Infaltion und Sparen

Hi,
neulich wurde in einem Rundfunkbeitrag gesagt, dass die Binnenwirtschaft schwächelt, weil „die Leute“ aufgrund fehlender Inflation das Geld lieber sparen.
Abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, wer „die Leute“ sind, nehme ich doch viel eher das Gegenteil wahr. In meinem Umfeld gibt es neue Autos, gekaufte Wohungen oder mal ne neue Küche, eben weil „das Geld zur Zeit auf der Bank doch eh nichts einbringt“.
Wie ist jetzt der Zusammenhang zwischen Inflation/Deflation und Sparen/Geld ausgeben?
Gibt es da überhaupt einen? Oder kann man sich das zurecht drehen, je nachdem wofür man gerade eine Erklärung sucht?

Greetz
T.

Lieber Teutoburger,

wenn Menschen auf Grund „fehlender Inflation“ sparen, bedeutet das, dass Sie keinen Grund sehen, irgendetwas jetzt sofort zu kaufen, da ja wegen der niedrigen Inflationsrate, die Produkte und Waren kaum teurer oder sogar noch preiswerter werden. Andersherum, wenn die Inflation hoch ist, wird man sich seine Wünsche schneller erfüllen, da man ja mit erheblichen Preissteigerungen rechnen muss. 

Der Handel ist derzeit nach meinen Beobachtungen bei den Konsumgütern durchaus zufrieden. Es besteht aber eine ungewisse Angst, dass sich die Kauflaune verschlechtern könnte, was aber nichts mit der Inflation, sondern mehr mit der Angst vor einer neuen Wirtschaftskrise zu tun hat. An vielen Stellen der Welt flammen im Moment Kriege auf (Gaza, Syrien, Libyen, Ukraine… um nur einige zu nennen. Da fangen dann viele wieder das Sparen an, so nach dem Motto: Spare in der Zeit, so hast Du in der Not…

Viele große  Firmen entlassen gerade wieder Mitarbeiter. Auch das führt dazu, dass viele Menschen das Sparen beginnen. Wer Angst um seinen Arbeitsplatz hat, kauft sich kein neues Auto. Deswegen bieten ja viele Hersteller die großen Rabatte an und die Null Prozent Finanzierung.

Es gibt bestimmt noch tausend weitere Gründe, warum Menschen so oder so reagieren. Meine Beiträge können deswegen nicht mehr sein, als ein Anstoß zur Diskussion.

Liebe Grüße aus Renningen

Rainer Andreas Seemann

Wie ist jetzt der Zusammenhang zwischen Inflation/Deflation
und Sparen/Geld ausgeben?
Gibt es da überhaupt einen? Oder kann man sich das zurecht
drehen, je nachdem wofür man gerade eine Erklärung sucht?

Im Prinzip ist das so. Normalerweise führen niedrige Zinsen zu Inflation. Aktuell sind die Zinsen so niedrig wie nie und paradoxerweise redet man von Deflationsgefahr. Das Problem tritt immer dann auf, wenn man lediglich zwischen zwei Größen einen Zusammenhang herstellen will. Es sind unzählige Faktoren, die ihrerseits wieder auf unzählige Faktoren Einfluss haben.

neulich wurde in einem Rundfunkbeitrag gesagt, dass die
Binnenwirtschaft schwächelt, weil „die Leute“ aufgrund
fehlender Inflation das Geld lieber sparen.

Allein bei dieser Beschreibung schrillen bei mir die Alarmglocken. Wenn man überhaupt schon so die Rolle der „Binnenwirtschaft“ so betont, ist das schon der altbekannte (meist keynesianistische) Ansatz. Als ob Norwegen, Deutschland oder Saudi-Arabien wegen ihrer florierenden Binnennachfrage so gut dastehen würden.

Ob die Leute nun etwas mehr Geld aufs Sparbuch legen oder sich doch ein Jahr früher das neue Auto kaufen, ist kaum von großer Bedeutung. Es wird immer sowohl sparsame als auch konsumfreudige Menschen geben. Wichtig ist, dass die Staatsfinanzen in Ordnung sind, dass die Steuern und Sozialabgaben maßvoll sind sowie dass die Grundvoraussetzungen für eine gute Wirtschaft gesetzt sind. Aktuell profitieren wir mehr von der Agenda 2010, während uns die vor einigen Jahren akuten Konjunkturprogramme und Abwrackprämie usw. noch heute extrem belasten.

Wie ist jetzt der Zusammenhang zwischen Inflation/Deflation
und Sparen/Geld ausgeben?
Gibt es da überhaupt einen? Oder kann man sich das zurecht
drehen, je nachdem wofür man gerade eine Erklärung sucht?

Im Prinzip ist das so. Normalerweise führen niedrige Zinsen zu
Inflation.

Das ist nicht ganz richtig. Niedrige Zinsen sind in der Regel Begleiter von niedriger Preissteigerung, weil die Notenbanken, die die (Refinanzierungs)Zinssätze festlegen, dann keinen Anlaß haben, die Zinsen zu erhöhen bzw. hoch zu halten. Niedrige Zinsen treten im Zusammenhang mit Inflation eigentlich nur auf, wenn die Zinsen zu niedrig sind, d.h. zu niedrig, um Konsum und Investitionstätigkeit zu bremsen.

Hallo,
die von Dir genannten Käufe sind alles übliche Darlehensgeschäfte. Wieviele von den Leuten haben denn tatsächlich ihre Anschaffung bar bezahlt? :wink:

Meiner Ansicht nach ist der Hauptgrund für die Konsumzurückhaltung zum einen die deutlich gesunkene Kaufkraft des Binnenmarktes und zum anderen die (tlw. damit einhergehende) große Konsumentenverunsicherung durch das andauernde Krisengebrabbel und die niedrigen Zinsen (nein, das widerspricht sich nicht).

Das kann man daran erkennen, dass trotzdem noch weiter gespart wird, „was das Zeug“ hält und gleichzeitig die Verschuldung der Haushalte massiv zugenommen hat (u.a. dank billiger Darlehenszinsen für Verbraucherkredite).

Nur sehr finanzkräftige Konsumenten bzw. Verbraucher werden Inflation und Zins- und Preisentwicklung bei der Anschaffung ihrer Konsumgüter berücksichtigen (ich rede hier nicht von Immobilien). Finanzschwache Konsumenten lassen das bleiben. Entweder verzichten sie auf eine Anschaffung und sparen dafür oder kaufen Konsumgüter auf Pump. Mit Inflation hat das vergleichsweise wenig zu tun, die steuern (bzw. „vermeiden“) in der derzeitigen Situation hauptsächlich der Geldmarkt und die Wirtschaftspolitik.

Gruß vom
Schnabel

Das ist nicht ganz richtig. Niedrige Zinsen sind in der Regel
Begleiter von niedriger Preissteigerung, weil die Notenbanken,
die die (Refinanzierungs)Zinssätze festlegen, dann keinen
Anlaß haben, die Zinsen zu erhöhen bzw. hoch zu halten.
Niedrige Zinsen treten im Zusammenhang mit Inflation
eigentlich nur auf, wenn die Zinsen zu niedrig sind, d.h. zu
niedrig, um Konsum und Investitionstätigkeit zu bremsen.

Das ist vollkommen richtig. Die Zinsen wären nicht weiter und weiter nach unten gegangen, wenn wir eine galoppierende Inflation gehabt hätten. Die Frage wäre nur, warum denn keine Inflation kommt, schließlich konnte man Jahrzehnte vorher nie so weit runter mit den Zinsen gehen.

Hallo,

neulich wurde in einem Rundfunkbeitrag gesagt, dass die Binnenwirtschaft schwächelt, weil „die Leute“ aufgrund fehlender Inflation das Geld lieber sparen.
Abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, wer „die Leute“ sind, nehme ich doch viel eher das Gegenteil wahr. In meinem Umfeld gibt es neue Autos, gekaufte Wohungen oder mal ne neue Küche, eben weil „das Geld zur Zeit auf der Bank doch eh nichts einbringt“.
Wie ist jetzt der Zusammenhang zwischen Inflation/Deflation und Sparen/Geld ausgeben?
Gibt es da überhaupt einen?

Ja. Die Frage ist eben, von welchen Erwartungen ich jedesmal ausgehe.

Oder kann man sich das zurecht drehen, je nachdem wofür man gerade eine Erklärung sucht?

Das geht sowieso. Beispiel: In Boomzeiten kann ich gut Immobilien verkaufen, weil die hohe Wertzuwächse versprechen. In schlechteren Zeiten brauche ich für den Verkauf ein anders Argument, z. B. Inflationsschutz, Steuervorteile, stabile Mieterträge. Dazu passt, dass die Zinsen für Immobilienfinanzierungen ja schon vor Jahren so niedrig wie nie waren. Heute sind sie noch niedriger als jemals. Quasi wie bei Persil, noch weißer als weiß ;o)

Grüße

Das ist nicht ganz richtig. Niedrige Zinsen sind in der Regel
Begleiter von niedriger Preissteigerung, weil die Notenbanken,
die die (Refinanzierungs)Zinssätze festlegen, dann keinen
Anlaß haben, die Zinsen zu erhöhen bzw. hoch zu halten.
Niedrige Zinsen treten im Zusammenhang mit Inflation
eigentlich nur auf, wenn die Zinsen zu niedrig sind, d.h. zu
niedrig, um Konsum und Investitionstätigkeit zu bremsen.

Das ist vollkommen richtig. Die Zinsen wären nicht weiter und
weiter nach unten gegangen, wenn wir eine galoppierende
Inflation gehabt hätten. Die Frage wäre nur, warum denn keine
Inflation kommt,

Ausschlaggebend für die Inflation ist nicht das Zinsniveau, sondern ein Ungleichgewicht zwischen Geld- und Gütermarkt… Das Zinsniveau bzw. der Leitzins ist nur ein Instrument, um Einfluß auf diese Märkte zu nehmen - primär über den die Transmission von geldpolitischen Impulsen auf den Gütermarkt. Hintergrund ist die Quantitäts- bzw. Fischer’sche Verkehrsgleichung.

Daß die stark erhöhte Geldmenge (und jetzt erschlage ich die Entwicklungen in den USA, im Euroraum, in Großbritannien, in Japan und anderen Ländern/Regionen in zwei Sätzen und damit verkürzt) nicht auf die Preissteigerung durchschlägt, liegt im wesentlichen daran, daß sich diese (noch) nicht auf dem Gütermarkt bemerkbar macht, sondern im wesentlichen zur Finanzierung von Staatsschulden genutzt wird. Der Anstieg der Staatsschulden wiederum ist seinerseits nur zu einem geringen Teil kaufkraftwirksam geworden, weil damit weniger Konsum betrieben wurde als vielmehr zum Erwerb von (problematischen) Vermögenswerten (u.a. Wertpapiere und Beteiligungen) und zur Erhaltung der Liquidität von Institutionen und Märkten diente.

Das Ergebnis ist, daß die Inflation in den Anleihe-, Aktien-, Rohstoff- und anderen Märkten abgepuffert wurde, was anhand der Preis- und Kursentwicklungen seit etwa 2009 auch deutlich wird. Interessant wird es erst, wenn die Blasen, die sich dort entwickelt haben, platzen.

Die niedrigen Zinsen sind damit einerseits noch zu rechtfertigen (da keine akute Inflationsgefahrt besteht) und andererseits poltisch gewollt, um die Staatsverschuldungen finanzierbar zu halten.

Hallo,

die Aussage ist schlichtweg falsch.

Die Sparquote in D ist von 11,5% in 2008 auf etwa 10% Mitte 2013 gefallen.

Gruß
tycoon

*
für diese wortreichen, wenn auch nicht zutreffenden Erläuterungen. Ich würde das Thema ganz einfach und mit nicht weniger zutreffender Prognosewahrscheinlichkeit wie folgt erschlagen:

Unbegründete weil nicht belegte Erwartungen, die darauf basierenden Spekulationen und daraus wieder diverse kriminelle Machenschaften.

SCNR

Gruß
nasziv

Soviel Annahmen und vermutete Wahrscheinlichkeiten in deinem Text …

für diese wortreichen, wenn auch nicht zutreffenden
Erläuterungen.

Was ist denn daran nicht zutreffend? Die passenden Erläuterungen dann auch bitte gleich auf entsprechendem Niveau, was nichts anderes heißt als wenigstes angelehnt an das, was heute Stand der Lehre und Forschung ist und nicht auf Basis irgendwelcher Blogs und youtube-Videos.

Unbegründete weil nicht belegte Erwartungen, die darauf
basierenden Spekulationen und daraus wieder diverse kriminelle
Machenschaften.

Das wäre dann ein gutes Beispiel dafür, wie eine Widerlegung nicht aussehen sollte.