Hi
Das stimmt so nicht, was meinst du denn, wo Kasten herkommen? Kannst du die biologisch nachweisen? Nein? Weil es sie nicht gibt! Das Kastensystem ist eine ideologische Kategorisierung und die entstammt den Hindu-Religionen, es geht ursprünglich sogar auf das vedische System zurück.
Dass es heute christliche und muslimische „Kasten“ gibt, liegt daran, dass die Hindu-Religion eben keine Privatangelegenheit in Indien ist, sondern die Grundbasis der Gesellschaft. Die Bezeichnung christliche und muslimische Kasten ist auch eigentlich Schwachsinn, da weder Christentum noch Islam das Kastensystem kennen.
Vielmehr ist es so, dass alle Menschen in Indien ursprünglich einer Kaste zugehörig waren und dann zu den neueren Religionen wie Christentum und Islam übergetreten sind. Dadurch gibt es Christen und Muslime, die der Kaste Sowieso angehören. Eigentlich würden sie auf religiöser Basis gar keiner Kaste angehören, aber das gibt es in Indien einfach nicht. Jedenfalls nicht für Inder.
Das ist auch der Grund warum kastenlose, die zu einer anderen Religion übergetreten sind, immer noch wie Dreck behandelt werden, obwohl sie sich von dem Reinheitsprinzip, das ihre schlechte Stellung verursacht, abgewandt haben.
Diese Situation zeigt, dass Indien immer noch ein religiöses System zur Gesellschaftsordnung nutzt, auch wenn der ethische Überbau der Religion aus der dieses stammt nicht mehr flächendeckend gegeben ist.
Mit dem Judentum wird es ähnlich gehalten sein.
Da die Konversion zum Judentum sehr schwierig ist kann ich mir aber keine großen Zahlen von Unberührbaren vorstellen, die jüdisch werden wollen.
Da das Judentum in Indien ein gesellschaftlicher Fremdkörper ist, gab es wenig Gefahr der Verfolgung - niemand hatte ein Interesse daran, man war mehr damit beschäftigt sich untereinander fertig zu machen (so wie verschiedene christliche Richtungen sich in der Spätantike auch eher gegenseitig fertig machten als sich mit restlichen „heidnischen“ Kulten zu beschäftigen).
Mit dem Mogulreich hatten die Juden sogar glück, die indischen Juden stammen nämlich in der Mehrheit von arabisch (!) sprechenden jüdischen Händlern ab, sie sprachen also die Sprache der neuen muslimischen Herrscher. Als Buchreligion wurden sie dann gesellschaftlich recht gut eingeordnet (am Anfang des Mogulreiches war das ganze eh recht offen, man versuchte ja sogar die Hindu-Religion mit den Veden als Grundlage als „Religion der Schrift“ auszulegen), berühmte jüdische Gelehrte nahmen an den Disputationen an Akbar des Großen’ Hof teil (dieser Genitiv ist wahrscheinlich ein Fail meinerseits).
Das Judentum blieb in Indien aber immer viel zu klein um irgendeine politische Signifikanz aufzuwarten, die zu einem Interesse an einer Verfolgungssituation hätte führen können.
lg
Kate