Ich habe Angst davor - Am Liebsten würde ich es einfach machen

Hallo,

ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll, da mir das eigentlich peinlich ist, aber ich versuche es mal:
Vorher kurz zu mir: Bei mir wurde 2005 (nachdem ich daheim durchgedreht bin) paranoide Schizophrenie und paranoide Psychose diagnostiziert und ich war deswegen 3 Monate in der Psychiatrie. Seit dem bin in ambulanter Behandlung (Alle 4 Wochen 75mg Paliperidon als Spritze und kurzes Gespräch) zusätzlich nehme ich ein Antidepressivum (40 mg Citalopram).
Zum Problem: Mir passiert es manchmal an der Arbeit (nur da), wenn ich Arbeiten mache, bei denen man sich verletzen kann und ich eigentlich Angst davor habe, dass ich mir denke, wie wäre es, wenn du (dummes Beispiel Drehbank) jetzt einfach rein greifst. Ich hatte das vor Jahren (vor der Behandlung) schon mal und habe es tatsächlich umgesetzt und dabei eine Fingerkuppe verloren (kein Scherz). Ich habe mir bisher aber nicht wirklich Gedanken darüber gemacht - warum auch immer.
Jetzt habe ich das Gefühl immer mal wieder. Ich habe es unter Kontrolle, aber mich würde interessieren, wie sowas kommt, ob es einen Namen dafür gibt und ob ich es mal bei meinem Psychiater ansprechen sollte.
Ich will einfach nicht, dass das nochmal passiert.

Was meint Ihr dazu?

Danke, Kudel

Hallo,

den Gedanken an „Selbstverletzung“ dürften nicht wenige Menschen immer wieder haben oder zumindest schon das eine oder andere mal gehabt haben. Er ist m.E. nicht ungewöhnlich, nicht grundsätzlich gefährlich oder gar krankhaft. Für eine individuelle Beurteilung kommt es auf die Häufigkeit dieses Gedankens, die Schwere der zu erwartenden Verletzung, die gefühlte Intensität, diesem Gedanken nachzugeben, und die Ursachen dieses Gedankens an. Zur Beurteilung würde ich daher

ob ich es mal bei meinem Psychiater ansprechen sollte.

einfach in die Tat umsetzen :smile:
Ein Außenstehender mit professionellem Hintergrund kann hier sehr hilfreich sein.

Zum Problem: Mir passiert es manchmal an der Arbeit (nur da)

Weiters würde ich versuchen -als kleine praktische Eigeninitiative-, eine Änderung des bestehenden Arbeitsbilds voran zu treiben:
a) Mit Unterstützung deines jetzigen Arbeitgebers (Änderung der Aufgaben/Tätigkeiten) oder
b) Eine anders geartete Arbeit suchen (über Bewerbungen, Zusatzausbildungen etc.)

Gruß
nasziv

Zur Beurteilung würde ich daher

ob ich es mal bei meinem Psychiater ansprechen sollte.

einfach in die Tat umsetzen :smile:
Ein Außenstehender mit professionellem Hintergrund kann hier
sehr hilfreich sein.

Naja, das ist aber auch wieder so ein „Problem“, da wird gebohrt, nachgehackt, genauer geschaut und das wollte ich eigentlich hiermit vermeiden, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

Dann mach doch.Ist es nun ein Problem - oder nicht?

Naja, das ist aber auch wieder so ein „Problem“, da wird
gebohrt, nachgehackt, genauer geschaut

Ja, und das ist genau die Methode, mit der man Probleme eben angeht.

Oder was sollte man deiner Meinung nach mit Problemen machen? Sie ignorieren und davor weglaufen?

Du siehst doch, dass das Problem beständig ist und du willst es doch loswerden - dann musst du dich dem Problem stellen.

und das wollte ich
eigentlich hiermit vermeiden, wenn es nicht unbedingt
notwendig ist.

Du hast doch einen gewissen Leidensdruck.
Wie notwendig ist es für dich , das Problem loszuwerden?

Und welche Problemlösemethoden kennst du sonst?

Es mag dir lästig erscheinen, aber du solltest deinen Problemen ins Auge sehen. Nur, wenn du ehrlich zu dir bist und keine Angst hast, in deine eigenen Abgründe zu sehen, kannst du da vorankommen.

Alles Gute
wünscht
Fogari

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Ja, das weiß ich (ich bin jetzt seit 8 Jahren dabei, mich voran zu wagen), ich habe auch nicht gesagt, dass ich es nicht will, nur eben nicht als erste Option. Ich würde halt gerne wissen, WAS das ist, in wie weit es Behandlungsbedürftig ist, oder nicht.
Es ist immer leicht zu sagen, „geh doch mit deinem Tripper zum Arzt“, aber gerne macht das wohl keiner.

Zum Problem: …
wenn ich Arbeiten mache, bei denen man sich verletzen kann und
ich eigentlich Angst davor habe, dass ich mir denke, wie wäre
es, wenn du (dummes Beispiel Drehbank) jetzt einfach rein
greifst. Ich hatte das vor Jahren (vor der Behandlung) schon
mal und habe es tatsächlich umgesetzt und dabei eine
Fingerkuppe verloren (kein Scherz).

Ich habe mir bisher aber
nicht wirklich Gedanken darüber gemacht - warum auch immer.

Das nennt man Verdrängung.
Wer will schon wahrhaben, dass er richtige Probleme hat?

Jetzt habe ich das Gefühl immer mal wieder. Ich habe es unter
Kontrolle,

Naja, solange, bis du dich dann doch wieder selbst verletzt, oder wie?

aber mich würde interessieren, wie sowas kommt,

Wenn Menschen sich selbst verletzen hat das oft damit zu tun, dass sie sich spüren möchten - und das im Normalfall eben nicht mehr können.

Wer jahrelang Gefühle unterdrücken musste - bspw. um nicht ständig verletzt zu werden - der stellt sie ab und spürt irgendwann nichts mehr. Da das aber auch kein angenehmer Zustand ist, kommt der Gedanke an Selbstverletzung, weil man sich dann eben wieder spürt.
Manchmal wollen sich Menschen, die sich selbst verletzen, dadurch auch beweisen, dass sie Schmerzen aushalten können oder eben unverletzlich sind.
Dass man sich dabei selbst schädigt ist ein weniger beunruhigender Gedanke als das Gefühl, nichts mehr spüren zu können.

Du kannst ja mal gucken, ob das bei dir so zutrifft.

ob
es einen Namen dafür gibt und ob ich es mal bei meinem
Psychiater ansprechen sollte.

Wer sonst könnte dir denn bei einem solchen Problem helfen?

Und was ist eigentlich mit einer Psychotherapie? Arbeitest du denn momentan nur mit Medikamenten an der Sache?

Gruß, Fo

Ja, das weiß ich (ich bin jetzt seit 8 Jahren dabei, mich
voran zu wagen),

Ja, es ist ein langer Weg, aber du gehst ihn: Herzlichen Glückwunsch!

ich habe auch nicht gesagt, dass ich es nicht
will, nur eben nicht als erste Option.

Was spricht denn deiner Meinung nach dagegen denjenigen zu fragen, der sich damit auskennt? Und vor allem: Bevor es schlimmer wird?

Ich würde halt gerne
wissen, WAS das ist, in wie weit es Behandlungsbedürftig ist,
oder nicht.

Habe ich dir oben etwas zu geschrieben.

Es ist immer leicht zu sagen, „geh doch mit deinem Tripper zum
Arzt“, aber gerne macht das wohl keiner.

Ich hatte zwar noch keinen Tripper, aber ich geh lieber zum Arzt als mich rumzuquälen und zu warten, bis ein Problem schlimmer und schlimmer wird.

Behandlungsbedürftig ist dein Problem, wenn und weil es schlimmer werden kann und du dir beim nächsten Mal vielleicht die Hand abhackst.

Und weil sich das Problem, dass man nichts spürt, anders lösen lässt als damit, dass man sich selbst verletzt.

Du sagst, du hast es unter Kontrolle. Weißt du auch, wie lange noch?

Lass dir helfen. Heute muss doch sich doch nun wirklich keiner mehr schämen, zum Psychotherapeuten zu gehen.

Nur Mut!

Gruß

1 Like

Hallo nochmal,

in wie weit es Behandlungsbedürftig ist, oder nicht.

Ob es behandlungsbedürftig ist? Wird dir hier niemand sagen können. Eine Aussage wie „Nein, das ist normal, brauchst dich nicht zu sorgen“ wäre gar grob fahrlässig. Ich hoffe du hast meine Antwort nicht dahingehend verstanden.

Ich würde halt gerne wissen, WAS das ist

Zu Selbstverletzung oder Selbstbeschädigung und deinem speziellen Thema „Nur in der Arbeit, nur da“ ein paar Gedanken:

Es könnte grundsätzliche Angst vor Eigen-Versagen dahinter stehen: Du hast Zweifel, dass deine Arbeit und deren Ergebnis gut/erfolgreich sind und du mit dir selbst nicht zufrieden bist. Mangelndes Selbstwertgefühl und -vertrauen in dich selbst. Selbstbeschädigung könnte daher vorsorglich dazu dienen, einen Grund für einen möglichen Misserfolg in der Arbeit zu schaffen (für dich selbst, und für andere). Selbstverletzung als Selbstschutzmaßnahme.

Dein konkretes Arbeitsumfeld (Kollegen, Vorgesetzte) belastet dich aus irgendwelchen Gründen derart, dass du dies mit einer Maßnahme „Selbstverletzung“ verknüpfst, um zumindest vorübergehend diesem Arbeitsumfeld aus dem Weg gehen zu können. Ebenso Selbstschutz, allerdings mit anderer Ursache. Ich hatte dir schon mögliche Maßnahmen für diesen Fall geschrieben.

Selbstschutz und Gedanken über Maßnahmen zum Selbstschutz haben alle. Selbstverletzung ist nur eine mögliche Maßnahme von vielen.

Gruß
nasziv

Paranoide Schizophrenie - in deinem Fall ziemlich schwer - ist eine Krankheit, die i. d. R. in Schüben verläuft. Die Medikamente, die du bekommst, vor allem die Depotspritze, sollen diese Schübe verhindern und dich letztlich vor einem Aufenthalt in der geschlossenen Psychiatrie bewahren. Wie es scheint, muss deine Medikation umgestellt werden, da sie ihre Wirkung verliert. Es ist daher besonders wichtig, dass du so schnell wie möglich mit deinem Arzt über das Problem sprichst. Er wird dir auf jeden Fall helfen können (ambulant). Solltest du wirklich versuchen, deine Gedanken in die Tat umzusetzen, wird dir die Klinik nicht erspart bleiben - und was dich dort erwartet, weißt du selbst am besten.