Ich hab da mal ein sehr ernster (Sucht/Alkohol) Problem

Moin moin,

                     stellt euch mal vor da gibt es eine Familie. Geschieden. 2 Kinder.
ein Kind  macht abi ,  studiert und zieht in eine entfernte Stadt von Mama und Papa.
Eltern sprechen so gut wie gar nicht miteinander.
jetzt sagt der Papa - hallo mein Kind trinkst du? Nö. aber ein bißchen viel ist es doch schon?
ja - aber ich habe das im Griff.
„Im griff“ haben es doch alle Alkis.
das Kind hat einen guten job und bekommt von der Firma jetzt noch einen besseren. will sagen es steigt definitiv in eine schöne erstrebenswerte Stellung auf.
Wenn die Alk wittern ,  ich denke mal dann ist Schluß mit Lustig.
Auch der Partner macht uns da auch schon sorgen, was soll der den tun?

Meine Frage: Was kann ich tun um die Situation mit letzter Klarheit zu erfassen?
welche Schlüsse sollte ich dann ziehen?

in grosser sorge dignam

PS: falls noch Fragen offen sind - ich antworte.

Hallo,
grundsätzlich ist Alkoholtrinken in unserer Gesellschaft ja erlaubt. Wer trinkt, gilt als gesellig und locker. Ich selbst trinke nämlich gar nichts und gelte damit als verklemmte Spaßbremse. Man muss im Berufsleben sogar oft trinken, z.B. Sekt bei Feiern (sonst sieht es so aus als würde man dem anderen kein Glück wünschen) oder mehrere Bier bei einem gemütlichen Abend mit Kollegen oder Geschäftspartnern. Rotwein gilt als das klassische Attribut des vertrauenswürdigen Genießers, der sich entspannt und in sich ruhend nach einem harten Arbeitstag zurück lehnt.

Daher würde ich jetzt nicht grundsätzlich sagen, dass Alkoholtrinken karriereschädigend ist. Das gemeinsame Trinken ist ein wichtiges Verbrüderungsritual auch unter Managern.

Aber das Problem liegt wohl eher darin, dass Alkoholismus mit der Zeit die Leistungsfähigkeit doch ruinieren kann und man auch im Vollsuff peinliche Dinge tun könnte, die nicht gut ankommen.

Grundsätzlich ist der Sohn mit über 18 für sein Trinkverhalten und die Gesundheit selbst verantwortlich. Aber du könntest ihn provozieren im Stil von „Wenn du wirklich kein Alkoholiker bist, dann könntest Du ja mal eine Woche ohne auskommen. Probier´s mal!“ Ich finde, dass es ziemlich aufschlussreich ist, wenn man mal eine Weile ohne eine bestimmte Sache auszukommen versucht. Man merkt dann erst, wie sehr man sich daran gewöhnt hat oder auch süchtig ist. Dann kann man sich nicht mehr sooo leicht etwas vormachen. Klar, kann man immer noch. Aber man kommt ins Nachdenken!

Hallo dignam

Die Situation die du beschreibst ist heute leider eher die Regel, als die Ausnahme. Natürlich machen sich die Eltern da zurecht Sorgen. Das beste ist, das du dich bemühst, ein gutes Verhältnis zu deinem Kind zu bekommen. In einer solchen Situation bringt es nämlich nichts, zu Schimpfen oder zu drohen. Das würde das Kind nur noch mehr in die Ecke drängen. Wenn du aber ein gutes Verhältnis aufbaust, dann kannst du dein Kind vielleicht wider erreichen. Interessant ist da das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Sohn hat einen Lebensweg eingeschlagen, den der Vater nicht billigen konnte. Durch die Liebe und die Ruhe, die der Vater zeigte, hat er die Grundlage dafür gelegt, das der Sohn zurück kam. Zeige deinem Kind, das du jederzeit für es da bist. Versuche nicht zu viel druck auszuüben, auch wenn das schwer ist. Nur wenn der andere will, dann kann man ihm helfen. Ich kenne leider viele, die sich bis jetzt nicht helfen lassen möchten. Ich reiche ihnen aber gerne die Hand, aber ergreifen müssen sie sie selbst. Das einzige, was ich dir jetzt noch raten könnte, suche gute Artikel, und mache dich mit der Materie gut vertraut. Du kannst viel erreichen, wenn du weise vorgehst. Ich Wünsche dir dafür alles gute. Auch kannst du dich gerne per Mail kontaktieren. Es wäre nicht gut, zu viel Vertrauliches offen zu besprechen. Ich Glaube, das unsere Freunde von wer weiss was dafür sicher Verständnis haben. Auch mache dir bitte nicht zu viele Sorgen, wenn es ein guter Jugendlicher ist, dann wird er oder sie die Kurve sicherlich kriegen.

Alles gute Hans

Hallo, Fragestellender,
das Problem ist sehr komplex. Je nachdem, wie man es betrachtet… Es ist sehr schwierig, sich mit ein paar „dürren“ Ratschlägen an dich zu wenden.
Ich schließe mich den anderen Ratgebenden in der Regel an. Es sind sehr gute Meinungen und Tipps dabei. Ich weiß leider zu wenig über dich und Deine Situation. Sende mir Deine Emailadresse und ich kann Dir, nachdem Du mir Deine Lage besser geschildert hast, mehr sagen, wenn ich einen näheren Eindruck erhalte.

Im Prinzip vorneweg - so befremdlich es klingen mag - von einer etwas höheren Warte gesehen (ich will mich nicht emporheben, will nur eine Metaposition beziehen), muss jeder auf dieser Welt seinen Weg alleine gehen. Dieser Weg ist von Erfolg, Mißerfolg, Freud und Leid geprägt, es treten Dinge ins Leben, Menschen, neue Ansichten und Erfahrungen werden durchlaufen. Jeder von uns muss diese selbst machen, wie Du sicher auch genau weißt. Dazu gehört auch eine - möglicherweise - Sucht. Sehen wirs mal so: Wenn das Problem, Alkoholsucht im Leben bewältigen zu müssen, „im Programm“ eines Menschen steht, so muss diese entweder bewältigt werden oder man nimmt das Problem mit in ein weiteres Leben, so lange, bis es gelöst ist. Wir, drumherum - ich vergleiche es immer mit einem Schaufenster, in das wir Außenstehende auf dieses Alko-Leben blicken - sehen nur das Vordergründige. Was sich hinter den Kulissen abspielt, sehen wir nicht und wenn doch, verstehen wir es oft nicht. Wir glauben oft, die eigenen Kinder so gut zu kennen. Fakt ist, dass wir nur einen Teil von ihnen kennen, der Rest bleibt uns verborgen. Die Beweggründe für das Trinken sind mannigfaltig. Kein Mensch gleicht dem anderen. Der eine trinkt aus diesem, der andere aus einem völlig anderen Grund. Die meisten Trinker wissen nicht (mehr), warum sie eigentlich zur Flasche gegriffen haben und noch immer trinken (müssen). Wir Betrachter sind keine Therapeuten. Wir glauben, einfache Lösungen parat zu haben. „Hör doch auf mit dem Trinken!“ Es funktioniert nicht. Es ist viel zu kompliziert, den Werdegang des Trinkens zurück zu spulen bis zu dem Punkt, an dem es verursacht, „erlernt“ worden ist. Kein „Laie“ kann einen Alkoholiker wirklich beeinflussen. Nur der selbst kann es und - wenn er es denn zuläßt - sein Therapeut. Familienangehörige und Partner zählen NICHT DAZU. Liebe ist kein guter Ratgeber bei Suchtproblemen. Sie drängt den Alkoholabhängigen noch weiter in die Sucht, denn sie verursacht gerne Schuldgefühle, von denen Trinker ja schon reichlich mit sich herumschleppen… Du siehst, es ist nicht einfach, das Ganze zu durchschauen. 

Mein schneller Tipp hier und jetzt fürs Erste, wenn Du mir nicht mehr schreiben magst und mit dem, was dir hier insgesamt geraten wurde, vorerst zufrieden bist und damit leben kannst:

Wenn du denn schon offen Deine Meinung zu dem Trinkkonsum ihm gegenüber geäußert hast, so lass es vorerst gut sein. Gibt es aktuelle Vorkommnisse mit Alkohol, dann kann man die Situation nützen und wieder was sagen. Nichts zu sagen und nichts zu unternehmen, wäre kontraproduktiv. Es gibt Flyer von Anlaufstellen in den Gesundheitsämtern usw.
Man könnte ihm sowas mal in die Hände drücken. Es wird selten ignoriert, wenn auch nach außen hin oft ein „was soll denn das?“ demonstriert wird.

Viele, die eine zeitlang zuviel trinken, kommen von selbst wieder von dem Tripp herunter.
Vielleicht kommt Dein so erfolgreicher Sohn doch nicht so ganz mit den Karriere-Sprung zurecht und fühlt sich innerlich „fremd“ damit. Das Trinken relaxt ihn und gibt ihm gleichzeitig ein Gefühl der Erhabenheit und Ruhe. In höheren Geschäftsetagen gehört der „Drink“ wie wir alle wissen, zum Image. Sprich im Geiste mit Deinem Sohn, und bitte ihn „innerlich“ täglich, bevor Du einschläfst, dass er sich prüfen möge, ob er nicht lieber auf Alkohol verzichten wolle. Es gibt höhere Ebenen, als die feststoffliche. Wir alle kommunizieren im Schlaf miteinander, ohne, dass wir etwas davon in Erinnerung behalten. Versuche es, es kostet nichts und hat schon oft geholfen. Auch ein Gebet kann in solchen Fällen viel bewirken - wenn es auch befremdlich klingen mag - ich spreche aus eigener Erfahrung!!

Noch eins: Nicht jeder der trinkt, ist schon süchtig. Es gibt Möglichkeiten, dies festzustellen. Äußert er selbst Bedenken in dieser Richtung, so empfehle ihm Euren Hausarzt und die Suchtberatung, die man auch anonym aufsuchen kann. Es gibt - wie schon hier empfohlen - viele einschlägige Bücher und Internetseiten zu diesem Thema. Ich schreibe selbst ein Blog, das Angehörigen von Alkoholikern gewidmet ist. Wenn Du mir schreiben magst, sag ich Dir gerne die Adresse des Blogs, ich möchte hier keine Werbung machen.
Ich hoffe, Dass auch ich Dir etwas zu Deinem Problem sagen konnte und wünsche Dir, dass sich alles von selbst wieder lösen möge.

Moin

Auch mache dir bitte nicht zu viele Sorgen,
wenn es ein guter Jugendlicher ist, dann wird er oder sie die
Kurve sicherlich kriegen.

Ehrlich gesagt, wird es nach Abi und Studium wohl gar kein Jugendlicher mehr sein.

TET

Hallo .
ich möchte mal eben aussprechen was einige die hier auch lesen bestimmt auch denken .
eine sehr gelungene antwort war das von dir.
herbert.

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Hi Dignam,

jetzt sagt der Papa - hallo mein Kind trinkst du? Nö. aber ein
bißchen viel ist es doch schon?
ja - aber ich habe das im Griff.
„Im griff“ haben es doch alle Alkis.

Und schwups ist man bei Dir Alkoholiker?

das Kind hat einen guten job und bekommt von der Firma jetzt
noch einen besseren. will sagen es steigt definitiv in eine
schöne erstrebenswerte Stellung auf.

Das ist doch eher erfreulich.

Wenn die Alk wittern ,  ich denke mal dann ist Schluß mit
Lustig.

Warum sollten die Alk wittern? Trinkt Dein Kind schon tagsüber und auch auf der Arbeit?

Auch der Partner macht uns da auch schon sorgen, was soll der
den tun?

Inwiefern macht der Partner Sorgen? Trinkt er mit?

Meine Frage: Was kann ich tun um die Situation mit letzter
Klarheit zu erfassen?

Informiere Dich zunächst einmal was ein Alkoholiker ist, bevor Du das eigene Kind als einen Solchen abstempelst.

welche Schlüsse sollte ich dann ziehen?

Welche Schlüsse sollte ich denn aus Deiner Vika ziehen? Beruf : Senior und Alter:
113 Jahre. Wer sagt mir, daß Deine Anfrage hier nicht auch nur so ein Scherz ist?

PS: falls noch Fragen offen sind - ich antworte.

Ja, das mach mal, bin gespannt drauf

LG
Gerhard