Dein Vergleich hinkt total.
Für das Jahr 2010 verzeichnet das Statistische Bundesamt 3657 Verkehrstote in Deutschland. Über die Anzahl der durch Reaktorunfälle langfristig sterbenden Menschen kann man trefflich streiten weil die Zahl davon abhängt wie man die Frage stellt bzw. definiert wer hineingerechnet wird und wer nicht. Realistische Zahlen zum GAU in Tschernobyl schwanken zwischen mehreren zehn- und hundertausenden.
Dabei ist zu bedenken, dass ein großer Anteil der Verkehrstoten durch eigenes Verschulden verunglückt sind, also keine Opfer von Fehlverhalten Dritter.
Wenn ein Reaktor explodiert gibt es nicht nur hunderttausende Strahlenkranke und Tote - von denen kein einziger durch persönliches Fehlverhalten selber schuld ist - sondern auch Millionen, die Hals über Kopf ihr Zuhause verlassen müssen. Diese Menschen werden völlig entwurzelt, aus ihrem Leben gerissen, verlieren ALLES und dürften größtenteils traumatisiert werden.
Was in Japan gerade passiert ist eine gespenstische, apokalyptische Eliminierung einer Gesellschaft. Die Infrastruktur wurde durch ein Erdbeben gestört, dann folgte ein Tsunami und fegte ganze Städte hinfort und nun kommt ein Atomunfall in gleichzeitig 4 Reaktoren dazu.
Hast du eigentlich verstanden was es bedeutet wenn Tokio, ein Großraum mit 35 Millionen Menschen - Deutschland hat komplett ungefähr doppelt so viele Einwohner - verstrahlt wird? Wenn die Leute da weg wollen oder müssen ist das so als müsste das komplette Norddeutschland von Kiel bis hinunter ins Ruhrgebiet evakiert werden! Neben all den - immer nicht genannten, weil jeder über Tokio redet - Menschen auf dem Land.
Keiner von denen kann, wie ein Autobenutzer, sein eigenes Risiko durch entsprechendes Verhalten beeinflussen, keiner hat durch eigene Entscheidung eine potentielle Gefahr in Kauf genommen.
Und wenn man sich die Anzahl der Störfälle, Beinahe-GAUs und tatsächlichen Reaktorunfällen anschaut ist die Atomenergie ein einziger Wahnsinn und Welten von irgendeinem vielleicht akzeptablen Restrisiko entfernt.
Natürlich polarisiert das Geschehen, die Medien machen einen unerträglichen Hype daraus, viele Menschen lassen sich verunsichern obwohl ihnen das Thema bisher herzlich egal war. Aber die Befürworter kommen auch immer wieder mit solch völlig unpassenden, schiefen Vergleichen wie du…
Mich frustet ungemein, dass interessierte und kritisch denkende Menschen seit Jahren durchschauen, dass unsere Eliten dabei sind den Planeten zu vernichten. Man kann das sowohl auf die Umwelt beziehen (Klimaerwärmung, Luftverschmutzung, mangelndes Energiesparen, Atomstrom usw.) als auch auf Soziales (Schere zwischen arm und reich, Bedingungen am Arbeitsmarkt (Leiharbeit hier, Zustände in Fabriken in Asien), Weltwirtschaftskrise, Gesundheitssystem…).
Alle Bedenken und Warnungen werden aber seit Jahren von Systemschafen ignoriert oder irgendwelchen Schlaumeiern mit punktuellen Gegenargumenten gekontert. Es wird einfach nicht verstanden, dass ein Umdenken stattfinden muss weil es sonst nur eine Frage der Zeit ist, dass wir uns entweder technisch bedingt vernichten oder ein sozialer Flächenbrand stattfindet, der die ganze Welt erfassen wird und ebenso mindestens weite Teile der Menschheit ausrotten wird weil nur noch einige wenige Starke überleben.
Gruß,
Mecfleih