Ich verstehe einen politischen Witz nicht. Kann mir jemand diesen erklären?

Hallo an alle Kenner der deutschen politischen Landschaft von 1983,

mir ist vor Kurzem ein altes Buch mit Witzen in die Hände gefallen, in dem unter anderem das damalige Kabinett unter Helmut Kohl in die Protagonistenrolle gedrückt wird.
Nun muss ich gestehen, dass ein Witz dort seinen Platz gefunden hat, den ich nicht verstehe. Vielleicht kann mir einer von Ihnen diesen erklären:

Wie begrüßen sich zwei SPD-Abgeordnete?
„Guten Morgen, Genosse“
„Guten Morgen, Genosse“
Wie begrüßen sich zwei Unionsabgeordnete?
„Guten Morgen, Herr Kollege.“
„Guten Morgen, Herr Kollege.“
Zwei FDP-Abgeordnete?
„Guten Morgen, Herr Minister.“
„Guten Morgen, Herr Staatssekretär.“

Irgendwie erschließt sich mir die Pointe nicht. Was ist der Sinn dahinter?

Lieben Gruß und vielen lieben Dank im Voraus

Michael Vogl

Moin!

Die SPD besteht aus lauter Genossen.

Die CDU besteht aus lauter Kollegen.

Die FDP bestand aus einem Minister und einem Staatssekretär.

ok?

Gruß

Zu welcher Zeit bestand denn die FDP-Fraktion nur aus zwei Mitgliedern? Zumal eine Fraktion im Deutschen Bundestag gar nicht aus zwei Mitgliedern bestehen kann, wie die PDS seinerzeit mal feststellen durfte.

Hat der Witz vielleicht doch einen anderen Hintergrund?

Hallo,

das ist eine veräppelung der FDP als Partei.

Denn die FDP hattte (und hat) ja nun einmal überhaupt nichts mit „Beamten“ am Hut und wenn es nach ihr ginge,gäbe es den Öffentlichen Dienst nicht mehr.

Deswegen die Anrede der FDP-Abgeordneten als Beamte

Minister sind keine Beamte und im übrigen auch nicht alle Staatssekretäre.

Schon ein bißchen erschreckend, was hier an Kenntnissen über das politische System Deutschlands offenbar wird.

Ja, das war ja auch alles total ernst gemeint.

Die FDP bestand aus nur 2 wichtigen Politikern.

So besser?

Wir sind im Witzebrett, nicht im Politik- oder Geschichtsbrett.

Wenn du ne bessere Erklärung für den Witz hast, dann übernimm bittte!

Hallo,

ein Witzchen über die Rolle der FDP als Zünglein an der Waage in der damaligen Ära mit nur drei Parteien im Bundestag bis zur Wahl in 03/83. Obwohl sie vergleichsweise klein war, stellte die FDP sowohl in der Koalition mit der SPD als auch mit der CDU/CSU (fast) durchgehend seit 1949 Minister und Staatssekretäre und war damit die längstamtierende Partei.

Gruß
vdmaster

Guten Morgen,

vielen lieben Dank erst einmal für Ihre Antworten. Die Erklärung, dass die FDP seinerzeit nur 2 wichtige Mitglieder im Bundestag hatte, ist für mich verständlich, und so macht der Witz in meinen Augen Sinn.

Lieben Gruß und Danke noch einmal an dieser Stelle
Michael Vogl

Bei mir steht oben Inlandspolitik.

Die wurde von vdm schon gegeben.

Ja deine Unkenntnis lol

Ich empfehle einmal zur Lektüre die einschlägigen Gesetze:

Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Bundesregierung (Bundesministergesetz - BMinG)
§ 11
(1) Die Mitglieder der Bundesregierung erhalten vom Beginn des Kalendermonats an, in dem das Amtsverhältnis beginnt, bis zum Schluß des Kalendermonats, in dem das Amtsverhältnis endet, folgende Amtsbezüge:
a)
Ein Amtsgehalt, und zwar
der Bundeskanzler in Höhe von einzweidrittel,
die Bundesminister in Höhe von eineindrittel
des Grundgehalts der Besoldungsgruppe B 11 einschließlich zum Grundgehalt allgemein gewährter Zulagen,
b)
einen Ortszuschlag in Höhe von eineindrittel des in der Besoldungsgruppe B 11 zustehenden Ortszuschlags,
c)
eine Dienstaufwandsentschädigung,
und zwar der Bundeskanzler von
jährlich 24.000 DM,
die Bundesminister von jährlich 7.200 DM,
d)
bei Unmöglichkeit der Verlegung des eigenen Hausstandes nach dem Sitz der Bundesregierung für die Dauer seiner Fortführung am bisherigen Wohnort eine Entschädigung von
jährlich 3.600 DM.
Die Amtsbezüge werden monatlich im voraus gezahlt.
(2) Für den gleichen Zeitraum werden Amtsbezüge nur einmal gewährt. Sind die Bezüge nicht gleich hoch, so stehen die höheren Bezüge zu.
(3) Wird ein Mitglied der Bundesregierung nach Artikel 69 Abs. 3 des Grundgesetzes ersucht, die Geschäfte weiterzuführen, so werden die Amtsbezüge bis zum Schluß des Kalendermonats weitergewährt, in dem die Geschäftsführung endet.
(4) § 83a des Bundesbeamtengesetzes einschließlich der dazu ergangenen Übergangsvorschriften und § 87a des Bundesbeamtengesetzes sind sinngemäß anzuwenden.

Hallo,

sie hatte mehr als nur zwei wichtige Mitglieder im BT. Zudem ist jedes MdB wichtig, selbst Hinterbänkler. Aber angesichts der Anzahl von nur 34 MdB der FDP, war sie schon recht überproportional im Kabinett mit gewichtigen Ressorts gesegnet.

Gruß
vdmaster

Das kann ich gerne zurückgeben. Erstens: wenn die Regierungsmitglieder Beamte wären, dann bräuchte man nicht auf das Bundesbeamtengesetz zu verweisen, denn dann gälte es für diese automatisch. Zweitens steht in § 1 des BMinG „Die Mitglieder der Bundesregierung stehen nach Maßgabe dieses Gesetzes zum Bund in einem öffentlich-rechtlichen Amtsverhältnis.“ Von Beamtenstatus keine Spur; vielmehr steht da, daß sie in einem Angestelltenverhältnis stehen.

Und nicht zuletzt:

Die beiden Paragraphen wurden 2009 aufgehoben.

Amtsverhältnis natürlich. Darauf wollte ich auch hinaus: weder Beamtenverhältnis noch Angestelltenverhältnis, sondern etwas, das daneben steht und einer gesonderten Regelung (eben durch das BMinG) bedarf.

Die richtige Erklärung ist: Die FDP war immer eine kleine Partei mit einer kleinen Fraktion. Als Zünglein an der Waage war sie aber an sehr vielen Regierungen beteiligt. Verglichen mit der Zahl ihrer Mitglieder und Abgeordneten hat sie also überproportional viele Minister und Staatsekretäre gestellt.

In die gleiche Kerbe haut auch der folgende Witz:

Wie begrüßt der FDP-Vorsitzende die Versammelten auf dem Parteitag? „Sehr geeherte Herren Minister, sehr geehrte Herren Staatssekretäre, liebes Mitglied.“