheimer ja mit ihrer „Dialektik der Aufklärung“ zu begründen versuchten, muss man meiner Ansicht nach die Position eines politisch denkenden Menschen, wie dem des Sokrates, radikal neu interpretieren (vgl. hierzu Ernst Tugendhat, der zum Thema „Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung“ 14 Vorlesungen an einer deutschen Universität abgehalten hat, siehe Suhrkamp Verlag 1979).
Deshalb beharre ich so hartnäckig auf dem Begriff der KUNST (Lebenskunst), statt dem der Wissenschaft.
Allerdings ist das eine rein subjektive Entscheidung des Philosophierenden selbst und nicht eine zu „kontrollierende“ durch irgendeine allgemeine Norm.
Deshalb schlage ich eine Trennung zur Wissenschaft vor. Die Philosophie trennt sich, wie zuvor schon so oft, in zwei Disziplinen.
Das hat meiner Ansicht nach den großen strategischen Vorteil, dass ich als Einzelner mir ja sämtliches Wissen dieser Welt frei und selbst bewusst auswählen kann, aber nicht einem allseitigen Kontrollzwang unterliege.
Prof. Ernst Tugendhat: “Indem wir nicht mehr glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein, können wir die Erfahrung des Sokrates erneuern…“
Gruß
C.