Die Mitarbeiterin kommt immer mit Verspätungen zur Arbeit und geht frühzeitig nach Hause. Sie muss sich beim Chef für die Verspätungen und frühzeitige Nachhausegehen(Plural) entschuldigen. Geht „frühzeitige Nachhausegehen“ als das Gegenteil zu „Verspätungen“ durch? Ist das plausibel?
weder für das eine noch für das andere würde ich den Plural nehmen.
Kein eigentliches Pluraletantum, aber in diesem Sinn verwendet wäre die geläufige Formulierung
… für ihr häufiges Zuspätkommen…
Am anderen Ende, beim Nachhausegehen, kommt einer der deutschesten (ja ich weiß, diesen Superlativ gibt es in Wirklichkeit nicht) Begriffe aus der Welt der Arbeit ins Spiel: Der Feierabend. Dieser kennt auch keinen Plural, obwohl man diesen formal bilden könnte. Weil dieser im Grund nicht eintreten kann, bevor die vereinbarte oder vorgeschriebene Arbeitszeit zu Ende ist, kann man hier allerdings kaum von „zu frühem Feierabend“ sprechen. Ich würde mir da helfen mit einer etwas verdeckten Formulierung: „… für ihren recht häufig allzu pünktlichen Feierabend …“
Anlog zu „Zuspätkommen“ habe ich sogar an „Zufrühgehen“ gedacht. Als Ausgleich passt es doch gut, oder? Ich weiß aber nicht, ob diese Form der Wortbildung der deutschen Wortbildung entspricht? Oder vielleicht ist das eine Fantasiebildung von mir
nach dem alles geklärt ist, hier ein Fundstück aus einer Arbeitsordnung früherer Jahre:
„Kollegen, die morgens ein wenig zu spät kommen, bitten wir, auf den Fluren scharf rechts zu gehen, damit sie nicht mit den Kollegen zusammenstoßen, die abends ein wenig früher Feierabend machen.“
Im Übrigen grüble ich manchmal, ob solch willkürliche Antonyme nicht etwas zwanghaft oder auch gewalttätig gegenüber der Sprache wirken. Wörter, die die Menschheit braucht, entstehen von ganz allein. Falls nicht, scheint niemand sie zu vermissen.
Anstatt frühzeitig würde ich vorzeitig bevorzugen, das macht deutlich, was in Wirklichkeit gemeint ist.
die Wortbildung ist regelmäßig und das Wort auf Anhieb verständlich, aber nicht üblich. Wenn es aber als Paar mit „Zuspätkommen“ steht, nimmt man es als ad hoc gebildetes Pendant wahr, und es kann ein Augenzwinkern signalisieren: „Sehe ich das richtig, dass nicht wenige der notorischen Zuspätkommer in dieser Abteilung auch gerne mal Zufrühgeher sind?“
und wie sieht es denn aus mit dem gesuchten Antonym zu Zuspätkommen, das Nadja sucht? Ist eines entstanden, gibt es eines, oder braucht man es nicht? Nachhausegehen wird als Wort offenbar gebraucht. Frühzeitiges Nachhausegehen auch. Und wie sagt man dann, wenn ein Plural gebraucht würde?
es steht jederfrau frei, Wörter zu erfinden, das hilft aber nur dann, wenn dieses Wort Anklang findet. Falls nicht, landet es im Nirwana.
Plural von Nachhausegehen? Von einem subtantivierten Verb?! Sachen gibt’s, von denen will ich lieber gar nicht wissen, wozu man die brauchen könnte. Nachhäusergehen klngt schräg, aber Sprache ist ja vor allem eine Sache der Gewöhnung…
Nadja sucht ein Wort, das sich in dem Zusammenhang verwenden lässt, den sie in ihrer Frage darlegt.
Und wir Muttersprachler und Sprachinteressierte und -kundige (davon haben wir auch zwei oder fünf) sind jetzt gefordert.
Von vornherein schlicht zu behaupten, es gäbe keines, halte ich für viel zu kurz gegriffen - der Kontext, den Nadja vorlegt, ist schließlich kein hochabstraktes Konstrukt.
Nanu - ich wüsste nicht, dass ich behauptet hätte, es gäbe keines. Abgesehen davon bin ich bekanntermaßen ein Freund des Umschiffens gar zu krasser Klippen.
Das hast Du nicht - aber Du hast implizit davon abgeraten, überhaupt eines zu suchen:
Ziemlich wahrscheinlich läuft das hier auf ein „Umschiffen“ hinaus - entweder, indem man die Singularform „frühzeitiges Nachhausegehen“ stehen lässt und die Tatsache, dass das öfters vorkommt, mit einem passenden Attribut ausdrückt - z.B. „häufiges frühzeitiges Nachhausegehen“ -, oder indem man das, was inhaltlich als Antonym verstanden werden soll, formal ganz anders ausdrückt.
Das bedeutet aber nicht, dass man den nicht sehr komplexen Sachverhalt, den Nadja in dem von ihr vorgelegten Satz formuliert, überhaupt nicht ausdrücken und gänzlich anders formulieren müßte.
Schon dein „frühzeitig“ finde ich hier eigenartig. Wenn man zum Ausdruck bringen will, dass jemand früher geht, als er/sie dies eigentlich darf, dann würde man eher von „vorzeitig“, also „vor der (an sich bestimmten/zulässigen) Zeit“ sprechen. D.h. sie müsste sie für ihr vorzeitiges Arbeitsende oder den vorzeitigen Feierabend entschuldigen. Das Substantiv Vorzeitigkeit gibt es auch, wird aber nicht in der Alltagssprache verwendet. Es ist ein Fachbegriff, den es einmal in der Grammatik und andererseits auch im Bereich des Rechts und der Verwaltung gibt.