Hallo Chili
Genau - ich finde deinen Beitrag super, bis auf die wenigen
Ausnahmen. Menschen bestimmten Herkunftlandes als mehr
integrierbar zu sehen als andere und das auch noch zu
verallgemeinern finde ich äußerst fragwürdig, aber ich denke
so hast Du das nicht gemeint.
Viele Grüße
Richtig, von integrier_bar_ habe ich nicht gesprochen, es ging mehr um eine Momentaufnahme. Es gibt ja auch sehr viele Türken die sich super integrieren, aber das „große Integrationsproblem“ über das momentan so viel geregelt wird, bezieht sich eben nur auf eine bestimmte Gruppe die mom. öffentlich von Türken und einigen anderen muslimischen Länder-Stämmigen vertreten wird.
Auf der anderen Seite des Spektrums sind die, die sich momentan eben gut und unaufällig integrieren. Es gab vor kurzem eine Studie nach der Vietnamesen viermal öfter besser das Abitur abschließen als Deutsche. Die Libyer habe ich erwähnt, weil sie eben auch Muslime sind, und es nichts mit dem Glauben zu tun hat, wie gut man sich integriert. Und mit den Indern komme ich zum Punkt: Hier spielen natürlich auch viele soziale Faktoren eine Rolle. Während die Einwanderer aus Anatolien (nicht Westtürkei) oft keinen allzu finanziell rosigen Hintergrund hatten, sind aus Indien eher die besser verdienenden gekommen (und werden auch jetzt angeworben). Wenn ich mit einem von vornherein besseren Bildungsstand in ein anderes Land gehe, habe ich auch viel mehr Möglichkeiten: Bessere Jobs, bessere Kontakte, dementsprechend besserer ZUgang zur Sprache, mehr Information und mehr Möglichkeiten, die ich nutzen kann.
Wenn jetzt Oma und Opa aber Schafshirte und Näherin waren, die sich in irgendwie durchgschlagen haben, und Muttern nicht arbeitet und Papa auf den Bau geht, hat man nicht ähnlich schlechte Chancen wie deutsche Arbeiterkinder (deren Schere zu Akademikerkindern ist ja auch gerade wieder Thema) - nur hier kommt halt noch dazu, dass die Großeltern keine Kontakte hatten, wenig Geld, wenig Information und somit Angebote, so sie da waren, nicht nutzen konnten. Muttern aus so einer Familie spricht vielleicht kaum deutsch und wurde frühstmöglich aus der Schule genommen, so sie überhaupt deutsche ist und nicht aus der Heimat importiert wurde. Paps musste früh Arbeiten gehen, weil von jeher wenig Geld da war, keine Zeit für Träume.
An der Stelle geht die Schwere auseinander: Die einen wollen, dass es den Kindern möglichst viel besser geht als ihnen selbst, vielleicht haben sie Kontakte und Informationsmöglichkeiten gefunden um wirklich das beste für die Bildung rauszuholen - und das ist verdammt schwer. Mein Cousin ist _sehr_ deutsch und meine Güte hatten wir probleme ihn noch auf die Schule zu kriegen, damit er sein Abitur nachmachen kann.
Die anderen haben aber schlechte Erfahrungen gemacht und auch nie neue Kontakte außerhalb ihrer Community gemacht, Frust baut sich auf und der wird an die nächste Generation weiter gegeben. Diese findet in ihrem Leben, aufgrund mangelnder Möglichkeiten, Vorurteile und vielleicht auch schlechter Versorgung, nur Bestätigung für diesen Frust. Wenn sich diese Frustrierten dann zu Gruppen zusammenschließen, leben sie in einem geschlossenen Netzwerk gegenseitiger Bestätigung und da können sich dann anti-deutsche Haltungen entwickeln.
Mangelnde Integration resultiert oft daraus, dass die eingewanderten Familien allein gelassen werden. Und ich kann mir gut vorstellen, wie allein sie sind, wenn sie aus einem anderen Land kommen. Meine Mutter ist nur aus Düsseldorf in Essen „eingewandert“ und nach 30 Jahren immernoch „die Fremde“ und völig allein - abgesehen von anderen „Eingewanderten“.
Aber auch das sind nur zwei Seiten der Medaille. Dazwischen liegt noch viel Metall.
Niemand redet z.B. von den Chinesen die hier noch Business-Hochzeiten durchführen und Leute verheiraten die nichtmal die selbe Sprache sprechen (konkreter Fall: Er spricht deutsch und kaum kantonesisch. Sie spricht nur Mandarin und hat kein interesse deutsch zu lernen), die dann in Restaurant (oder Schneiderei, etc.) Clans leben damit sie möglichst wenig mit der Außenwelt interagieren - weil jeder davon träumt mal „reich“ nach China zurückzukehren, was aber den wenigsten gelingt und noch weniger tun.
lg
Kate