Hallo, Fragestellender,
das Problem ist sehr komplex. Je nachdem, wie man es betrachtet… Es ist sehr schwierig, sich mit ein paar „dürren“ Ratschlägen an dich zu wenden.
Ich schließe mich den anderen Ratgebenden in der Regel an. Es sind sehr gute Meinungen und Tipps dabei. Ich weiß leider zu wenig über dich und Deine Situation. Sende mir Deine Emailadresse und ich kann Dir, nachdem Du mir Deine Lage besser geschildert hast, mehr sagen, wenn ich einen näheren Eindruck erhalte.
Im Prinzip vorneweg - so befremdlich es klingen mag - von einer etwas höheren Warte gesehen (ich will mich nicht emporheben, will nur eine Metaposition beziehen), muss jeder auf dieser Welt seinen Weg alleine gehen. Dieser Weg ist von Erfolg, Mißerfolg, Freud und Leid geprägt, es treten Dinge ins Leben, Menschen, neue Ansichten und Erfahrungen werden durchlaufen. Jeder von uns muss diese selbst machen, wie Du sicher auch genau weißt. Dazu gehört auch eine - möglicherweise - Sucht. Sehen wirs mal so: Wenn das Problem, Alkoholsucht im Leben bewältigen zu müssen, „im Programm“ eines Menschen steht, so muss diese entweder bewältigt werden oder man nimmt das Problem mit in ein weiteres Leben, so lange, bis es gelöst ist. Wir, drumherum - ich vergleiche es immer mit einem Schaufenster, in das wir Außenstehende auf dieses Alko-Leben blicken - sehen nur das Vordergründige. Was sich hinter den Kulissen abspielt, sehen wir nicht und wenn doch, verstehen wir es oft nicht. Wir glauben oft, die eigenen Kinder so gut zu kennen. Fakt ist, dass wir nur einen Teil von ihnen kennen, der Rest bleibt uns verborgen. Die Beweggründe für das Trinken sind mannigfaltig. Kein Mensch gleicht dem anderen. Der eine trinkt aus diesem, der andere aus einem völlig anderen Grund. Die meisten Trinker wissen nicht (mehr), warum sie eigentlich zur Flasche gegriffen haben und noch immer trinken (müssen). Wir Betrachter sind keine Therapeuten. Wir glauben, einfache Lösungen parat zu haben. „Hör doch auf mit dem Trinken!“ Es funktioniert nicht. Es ist viel zu kompliziert, den Werdegang des Trinkens zurück zu spulen bis zu dem Punkt, an dem es verursacht, „erlernt“ worden ist. Kein „Laie“ kann einen Alkoholiker wirklich beeinflussen. Nur der selbst kann es und - wenn er es denn zuläßt - sein Therapeut. Familienangehörige und Partner zählen NICHT DAZU. Liebe ist kein guter Ratgeber bei Suchtproblemen. Sie drängt den Alkoholabhängigen noch weiter in die Sucht, denn sie verursacht gerne Schuldgefühle, von denen Trinker ja schon reichlich mit sich herumschleppen… Du siehst, es ist nicht einfach, das Ganze zu durchschauen.
Mein schneller Tipp hier und jetzt fürs Erste, wenn Du mir nicht mehr schreiben magst und mit dem, was dir hier insgesamt geraten wurde, vorerst zufrieden bist und damit leben kannst:
Wenn du denn schon offen Deine Meinung zu dem Trinkkonsum ihm gegenüber geäußert hast, so lass es vorerst gut sein. Gibt es aktuelle Vorkommnisse mit Alkohol, dann kann man die Situation nützen und wieder was sagen. Nichts zu sagen und nichts zu unternehmen, wäre kontraproduktiv. Es gibt Flyer von Anlaufstellen in den Gesundheitsämtern usw.
Man könnte ihm sowas mal in die Hände drücken. Es wird selten ignoriert, wenn auch nach außen hin oft ein „was soll denn das?“ demonstriert wird.
Viele, die eine zeitlang zuviel trinken, kommen von selbst wieder von dem Tripp herunter.
Vielleicht kommt Dein so erfolgreicher Sohn doch nicht so ganz mit den Karriere-Sprung zurecht und fühlt sich innerlich „fremd“ damit. Das Trinken relaxt ihn und gibt ihm gleichzeitig ein Gefühl der Erhabenheit und Ruhe. In höheren Geschäftsetagen gehört der „Drink“ wie wir alle wissen, zum Image. Sprich im Geiste mit Deinem Sohn, und bitte ihn „innerlich“ täglich, bevor Du einschläfst, dass er sich prüfen möge, ob er nicht lieber auf Alkohol verzichten wolle. Es gibt höhere Ebenen, als die feststoffliche. Wir alle kommunizieren im Schlaf miteinander, ohne, dass wir etwas davon in Erinnerung behalten. Versuche es, es kostet nichts und hat schon oft geholfen. Auch ein Gebet kann in solchen Fällen viel bewirken - wenn es auch befremdlich klingen mag - ich spreche aus eigener Erfahrung!!
Noch eins: Nicht jeder der trinkt, ist schon süchtig. Es gibt Möglichkeiten, dies festzustellen. Äußert er selbst Bedenken in dieser Richtung, so empfehle ihm Euren Hausarzt und die Suchtberatung, die man auch anonym aufsuchen kann. Es gibt - wie schon hier empfohlen - viele einschlägige Bücher und Internetseiten zu diesem Thema. Ich schreibe selbst ein Blog, das Angehörigen von Alkoholikern gewidmet ist. Wenn Du mir schreiben magst, sag ich Dir gerne die Adresse des Blogs, ich möchte hier keine Werbung machen.
Ich hoffe, Dass auch ich Dir etwas zu Deinem Problem sagen konnte und wünsche Dir, dass sich alles von selbst wieder lösen möge.