'Idem velle – idem nolle'

Guten Morgen, liebe Lateiner!
In der deutschen Übersetzung der ersten Papst-Predigt (lateinisch) steht folgendes:

Wäre jemand so nett, mir das Zitat zu übersetzen? Danke!
Gruß, Geris

Hei Geris,
bin zwar kein Lateiner, aber in der Zeitung stand

‚Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage‘

„Das zweite Merkmal, mit dem Jesus Freundschaft definiert, ist die Willensgemeinschaft. Auch die Römer definierten Freundschaft mit den Worten: „Idem velle – idem nolle“. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15, 14). Die Freundschaft mit Christus entspricht der dritten Bitte des Vater Unsers: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“. In der Stunde von Getsemani hat Jesus unseren aufsässigen menschlichen Willen in einen Willen verwandelt, der mit dem göttlichen Willen übereinstimmt und mit ihm vereint ist. Er hat die ganze Tragödie unserer Autonomie erlitten – und gerade dadurch, dass er unseren Willen in Gottes Hände legt, schenkt er uns die wahre Freiheit: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26, 39). In dieser Willensgemeinschaft vollzieht sich unsere Erlösung: Freunde Jesu sein, Freunde Gottes werden. Je mehr wir Jesus lieben und je klarer wir ihn erkennen, umso größer wird unsere wahre Freiheit, umso größer wird unsere Freude darüber, erlöst zu sein. Danke Jesus, für Deine Freundschaft!“

Bye Nauraa

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Hallo, Geris:smile:

Das volle Zitat lautet:

idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia est.

dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen, das erst ist feste Freundschaft.

lg.Jenny

Ergänzung
Das Zitat konnte ich noch auswendig…*lach*
aber wo es steht, musste ich erst „ergooglen“:

Sallust: Die Verschwörung des Catilina

lg.jenny

bravo!
Ganz herzlichen Dank, Jenny! gemeinsam sind wir echt klasse. Gruß, Geris

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Überlegung und Frage
Anscheinend hat Benedikt in seiner Rede, die Nauraa auf Deutsch wiedergibt und die ich auf Latein nicht kenne - zwei Zitate zusammengemixt???

idem velle atque nolle ist, wie gesagt, Sallust -

die (von Nauraa) zitierte Stelle in der deutschen Papstrede: Johannes 14/15
heisst auf Latein: (14) vos amici mei estis si feceritis quae ego praecipio vobis (Quelle: Bibel online)

Ist diese Vermischung ein Fehler (denn die beiden Zitate sind ja durchaus nicht ident, bedeuten ja auch Unterschiedliches)? Absicht? Hab ich was nicht kapiert ?
Weiss jemand eine Erklärung?

Lieben Gruss aus Wien, jenny

Hallo, Jenny,

"Das zweite Merkmal, mit dem Jesus Freundschaft definiert, ist die :Willensgemeinschaft. Auch die Römer definierten Freundschaft mit den :Worten: „Idem velle – idem nolle“. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr :tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15, 14). Die Freundschaft mit Christus :entspricht der dritten Bitte des Vater Unsers

Ich hab mit den entscheidenden Text noch mal hierherkopiert.

Geschickt, wie hier B16 zwei verschiedene, ja m.M. nach diametral unterschiedliche Aussagen vermischt.

Idem velle, idem nolle - ist nach meinem Verständnis eine freiwillige Übereinkunft auf gleicher Augenhöhe.

Wie anders klingt da Joh.15,14! Das ist keine Übereinkunft, das ist ein Diktat und klingt mir doch sehr nach dem rüden Spruch „Und willst du nicht mein Bruder sein …“ Freundschaft nur dann, wenn ich tue was der „Freund“ von mir will? Welche Art von Freundschaft ist den zwischen dem Herrn und dem Knecht möglich?

Mir zeigt diese Aussage - und der Versuch sie mit dem Ideal der wahren Freundschaft zu vermengen und zu bemänteln, welcher „neue“ Geist da Einzug in Rom hält.

Gruß
Eckard

Servus, lieber Eckard:smile:

und der Versuch sie mit dem Ideal
der wahren Freundschaft zu vermengen und zu bemänteln das hat

Genau das hat mich eben stutzig gemacht. Und du meinst, es ist Absicht, oder hat der gute Benedikt einfach nur zwei Zitaterln verwechselt und durcheinandergeworfen, wie das uns Unheiligen auch ab und an passiert?

Lieben Gruss, jenny

mich wundert nur
dass ausser mir dieser Fehler (?), diese Absicht (!) noch niemandem aufgefallen sein sollte.

Deswegen würde mich der Text in der Originalsprache interessieren. Soviel ich rausbekommen habe, hielt Ratzinger diese Rede bei der „Missa Pro eligendo Romano Pontifice“ am Beginn des Konklaves. Ich konnte den Text aber bis jetzt nur auf Deutsch finden und weiss auch nicht, in welcher Sprache sie gehalten wurde.
Aus momentanem Zeitmangel: findet jemand diese Rede auf Latein oder Italienisch?
Danke und lieben Gruss aus dem Bunker:smile:
jenny

Hallo, Jenny,

"Das zweite Merkmal, mit dem Jesus Freundschaft definiert, ist die :Willensgemeinschaft. Auch die Römer definierten Freundschaft mit den :Worten: „Idem velle – idem nolle“. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr :tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15, 14). Die Freundschaft mit Christus :entspricht der dritten Bitte des Vater Unsers

Ich hab mit den entscheidenden Text noch mal hierherkopiert.

Geschickt, wie hier B16 zwei verschiedene, ja m.M. nach
diametral unterschiedliche Aussagen vermischt.

Idem velle, idem nolle - ist nach meinem Verständnis eine
freiwillige Übereinkunft auf gleicher Augenhöhe.

Wie anders klingt da Joh.15,14! Das ist keine Übereinkunft,
das ist ein Diktat und klingt mir doch sehr nach dem rüden
Spruch „Und willst du nicht mein Bruder sein …“ Freundschaft
nur dann, wenn ich tue was der „Freund“ von mir will? Welche
Art von Freundschaft ist den zwischen dem Herrn und dem Knecht
möglich?

Mir zeigt diese Aussage - und der Versuch sie mit dem Ideal
der wahren Freundschaft zu vermengen und zu bemänteln, welcher
„neue“ Geist da Einzug in Rom hält.

Hallo, Eckard,
vielleicht hilft es ja, den Zusammenhang anzuschauen:

Joh 15,12 Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
Joh 15,13 Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Joh 15,14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
Hört sich ja ein bißchen streng an, aber sie sollten es doch endlich richtig kapieren, nicht wahr? - zu leben für die Freunde, um seine utopische Idee von allumfassender, bedingungsloser LIEBE zu verwirklichen. Erst wenn sie ihn, Jesus, darin richtig verstanden hätten, würden sie sich als seine Freunde bezeichnen können. Es blieb ihnen ja unbenommen der freie Wille, dem sich anzuschließen oder nicht.

Was ich noch fragen möchte: Was heißen denn nun wörtlich diese vier Worte: idem velle - idem nolle ??
Gruß, Geris

http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/elezi…

glaub ich. Geris

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Was ich noch fragen möchte: Was heißen denn nun wörtlich diese
vier Worte: idem velle - idem nolle ??

Das, lieber Geris, hatte ich schon vor Stunden beantwortet…*lächel*…

lg.jenny

Genau das hat mich eben stutzig gemacht. Und du meinst, es ist
Absicht, oder hat der gute Benedikt einfach nur zwei Zitaterln
verwechselt und durcheinandergeworfen, wie das uns Unheiligen
auch ab und an passiert?

Hallo, Jenny,
nein ich kann da nicht an ein „Versehen“ glauben. Solche Reden werden sehr sorgfältig vorbereitet und immer wieder gegengelesen. Da wäre ein solcher Lapsus aufgefallen. Nein, hier wird eines gesagt, aber etwas ganz anderes gemeint. Aber eigentlich ist das bereits eine theologische Diskussion.
Gruß
Eckard

ich bin halt bei „atque“ noch hängengeblieben, dachte und heißt et
also idem velle et idem nolle …
vergiß es, liebe Jenny, mit gar nicht Lateinern is nich einfach : )

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‚Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage‘

Diese Übersetzung stimmt zwar nicht, bringt aber alles genau auf den Punkt. Dafür ein Sternchen!

Bernhard