Hallo! Ich werde in einigen Wochen eine Abi Präsentation über die DDR halten und mich mit dem Schulgesetz und der Indoktrination von Jugendlichen beschäftigen. Die genaue Leitfrage lautet: Das Gesetz über das einheitliche Bildungssystem- eine homogene Indoktrination der DDR Jugend?
Falls jemand ein wenig Input hat (sprich: persönliche Erfahrungen, gute Websites) würde ich mich sehr freuen.
Ich bin nämlich ein wenig unentschlossen wie genau ich bei diesem Thema vorgehen soll, da es sehr umfassend ist und es schwierig ist zu bestimmen auf welche Aspekte man sich bezieht.
Vielen Dank für eure Antworten.
Hallo,
Um so etwas anzugehen, empfehle ich als erstes die wichtigsten Begriffe zu definieren (und hier kommen auch schon die ersten Links):
- Wiki: Indoktrination
- Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem von 1965
- und für alle die Mitschüler, die es noch nicht wissen: Wiki: Deutsche Demokratische Republik
Nachdem Du also verstanden haben wirst, was Indoktrination ist, kannst Du im Gesetzestext nach Anhaltspunkten suchen, ob Indoktrination in der Schule planmäßig vorgesehen war.
Und wenn das sachliche geklärt ist, kann man es um Anekdoten von Zeitzeugen erweitern.
Grüße
Pierre
P.S.: in meiner Schulzeit waren lediglich die Fächer des wissenschaftlichen Grundlagenwissens frei von politischer Indoktrination: Mathematik, Physik, Chemie, Biologie. Bereits bei Geografie kann man eine Auswahl treffen, um welche Länder man sich besonders bemüht. Geschichte (aus meiner Sicht) ohnehin keine sachliche Wissenschaft, sie besteht zu einem sehr großen Teil aus Deutungen, die vom Standpunkt des jeweiligen Historikers abhängt. Musik, Kunst (Malerei, Bildhauerei und Architektur) und Literatur (als ein Teilgebiet des Deutschunterrichtes) hängen in ihrer politischen Bedeutung ganz stark von der Wahl der Stücke und der Urheber ab. So kann man sich entweder mit Orwells „1984“ oder Merles „Der Tod ist mein Beruf“ (aus meiner Sicht eines der bewegendsten Bücher, die jemals geschrieben wurde) beschäftigen oder mit Gorkis „Mutter“, Apitz’ „Nackt unter Wölfen“ oder Ostrowskis „Wie der Stahl gehärtet wurde“.
In den 1970er/1980er Jahren hatte ich das DDR-Monatsmagazin „Jugend und Technik“ abonniert. Damals waren präzise die Starts und technischen Daten der Satelliten aufgelistet.
Die westlichen Satelliten mit Gewicht, Abmessungen, … Aufgabe: Spionage-Satellit. Den östlichen fehlten die technischen Angaben, aber die Aufgabe war klar: Wissenschaftlicher Forschungssatellit.
Ich habe bis heute nicht verstanden, ob das Satire oder Zensur war. Aber es war lustig. Ansonsten eine sehr informative Zeitschrift.
Ich muss die mal raussuchen. Die sind bestimmt noch wo eingelagert.
Wenn es um die böse BRD, in der entweder alle arbeitslos waren, Neger verdruschen oder Drogen nahmen, ging, waren die Berichte immer in weißer Schrift auf schwarzem Grund gedruckt.
Und es gab einen Artikel, dass es in der BRD Spiel-KZs zu kaufen gäbe. Mit Beleuchtung, Stacheldraht, rauchenden Krematorien.
Muss da echt mal suchen gehen.
Tja. Man wurde natürlich indoktriniert. Entsprechende Links hast du ja von @Pierre schon erhalten.
Hinter der Mauer ist der böse Westen mit dem Kapitalismus und überhaupt, die Amis sind böse Kriegstreiber und die UdSSR der große Bruderstaat. Das ging von der ersten Klasse an so. Meine Schule war direkt an der Mauer, deswegen war es durchaus auch ein Thema, dass man da nicht spielen durfte. Die Straße, in der ich aufwuchs war nach einem toten Grenzer benannt, der angeblich von westdeutschen Grenzern einfach so erschossen worden war.
Man las in der zweiten Klasse „Timur und sein Trupp“ und es gab Brieffreundschaften mit Russland, Pionierferienlager, gemeinsame Pfadfinderlager mit den polnischen Pfadfindern, es war alles ziemlich durchstrukturiert. Tatsächlich waren die Pioniere unterm Strich der Hitler-Jugend vermutlich nicht unähnlich, vielleicht mit dem Unterschied, dass Völkerverständigung, Völkerfreundschaft und Frieden immer und jederzeit wichtiger Antrieb war.
Allerdings war selbst den Jungpionieren schon klar, dass vieles von dem, was wir lernten, Propaganda war. Tatsächlich war ich nach der Wende ausgesprochen überrascht, dass das meiste, was ich über die USA gelernt hatte tatsächlich der Wahrheit entsprach -)
Der Artikel würde mich brennend interessieren.
Weiterhin könnte der Kanal MrWissen2Go weiterhelfen: https://m.youtube.com/playlist?list=PLAo_j4319gfxE3qMsmiA2QsAEJjUBh3wb (spez. Video Zur DDR Jugend)
mfg M.L.
Ich finde das Video ausgesprochen kacke und empfehle ausdrücklich nicht, es irgendwie als Quelle heranzuziehen.
An der Stelle mit dem FDJ-Gruppenleiter musste ich das Video abbrechen.
Was der junge Mann da schildert, betraf die sogenannten Hundertfünfzigprozentigen - eine ganz kleiner Teil der Menschen der DDR.
Und gleich zu Beginn wird behauptet, dass man Ulbricht, Honecker und seine Frau zu Helden stilisiert hätte. Ich bin 1976 zur Schule gekommen - als Helden hat man mir den Erich nicht präsentiert. Dafür war er dann wohl doch zu menschlich.
Aber Lenin. Als übergroßen Held.
Ich muss suchen. Ich hatte sowohl J+T als auch den Technikus. In einem von beiden war das. Auf dem Dachboden meiner Eltern könnte man fündig werden.
Wenn ich nur Zeit hätte.
Dann könntest du auch alle Jahrgänge gleich einscannen
in 12 Jahren bin ich Rentner. hats so lange Zeit?
In der DDR eher weniger. Thälmann war ne ziemlich große Nummer.
Thälmann, oh ja! Fast schon götzenhaft, diese Verehrung.
Von Lenin und der tollen Sowjetunion haben sie uns schon im Kindergarten erzählt. Als durchschnittlichem 5-jährigen fehlte mir die Vorstellungskraft für ein Land, in dem Milch, Honig und Wagenschmiere fließt und das womöglich aus einer einzigen Leitung.
Echt? Naja gut, da ich als Kind jeden Sommer in Moskau war wusste ich dass es denen eher schlechter ging als uns in der DDR. Das Moskauer Eis war allerdings ein Kracher
Will sagen: Ich kann mich nicht erinnern, dass man uns die Sowjetunion als so toll vorgeschwärmt hätte. Aber das ist sicherlich auch stark von Ort und Zeit in der DDR abhängig
Wann bist du geboren?
(Und falls ja, wo?)
1977 Ostberlin.
Gut, ich bin 9 Jahre älter als du.
Meine Frau ist noch jünger; sie hat die DDR gar nicht mehr so richtig bewusst erlebt und speist ihr Wissen aus Erzählungen von Verwandten, kann sich jedoch auch an Einflussnahmen im Kindergarten nicht mehr erinnern.
Könnte knapp werden. Beeil dich.