Erklärungs- bzw. Erziehungshilfe - liefer beides!
Hallo Chrisma,
mein Sohn (14 Jahre) hat ein echtes Problem: Gymnasium 8: Klasse - Irrationale Zahlen!
wenn das nicht zu früh ist! Die meisten sinken ins Grab, ohne je davon gehört zu haben. Und das nicht ohne Grund.
Denn erst mal ist es ärgerlich, wenn negative Zahlen keine Wurzeln haben. Schränkt das Rechnen unnötig ein. Und da gibt’s dann auch was von Ra… den Mathematikern.
Es ist nicht so, dass er es nicht kapiert, jedoch möchte er
von mir (Realschule vor X² Jahren) wissen, wofür er
„irrationale Zahlen“ braucht bzw. warum er beweisen soll,
warum eine Zahl irrational/rational ist.
Klar bist du da überfordert. Aber es ja nicht so, dass die Mathematik die Natür beschreibt, aber sonderbarerweise ist die Mathematik meist schon fertig, wenn sich ein neues Naturphänomen zeigt, und beschrieben werden muss. Und folgendes Beispiel habe ich auch nicht erfunden, sondern aus den legendären Feynman-Vorlesungen.
Wie du sicherlich weißt, ist i die Wurzel aus -1. Wenn ich dann i hoch x rechne, erhalte ich folgende Werte:
i hoch 1 = i
i hoch 2 = -1
i hoch 3 = -i (i * -1)
i hoch 4 = +1 (-1 * -1)
i hoch 5 = i
usw.
Und glaub es mir einfach mal, wenn ich für x nicht ganze Zahlen nehme, sondern es kontinuierlich steigere, ergeben sich für die rationalen und auch für die irrationalen Anteile des Resultats hübsche Sinuskurven, bzw. Cosinus.
Indem ich einfach eine Potenz verwende, statt komplizierter geometrischer Konstrukte, vereinfacht sich die ein’ oder andere Rechnung doch deutlich. Aber ich selbst habe das erst deutlich nach der Schule (Abitur) gelernt.
Und weitere Beispiele können dir sicher die Physiker liefern, wo die Verwendung irrationaler Zahlen die Beschreibung ver einfacht.
Wenn ich ihm keine plausible Erklärung liefern kann,
verweigert er die Teilnahme am Matheunterricht
Wenn ihm dies nicht reicht, frag gern nach. Abgesehen sollte auch der Lehrer den nach dem französichen Philosophen Tellerrand bezeichneten Horizont eigentlich überschreiten können.
Meine Erklärung, dass man in der Schule so manches lernt, was
man im harten Alltag eines Arbeitnehmers nie mehr braucht,
reicht nicht.
Nun ja, wirklichen Einfluss hat man auf Kinder dieses Alters nur indirekt. Sie bestimmen, was sie annehmen.
So wahr das Statement deines Sohnes ist, geht es darum überhaupt nicht. Vielleicht überzeugt ihn ja folgendes:
- Wenn man gar nichts lernt, weiß man auch nicht, was gebraucht wird
- Man lernt auch das Lernen
- Das Leben ist keine Generalprobe, sondern die Premiere, ohne Wiederholung
- Wer nur das weiß, was er wissen muss, hat auch schnell dern Ruf weg
…
- Wissen ist Spaß
Und ehrlich gesagt habe ich eher den Eindruck, dass er das schon teilweise verstanden hat.
Ach ja, mit 4 Jahren wollte er wissen: „wo ist die Mitte hin,
wenn man den Pfannenkuchen durchschneidet?“
Solche Erlebnisse haben viele Eltern, ist noch kein Hinweis auf eine Hochbegabung Aber dass er fragt, wozu er das oder das lernen soll, das ist sein gutes Recht und deutet auf eine gewisse Beharrlichkeit hin. Ein wichtiger Charakterzug.
Zum Glück sind wir ja nicht in „Psychologie“, denn eine Ferndiagnose aufgrund eines einzelnen Vorfalls ist gewagt.
Gruß, Zoelomat