Hallo Angelika,
Dein erstes posting war für mich gut nachvollziehbar.
schön!
Einerseits sollen die Kinder ehrlich sein, andererseits aber
nicht um jeden Preis an einer Sache teilnehmen, wenn sie mal
nicht mögen.
Richtig!
Wie bei Euch, so gibt es bei uns auch „weiße“ und „schwarze“
Lügen. Also im Notfall ist eine Ausrede = weiße Lüge
akzeptabel, sollte aber nicht zur Gewohnheit werden.
Auch richtig!
Jemand anderes schrieb ja schon, dass nur Übermenschen völlig
ohne Schwindeln durch´s Leben kommen, und dass Schwindeln
menschlich ist.
Ebenfalls verstanden wie es ungefähr gemeint war.
Bei dem folgenden Text allerdings habe ich Bauchschmerzen:
Verstehe ich in Anbetracht der öffentlichen Meinung und Krininalisierung dieser Personen.
Ich oute mich Mal, um mein Anliegen zu verdeutlichen.
Ein krasses Beispiel hierzu:
Wir haben bis vor ca. 1-2 Jahren regelmäßig gekifft. Sohnemann
hat und sollte dies mitbekommen (das hatte verschiedene Gründe
und reifliche Überlegungen).
Wir erklärtem ihm, dass wir zwar etwas verbotenes tun, manche
dafür ins Gefängnis kommen, wir aber niemanden schädigen, wenn
wir abends im Bett nach einem anstrengenden Tag ne Tüte
rauchen und dann selig einschlafen.
Da stellen sich mir die Nackenhaare hoch, und die Erklärung
für das Kind, etwas Verbotenes zu tun, finde ich nicht
hilfreich.
Verstehe ich, da i. d. R. „friedliche“ Kiffer gesellschaftlich kriminalisiert sind, wohingegen legalisierte, randalierende und gewalttätige Alkoholiker gesellschaftlich eher den Status eines Kranken zugesprochen bekommen, obwohl sie meist wesentlich verheerenderes anstellen, als die Mehrzahl der kriminellen, aber friedlichen Kiffer
Das gehört ja zu dieser Doppelmoral. Verbot ist Verbot. Wer legt fest, welche Übertretung, welchen „Verbotes“ oder Wertvorstellung „verwerflicher“ ist? Ich fühlte mich als Kiffer mindestens so verantwortungsvoll, wie der nicht kriminelle „out of control“ Alkoholkonsument. Wir haben die Verantwortung für unser Gschäft und unsere Mitarbeiter stets erfüllt. Manch Alkoholiker hätte ich dies nicht zugetraut! Ich fühlte mich nicht kriminell. Wir tragen zur Gesellschaft bei, schaffen Arbeitplätze und zahlen auch noch, trotz Verhöhnung unserer Unternehmerkollegen, ehrlich unsere Steuern!
Manch Alki liegt dem Staat mehr auf der Tasche als wir!
Wer also maßt sich an, dass diese Gesetzesübertretung (Kiffen) schwerer wiegt, als die moralische einer Lüge, oder während sich andere ganz legal die Birne zuhauen (Alk) und andere schädigen?
Liegt das nicht auch im eigenen Ermessen und der eigenen Verantwortung und Rechtfertigung?
Für mich liegt nahe, dass Kindern damit vermittelt wird „meine
Eltern tun etwas Verbotenes, also wird´s schon okay sein, wenn
ich das auch mache“.
Das ist doch eben das „Problem“. Ist eine Lüge oder gar das Bestehlen eines Freundes schwerwiegender (moralische Komponente), als das Besteheln oder Belügen einer Institution (gesetzl. komponente)?! Es ist und bleibt Unrecht und „verbotenes“ oder unmoralisches Handeln. Gemessen mit zweierlei Maß?
Eine rote Ampel zu missachten ist auch verboten. Krass gesagt: Im schlimmsten Fall kann ich einen Tanklastzug zum Umkippen bringen mit mehreren Toten.
Das Kind soll also lernen, wann was o.k. ist, und wann nicht. Dazu muss man ihm eine Basis zu Recht und Unrecht vermitteln und geleichzeitig die Fähigkeit zu entscheiden, wo die Grenzen sind, bzw. dies selbst zu beurteilen und zu bewerten.
Mal abgesehen davon, dass regelmäßiges Kiffen z.B. das Führen
eines KFZ bzw. die Teilnahme am Straßenverkehr verbietet.
Insofern ist das mit dem „niemanden schädigen“ nicht richtig.
Woher hast du diese Gewissheit, woher weißt du das, auf Grundwelcher Erfahrungen kannst du das mit Sicherheit behaupten?
Da kannst du evtl. nicht mitreden und bist von den Medien, Meinungen und Fremdinfos abhängig. Ich und mein Mann sind seit Jahrzehnten unfallfei. Wenn ich abends ne Tüte rauchte, war ich am nächsten Tag nicht mehr „unzurechnungsfähig“. Ich habe meine Erfahrungen mit Alk und kann dir versichern, dass ich nach einem ordentlchen Suff am nächsten Tag weitaus mehr Zweifel hatte ein Kfz zu führen, als nach einem Joint!
Alkohol ist erlaubt und
dennoch werden viele Menschen krank davon und einige sogar
gewalttätig.
Stimme Dir total zu!
Na also. Alk ist erlaubt/legal trotz der möglichen schlimmen Auswirkungen. Wird allerdings anders oder z. T. als weniger verwerflich geahndet/bewertet, als illegaler Konsum (Haschisch) mit i. d. R. soagar harmloseren Auswirkungen.
Auch erklärten wir ihm, dass er einige Filme normalerweise
nicht sehen dürfte, wir sie ihn aber dennoch anschauen lassen,
da wir das verantworten können (jederzeit umschalten, mit ihm
überden Film reden etc.) obwohl dies ja „verboten“ wäre. So
versuchten wir ihm zu vermitteln, dass nicht alles, das
verboten ist, streng eingehalten werden muss, wenn man dies
wirklich verantworten kann, und vor Allem!!, dies niemand
anderen schädigt, behindert oder einschränkt.
Eben das ist ein Problem.
So wie der Mensch nach einem Rausch am nächsten Tag noch
Rest-Alkohol hat, finden sich im Menschen die Reste von Tüten,
und beides wäre im Falle eines Falles zu Deinen Ungunsten =
Schuld bei Unfällen im Straßenverkehr ausgelegt worden.
Ich würde es mit jedem, mit hohem Restalkohol, jederzeit aufnehemen, mit Rest-THC besser abzuschneiden. Wenn ich morgens aufstehe, bin ich, nach ner Tüte am Abend zuvor, nüchtern und kann meinen Verpflichtungen nachgehen. Alkoholiker können das allerdings teilwiese auch sehr gut und sind womöglich fahrtüchtiger als ein Wenigtrinker nach einem Bier.
Die Gesetze sind generell ja gut und richtig, da sie unser Zusammenleben regeln
Wenn es schief
geht, dann muss man jedoch auch bereit sein, die Konsequenzen
zu tragen.
In Bezug auf die Pfadfinder-Ausrede stimme ich Dir völlig zu,
den Rest sehe ich anders.
Da sind die Konsequenzen nicht absehbar gewesen.
Warum nicht? Über die Konsequenzen eines möglichen Unfalls nach Drogenkonsum ist man sich doch generell, aber spätestens nach Ernüchterung bewusst. Setzen wir Mal eine gleichwertige Bewusstseinstrübung beider Drogen voraus. Meinst du ein Kiffer oder Alki merkt nicht, in welcher Verfassung er ist? Hängt es nicht vielmehr von dem individuellen, verinnerlichtem! Verantwortungsgefühl ab? Ich kann jedenfalls beschwören, dass ich unter Alkoholeinfluss für die Gesellschaft wesentlich gefährlicher war, als unter THC-Einfluss. Alk macht mutig und stark, nach nem Joint wollte ich einfach nur meine Ruhe und relaxen
Tja, die Welt ist schlecht und darum ist es o.k. wenn man
selbst auch nicht immer ehrlich ist, denn die anderen sind es
ja auch nicht (immer). Das ist es, was mir Kopfzerbrechen
bereitet.
Da komme ich jetzt nicht mehr so richtig mit.
Einerseits ist eine Ausrede bei den Pfadfindern ein echtes
Problem, andererseits war Kiffen in Gegenwart des Kindes okay?
Das ist für mich ein krasser Widerspruch.
Na es geht um die Doppelmoral, oder wie du es nennst, schizophrene Message.
Das war einfach nur ein harmloses Beispiel für das, was ein „Gewissenskonflikt“ auslösen kann. Da ich eine strenge Moral habe, unterscheide ich zw. zwischenmenschlicher und gesetzlicher Moral bzw. Gesetz. Wichtig ist bei allen Entscheidungen, ob man das Handeln anderen gegenüber vertreten kann oder nicht, ob es sich auf deren oder mein Empfinden und Gefühle direkt auswirkt. Insofern finde ich die Gesetzesübertretung des Kiffens abend allein im Bett sogar weniger verwerflich, als das „Anlügen“ eines Mitmenschen. Das illegale Kiffen geschieht unabhängig von menschlichen Beziehungen und Gefühlen, das Anlügen richtet sich direkt „gegen“ einen Menschen, wirkt sich also auf meinen zwischenmenschlichen Umgang aus.
Die Tendenz, die „Schandtaten“ anderer als
Berechtigung/Verharmlosung der eigenen Schandtaten
heranzuziehen ist ja beachtlich. (Die großen hinterziehen
Millionen Steuern, was machen da die paar Euros/das bisschen
Schwarzarbeit von mir).
Da ich gerne eine bessere Welt/den besseren Menschen hätte,
lebe ich sehr ehrlich, merke aber, dass einem dies oft recht
schwer gemacht wird, oder sogar mit Nachteilen verbunden ist.
Da meine Moralvorstellungen eben unrealistisch sind, ich sie
aber so gut es geht zu lebe, macht es mir ja Kopfzerbrechen,
unseren Sohn auf das wirkliche Leben und die „böse Welt“
vorzubereiten und zu wappnen.
Werte vermitteln ja, aber gleichzeitig vermitteln, dass diese
Werte eben nicht immer gelten. Klar, das ist realistisch, aber
eben auch doppelmoralig und eine Gratwanderung, wie du es
weiter unten ja schön beschreibst.
Ist denn Dein Verhalten in puncto Tüte nicht ebenso eine
Doppelmoral?
Habe ich ja nie bestritten, und ist ja das, was ich zum Thema mache.
Es ist nicht weniger doppelmoralig, als wenn ich ihm sage: Dann musst du ihn eben anschwindeln". Es geht doch ums Prinzip und sekundär um die Sache. Wer bestimmt in welchen Fällen und inwieweit Doppelmoral und unkorrektes Verhalten angebracht ist?
Allerdings verschieben sich die Ansichten über „erlaubte“ oder „moralisch akzeptable“ Moral offensichtlich ab dem Punkt, ab dem zwischen zwischenmenschlichen und gestzlichen Übertretungen unterschieden wird. Warum eigentlich?
In deinem interessantem Statement lese ich heraus, dass die gestzliche Übertretungen (Kiffen) als schlimmer „bewertet“ werden, als menschliche Verfehlungen wie das harmlose „weiße“ (Not)-Anlügen eines einem nahestehenden Menschen (Gruppenleiter der Pfadis).
Ehrlich gegenüber dem Kind, unehrlich gegen den
Gesetzen…aber immerhin habt Ihr das ja eingestellt,
sodass dieser Punkt nicht mehr aktuell ist.
Richtig.
Das hast du gut formuliert. Somit kann man als Eltern eben nur
hoffen, dass die vermittelten Werte angenommen und
verinnerlicht wurden und das Kind eine gute Balance findet,
zwischen Recht und Unrecht(tun) zu entscheiden. Die Frage ist,
wie kann ich das „erzieherisch“ am besten erreichen?
Kinder haben feine Antennen, sie merken schnell was richtig
und falsch, ehrlich und unehrlich gesagt/gelebt wird.
Dann wäre ja alles total easy.
Und genau da sehe ich auch ein Problem, denn wenn mit Genuss
etwas getan wird, das eigentlich verboten ist, kommt beim Kind
m.E. etwas an, das schizophren ist.
Ist es nicht auch schizophren zu sagen Zitat:
> Wie bei Euch, so gibt es bei uns auch „weiße“ und „schwarze“ Lügen.
Ist nun eine Lüge eine Lüge, oder gibt es verschiednene Lügen? Letzlich ist es Doppelmoral, also im übertragenen eben schizophren.
Wo ist da der Unterschied zu den gestzlichen Übertretungen, die nur einem selbst betreffen?
Ich kann doch (streng genommen) nicht sagen lügen darf man nicht, gleichzeitig aber auch, manchmal ist es eben o.k., bzw. manchmal muss man eben lügen um sein Wohlbefinden zu schützen.
Wer nur setzt fest, wann eine Lüge o.k. ist und wann nicht?
Wer legt fest, dass das Belügen oder Betrügen eines Menschen!! weniger schwer wiegt, als das Übertreten eines Gestzes ohne Schädigung eines einzelnen Menschen (Kiffen, Steuerbetrug, Schwarzarbeit)?
Ich habe lange überlegt, ob ich das jetzt so schreibe oder
nicht. Letztendlich habe ich mich doch dazu entschlossen, und
es liegt sicher nicht in meiner Absicht, den moralischen
Zeigefinger zu heben.
Nein das empfinde ich nicht so und ist doch gut dass dudich kritisch äußerst, und das finde ich auch toll!
Man kann sich doch austauschen. Unterschiedliche Meinungen kann einem weiterbringen, wenn man offen dafür ist und dies will. Aber jeder hat eben seine persönlichen Grenzen, denen er sich allerdings meiner Meinung nach immer wieder stellen sollte, indem er bereit ist sie, bzw. seine eigene Sichtweise zu hinterfragen.
Für mich ist das alles nur ein ziemlich krasser Widerspruch in
sich, und ich habe versucht mir vorzustellen, wie verwirrend
das alles auf ein Kind wirken mag.
Es gibt im Leben so viele Dinge, die für ein Kind verwirrend sind. Dies betrifft wahrscheinlich insbesondere das unterschiedliche Verhalten der Eltern und der Umwelt. Darin liegt ja der Lernprozess und Aufgabe. Nämlich die Mannigfaltigkeit und Widersprüchlichleit des Lebens zu erfahren und einen adäquaten Umgang damit zu finden.
Sicher habe ich in meiner Erziehung (einfach ein doofes Wort) einiges falsch gemacht. Glücklicherweise habe ich betreffend Sozialverhalten unseres Sohnes, abgesehen von seinen seltenen, schwer nachvollziehbaren Wutausbrüchen (ADS, eher MCD)durchweg positive Rückmeldungen. So ganz daneben geraten ist er bis jetz noch nicht, aber die richtige Pubertät kommt ja noch. Wer weiß was sich dann zeigt.
Außerdem wird m. E. der Einfluss der Erziehung überschätzt. Es gibt Familien mit 2 „anständigen, gesellschaftsfähigen“ Kids und 1 „missratenem“ das eine Verbrecherlaufbahn einschlug und keiner weiß warum.
Diphda, die Romanschreiberin