Ich kenn meinen Hund nicht mehr

Hallo,

jetzt wird mein Oskar Ende Mai 2 Jahre alt, aber seit ein paar Tagen hat er sowas von Ohrendurchzug, das kenne ich so gar nicht. Der macht total sein Ding, als wüßte er seinen Namen nicht mehr, Rückruf funktioniert grad gar nicht und ich bin Luft für ihn.

Also ist mal wieder nur Schleppleine angesagt. Da klappts dann auch mit dem Rückruf.

Ich weiß, daß er ein Spätentwickler ist, aber er ist da grad so extrem am Austesten.

Wie lange gehen denn so Phasen, jetzt  hatten wir grad ne massive Angstphase, da klebte er total an mir und jetzt das volle Gegenteil.

Wie sind Eure Erfahrungen? Brauch ein paar aufmunternde Worte.

LG Sabine

Hallo,

meine Einschätzung: Das ist keine Phase. Das ist das Ergebnis dessen, was der Hund gelernt hat. Und das wäre, dass er an der Schleppe keine Chance auf Abhauen hat, ohne aber schon.

Für den durchschnittlichen Hund ist das Beschreiten selbstgewählter Wege halt nun mal deutlich spannender als das, was Mensch sich unter einem Spaziergang vorstellt :smile:.

Besser ist es meist in fremdem Gelände, aber eine Garantie hat man da auch nicht. Wenn man nicht ständig den Entertainer spielen will und aversive Reize ablehnt, bleibt dann meist nur die Schleppe als Dauereinrichtung.

Schöne Grüße,
Jule

das nennt sich…
…imho pubertät…ich weiss nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber in dieser phase drehen die meisten rüden mehr oder weniger komplett durch. das dauert normalerweise zwischen zwei wochen und sechs monaten (bei den langsameren :wink: )

mein lieblings-beispiel ist paule, ein pflegling von mir. der ist mit 16/18 monaten auch vollkommen freigedreht, machte nur noch auf dicke hose, hörte wie ein stück holz und war 180° anders, als er vorher war. nach drei monaten hatten sich die hormone wieder beruhigt und er war das schmuseschaf von vorher…also, nicht die hoffnung verlieren.

so™ sich an die eigene zeit erinnernd,

nils

Aber bisher hat mein Hund, außer im Wald, viel Freilauf genossen.

Wir laufen sehr oft verschiedene Wege, immer mal wieder was neues, aber irgendwann sind dann mal die Möglichkeiten erschöpft.

Ist ja nicht so, daß er nicht wieder kommt, aber wenn er dann noch meint über eine Straße rennen zu müssen, finde ich das nicht mehr prickelnd. Und leider schafft er es dann meist noch was Fressbares zu finden, weil irgendjemand wieder Futter verteilt hat.

Was wäre denn Dein Vorschlag? Und warum hat das bisher so super funktioniert?

LG Sabine

Nun ja, Oskar ist aber kastriert. Heißt natürlich nicht, daß er jetzt komplett tot ist, ich habe eher das Gefühl, daß er grad selbstsicherer wird und seine Grenzen neu austestet.

Vielleicht meide ich mal die Wege in der nächsten Zeit wo er am ehesten sein Ding macht.

LG Sabine, die auch noch nen pubertierenden Sohn zuhause hat…

Hallo,

Ist ja nicht so, daß er nicht wieder kommt,

Die meisten Hunde verschwinden nicht auf Nimmerwiedersehen, sondern sind „mal kurz weg“. Das Grundproblem bleibt dass Gleiche: Der Hund verselbstständigt sich, weil er gelernt hat, dass er es kann.

Und warum hat das bisher so super funktioniert?

Da spielen viele Faktoren mit rein, ausschlaggebend ist aber nach meiner Erfahrung meist schlicht der Lernzuwachs, den der Hund macht. Oft geschieht das erste Weglaufen eher aus Zufall, aber wenn der Hund in der Folge nie die Erfahrung macht, dass das irgendwelche negativen Konsequenzen für ihn hätte, probiert er es wieder und wieder.

Was wäre denn Dein Vorschlag?

Ich bin da recht rabiat und tue das, was auch mein Rudel tut, wenn einer einfach abgehauen ist: Wenn er zurückkommt, wird ihm der Anschluss verweigert. Ich halte nichts vom Loben eines Hundes, der nach erfolgreicher Jagd zurückkommt. Wie soll der Hund verstehen, dass das Weglaufen nicht gut für ihn ist?

Natürlich koppelt der Hund nicht direkt das Weglaufen mit dem Ausschluss beim Wiederkommen. Er kapiert aber sehr wohl, dass er nicht einfach zurückkommen kann, wie es ihm beliebt. In der Folge führt das in der Regel dazu, dass er nicht mehr wegläuft, sondern sorgsam das Rudel im Auge behält.

In der Praxis sieht das so aus, dass der Hund in einiger Entfernung hinterherschleicht, nachdem er ein paar Mal verjagt wurde. Und da bleibt er dann auch, bis die Runde beendet ist, während die anderen Rudelmitglieder jede Menge Zuwendung und Futter kriegen. Dann signalisiert ihm ein kurzer Pfiff, dass er zurückkommen kann, und er kommt schnellstens angedüst.

Begrüßt wird er nicht. Möglicherweise haut ihm mein Leithund noch eine auf die Mütze, meist wird er aber auch von den Hunden einfach ignoriert, während er mit jeder Menge Beschwichtigungsgesten herumwuselt.

Da der Hund sich in den Gassirunden danach meist vorsichtshalber dicht bei der Gruppe hält, wird dieses Verhalten mit Zuwendung und Futter immer wieder positiv verstärkt.

Das funktioniert am besten mit Junghunden nach ihrem ersten Weglaufversuch und mit Hunden, die neu zur Familie kommen. Ob das eine Methode für dich ist, musst du selbst wissen - ein Allheilmittel ist sie - wie alle Methoden - nicht.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo

danke Jule, ich hab halt nur ein Hund. Wenn er ankommt lobe ich ihn auch nicht, sondern er wird kommentarlos an die Leine genommen und auf dem Rest des Nachhauseweges komplett ignoriert.

Heute war er ganz toll bei mir, vielleicht ist es doch nur eine Phase. Aber das wegscheuchen werde ich mal anwenden, falls er mal wieder sein Ding macht.

LG Sabine

Hallo Sabine,

bevor ich mir hier vom Acker mache, möchte ich dir noch zu deinem Problem etwas schreiben.

Es könnte sein, dass dein Hund unterfordert ist und deshalb auf die Idee kommt,
sich selbständig zu machen.

In dem Alter ist das oft so, weil der Hund regelrechte Sprünge macht was die Entwicklung und die vorhandene Energie betrifft. Das muss alles in die richtigen Bahnen gelenkt werden, weil unterdrücken kann man es nicht wirklich - und es wäre auch nicht sinnführend.

Vertreiben ist eine umstrittene Methode, die ich nur raten kann anzuwenden, wenn alles andere ausgeschöpft ist und nicht geholfen hat - obwohl man sicher ist, dass man die anderen Methoden nachweislich richtig angewandt hat.
Es gibt ausserdem eine Vorgehensweise und regeln, die es zu beachten gilt.
Warum? Weil du deinem Hund sonst schaden kannst und eurer Bindung sehr massiv.

Ich rate dir, fang an Rad zu fahren. Bring deinem Hund links, rechts, nach vorne, zurück, langsam, stopp, und herum bei… zu Fss bei jeder Gelegenheit eingebaut.
lerne, zeitgleich zu stoppen und nicht erst zu stoppen und dann dem Hund den Befehl zu geben oder umgekehrt z.B.
so kann er mit und ohne Leine am Rad laufen und z.B: auf zuruf angelaufen kommen und neben dir so laufen, dass du zwischen ihm und Fussgängern/Radlern/Pkws bist.
Und weil er links und rechts kennt, kann er abbiegen und weiss, was du willst.
Das fördert die Bindung wahnsinnig. Immer mit Geschirr und immer mit Wasser und Schale fahren. Nie schneller als der hund läuft und immer auf Blickkontakt achten.
Rückspiegel sind hieir eine super Sache - sehr hilfreich. Hunde Sind naturtalente am Fahrrad, nur die Menschen haben oft ein Problem mit der Koordination, das aber ist
Übungssache. Ggfs. Fand ohne Leine an, da wo es geht. Üben üben Üben.

Du wirst sehen, dein Leben mit dem Hund verändert sich fast schlagartig.
Der Hund flippt vor Bereisterung aus wenn du das Rad auspackst.

Bist du unsicher wenn dir Menschen mit Hund entgegenkommen, halte an und lass ihn absitzen bis man an euch vorbeigelaufen ist. Das kannst du bei allem so machen, wo du noch nicht einschätzen kannst, wie dein Hund in der Sit. damit umgeht.

Ach noch eine Sache. Radelt ihr und trefft auf andere Hunde - nie vorbei sprinten.
Hunde betrachten anderen Hunde die angerannt kommen als Agressor (weils das ja auch bedeutet in Hundesprache) Lieber langsam im Schritttempo am anderen Hund vorbeiradeln im Bogen. Die Botschaft ist friedlich und das hilft auch deinem Hund.

Zum Thema Jagen:
Und wenn du kein jäger mit Revier bist, konditioniere deinen Hund auf die Mäusejagd.
Das ist erlaubt.
Das ist einfach - z.b ein Halstuch anlegen, wenn er jagen darf und dann mit ihm gehen, ihn anheizen, motoivieren - laut und voller gestiken und mit einer leckeren Belohnung in der Tasche (falls er Beute macht, soll er sie ja nicht fressen sondern abgeben).
Das wird klappen. Je leidenschaftlicher du das mit ihm machst, desto schneller wird er darauf einsteigen. Halstuch abnehmen bedeutet - jagdmodus beendet.
Auch das ist einfach und der Befehl ENDE - ist ohnehin ein guter für alle Lebenslagen.
Im Laufe der Zeit wird er begreifen, trägt er das Tuch nicht, soll er nicht arbeiten.
Spurensuche/Fährtensuche, Schweissarbeit, Reizangeltraining, das alles sollte man machen - eines davon täglich plus eben ausreichender körperlicher Auslastung.
Und dabei immer das Tuch anlegen.

Im Grunde bedeutet das - mindestens 3 std. pro Tag intensive Arbeit für den Hund.
Wer diese Zeit nicht aufbringen will oder kann, sollte sich die Frage stellen, wieso er sich einen Jagdhund anschafft z.b - viele jäger geben ihrem Hund so wenig Auslastung wie jemand, der den Hund mit ins Büro nimmt.
Kein Wunder also, wenn jene Personenkreise ihre Hunde kaum im Griff haben und wenn nur mit brachialen Methoden.

Es geht anders - es dauert etwas länger - ist aber nachhaltig und wird vom Hund ab 3 Jahren kaum mehr in Frage gestellt. - Wenn man die Dinge beibehält.

Das ist Arbeit, aber ein Hund bedeutet das und es sollte einem genau das gefallen - ansonsten muss man seine eigene Motivation mal in Frage stellen.

Ich wünsche dir viel Spass mit deinem Hund und ich hoffe, du prüfst immer genau, was man dir rät. Geht was schief, musst du es ausbaden und nicht der Hinweisgeber.
Und dein Hund muss es ebenfalls ausbaden, im schlimmsten Fall lebenslang.

Gruss
Nina

Ich empfehle ausserdem die Seite: www.brave-hunde.de - bis auf wenige tips ist das eine herovrragende Seite, die vor allem die Einstellung des Halters positiv beeinflussen kann.
Aber auch hier gilt wie überall - immer prüfen - nie einfach übernehmen.