Inwieweit lässt sich die heutige AfD mit der Partei "Die Republikaner" vergleichen, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre Wahlerfolge hatte?

Hallo und Guten Tag,

was heutzutage u.a. alle Welt beschäftigt, ist ja die AfD und was man von dieser Partei zu halten hat.

Aber: Es gibt doch aber in Deutschland auch die Partei „Die Republikaner“ , die Ende der 1980er Jahre und Anfang der 1990er unter ihrem damaligen Vorsitzenden Franz Schönhuber einige Wahlerfolge hatte und ebenfalls als rechtspopulistisch gilt:

Siehe auch den „Spiegel“ 22/1989:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496035.html

„Die Republikaner“ sind aber wohl inzwischen wieder weitestgehend in Vergessenheit geraten.

Was ich gerne wissen würde:

Inwiefern lassen sich die AfD und die Republikaner in Punkto politisch Ausrichtung, Programmatik, Zielsetzung usw. miteinander vergleichen?

Ist die AfD die „politische Erbin“ der Republikaner?

Könnte die AfD eines Tages genau so in Vergessenheit geraten wie heute die Republikaner? ( Und gibt es dann wiederum vielleicht noch einmal eine ganz neue Parteigründung rechts der CDU/CSU? )

Oder sind die AfD und die Republikaner doch eher verschieden und die Geschichte der AfD wird voraussichtlich eine andere sein als die der Republikaner?

Vielen Dank im Voraus für Antworten und Meinungsäußerungen,

Jasper

Hallo!

Meine Suche unter rep.de nach einem Parteiprogramm führte zu nichts. Mit einem Link zum Parteiprogramm der Republikaner ließe sich Deine Frage beantworten.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

hier eine süddeutsche Perspektive zu deiner Frage.

Gruß
Metapher

So ist es. Die Republikaner waren eine reine Protestpartei. Sie hatten kein politisches Programm, sondern stellten im Prinzip nur die anderen Parteien in Frage.

Die AfD dagegen hat ein klares politisches Programm. Beispiele: Wiedereinführung von Grenzkontrollen, Reform des Asylrechts, Re-Subsidiarisierung der EU, Umgestaltung des Euro-Währungsraumes usw.

Darüber hinaus ist die AfD bereits parlamentarisch aktiv. Sie hat beispielsweise als mehr oder weniger einzige Partei in der Hamburgischen Bürgerschaft eine Auflösung des pro-islamischen Staatsvertrags mit DITIB gefordert: AfD Hamburg.

Ein weiteres Beispiel ist die Oppositionsarbeit in Berlin:

Eher nicht. Beide konservativ.

Franz

Inwiefern lassen sich die AfD und die Republikaner in Punkto politisch
Ausrichtung, Programmatik, Zielsetzung usw. miteinander vergleichen?

Die Unterschiede sind eher marginal. Die Behauptung, die Republikaner hätten kein politisches Programm gehabt, ist natürlich blühender Unsinn. Auf Grundlage des Siegburger Manifestes von 1985 wurde 1987 das erste Parteiprogramm verabschiedet, ein neues gab es 1990 und dann nochmals 1993, das dann 1996 nochmals überarbeitet wurde. Das aktuelle Parteiprogramm kann man sich auf der Internetseite der Partei (unter „Werbematerial“) als PDF herunterladen.

Ist die AfD die „politische Erbin“ der Republikaner?

Sie ist lediglich die derzeit stärkste Formation der Rechten. „Erbin“ der REP ist die AfD in dem Sinne, wie diese Erben von NPD und die wiederum Erbe der SRP waren. Um mal nur von der deutschen Nachkriegsgeschichte zu sprechen. Der Bruch liegt da eigentlich nur darin, dass der den Rechten vor '45 gemeinsame Antisemitismus durch einen vergleichsweise unspezifischen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ersetzt wurde. Diese braunen Bodensatz gab es in der Geschichte der Bundesrepublik immer und es gab auch immer ein zeitweiliges Übergreifen auf konservativ-bürgerliche Wählerschichten durch rechtspopulistische Parteien, die dann zu ephemeren parlamentarischen Erfolgen führten.

REP und AfD haben insofern eine besondere Gemeinsamkeit, als sich bei beiden zunächst der abbröckelnde rechte Rand von Unionsmitgliedern und -wählern sammelte (was diese Gründungen zunächst für rechtskonservative Wähler als respektabel erscheinen ließ) und die Suche nach größerem Wahlerpotential diese Parteien schnell weiter nach rechts rücken ließ - nicht ohne erhebliche innere Auseinandersetzungen. Bei den REP ging diese Strategie nach hinten los; nach anfänglichen Wahlerfolgen verlor sie insbesondere im Osten der Republik vor allem Stimmen an die extremere DVU, die dann 2011 selbst in der NPD aufging. Es bleibt abzuwarten, ob die AfD - anders als die REP - den Spagat zwischen national-konservativen (‚gutbürgerlichen‘) Wählern und rechtsextremistischem Pöbel auf die Dauer durchzuhalten vermag.

Nachtrag zu „reine Protestpartei“, was die REP angeblich von der in Landesparlamenten vertretenen AfD unterscheiden soll: bei den Wahlen in Baden-Württemberg 1992 stellten die REP mit 10,9 % der Stimmen die drittstärkste Fraktion, 1996 holten sie noch einmal 9,1 %. Auch in Berlin holten sie 1989 7,5 %, bei den Neuwahlen 1990 flogen sie allerdings schon wieder raus. Europawahlen 1989 7,1 % - so viel wie die AfD 2014.