IE6 must die! Aber darf er das überhaupt?

Mahlzeit!

Dass der Internetexplorer 6 11 Jahre nach seiner Veröffentlichung Ärgernis für User und Webdesigner ist, darüber braucht man sich nicht mehr auslassen. Für den Webdesigner ist es ein Krampf, Seiten so zu stylen, dass sie trotzdem mit dem IE 6 funzen, für den User ist der IE6 ein Browser, der heutzutage viele Sicherheitslücken aufweist.
Zu viele…
Das es immer noch Leute gibt, die ihn nutzen, das sei - so zumindest ein Internetartikel - eindeutig die Schuld der Webdesigner, da diese ihre Seiten so auszeichnen, dass man sie mit dem IE 6 ohne Probleme betrachten kann. Teilweise finden sich im Netz aber auch Seiten, die vor Ewigkeiten erstellt und nicht mehr wirklich aktualisiert wurden.

Genau dieser „Vorwurf“ jedoch bringt mich ins Grübeln, habe ich es doch gelernt, dass der Webdesigner sich dem User anzupassen hat und nicht umgekehrt.
Ergo wäre die Aufforderung, den IE6 von der Webseite auszuschließen, gegen das Gebot, jedem User die Möglichkeit zu geben, die Webseite zu betrachten.
Das wiederum bedeutet, man muss den IE6 berücksichtigen, was aber dazu führt, dass dessen Nutzer bei ihm bleiben.
Ein Teufelskreis also.
Wie seht ihr das Ganze? Würdet ihr weiterhin Webseiten so gestalten, dass IE6-Nutzer sie problemlos nutzen können? Oder gehört ihr zur Fraktion jener, die einem User seiner Entscheidungsfreiheit entheben und verlangen, dass diese einen modernen Browser verwenden, auch wenn dies dem Prinzip „Für den User“ widerspricht?

Ich bin gespannt auf eure Antworten.
GLG
Tichuspieler

Hi,

Das es immer noch Leute gibt, die ihn nutzen, das sei - so
zumindest ein Internetartikel - eindeutig die Schuld der
Webdesigner, da diese ihre Seiten so auszeichnen, dass man sie
mit dem IE 6 ohne Probleme betrachten kann.

da ist durchaus was dran. Ich hatte mich damals vom Netscape 4.7 erst verabschiedet, als von mir häufig besuchte Seiten das CSS nur noch für modernere Browser zugänglich machten.
Nutzbar waren diese Seiten zwar noch, aber so völlig ohne Style unansehnlich und auch etwas unübersichtlich.

Ich denke, auch dem IE6 könnte man heute moderne Teile des CSS vorenthalten, anstatt wegen ihm Verrenkungen zu machen - vorausgesetzt natürlich, die Seiten bleiben nutzbar.

Gruß
Ingo

Warum auch nicht, IE 6 ist immer noch Standart bei vielen Server Versionen. Auf einem Server wird man kaum den neusten Browser und Adobe Klash installieren, beide haben dort nichts verloren.
Dennoch muß man wohl oder übel auch manchmal auf einem Server ins Internet gehen, auch wenn das keine Spaß macht und recht gefährlich sein kann. - Also wird der IE6 noch immer benötigt, auch wenn es den Webdesignern nicht in den Kram passt. der IE6 wird noch mindestens bis 2014 vertreten bleiben und auf einigen Systemen einfach nicht ersetz werden können.

Moin,

Dass der Internetexplorer 6 11 Jahre nach seiner
Veröffentlichung Ärgernis für User und Webdesigner ist,
darüber braucht man sich nicht mehr auslassen.

Warum nicht? Offensichtlich gibt es immer noch Leute, die sich über ihn schwarz ärgern, anstatt einfach funktionstüchtige Seiten zu erstellen und sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass eine Seite auf einem minderwertigen Browser genauso aussehen muss, wie auf modernen Browsern.

Für den
Webdesigner ist es ein Krampf, Seiten so zu stylen, dass sie
trotzdem mit dem IE 6 funzen

„stylen“ und „funzen“ sind zwei Dinge, die erstmal nichts miteinander zu tun haben und normalerweise auch voneinander getrennt entwickelt werden. „funzen“ ist Aufgabe von HTML, „stylen“ Aufgabe von CSS. Wenn man die Trennung von Inhalt und Layout beherrscht, dann ist es kein Problem, eine Seite zu 100% zum „funzen“ zu bringen, denn der IE hat ja keine Probleme dabei, sondern nur beim „stylen“.

für den User ist der IE6 ein
Browser, der heutzutage viele Sicherheitslücken aufweist.

Und dennoch gibt es womöglich User, die keinen anderen Browser nutzen können oder dürfen.

Zu viele…

Die sind doch irrelevant. Lass Deine Websites „funzen“, dass die in einem altmodischen Browser nicht ganz so schön aussehen, wie in anderen, ist nicht das Problem des Webmasters.

Das es immer noch Leute gibt, die ihn nutzen, das sei - so
zumindest ein Internetartikel - eindeutig die Schuld der
Webdesigner, da diese ihre Seiten so auszeichnen, dass man sie
mit dem IE 6 ohne Probleme betrachten kann.

Ich würde sowas nicht als Schuld im Sinne etwas Negatives ansehen, sondern als die Bringschuld von Web-Entwicklern (und ich sage bewusst nicht Designer), eine Website MUSS in JEDEM Browser FUNZEN und mit syntaktisch und semantisch einwandfreiem HTML ist das auch gewährleistet. Mit dem Aussehen hat das nichts zu tun.

Was vielleicht gemeint ist (aber falsch formuliert, weil man es womöglich selber nicht besser weiß), ist dass sich Webdesigner (und hier sagen ich absichtlich Designer) viele schlaflose Nächte um die Ohren schlagen, nur weil sie wollen, dass der IE beispielsweise runde Ecken anzeigt, was andere Browser bereits nativ können. Dabei haben runde Ecken nicht den geringsten Einfluss auf die Nutzbarkeit, auf das „funzen“, sondern nur auf das Aussehen und das ist nunmal zweitrangig, auch wenn ein Designer das nicht einsehen wird (logisch, das ist berufsbedingt so).

Teilweise finden
sich im Netz aber auch Seiten, die vor Ewigkeiten erstellt und
nicht mehr wirklich aktualisiert wurden.

Das ist leider auch wahr, ändert aber IMHO eigentlich nichts.

Genau dieser „Vorwurf“ jedoch bringt mich ins Grübeln, habe
ich es doch gelernt, dass der Webdesigner sich dem User
anzupassen hat und nicht umgekehrt.

Das ist ja auch richtig so. Der von Dir zitierte Vorwurf ist ja so in der Form auch haltlos und falsch. Wenn er so formuliert wäre, wie ich das vermutet habe, dass er hätte formuliert werden sollen, dann würdest Du sehen, dass der Vorwurf nicht im Gegensatz zu Deinem (richtigen) Weltbild steht.

Ergo wäre die Aufforderung, den IE6 von der Webseite
auszuschließen, gegen das Gebot, jedem User die Möglichkeit zu
geben, die Webseite zu betrachten.

Richtig. Das ist ja auch gar nicht nötg. Man muss nicht das „funzen“ verbieten (obwohl es 100% möglich ist), nur weil das „stylen“ nicht den Träumereien der Designer entspricht. Man kann die Informationen einer Website auch aufsaugen, wenn sie hässlich aussieht, nicht aber wenn sie schön aussähe, wenn mein Browser das könnte, darunteraber die Usability leidet.

Das wiederum bedeutet, man muss den IE6 berücksichtigen, was
aber dazu führt, dass dessen Nutzer bei ihm bleiben.
Ein Teufelskreis also.

Nein. Nicht wirklich.
Es gibt eben nur keinen Grund, in den IE6 mehr Zeit zu investieren, als man in die anderen Browser investiert. Wenn der IE etwas nicht kann (optisch), dann wird der User das eben nicht sehen. Die wenigsten User werden aktiv vergleichen, wie eine Seite im IE6 und im FF aussieht, es ist ihnen nur wichtig, dass die Site im Browser ihrer Wahl funktioniert.

Wie seht ihr das Ganze? Würdet ihr weiterhin Webseiten so
gestalten, dass IE6-Nutzer sie problemlos nutzen können?

Du formulierst falsch. Gestalten und Nutzen haben nichts miteinander zu tun. Ich entwickle meine Websites so, dass sie auf jedem HTML-fähigen Browser funktionieren (auch Netscape 4.7 oder 0.8 oder Mosaic oder Lynx). Aber das Aussehen richtet sich natürlich stark nach den Fähigkeiten des Browsers. WENN ich etwas ausschließen würde, dann ein Stylesheet für Browser die CSS nicht gar nicht, sondern einfach schlecht unterstützen, wie der NS4.

Also ist die Antwort auf Deine Frage, ja, man entwickelt Websites nach wie vor so, dass sie in allen Browsern funktionieren, die optischen Fähigkeiten beschränken sich eben auf das, was der Browser kann. Und wenn die CSS-Unterstützung so schlecht ist, dass dadurch die Nutzbarkeit wirklich leidet (z.B. überlappende Elemente aufgrund falscher Positionierung des Browsers), dann schließt man ihn vom CSS aus und lässt die Seiten ohne CSS darstellen.

gehört ihr zur Fraktion jener, die einem User seiner
Entscheidungsfreiheit entheben und verlangen, dass diese einen
modernen Browser verwenden, auch wenn dies dem Prinzip „Für
den User“ widerspricht?

Auf gar keinen Fall. Der Sinn des WWW ist ja, JEDEM Menschen alle Informationen zu bieten. Als Grundvoraussetzung wird dabei nur HTML genannt.
Genauso haben Websites barrierefrei zu sein, weil es keinen Grund gibt, Menschen mit Behinderungen vom WWW auszuschließen - gerade für die hat das WWW einen viel größeren Stellenwert, als für alle anderen Menschen.
Oder nimm Menschen mit Browsern, die nicht frames-fähig sind (z.B. Mosaic) oder Menschen mit Textbrowsern (Lynx). Welchen Grund - außer persönliche Faulheit oder Ahnungslosigkeit - kann es geben, diesen eine zumindest funktionierende („Trennung von Inhalt und Layout“) Website zu bieten?

Eben.

Ich bin gespannt auf eure Antworten.

Gerne. Aber sie liegt auf der Hand, wenn man weiß, wozu HTML eigentlich wirklich da ist (Stichwort: Semantik) und wenn man immer die Trennung von Inhalt und Layout berücksichtigt. Dann stellen sich diese von Dir genannten „Probleme“ nämlich überhaupt nicht.

Liebe Grüße,
-Efchen

Einen wunderschönen guten Morgen!

Wie (fast) immer bin ich mit Ihnen, Efchen, meinungstechnisch konform, aber:

Auf gar keinen Fall. Der Sinn des WWW ist ja, JEDEM Menschen
alle Informationen zu bieten. Als Grundvoraussetzung wird
dabei nur HTML genannt.
Genauso haben Websites barrierefrei zu sein, weil es keinen
Grund gibt, Menschen mit Behinderungen vom WWW auszuschließen

  • gerade für die hat das WWW einen viel größeren Stellenwert,
    als für alle anderen Menschen.

Ich finde es immer ein wenig schade, wenn man Barrierefreiheit grundsätzlich mit Menschen mit Behinderung in Verbindung bringt. Es gibt nämlich eine Gruppe, die man ebenfalls berücksichtigen sollte, und das sind die Internetanfänger.
Als kleines Beispiel mag ich hier meine Mama nennen, die in ihrer Internetanfangszeit beinahe täglich bei mir angerufen hatte um zu fragen, was sie auf der und der Webseite machen muss und was was beim Browser bedeutet. Für mich war das übrigens auch recht schwierig, weil ich eben zu 99% Opera benutze und sie den Firefox nutzt.

Lieben Gruß
Michael Vogl

1 Like

Hi,

Es gibt nämlich eine Gruppe, die man ebenfalls
berücksichtigen sollte, und das sind die Internetanfänger.

Oh ja. Auch ich musste meiner Mutter anfangs oft helfen, was auch nicht immer leicht war (ich Windows/Firefox, sie Mac/Safari).

Richtig erschreckend für mich war kürzlich ein „Erlebnis“ mit einer Kollegin, die das Internet schon lange beruflich nutzt. Ich habe für unseren Arbeitskreis einen passwortgeschützten Bereich erstellt und die Adresse und Zugangsdaten mitgeteilt. Sie kam nicht drauf und ich demonstrierte ihr, wie das geht. Sie bat mich daraufhin, dass ich erst „ins Internet gehen“ solle. Es erforderte einige Rückfragen, bis ich ihr Problem vertanden hatte: sie hatte keine Ahnung, dass ein Browser auch eine Adresszeile hat und gab Adressen stets in die Eingabe der Suchmaschine ein… :wink:

Gruß
Ingo

Moin,

Ich finde es immer ein wenig schade, wenn man Barrierefreiheit
grundsätzlich mit Menschen mit Behinderung in Verbindung
bringt.

Da fehlt vermutlich ein „nur“ in dem Satz. Natürlich gibt es die verschiedensten Formen der Behinderung. Das müssen nicht nur Blinde sein, sondern auch alte Menschen, die nicht mehr gut sehen, aber auch Menschen, die sich einfach nicht gut auskennen. Wobei ich die eher in der Kategorie „Nutzerfreundlichkeit“ berücksichtigen würde, als direkt bei der Barrierefreiheit.
Aber im Prinzip ist das natürlich korrekt. Ich hatte nicht alle aufgezählt, auf die das zutreffen kann.

Gruß,
-Efchen

Moin,

Oh ja. Auch ich musste meiner Mutter anfangs oft helfen, was
auch nicht immer leicht war (ich Windows/Firefox, sie
Mac/Safari).

Sag den Mac-Nutzern mal, sie sollen um ein Bild zu speichern einen Rechtsklick machen… :smile:

gab Adressen stets in die Eingabe der
Suchmaschine ein… :wink:

Darauf muss man erstmal kommen!

Liebe Grüße,
-Efchen

Sag den Mac-Nutzern mal, sie sollen um ein Bild zu speichern
einen Rechtsklick machen… :smile:

Sorry, kannst Du mir den Gag mal erklären? Nutze seit 15 Jahren Mac, und der Rechtsklick ist mir wohl bekannt …

gruß
schreiraupe

Moin,

Sorry, kannst Du mir den Gag mal erklären? Nutze seit 15
Jahren Mac, und der Rechtsklick ist mir wohl bekannt …

Ich gestehe, ich habe schon länger keinen Mac benutzt, aber damals hatten Mac-Mäuse nur eine Maustaste. Anscheinend hat sich das geändert?

Dann tut es mir leid, diesen unpassenden Kommentar abgegeben zu haben :smile:

Grüße,
-Efchen

Heiho an alle!

Danke für die vielen Antworten. Daraus schließe ich, dass ich allen modernen Browsern zum Trotz den IE6 weiterhin berücksichtigen muss, auch wenn es dann nur ohne CSS gemacht werden sollte

GLG
Tichuspieler

Hi,

damals hatten Mac-Mäuse nur eine Maustaste.

das war auch bei meiner Mutter so, aber sie nutze schon eine „normale“ Maus. Nur waren die Optionen beim Rechtsklick spärlicher. So bedarfte es für mich z.B. einige Zeit, bis ich zum Löschen von Dateien herausgefunden hatte, dass sie per Linksklick einfach in den Papierkorb transportiert werden mussen… geht unter Windows auch und seitdem nutze ich das auch gelegentlich hier anstelle des Kontextmenüs.

Gruß
Ingo

Moin,

Danke für die vielen Antworten. Daraus schließe ich, dass ich
allen modernen Browsern zum Trotz den IE6 weiterhin
berücksichtigen muss

So wie auch jeden Netscape 0.8 oder Lynx oder Mosaic oder Opera 3 oder den Tichubrowser V0.7b oder - alle halt.
Du musst nur lernen, zwischen der Funktionalität (Semantik, HTML) und dem Aussehen (CSS) zu unterscheiden.

auch wenn es dann nur ohne CSS gemacht
werden sollte

Sicher nicht. Die grundlegenden Dinge in CSS beherrscht auch der IE6 im Standards Mode. Den IE6 ganz ohne Stylesheet da stehen zu lassen, ist absolut übertrieben und wirft sicher kein gutes Licht auf den Websitebetreiber.

Grüße,
-Efchen

sie hatte keine Ahnung, dass ein Browser auch
eine Adresszeile hat und gab Adressen stets in die Eingabe der
Suchmaschine ein… :wink:

Da ist sie leider nicht die Einzige! Ich kenne da gleich 3 solche Leute (einer davon wird in Kürze 80). Kommentar bei allen Dreien, als ich ihnen das mit der Adresszeile erklärte: „Ach, das geht da auch?“. Bei allen waren meine Erklärungsversuche für die Katz, sie verwenden nach wie vor ausschließlich das Suchmaschinen-EIngabefeld.

Die Macht der Gewohnheit…

Gruß, Robi