Interpretation zu Stopping by Woods...R. Frost

Hallo!

Weiß jemand von euch, wie man das Gedicht deuten kann? Was will der Sprecher genau mitteilen?

Vorab die deutsche Übersetzung (von Lars Vollert aus dem Buch „Promises to keep“):

Ein Halt am Waldrand an einem verschneiten Abend

Der Mann, vor dessen Wald ich steh,
wohnt fern im Dorf, kann mich nicht sehn:
Er weiß nicht, dass ich Halt gemacht
und schau auf seinen Wald voll Schnee.

Was hat mein Rappe wohl gedacht?
Mein Weg hat uns weit fort gebracht
zum See aus Eis, von Wald umstellt
in dieses Jahres tiefster Nacht.

Er schüttelt sich, sein Glöckchen schellt,
weil er´s für ein Versehen hält.
Nur sanftes Rauschen, sonst kein Ton
wenn Schnee im Wind wie Daunen fällt.

Der Wald ist schwarz und lieblich nun.
Was ich versprochen muss ich tun,
und Meilen gehn, dann kann ich ruhn,
und Meilen gehn, dann kann ich ruhn.

Hier nun meine Fragen:
Die letzte Strophe will darauf hindeuten, dass man seine Pflicht im Leben erfüllen muss, bevor man sich „der Ruhe des Todes“ hingeben kann => (dunkler, lieblicher Wald/dann kann ich ruhn =Todessehnsuch + muss Meilen gehn = Pflichgefühl), oder? Welche Pflicht meint er genau??

Welche Rolle (Symbol?) spielt der Mann vor dessen Wald voll Schnee er steht und nicht weiß, dass „er Halt gemacht“? Hier kann ich nur davon ausgehen, dass der Reiter den Mann kennt, dem der Wald gehört. Was soll das bedeuten? Soll er nicht wissen, dass er dort Halt macht? ??

Warum reitet er ausgerechnet -nachts -im Winter- durch den Wald-, weiter als gewöhnlich („das Pferd hält es für ein Versehen“) -zum See aus Eis- (Metapher? für was) -von Wald umstellt-? Was verbirgt sich dahinter?

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der " Todessehnsucht" und dem „Pflichtgefühl“ zum gesamten Gedicht?

Über plausible Antworten würde ich mich riesig freuen! Vielen Dank!

Moin,

mir sagt das Gedicht nichts, aber im Link findest eine Menge Analysen.
Wahrscheinlich findest Du noch mehr, wenn Du mit dem englischen Titel + analysis oder ähnlichen Wörtern googelst.
http://www.english.illinois.edu/maps/poets/a_f/frost…

Pit

Off Topic - Bitte WAS??
Hei Pit,

glaub ich einfach nicht. Jeder, der diesen unglaublich grandios spannenden, genialen Don-Siegel-Streifen „Telefon“ mit dem unvergessenen Charles Bronson und Donald Pleasence als betonköpfig-terroristischem ehemaligen Sowjet-Obersten, der mit Gorbatschows Perestroika irgendwie nicht klarkommt und deswegen sämtliche exsowjetischen Schläfer in den Vereinigten Staaten aktiviert, kennt mindestens die letzten drei Zeilen aus dem Gedicht, mit denen er diese Schläfer in den Kamikazeauftrag schickt:

„Des Waldes Dunkel zieht mich an;
Doch muss zu meinem Wort ich stehen;
Und Meilen geh’n, bevor ich schlafen kann.“

„Wiederholen Sie, Sergej Michailowitsch!“

„…und Meilen ge’n, bevor ich schlafen kann.“

Unübertroffen.

1 Like

Nachtrag - hier liest der Meister selbst
http://www.youtube.com/watch?v=zNzmFTRgEX0

Von einer markerschütternden Schönheit im Original, gerade wegen der unnachahmlichen Lakonie im Vortrag.

Moin Annie,

was glaubst Du einfach nicht - dass mir das Gedicht nichts sagt, oder dass man mit einiger Gugelei im Netz noch weitere Interpretationen findet?

In dem von Dir erwähnten Film (ich kenne ihn nicht) werden ganze 3 Zeilen des Gedichts in einem konkreten Zusammenhang mit einer bestimmten Absicht zitiert. Da erhalten diese Zeilen gewiss eine düstere, drohende Bedeutung, die man auch bei einer reinen Textinterpretation herauslesen kann. Aber da ist diese Bedeutung weit weniger offensichtlich.

Grüße
Pit

Interessierte Zwischenfrage
Moin,

sag mal, musst Du die deutsche Nachdichtung interpretieren oder hast Du diese nur für Leser Deiner Frage kopiert, die vielleicht nicht besonders gut Englisch können?
Ich halte es nämlich für literaturwissenschaftlich unsauber, die Übersetzung eines Gedichts zu interpretieren; besonders, wenn es sich um eine Nachdichtung handelt und nicht um eine wörtliche Übersetzung. Bei Nachdichtungen werden nämlich um des Reimes willen immer Aussagen des Originals verändert.
Für eine Interpretation in der Schule mag man Übersetzungen gelten lassen, dann am besten mit dem Original als Vergleichstext, aber an der Uni sollte das ausgeschlossen sein.

Ich werde auf die Sinnveränderungen durch die Übersetzung nicht näher eingehen, Du kannst Dir selbst ein Bild davon machen.

Der Mann, vor dessen Wald ich steh,
wohnt fern im Dorf, kann mich nicht sehn:
Er weiß nicht, dass ich Halt gemacht
und schau auf seinen Wald voll Schnee.

Whose woods these are I think I know.
His house is in the village, though;
He will not see me stopping here
To watch his woods fill up with snow.

Was hat mein Rappe wohl gedacht?
Mein Weg hat uns weit fort gebracht
zum See aus Eis, von Wald umstellt
in dieses Jahres tiefster Nacht.

My little horse must think it queer
To stop without a farmhouse near
Between the woods and frozen lake
The darkest evening of the year.
(Warum wird aus einem kleinen, netten Pferd ein bedrohlich schwarzer Rappe?)

Er schüttelt sich, sein Glöckchen schellt,
weil er´s für ein Versehen hält.
Nur sanftes Rauschen, sonst kein Ton
wenn Schnee im Wind wie Daunen fällt.

He gives his harness bells a shake
To ask if there is some mistake.
The only other sound’s the sweep
Of easy wind and downy flake.

Der Wald ist schwarz und lieblich nun.
Was ich versprochen muss ich tun,
und Meilen gehn, dann kann ich ruhn,
und Meilen gehn, dann kann ich ruhn.

The woods are lovely, dark, and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.

Grüße
Pit