Ich suche Museen, Soldatenfriedhöfe und Kriegsschauplätze 2. Weltkrieg

Hallo, kennt jemand gute, große, lohnenswerte Museen, Soldatenfriedhöfe oder ehemalige Kriegsschauplätze vom 2. Weltkrieg? Sowas ähnliches wie in Verdun wäre interessant. Aber auch Museen allgemein über den Nationalsozialismus. Nähe RLP auch Frankreich, Luxemburg wäre passend.

Servus,

„gut, groß, lohnenswert“ ist sehr, sehr relativ.

An KZ-Gedenkstätten schien es mir so, als seien sie umso wirkungsvoller, je weniger vor Ort rekonstruiert ist: Was dort geschehen ist, lässt sich von heute aus ohnehin allenfalls mit „inneren Bildern“ betrachten. Empfohlene Lektüre für diese inneren Bilder und inneren Gedenkstätten: David Rousset, „Les jours de notre mort“ - ich glaube, es gibt keine deutsche Übersetzung, aber vielleicht findest Du ja eine - und alles von Jorge Semprun zu dem Thema.

Betreffend Ligne Maginot: Hier ist mir ein Besuch besonders eindrucksvoll in Erinnerung geblieben, das war der des Oeuvre du Four à Chaux (bei Lembach): Dort ist unmittelbar neben dem Hauptgeschütz ein nicht mehr weit vom oberen Deckel entfernter kleiner Bunker für die jeweils in Bereitschaft liegenden Bedienungsmannschaften mit einigen Kojen. Während der „Drôle de guerre“ 1939/1940 war es den Jungs dort natürlich langweilig - es passierte nichts, man lag eben in Bereitschaft. Entsprechend sind die Wände an diesen Kojen übersät mit allen möglichen Kritzeleien, und mir hat sich eingeprägt eine recht gut gezeichnete Mickey Mouse, bereits 1939 Symbol für die „Freiheit des Westens“, die da breitbeinig mit verschränkten Armen steht und mit dem rechten Zeigefinger die französische „Nein“-Geste macht, dazu geschrieben „On ne passe pas!“ - kann bedeuten „Kein Durchgang!“, aber auch „Hier kommt Ihr nicht durch!“

Ein anderer wichtiger Ort die Batterie Todt bei Audhingen.

Der vielleicht wichtigste aber die Reste des Dorfes Oradour sur Glane nicht weit von Limoges, das nach dem Krieg neben seinem früheren Standort neu aufgebaut wurde, so dass man heute noch sehen kann, in welchem Zustand es die deutschen Kräfte hinterlassen haben. In Oradour sur Glane haben Leute von der SS-Panzerdivision „Das Reich“, unter anderem Franzosen, die als Elsässer und damit „rassisch wertvolle Grenzlandbewohner“ unfreiwillig zur Waffen-SS eingezogen worden waren, am 10. Juni 1944 ein Massaker unter der Zivilbevölkerung angerichtet, das jede Legende von der „ehrlichen, aufrechten“ deutschen Kriegführung Lügen straft. Eine Gedenkstätte mit einiger Dokumentation ist am Ort.

Das nur ein paar Splitter - wenn Du näher beschreiben magst, wofür Du Dich interessierst, vielleicht mehr und Besseres.

Ach, und noch ein ganz anderes Kapitel: In Haigerloch ist in dem Keller unter dem Schloß, in dem Otto Hahn vorgab, die Atombombe für Führer und Reich zu entwickeln, ein kleines Museum eingerichtet, das ebenfalls sehr besuchenswert ist: Bis zuletzt haben die Rindviecher ihren eigenen Mist geglaubt…

Schöne Grüße

MM

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und noch ein besonderer Ort: Der „Gute Ort“ (jüdische Friedhof) in Bad Buchau. Der ist nur durch private Initiative von Siegbert Einstein (einem jüngeren Vetter von Albert, die Einsteins stammten aus Buchau) erhalten geblieben: Man ist dort sonst gut katholisch und redet nicht gerne über unangenehme Dinge, am besten man vergisst sie schnell. Und Orte, die einem peinlich werden könnten, planiert man am besten zügig.

Buchau deswegen von Bedeutung, weil dort die Synagoge am 9. und am 10. November 1938 zwei Mal angezündet werden musste: Beim ersten Mal rückte die Freiwillige Feuerwehr aus und der Buchauer Bolle schickte die Lumpen von der Laupheimer SA, die in Zivil aufgetreten dennoch gut bekannt waren, mit einer strengen Ermahnung nach Hause. Erst, als am 10. November der Gauleiter Murr ausdrückliches Verbot zu löschen erlassen hatte, brannte die Synagoge dann ab. Mit „spontanem Vorrlckszorrrn“ war damit natürlich Essig, Trick 17 mit Selbstüberlistung.

Schöne Grüße

MM

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und noch ein besonderer Ort, der ein ziemlich schräges Licht auf die BRD im kalten Krieg wirft: Das kleine „Friedensmuseum“, das von dem Remagener Bürgermeister Hans Peter Kürten in den Türmen der Brücke von Remagen auf der Remagener Seite in 15 Jahren Kleinarbeit 1965 - 1980 zusammengetragen und eingerichtet wurde: Im wesentlichen die Arbeit einer Person (und natürlich einigen bis vielen Gleichgesinnten). „Offiziell“ gab es die Brücke von Remagen aber nicht, und auch keinerlei Bedarf, an die dramatischen Ereignisse dort bei Kriegsende zu erinnern. Kürten bekam auf allen Ebenen von Land und Bund permanent nur Achselzucken als Antwort auf seine Bemühungen.

Und hat „sein“ Friedensmuseum dennoch 1980 eröffnen können.

Schöne Grüße

MM

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Schau mal hier:

https://g.co/kgs/NXFj6u

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Hallo,
Aprilfisch hat schon einiges genannt, die Maginot-Linie bietet im Elsass mehrere Bunker, die man besichtigen kann. Eine Führung lohnt sich immer. Mindestens so sehenswert wie Lembach ist auch die Anlage Schoeneburg. Auch Hatten ist sehr empfehlenswert, da hat damals eine große Panzerschlacht stattgefunden und ein schönes Museum gibt es dort auch.
Auf deutscher Seite kann ich das Westwallmuseum in Bad Bergzabern empfehlen.
Auch hochinteressant ist das Wehrgeschichtliche Museum in Rastatt.
Man kann auch einfach mal im Bienwald spazieren gehen. Zwischen Kandel und Lauterbourg kann man deutlich noch viele Schützengräben, Bombentrichter und gesprengte Bunkerruinen erkennen.
Grüße

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fahre nach Italien und besuche das Kloster Montecassino. Liegt zwischen Rom und Neapolis.

Eindrucksvoll ist allein die komplette Zerstörung, deren Umstände und der nachherige Wiederaufbau in voller Herrlichkeit.
Dort hast du einen deutschen und einen polnischen Soldatenfriedhof.

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Hallo,

wenn Du den Blick etwas über den WK 2 hinaus weiten willst, ist das Museum auf dem Vieil Armand/Hartmannsweilerkopf sehr empfehlenswert. Nicht umsonst nannte man den Hügelzug „Menschenfresser“.

Das KZ Natzweiler-Struthof im Elsass ist relativ gut erhalten geblieben und vermittelt einen sehr realistischen Eindruck vom organisierten Grauen der „Herrenmenschen“.
https://www.struthof.fr/de/

Ansonsten ist der Nordteil der Halbinsel Contentin in der Normandie rund um die Landungsbereiche der Allierten wie zB den „Omaha Beach“ vollgepflastert mit Museen, Gedenkstätten und Mahnmalen.

Und das von @Aprilfisch empfohlene Oradour ist wirklich ein sehr besonderer Ort, dessen Besuch absolut lohnenswert ist.

&tschüß
Wolfgang

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Die Kriegsgräberstätte Guebwiller bei Mulhouse ist insofern ein besonderer Ort, als dass dort Soldaten beider Nationen aus beiden Weltkriegen in besonderer Anordnung begraben liegen.

Ansonsten sei - auch wenn die Lokalität damit nicht trifft - auch der „Ostwall“ mal erwähnt. Es besteht immer sehr eine Neigung dazu, sich an den Schauplätzen in Richtung Westen zu orientieren. Festungsfront Oder-Warthe-Bogen

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Die halbe Normandie ist ein Kriegsschauplatz mit diversen Museen und Friedhöfen. Gib man bei Google-Maps mit der Normandie im Focus als Suchbefgriff „museum dday“ ein (https://www.google.de/maps/search/museum+dday/@49.2874175,-1.1737599,9.42z?ucbcb=1&entry=ttu). Beispiele, die ich besucht habe:

Museum Dead Mans Corner nahe Carentan:

Museum in Arromanches, Alliierter Schnellbauhafen:
https://musee-arromanches.fr/

Friedhof oberhalb von Omaha Beach:


Museum zum Omaha Beach:
https://www.dday-omaha.fr/en/
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Vielen vielen vielen Dank für die ganzen ausführlichen Antworten. Damit kann ich viel anfangen. Werde mich mal da reinarbeiten und diverse Orte besuchen. Danke