Implantat oder Gebiss?

Hallo,

ich brauche ein Vollgebiss im Oberkiefer und habe zwei Möglichkeiten: Entweder sechs Implantate und einen gaumenfreien Zahnersatz, oder ein traditionelles Gebissteil mit Gaumenplatte.

Nehme ich die Implantatversion, muss ich kräftig zuzahlen, habe aber den Vorteil, keine Gaumenplatte zu benötigen. Ich zögere aber, besonders weil Implantate ja nur zehn Jahre halten sollen. Danach hätte ich also den gleichen Aufwand nochmal, und wenn sich an der einen oder anderen Stelle kein Implantat mehr setzen lässt, war alles Geld und alles Leiden vergeblich und ich bekomme doch eine Gaumenplatte.

Wie (un)angenehm ist so ein Ding eigentlich, wenn man sich dran gewöhnt hat?
Wie fest sitzt es?
Wird, da der Gaumen doch auch Geschmacksnerven enthält, das Geschmacksempfinden spürbar gesenkt?

Vielleicht sollte ich die Frage im Brett „Älter werden“ stellen, da lesen vermutlich mehr Leute mit, die ein Gebiss haben und aus Erfahrung berichten können. Aber ich warte erst mal ab, was hier kommt.

Mit vielem Dank im Voraus,
Grüße
Carsten

Nehme ich die Implantatversion, muss ich kräftig zuzahlen,
habe aber den Vorteil, keine Gaumenplatte zu benötigen. Ich
zögere aber, besonders weil Implantate ja nur zehn Jahre
halten sollen.

Servus Carsten,

es stimmt eher, daß die meisten Implantate 10 Jahre halten, und dann die ersten herauszufallen beginnen.

http://www.streckbein-online.de/streckbeinonline/hom…

mit Strg/F nach ‚Erfolgsaussichten‘ suchen. Streckbein, auf dessen website ich mich beziehe, ist ein erfahrener Implantologe.

Danach hätte ich also den gleichen Aufwand
nochmal, und wenn sich an der einen oder anderen Stelle kein
Implantat mehr setzen lässt, war alles Geld und alles Leiden
vergeblich und ich bekomme doch eine Gaumenplatte.

Wenn es so stimmen würde, wärest Du immerhin 10 Jahre älter und wärest 10 Jahre lang der Totalprothese entgangen.

Wie (un)angenehm ist so ein Ding eigentlich, wenn man sich
dran gewöhnt hat?

Hast Du ‚so ein Ding‘ schon mal gesehen? Hier sind Beispiele:

http://www.zahnarztpraxis-kupferdreh.de/assets/image…

http://www.korf-feldmann.de/images/pic_totalprothese…

Die Akzeptanz für die Prothesen unterliegt natürlich einer gewaltigen Streuung. Ich hatte PatientInnen, die täglich von ihrer Prothese an ihre Vergänglichkeit gemahnt wurden und deshalb die Dinger gehasst haben, ich hatte andere, die die Prothesen nur ‚anzogen‘, wenn sie unter Leute gingen und ich hatte welche, die nach dem Einsetzen ein halbes Jahr nicht mehr auftauchten, weil ‚eh alles in Ordnung‘ war.

Wenn man sich daran gewöhnen WILL -, wenn man bei der ersten Prothese jünger ist als siebzig Jahre-, wenn man seine Zähne nicht alle durch Parodontitis verloren hat, sind die Chancen gut. Vielleicht magst Du da ein bißchen hineinschauen, um die Komplexität dieser Versorgungsform zu verstehen:

http://books.google.de/books?id=_7ji3HkDG4QC&pg=PA35…

Wie fest sitzt es?
Wird, da der Gaumen doch auch Geschmacksnerven enthält, das
Geschmacksempfinden spürbar gesenkt?

Es sitzt umso fester, je mehr Kieferknochen als Basis zur Verfügung steht. Es gehört aber auch die Fähigkeit dazu, eine Menge kleiner Reflexe zu lernen und zu koordinieren, die - über die Muskulatur - die Prothese halten helfen. Aber nur Mut, mittlerweile billigen die Hirnforscher ja auch den Älteren noch „kognitive Plastizität“ zu.

Geschmack ist - wie Schmerz - ein Produkt des Gehirns. Die Sinneszellen melden lediglich die Intensität vier verschiedener Reizarten. Den ‚Geschmack‘ bastelt sich das Hirn selber zusammen. Da ist Raum für eine Menge positiver und negativer Placebo-Effekte. Also - wer die Prothesen hasst, wird mit ihnen nichts schmecken.

Fazit: wenn Du Dir die implantatgetragene Versorgungsform leisten kannst, verzichte z.B. lieber auf die Durchquerung der USA mit dem Winnebago und kauf Dir stattdessen die teure Variante. Es ist für viele Menschen schon eine Beeinträchtigung, abends von den eigenen Zähnen angelächelt zu werden-, für Niesen und Husten Kurse belegen zu müssen :wink: und sich dazu zu zwingen, diese eine Bißvariante bleiben zu lassen, mit der man die Prothese todsicher abhebeln kann.

Ich gebe zu, daß für diese Empfehlung meine subjektiven Vorstellungen und Ängste die Ratgeber sind und daß Du möglicherweise, weil aus anderem Holz geschnitzt, in sechs Monaten sagst:„ich weiß gar nicht, was der Kerl da rumgefaselt hat, nach zwei Wochen war das alles doch kein Problem mehr.“

Das wär’s erst mal.

Gruß

Kai Müller

Hallo Carsten,

ich würde Dir empfehlen, erst einmal eine Vollprothese ohne Implantate herstellen zu lassen.

Solltest Du nach einiger Zeit feststellen, daß Du mit dieser Art der Versorgung nicht leben kannst, steht Dir der Weg über die Implantate immer noch offen.

Die Vollprothese brauchst Du ja auch bei einer Implantatversorgung als provisorischen Ersatz für die Einheilzeit der Implantate (4-6 Monate).

Lässt Du Dir direkt Implantate machen, würdest Du nie erfahren, ob Du mit einer Vollprothese im Oberkiefer nicht auch zurecht gekommen wärst.

Nach meiner Erfahrung haben Patienten mit einer Oberkiefervollprothese viel seltener Schwierigkeiten als mit einer Unterkiefervollprothese, sodass sich der Versuch lohnen könnte.

Leider wird Dir niemand hier das Gefühl eine Prothese zu tragen vermitteln können. Du wirst es ausprobieren müssen.

Gruß
Gero

Hallo Carsten,
zuerst einmal die Frage, woher kommt die Aussage, dass Implantate nur 10 Jahre halten. Um es genauer zu formulieren, alles hat eine Haltbarkeit. Es kommt drauf an wie man damit umgeht.

Die Haltebarkeit einer Implantatarbeit kann durch gewisse Maßnahmen durchaus positiv beeinflusst werden, besonders bei Implantaten. Es ist nicht immer nur "jetzt ist es kaputt.
So ist die orale Hygiene ein entscheidender Punkt. Man muss nicht nur länger und intensiver reinigen, man muss auch regelmäßig, mindestens dreimal im Jahr, in die Praxis und eine professionelle Zahn- bzw. Implantatreingung durchführen lassen. Die tägliche Reinigung des Zahnersatzes mit Implantaten kostet mindestens zweimal 10-15 Minuten Zeit. Die Haltbarkeit von Implantaten kann dadurch auf 15 Jahre verlängert werden.
Eine wichtige Entscheidung ist, aus welchem Material die Implantate sind. Zur Wahl stehen Titan und Zirkondioxid (Keramik). Die Auswahl muss durch ausgebildete Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner entschieden werden. Man sollte immer Implantologinnen und Implantalogen wählen, die eine Fachausbildung für Implantologie bzw. Chirurgie haben.
Eine kurze Information zu den möglichen Materialien: Gegen Titan kann man eine Allergie oder eine Unverträglichkeit haben. Zirkon bzw. genauer Zirkondioxid ist neutral und hat hohe Affinität zu Gewebe. Das Zahnfleisch wächst sehr gut an.
Am Ende sind Implantate eine Investion, die sich lohnt, aber sie verlangen entsprechende Maßnahmen.
Grüße
Peter