Hallo Nina!
Weshalb?
Du unterliegst dem Denkfehler, daß der Schüler sich den ganzen
Tag in der Schule nur quält und das wahre Leben nur zuhause in
den 2 Stunden abends stattfindet. Das sehe ich ganz anders.
Wer so denkt und das dann später im Arbeitsleben auch noch so
sieht, ist ein armer Hund.
Man sollte lernen, und das darf m.E. ruhig schon in der Schule
geschehen, daß man auch dem Alltag positive Punkte abgewinnen
muß und daß die Pflicht eben den ganzen Tag dauert. Das ist im
berufsleben nicht anders.
Den Beruf kann man sich - entsprechend seiner Fähigkeiten -
weitestgehend selber aussuchen.
Beim Nachmittagsunterricht sind die Angebote logischerweise
nicht so weit gefächert.
Da kann es sehr leicht sein, dass man zu einem Hobby
„gezwungen“ wird, wenn du weißt was ich meine.
Das würde ich dann als „Erlernen von Nachgeben und Ausbildung von sozialer Kompetenz“ verbuchen. So schlimm ist das nicht.
Ich habe nichts dagegen einzuwenden wenn Kinder ab der 5. Klasse lernen, daß man nicht nur tun kann was man will.
Das Kind hat doch auch am Nachmittag Freizeit, nur findet das
eben in der Schule statt.
Es trifft Freunde, spielt, macht Sport u.s.w.
Natürlich. Ich finde es ja auch gut für den Fall, dass die
Freizeitinteressen mit den Mitteln der Schule zu befriedigen
sind.
s.o. Man kann nciht tun und lassen was man will. Das sollte man jedem Kind vermitteln.
Ich kenne einige „Monster“ bei denen das versäumt worden ist.
Außerdem gibt es noch das Wochenende und mehr als genug Schulferien.
Wieso? Wer fertig ist, macht etwas anderes in einem anderen
Raum.
Ich z.B. von Theaterprobe, Ausflug, Chor, Musikgruppe - wenn
da jeder zu einer anderen Zeit anfängt, nicht so ideal.
Man kann immer irgendwelche Gegenargumente finden und ich kann immer nur dieselbe Antwort geben: man muß sich eben abstimmen und ggf. anpassen.
Angebote wie Du sie nennst finden außerhalb der Schule gar nicht mehr statt nachmittags. Es könnte sonst ja kein Kind mehr kommen. Daher wird man das in die Schule oder auf Wochenenden verlegen. Wo ist das Problem?
(Es war z.B. bei uns in der Schule so, dass viele zwar gerne
zum Nachmittagsunterricht gegangen wären, dies aber nicht
getan haben, weil sie sonst schlechte Noten kassiert hätten.)
Das verstehe ich nicht.
Aaalso: Zwischen Unterrichtsende und Beginn des
Nachmittagsunterrichts lag eine halbe Stunde -> reicht
sicherlich für Hausaufgaben + Lernen nicht aus.
Vermutlich nicht.
Nachmittagsunterricht war wahlweise (je nach Kurs 1 - 2 Mal
pro Woche) und dauerte bis um halb vier oder auch etwas
länger.
Wenn man nicht gerade in der Stadt wohnt, sondern auf dem Land
mit nicht soooo tollem öffentlichen Nahverkehr, ist man
wirklich erst um fünf oder sechs Uhr zu Hause.
Kein Problem.
-> verständlich, dass da etwas „schwächere“ Schüler (die
die wirklich etwas dafür tun wollten, besser zu werden bzw.
wenn die Eltern gesagt haben "Du stehst in Mathe auf der Kippe
- da gehst du mir nicht zwei Mal die Woche den ganzen
Nachmittag Volleyball spielen, Singen oder sonstwas!") nicht
unbedingt daran teilgenommen haben.
Das ist ja auch kein Nachmittagsunterricht wie ich ihn vorschlage.
Ich erwähnte flexible Inhalte mit den ensprechenden Lehrkräften, auch zur Förderung.
Das habe ich nicht behauptet. Vielmehr schrieb ich weiter
oben, daß für bestimmte Aktivitäten Beurlaubungen möglich sein
sollten.
Genau - und ich meine eben, dass die Eltern selber entscheiden
sollten, ob das Kind zum Nachmittagsunterricht geht oder
nicht.
Nein, denn dann kommt in bestimmten gegenden keiner mehr bzw. die Sache wird sehr schwer planbar.
Wenn die Mutter sowieso zu Hause ist bzw. die Eltern wissen,
dass das Kind, wenn es allein zu Hause ist, keinen „Blödsinn“
macht, oder wenn sich einfach kein für das Kind interessantes
Nachmittagsangebot in der Schule findet -> warum sollte es
dann da hin gehen?!?!?!?!?
Um sich in der Gruppe soziale Kompetenzen anzueignen.
Außerdem sagte ich bereits, daß es nicht mehr allzuviele Mütter sind, die immer zu Hause sind.
Ich schrieb ja, daß ich Nachmittagsunterricht bis zur 10.
Klasse für sinnvoll halte. Die Kids sind dann normalerweise 15
- 16 Jahre alt. Wieviele dieser Kinder beschäftigen sich wohl
mit „höhergeistigen“ Themen, welche in der Schule nicht
abzuhandeln wären?
Genau das meine ich!
Viele sind es nicht, aber doch einige.
In einer ganz durchschnittlichen Realschulklasse (nehmen wir
mal an, Jugendliche von 15 - 17 Jahren), bezogen auf meine
Abschlussklasse, einige Dinge die ich so mitbekommen hab:
- drei die gerne philosophische Romane gelesen haben und eine
Philosophierstunde am Nachmittag bestimmt für gut gehalten
hätten
Sie können abends und am Wochenende lesen sowie selbst einen Philosophiekurs in der Schule anregen.
- drei mit außerschulischem Interesse für Naturwissenschaften
(allerdings alle drei mit sehr unterschiedlichem Wissen über
die Themen)
Hier bleibt das Wochenende für weiterführende Studien.
Ich interessierte mich brennend für Motoren. In der Schule beschäftigte man sich natürlich nicht damit, also habe ich mir an den Wochenenden und in den Ferien eine Vespa gebastelt.
- vier Computerfreaks, auch auf ganz unterschiedlichem
Kenntnisstand (von „kann leider noch nicht viel, aber
interessiert mich brennend“ bis zum Programmierfreak)
Hier können zwei Kurse in der Schule, einer für Anfänger, einer für Fortgeschrittene, eingerichtet werden. Die Fortgeschrittenen könnten sogar die Kurse für die Anfänger leiten.
Wenn das nicht bildet…
Weshalb darf das nicht in der Schule geschehen?
Vielleicht hätten wir dann auch ein paar PC-Spezialisten mit
zumindest rudimentär entwickelter sozialer Kompetenz…
Aber wenn jemand, der in einem Thema gut ist, die ganze Zeit
fast NUR mit Tutoring verbringt, gefällt das sicherlich auch
nicht jedem.
Natürlich nicht. Aber so ist eben das Leben. Er kann sich abends und am Wochenende bestens weiterbilden.
Es ist sehr gut, wenn Leute mit unterschiedlichem
Kenntnisstand zusammen etwas machen, aber die mit super
Kenntnissen möchten auch etwas auf ihrem Level machen.
z.B. Computerkurs: zehn Leute, die mit Word umgehen können und
gerne noch viel dazulernen wollen, vier Leute die sich mit
Computer fast gar nicht auskennen und davor einen riesengroßen
Respekt haben, drei „Spezialisten“. (Eine Situation aus meiner
Schulzeit.)
Die „Spezialisten“ werden von den Schülern mit geringen
Kenntnissen logischerweise immer und immer wieder etwas
gefragt; sie sind nur dabei von einem Schüler zum anderen zu
rennen - wie der/die Informatiklehrer.
Ich habe gerne jemandem geholfen, nur mir hat der Computerkurs
wirklich keinen Spaß mehr gemacht, nachdem wir zu dritt über
ein halbes Jahr da nichts anderes gemacht haben als Tutoring
für die anderen.
Daher regte ich ja verschiedene Stufen an.
Gerade bei Computerkursen kann man das gut machen, denn da sollte sowieso jeder mitmachen. Bei durchschnittl. 25 Leuten pro Klasse ist für jede Stufe eine ausreichende Gruppenstärke gewährleistet. Ansonsten kann man das ja auch klassenstufenübergreifend machen.
Ich klammere mal das Babysitten aus (das kann nun wirklich
jeder, der sozial kompetent ist) und beziehe mich auf die
Punkte Programmieren und Handwerken: wo kann man so etwas
besser lernen als in der Schule mit Gleichgesinnten???
Die Gleichgesinnten findet man aber wenig in der Schule - beim
Handwerken vielleicht schon (es gibt ja auch den
Werkunterricht), beim Programmieren evl. weniger - kann dann
so ausarten wie oben beschrieben.
Das ist dann eben Pech. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: man muß auch lernen, ab und an zurückzustecken. Ich möchte hier sicherlich keine Gleichmacherei propagieren, aber wir docktern hier an Kleinkram herum. Fakt ist, daß die moderne Gesellschaft oftmals zu zwei arbeitenden Elternteilen führt u8nd somit die Kinder nachmittags versorgt sein müssen.
Das gleich noch mit etwas Bildung zu mixen ist doch bestens.
Von mir aus können die Leute doch nach Hause gehen, wenn sie
fertig sind. Wichtig ist aber m.E., daß auch für die Kinder mit
berufstätigen Eltern die Betreuung gesichert ist.
Einzelfälle gibt es immer, aber wie ich schon sagte: das
klassische Modell der 4-köpfigen Familie mit Mami als Hausfrau
ist tot.
Und dem muß man eben Rechnung tragen.
Für den Fall, dass nachmittags niemand zu Hause für die Kinder
da ist, finde ich es ja auch sehr sinnvoll.
Aber muss man vernünftige Jugendliche ab einem Alter von 12
Jahren zu Hause wirklich noch BEAUFSICHTIGEN oder können sie
sich nicht auch alleine sinnvoll beschäftigen?!
Was kann sinnvoller sein als sich weiterzubilden?
Es ist ja nicht so, dass alle Kinder und Jugendlichen, wenn
sie alleine zu Hause sind, wildfremde Leute mit nach Hause
bringen, eine Party feiern, durch die Stadt stromern oder sich
irgendwelche gewissen Filme ansehen.
Viele Eltern sind überzeugt davon, daß ihre Kinderchen wahre Engel sind bis sie schlagartig aufwachen.
Wie auch immer, ich hätte ein besseres Gefühl, wenn sie fachmännisch betreut und gefördert werden als wenn sie alleine zu Hause herumgammeln. Und den 12-jährigen, der sich allein zu Hause nach unseren Maßstäben „sinnvoll beschäftigt“, möchte ich sehen!
Grüße,
Mathias