Informationsfreiheit versus Ethik am Bsp. BBC/Roma

Guten Morgen,

neulich habe ich mir eine BBC Dokumentation ueber stehlende und raubende Roma angesehen die dazu noch ihre Kinder fuer Kriminalitaet missbrauchen: http://www.youtube.com/watch?v=LGDj0B5WQaA

Ich finde es gut dass die Reportage ueber diese kriminellen Clans berichtet, aber:

Man sehe sich einmal die Doku (bzw. auch nur einen beliebigen Teil davon) an und stelle sich vor man waere ein ganz normaler Mensch, nur mit Romahintergrund. Weiterhin stelle man sich vor dass jeder Arbeitgeber, Vermieter, Nachbar, Polizist, Richter… diese Doku gesehen hat.

Da diese Dokumentation eines staatlichen Senders wie der BBC ein extrem einseitiges Bild zeigt fragt man sich wieso ein Sender der von der Oeffentlichkeit finanziert wird nicht moralisch verpflichtet sein sollte ein ausgewogenes Bild zu zeigen. In diesem Falle waere es z.B. angebracht ein Beispiel einer gut integrierten Romafamilie zu zeigen die mit Rassismus zu kaempfen hat. Rassismus gegen Roma (Antiziganismus) ist weit verbreitet: In z.B. Tschechien finden 83% der Buerger Roma asozial, 45% wuerden alle Roma des Landes verweisen (http://en.wikipedia.org/wiki/Antiziganism#Czech_Repu…). Von Antiziganismus und den daraus entstehenden Problemen taucht in der Doku kein Satz auf. Bei der Doku hatte man das Gefuehl man wuerde sich historische Nazipropaganda ansehen die darauf abzielt den Voelkermord an den Roma zu rechtfertigen, fuer eine aktuelle BBC Produktion ist es schockend.

Was findet ihr, ist es moralisch erlaubt solch Propaganda (dazu noch auf Kosten des Steuerzahlers) zu betreiben oder sollte die Oeffentlichkeit Sender wie die BBC dazu draengen auf Rassismus zu verzichten und ausgewogen zu berichten?

Gruss

Desperado

Werkzeuge zur eigenständigen Lösung des Problems
Hallo Desperado,

die Informationsfreiheit unterliegt immer der Abwägung gegenüber andern Freiheiten, dies ist ein Grundprinzip der Menschenrechtslehre.
„Freiheiten“ im Sinne der Menschenrechtslehre sind Sache der Abwägung, weil sie „Rechte“ und also Sache des Rechts sind, namentlich der Justiz.

Nun stellt sich mir die Frage, inwiefern Dein Anliegen ein philosophisches, politisches oder juristisches ist.

Kann es als sicher gelten, dass die BBC die Informationsfreiheit missbraucht hat, dann ist die Sache ein rein juristisches Prohlem und vor einem Gericht zu lösen.

In dem Fall kann die Philosophie Dir hier bloss Werkzeuge in die Hand geben, mit denen Du dann das Problem schon selber lösen musst. Du müsstest nun also in juristische Bibliotheken gehen und Dir Urteile zur Informationsfreiheit anschauen, welche mit diesem Fall Gemeinsamkeiten haben, oder evtl. ein vorhergehendes Urteil britischer Gerichte konsultieren, oder einen britischen Juristen dazu befragen.

Gruss,
Mike

Hallo Mike,

ich denke nicht dass man so ein Problem mit juristischen Mitteln loesen kann, es wird in der Dokumentation nicht zu Gewalt aufgerufen und der Rassismus wird auch nicht offen propagiert.

Aber es geht mir gar nicht um diese eine Dokumentation, es geht mir viel mehr um die moralischen Grundsaetze ob eine Gesellschaft solche Propaganda akzeptieren sollte. Es wurde durch gesellschaftlichen Konsens erreicht dass Rassismus gegenueber bestimmten Gruppen verpoent ist, z.B. waere es undenkbar eine aehnlich einseitige Dokumentation ueber Juden, Homosexuelle… zu zeigen, der Aufschrei waere enorm. Die Rechtslage ist die gleiche, nur wird - je nach Minderheit - Propaganda unterschiedlich wahrgenommen.

Mir stellt sich die Frage wieso so viele Menschen Rassismus nicht allgemein verurteilen sondern nur wenn es um bestimmte Gruppen geht. An der Geschichte kann es nicht liegen, Roma und Sinti wurden genauso in den Gaskammern ermordet wie Juden, Homosexuelle, Behinderte und Andersdenkende.

Gruss

Desperado

Ambivalenz von BBC, youtube & Co.
Hallo Desperado,

Juden

https://www.youtube.com/watch?v=njm_EPsCFsE

Homosexuelle

https://www.youtube.com/watch?v=WPbw4EC9Vq4&playnext…

Aufschrei

Den gibt es zwar, aber inwiefern ist er überhaupt noch angebracht?

Gruss,
Mike

Anmerkung
NB. Ich distanziere mich übrigens von den gezeigten Inhalten, nur damit das klar ist.
Der Name „Jesus“, den das eine der Videos noch für sich reklamiert, scheint mir dabei arg strapaziert zu sein, um nicht zu sagen missachtet.

Andererseits bin ich dagegen, diese Videos zu zensieren.

Gruss,
Mike

Hallo Mike,

beim ersten Video ging es aber nur um eine Gruppe radikaler Siedler. Klar koennten Unwissende auch auf die Idee kommen dass diese Menschen die gesamte Bevoelkerung Israels oder sogar alle Juden repraesentieren. Also frage ich mich auch bei diesem Video wieso nicht auch einige linke Juden gezeigt wurden welche die israelische Politik stark kritisieren, z.B. Noam Chomsky.

Das Video ueber Homosexuelle ist ein reines Hassvideo, aber eben nicht von einem staatlichen oder privaten Fernsehsender sondern von einer oder mehreren Privatleuten. Die Wirkung dieses Videos duerfte sehr gering sein weil es kaum gesehen wird. Im Internetzeitalter machen Regeln fuer Privatvideos wenig Sinn und sind m.E. auch ueberfluessig. Anders sieht es m.E. aber bei TV-Stationen aus, da sollte man einen Verhaltenscodex entwickeln um beabsichtigte oder unbeabsichtigte Propaganda gegen Minderheiten zu vermeiden.

Gruss

Desperado

Hallo Desperado,

natürlich ist ein öffentlicher TV-Sender nicht dasselbe wie irgend ein youtube-Clip.

Bezüglich öffentlicher Sender gibt es ja auch Vorschriften und Rechtswege, also z. B. Publikumsräte und Aufsichtsbehörden, wo Du dann Rekurs einlegen kannst.
Nun habe ich Dir aber den juristischen Weg schon erwähnt.
Was willst Du noch? Das scheint mir doch eine rechte Aporie zu sein, was Du hier beschreitest. Du sprachst von der

Gesellschaft

Gesellschaft, das ist das Forum, welches sich eben mit der Sache befasst. Handelt es sich um Privates - so ist es eben unserem gesellschaftlichen Urteil entzogen, wie Du selber bezüglich youtube-Videos verlangst. Handelt es sich um öffentlich Geregeltes - so ist es eben dem Urteil derjenigen Gesellschaft unterstellt, die die Staatsmacht hat, in unserem Fall dem britischen Staat mit seiner Justiz. Handelt es sich um Ungeregeltes, so mag zwar eine ethische Forderung in den Raum gestellt werden, aber nach welcher Ethik willst Du sie aufstellen? (Zu den Möglichkeiten bzw. Unmöglichkeiten und Grenzen von ethischen Herleitungen vgl. entsprechende Threads.)

Gruss,
Mike

Roma-Banden und Menschenhandel
Hi Desperado.

Da diese Dokumentation eines staatlichen Senders wie der BBC
ein extrem einseitiges Bild zeigt fragt man sich wieso ein
Sender der von der Oeffentlichkeit finanziert wird nicht
moralisch verpflichtet sein sollte ein ausgewogenes Bild zu
zeigen.

(Das Thema scheint nicht philosophisch zu sein, aber da es unter praktische Ethik (bzw. Unethik) fällt, möchte ich auf einen Punkt hinweisen, der unbedingt erwähnt werden sollte)

Du forderst ein „ausgewogenes Bild“. Wovon? Das Thema der Doku ist die von vielen Roma-Banden verübte Kriminalität. Dem scheint sie einigermaßen gerecht zu werden. Würde eine Doku nur

eine gut integrierte Romafamilie … zeigen, die mit Rassismus zu kaempfen hat

… würdest du dann beanstanden, dass dieses Bild zu unausgewogen sei? Wohl kaum. Aber es wäre unausgewogen.

Was findet ihr, ist es moralisch erlaubt solch Propaganda
(dazu noch auf Kosten des Steuerzahlers) zu betreiben oder
sollte die Oeffentlichkeit Sender wie die BBC dazu draengen
auf Rassismus zu verzichten und ausgewogen zu berichten?

Du klagst eine Doku, die Menschenhandel anprangert, als unmoralisch an. Da kann ich nicht folgen.

Sehen wir´s doch mal im Zusammenhang.

Es geht in der Doku um „Romanian gypsies“, also um Roma aus Rumänien. Rumänien ist, noch vor Bulgarien und Albanien, das europäische Zentrum für Menschenhandel. Fakt ist, dass viele (vermutlich die meisten) der Bettelkinder von rumänischen Menschenhändlern an die Roma-Banden verkauft bzw. „vermietet“ wurden. Experten wie Boris Mesaric zufolge (er ist Geschäftsführer der Schweizerischen Koor­dinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel) werden die gekauften Kinder dann in Roma-Lagern zu Bettlern und Dieben ausgebildet. Dabei lernen sie auch, dass es Schläge setzt, wenn sie von ihrer Tour erfolglos zurückkehren.

Das Problem steht also in engen Zusammenhang mit einem der schlimmsten aller Delikte: der Entführung und Ausbeutung von Menschen.

Laut Statistik des BKA für das Jahr 2011 waren von 560 in der BRD bekannt gewordenen Menschenhandelsopfern 160 Personen von rumänischen Menschenhändlern verschleppt und verkauft worden - der mit Abstand größte Anteil.

In Rumänien werden die ca. 2 Mio Roma rücksichtslos unterdrückt, und zwar von Seiten der Behörden und der Bevölkerung, was nicht verwundert, da die menschenrechtliche Lage in Rumänien ganz allgemein verheerend ist. Politik, Justiz und Polizei sind korrupt, d.h. mit kriminellen Gruppen verbandelt. Menschenhändler haben dort leichtes Spiel. Es gibt Tausende von z.T. drogenabhängigen Straßenkindern allein in Bukarest, die keiner vermisst, wenn sie an Roma-Banden verkauft werden.

Ein noch viel größeres Problem - an dem auch Roma-Banden beteiligt sind - ist der Menschenhandel mit jungen Frauen, die an ausländische Bordelle verkauft werden, so geschehen mit einer 16jährigen Schülerin, die in Rumänien nach der Schule entführt, verprügelt und zur Prostitution gezwungen wurde.

Ähnliches geschieht etwa 120 (=hundertzwanzig) Tausend Frauen und Mädchen, die laut EU-Schätzung jährlich (!) als Zwangsprostituierte nach Westeuropa geschleust werden. Etwa 30.000 davon stammen aus Rumänien. Nicht alle wurden entführt, die meisten werden unter Vorspiegelung von Hostessenjobs ins Ausland gelockt (d.h. illegal geschleust). Dort aber präsentiert man ihnen eine fünfstellige Rechnung und fordert, die Schulden durch Sexdienstleistungen abzuarbeiten. Bei Weigerung setzt es Schläge. Allein in Belgien sind 70 Prozent aller Prostituierten verschleppte Bulgarierinnen.

Ich will mit all dem sagen, dass man das Problem „Roma und Bettelkinder“ nicht lösgelöst von dem allgemeinen Problem des Menschenhandelns, speziell in seiner Balkan-Variante, betrachten kann. Dass ein Doku das Thema anreißt, ist für mich absolut in Ordnung - egal ob ´ausgewogen´ oder nicht.

Chan

Hallo Chan

sollte die Oeffentlichkeit Sender wie die BBC dazu draengen
auf Rassismus zu verzichten und ausgewogen zu berichten?

Du klagst eine Doku, die Menschenhandel anprangert, als
unmoralisch an. Da kann ich nicht folgen.

Ich auch nicht.
Der UP sah darin sogar „Nazipropaganda“ - bei der BBC !
An seiner Diktion war sehr schnell zu erkennen, dass er gar keine
Frage hat, sondern hier nur jene leidige Ideologie an den Mann* bringen will,
deren Träger allenthalben „Rassismus“, „Sexismus“ etc.pp wittern und bekämpfen.
Deine Mühe, Chan, wird vergeblich gewesen sein.

Gruß
Nescio

*Achtung: die Redensart wurde hier geschlechtsneutral gebraucht

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Hi Nescio.

Der UP sah darin sogar „Nazipropaganda“ - bei der BBC !
An seiner Diktion war sehr schnell zu erkennen, dass er gar
keine Frage hat, sondern hier nur jene leidige Ideologie an den
Mann* bringen will, deren Träger :allenthalben „Rassismus“, „Sexismus“ etc.pp. wittern und bekämpfen.

Ich weiß, was du meinst. Es erinnert an die Paranoia von Verschwörungstheoretikern. Ich bin kein Freund des Ausdrucks „Gutmensch“, aber mir scheint hier ein Beispiel für eine wirklich ironische Variante dieses Typs vorzuliegen: Ein (eingebildetes) Übel wird wortreich angeprangert (die angebliche Unausgewogenheit der Doku) und das wirkliche Übel (rücksichtsloser Menschenhandel) in einem einleitenden Satz alibihaft abgehakt (und gewiss auch nicht in seiner vollen Tragweite erkannt). Hinter dem (eingebildeten) Übel wird - in zwanghafter Assoziation - eine nationalsozialistische Ideologie geargwöhnt und mit dem Doku-Urheber verknüpft. Dann wird ein Mal umgerührt - und wir haben eine BBC-Doku im Geiste der Nazis, die darauf abzielt, den tausendfachen Mord an Roma zu rechtfertigen.

Dabei ging es „nur“ um die Realverbrechen vieler Roma-Banden, die in der Doku nicht einmal in vollem Umfang zur Sprache kommen.

Deine Mühe, Chan, wird vergeblich gewesen sein.

Es ging mir um Informationen für die Allgemeinheit.

Chan

3 Like

Hallo Chan,

… würdest du dann beanstanden, dass dieses Bild zu
unausgewogen sei? Wohl kaum. Aber es wäre unausgewogen.

Darum geht es nicht. Es ist voellig egal ob eine Dokumentation ausgewogen ist oder nicht - so lange kein falsches Bild einer Minderheit entsteht. Wenn man z.B. im deutschen Fernsehen eine Dokumentation ueber Neonazis in Deutschland zeigt muss man nicht gleichzeitig erwaehnen dass die grosse Mehrheit der Deutschen gegen diese Ideologie ist. Wenn man aber, wie in diesem Fall, eine eher unbekannte Minderheit nur anhand von Verbrechen darstellt entsteht leicht ein falscher Eindruck gegenueber der gesamten Minderheit. Deshalb finde ich es unethisch so etwas in der Form zu zeigen.

Du klagst eine Doku, die Menschenhandel anprangert, als
unmoralisch an. Da kann ich nicht folgen.

In den weiteren Kommentaren sowie auch in diesem erkenne ich dass Du meinen Beitrag nicht gut gelesen oder nicht verstanden hast bzw. nicht verstehen willst und versuchst mir Dinge in den Mund zu schieben die ich nicht gesagt bzw. geschrieben habe. Daraus leitest Du weiterhin Mutmassungen ab die nur auf Deiner Interpretation meines Textes basieren. Auf dieser Basis ist es nicht sinnvoll ueber das Thema zu debattieren. Ich bin bereit auf Argumente einzugehen welche das Thema von einer ethischen Seite beargumentieren. Z.B. waere es legitim zu sagen dass jeder alles sagen duerfen soll weil ein Codex der zum Schutz vor Minderheiten die Meinungs- und Pressefreiheit beschneiden wuerde.

Gruss

Desperado

Hallo Dahinden,

juristische Schritte scheinen mir in diesem Falle weder moeglich noch moralisch angebracht, vielmehr ist es ein gesellschaftliches Problem wenn Antiziganismus oder andere Formen von Propaganda gegen Minderheiten geduldet werden.

Handelt es sich um

öffentlich Geregeltes - so ist es eben dem Urteil derjenigen
Gesellschaft unterstellt, die die Staatsmacht hat, in unserem
Fall dem britischen Staat mit seiner Justiz.

Das ist ein wenig zu einfach. Das Video ist weltweit verfuegbar, die eventuellen Folgen fuer die betroffenen Roma sind deshalb weit ueber die Grenzen des UK spuerbar. Durch negative Presse, Demonstrationen… koennen auch Buerger ausserhalb der UK Einfluss auf die Ethik des Senders ausueben. Ich denke in diesem Falle geht es nicht darum Druck auf die Oeffentlichkeit des UK auszuueben sondern die Menschen zu informieren welche Folgen eine so einseitige Berichterstattung auf Minderheiten haben kann.

Handelt es sich

um Ungeregeltes, so mag zwar eine ethische Forderung in den
Raum gestellt werden, aber nach welcher Ethik willst Du sie
aufstellen?

Ich gehe davon aus dass es universelle Werte gibt die (fast) jeder intelligente Mensch teilt. Man muss die muendigen Buerger nur ueber die Konsequenzen von solchen Publikationen informieren dann wird sich zeigen dass viele fuer eine ausgewogenere Berichterstattung eintreten wuerden.

Gruss

Desperado

Macht und Gewicht innerhalb der Medienlandschaft
Hallo Desperado,

wenn Antiziganismus oder andere Formen von Propaganda gegen
Minderheiten geduldet werden

Die Fragen liegen im Detail: wer duldet Propaganda welchen Gewichts?
Ich heisse ja keinen Bericht der BBCgut, wenn ich nicht mit einem Transparent vor dem BBC-Gebäude in London demonstriere, sondern schön zuhause bleibe. Aber ein bisschen „dulde“ ich ihn, meinetwegen. Nur darfst Du mir dann nicht vorwerfen, ich wäre ungerecht, denn auch gegen Homophobiegeisselung gehe ich ja nicht auf die Strasse. Es hängt eben davon ab, wer „ich“ bin bzw. wer der „Duldende“ ist; sodann hat nicht jeder gleichlange Spiesse.

die Menschen zu informieren

Wenn - sagen wir - ein youtube-Video mit einer Gegendarstellung gegenüber dem BBC-Bericht aufgeschaltet wird, so kann das äusserst unterschiedliche Folgen haben. Es kann sein, dass es - z. B. unter dem Titel „BBC weckt Vorurteile“ und auszugsweiser Zitation des BBC-Berichtes - ein gewisses Publikum erreicht. Dieses wird nicht genau das gleiche sein wie das des ursprünglichen BBC-Berichtes, aber es wird doch eine beträchtliche Schnittmenge geben.

Dabei kann auch erwähnt werden, dass es um ein ernstes Verfolgungsproblem für diejenigen Menschen geht, die dieser Gruppe zugerechnet werden.

universelle Werte

Es ist ja nicht verboten, so etwas anzunehmen, nur darf es nicht aufgezwungen werden, auch nicht einem scheinbar „intoleranten“ Menschen.

Konsequenzen

Man kann auch recht weitgehend über solche Konsequenzen informieren, ohne die Informationsfreiheit anzutasten. Selbstverständlich ist es möglich, den BBC-Bericht zusammen mit andern Berichten zu kritisieren, welche Vorurteile gegen andere Minderheiten geweckt haben. Es heisst ja nicht, dass die Informationsfreiheit - auch wenn zu gewähren! - unproblematisch wäre. Sie ermöglicht Lüge, Rufmord und vereinzelt auch Verleumdungen, gegen die nicht einmal der Gerichtsweg noch hilft, denn auch Gerichte helfen nur bedingt gegen Gerüchte.

Insofern als Du Informationsfreiheit gegen universale Werte abwägst, stellt sich aber doch die Frage, welche dies sind. Selbstverständlich haben die „Freiheiten“ der Menschenrechtskataloge nicht das letzte Wort! Denn jede Freiheit kann man ja missbrauchen. Das letzte Wort hat immer die Frage, wozu man seine Möglichkeiten und gegebene Freiheiten einsetzt. Nur ist diese Frage keine Frage der Spielregeln, sondern einer übergeordneten Ethik, und die muss jeder selber haben. Z. B. wäre ein BBD-Bericht nach meiner christlich geprägten Auffassung zwar verwerflich, unterläge aber trotzdem voll und ganz der Gewährung der Freiheit, weil Christus das Gleichnis vom Acker gebracht hat, dessen Herr über den Weizen und das Unkraut sagt „lasst beides wachsen bis zur Ernte“. Daraus leitet die christliche Ethik ab, dass man oft Böses erdulden und aushalten muss und nicht gegen es vorgehen, bis es Zeit ist.

Dies ist nur das Beispiel aus der christlichen Ethik, es gibt auch andere, die sich ebenfalls (wenn auch nicht mit gleichgutem Grund) als universal betrachten, und die ebenfalls die Informationsfreiheit des BBC vollständig befürworten.

Gruss,
Mike