Hallo,
hat vielleicht jemand von euch mal so eine Ionisator-Pyramide ausprobiert, die angeblich die Luft verbessern soll? z.B. die hier:
http://www.erlebnisladen.de/topshop_s/ionisator___py…
Wenn ja, habt ihr einen (positiven) Effekt gespürt?
Hallo,
hat vielleicht jemand von euch mal so eine Ionisator-Pyramide
ausprobiert, die angeblich die Luft verbessern soll? z.B. die
hier:
Hallo Timo.
Willst du einen Erfahrungsbericht oder einen Kauftipp:
Mit Erfahrungen zu diesem Gerät kann ich nicht dienen.
Aber ein Kauftipp:
Nicht kaufen, die 50 Euro lieber versaufen oder in
Heizkosten investieren, die sich (geringfügig) erhöhen wenn du immer mal ordentlich durchlüftest.
Die Behauptungen die dort aufgestellt werden sind unter Garantie nicht beweisfähig (und was für komische Einheiten da unten in der Produktbeschreibung stehen…) Wer dennoch an die Wirkung solcher Geräte glaubt, ist oft eh nicht vom Gegenteil zu überzeugen.
Aber es ist doch irgendwie paradox, auf der einen Seite soll man sich mit Super-Joghurt und sonst was für nem Quatsch vor den freien Radikalen schützen und auf der anderen seite stellen sich Leute ein Gerät in die Bude, das im Endeffekt Gas-Radikale (Ionen) bilden soll???
Verrückte Welt!
Grüße sendet Matthias
http://www.erlebnisladen.de/topshop_s/ionisator___py…
Wenn ja, habt ihr einen (positiven) Effekt gespürt?
Ich habe soetwas in klein mal auf einem Flohmarkt günstig erworben.
Gespürt habe ich keine Luftverbesserung. Allerdings zieht das Ding hervorragend Staub an - so viel, daß man es am besten auf ein Blatt Papier stellt.
LG
Stuffi
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Hallo,
„Jeden Morgen steht eine Dummer auf“, sagte mein Opa. Und weil das stimmt, können Firmen solche Dinger vertickern.
Dieser Fall ist besonders frech, weil sie schreiben:
Negative Ionen bauen Streß ab - bei Versuchen fanden Wissenschaftler bis zu 80% weniger Serotonin im Blut, wenn die Atemluft negativ aufgeladen war.
Kurz nachgesehen finde ich eauch einen wissenschaftlichen Bericht von M. Friedmann und P. Haber in der Wiener Medizinischen Wochenschau von 1982 (Band 132, Seiten 101-105). Ich zitiere mal die Zusammenfassung:
Ten healthy male test subjects (aged 29–35 years) were put on a bicycle ergometer twice for 10 minutes each time and had to perform work of 1 W/kg body-weight while being subjected to normal air and air enriched with negative ions. Using ergospirometry, a number of physiological indices for respiration, circulation, and the aerobic metabolism were recorded. In a further test, the reaction time of 14 test subjects (aged 23-55 years) was tested under the condition of normal breathing air and air enriched with negative ions. The intake of oxygen, which is a gross indicator for the entire aerobic metabolism, is not influenced by negative air ions. Given a constant environment, the presence or absence of ions does not have any effect. Sudden introduction or removal of negative air ions induces changes in control that tend to be of a negative nature: there is an increase in breathing frequency, breathing equivalent, and cardiac frequency at constant oxygen intake (p less than 0.025). In testing reaction time, only the sudden introduction of negative air ions produced a statistically significant effect, i.e. prolongation of reaction time. This effect, too, is of a more negative nature (p less than 0.05).
Die wichtigen Stellen habe ich mir erlaubt hervorzuheben.
Ein etwas neuerer Artikel, der nur in einer extrem unbedeutenden Zeitschrift in russischer Sprache erschienen, stellt eine positive Wirkung negativer Ionen bei akuten Stressreaktionen in Ratten fest:
Livanova LM, Levshina IP, Nozdracheva LV, Elbakidze MG, Airapetiants MG. (1998)The protective action of negative air ions in acute stress in rats with different typological behavioral characteristics. Zh Vyssh Nerv Deiat Im I P Pavlova. 48 (3):554-557:
Exposure of rats during immobilization to negatively charged air ions prevented the development of pathological changes typical for acute stress. Such protective action of negative air ions was observed in all the experimental animals independently of their types of behavior.
Von großer Bedeutung / Qualität können diese Befunde nicht sein, sonst wären sie sicher in einer Zeitschrift publiziert worden, die man auch außerhalb von Russland liest.
Tatsächlich findet sich hier: Iwama H, Ohmizo H, Obara S (2004) The relaxing effect of negative air ions on ambulatory surgery patients. Can J Anaesth. 51 :187-188 eine leichte Bestätigung. Wiederum handelt es sich nicht um eine ernstzunehmende wissenschaftliche Publikation, sondern um einen „Letter to the Editor“ ohne saubere Darstellung der Methoden, Daten und Ergebnisse. Immerhin ist eine Abbildung mit Daten gezeigt. Diese macht deutlich, dass der durch die Ionisierung hevorgerufene Effekt unglaublich winzig ist. Im direkten Vergleich fiel die „Anspannung“ der Patienten in der ersten Hälfte der OP ohne ionisierte Luft schon mehr als doppelt so stark ab wie bei der anderen Gruppe durch die Ionisierung der Luft. Und alles das, wie gesagt, unter der extrem-Stress-Situation einer OP.
Ach ja, in dieser Studie wurden „1000 parts/mL of negative ions“ gemessen (und keine positiven Ionen). Interpretieren wir die in der Anzeige gebenenen 280.000 Ionen pro cmü/Sek als „Ionen pro cm³/sek“, so müsste - wenn ich richtig gerechnet habe - dieser Wohnzimmer-Ionisator etwa 60 Stunden laufen, um in einem Wohnzimmer (4m x 6m x 2.5m = 60m³ = 60000000cm³) eine vergleichbare Konzentration zu erzeugen.
Ist das realistisch? Am Tag sollte man mind. 3x gelüftet haben; In 60 Stunden also eigentlich mehr als 7x! Sicher wird aber doch (hoffentlich!) wenigstens 3-4 mal gelüftet. Abgesehen davon geht ja auch das eine oder andere mal die Tür auf und zu. Ich halte es für optimistisch, in einem solchen Zimmer mit dem angepriesenen Gerät eine Konzentration von 100 parts/mL zu bekommen. Das ist ein Zehntel der Dosis, bei der unter extrem-Stress ein kaum nachweisbarar Effekt gemessen wurde. Den Rest kann man sich zusammenreimen. Ist das 50 Euro wert??
Dieser Artikel: Ryushi T et al. (1998) The effect of exposure to negative air ions on the recovery of physiological responses after moderate endurance exercise. Int J Biometeorol 41 :132–136 berichtet tatsächlich über eine Abnahme der Serotonin-Konzentration (interessanterweise ist _nicht_ beschrieben, wo und wie das Serotonin gemessen wurde!) durch negative Ionen nach starker Körperlicher Anstrengung (was man ja in der Regel auch nicht im Wohnzimmer macht…). Die Gemessene Abnahme war im Mittel nicht "über 80%), sondern etwa 50%.
Im Gegensatz dazu fanden Bailey WH und Charry JM 1987 allerdings folgendes:
Exposure to electrically charged gas molecules (air ions) has been reported to influence physiological and behavioral functions in animals and humans although there is controversy as to whether these findings are valid. A popular hypothesis concerning the reported effects of air ions is that alterations in serotonin (5HT) metabolism, particularly in the brain, are involved. We measured the concentration and turnover of 5HT in rats exposed to 5.0 X 10(5) ions/cm3 for up to 66 hours. Contrary to previous reports of other investigators, we were unable to demonstrate any effect of exposure to air ions or associated DC electric fields on the concentration or turnover of 5HT in rats under carefully controlled and characterized exposure conditions.
(Zitiert aus der Zusammenfassung von: Acute exposure of rats to air ions: effects on the regional concentration and utilization of serotonin in brain. Bioelectromagnetics. 8 :173-181)
Bemerkenswert: Anstelle der o.g. „1000 parts/mL“ wurden hier 50x so hohe Konzentrationen verwendet! Und das über einen Zeitraum von 66 Stunden!
Resumee:
Um nochmals Bailey & Charry zu bemühen: „there is controversy as to whether these findings are valid“. Seit den 80er Jahren ist und bleibt es kontrovers diskutiert. Hauptgrund dafür ist die miserable Qualität der meist medizinischen Forschung: schlechtes Experiment-Design, fehlende oder falsche Beschreibungen, zweifelhafte Auswertungen, keine systematischen Studien. Dieses Thema eignet sich als Lehrbuch-Beispiel, wie schlecht Forschung betrieben werden kann.
In der Anzeige hätte stehen müssen: „Eine Wirksamkeit negativer Ionen ist nicht klar erwiesen und wird kontrovers diskutiert. Vereinzelt nachgewiesene positive Effekte wurden bisher nicht reproduziert. Über wirksame Dosen gibt es keine gesicherten Erkenntisse. Mit großer Wahrscheinlichkeit lassen sich jedoch die erforderlichen Konzentrationen bei haushaltsüblicher Anwendung des Gerätes nicht erreichen“.
Naja, wer würde es dann noch kaufen?
Beste Grüße,
Jochen
Hallo Jochen,
Ach ja, in dieser Studie wurden „1000 parts/mL of negative
ions“ gemessen (und keine positiven Ionen). Interpretieren wir
die in der Anzeige gebenenen 280.000 Ionen pro cmü/Sek als
„Ionen pro cm³/sek“, so müsste - wenn ich richtig gerechnet
habe - dieser Wohnzimmer-Ionisator etwa 60 Stunden laufen, um
in einem Wohnzimmer (4m x 6m x 2.5m = 60m³ = 60000000cm³) eine
vergleichbare Konzentration zu erzeugen.
Das würde voraussetzen, dass sich die produzierten Ionen über einen so langen Zeitraum akkumulieren könnten. Das passiert aber nicht, weil die Lebensdauer der Ionen in der Luft nur sehr kurz ist. Aufgrund ihrer Ladung suchen sie sich innerhalb kürzester Zeit (schätzungsweise ms bis wenige sec) ihren Weg zur nächsten neutralen Oberfläche, wo sie sich entweder neutralisieren oder haften bleiben.
Jörg
Hallo
Wenn ja, habt ihr einen (positiven) Effekt gespürt?
Ich habe soetwas in klein mal auf einem Flohmarkt günstig
erworben.
Gespürt habe ich keine Luftverbesserung. Allerdings zieht das
Ding hervorragend Staub an - so viel, daß man es am besten auf
ein Blatt Papier stellt.
Das ist auch die Hauptverbesserung für z.B. Asthma-Kranke und allen, die unter Allergien leiden. Je weniger Staub und Pollen in der Luft…
tschüss
herbert
Hallo,
hat vielleicht jemand von euch mal so eine Ionisator-Pyramide
ausprobiert, die angeblich die Luft verbessern soll? z.B. die
hier:Hallo Timo.
Willst du einen Erfahrungsbericht oder einen Kauftipp:
Mit Erfahrungen zu diesem Gerät kann ich nicht dienen.
Aber ein Kauftipp:
Nicht kaufen, die 50 Euro lieber versaufen oder in
Heizkosten investieren, die sich (geringfügig) erhöhen wenn du
immer mal ordentlich durchlüftest.
Die Behauptungen die dort aufgestellt werden sind unter
Garantie nicht beweisfähig (und was für komische Einheiten da
unten in der Produktbeschreibung stehen…) Wer dennoch an die
Wirkung solcher Geräte glaubt, ist oft eh nicht vom Gegenteil
zu überzeugen.
Aber es ist doch irgendwie paradox, auf der einen Seite soll
man sich mit Super-Joghurt und sonst was für nem Quatsch vor
den freien Radikalen schützen und auf der anderen seite
stellen sich Leute ein Gerät in die Bude, das im Endeffekt
Gas-Radikale (Ionen) bilden soll???
Verrückte Welt!Grüße sendet Matthias
Wer zuviel Geld hat, möge sich ans Fenster stellen und den Überschuss rauswerfen. Die Chance, dass wirklich Bedürftige an das Geld gelangen, ist ungleich höher als beim Kauf schwachsinniger Geräte…
Beim Geldrauswerfen bitte laut rufen. Kann ja sein, dass ich in der Nähe wohne… 
Gruß,
Franz