ISO 9000 ff. im kleinen Handwerksbetrieb

Hallo Experten,

kennt jemand von Euch einen kleinen Handwerksbetrieb (mit max. 10 Mitarbeitern), der nach ISO 9000 ff. zertifiziert ist ?

Wie sieht das Aufwand-Nutzen-Verhältnis aus ?

Danke im Voraus !

Gruß

Sven

Nur soviel zu ISO 9000ff

Das Niveau dieses QM-Systems ist vergleichbar mit einem Stabhochspringer, dem man die Latte auf Kniehöhe legt…

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Hallo Malalambo,

man merkt, daß Du (höchstwahrscheinlich) in einem großen Industriebetrieb (möglichst noch KFZ-Branche oder Zulieferbranche) arbeitest. (Da arbeite ich übrigens auch). Natürlich ist ISO 9000 ff. dort bereits seit längerer Zeit kalter Kaffee (bin ja auch nicht von gestern).

Da ich aber auch enge Verbindungen zum Handwerk habe, weiss ich, daß dort

  1. jedes QM-System besser ist, als gar keins (aktuelle Situation fast jedes kleinen Handwerkbetriebs mit weniger als 10 MA)

  2. die Kosten für den Aufbau und Pflege eines Systems à la VDA 6.1 od. QS 9000 usw. größer sind als sämtlicher Nutzen.

Hintergrund meiner Anfrage ist, daß ich bei vielen befreundeten selbstständigen Handwerkern feststellen muß, daß es keinerlei QM-System gibt und die Anzahl der Reklamationen sehr hoch ist (an ppm-Werte wage ich noch nicht mal dran zu denken !)

Ziel wäre es also, ein (auch für Nicht-Fachleute) anwendbares System auf die Beine zu stellen, dessen Nutzen eindeutig höher ist, als der verursachte Aufwand.

Motto sollte sein:
Checklisten und eine „Mindestdokumentation“ auf jeden Fall ja, Lieferantenfreigaben usw. wären allerdings grober Unfug und im Zusammenhang mit Handwerksbetrieben auch nicht anwendbar, da die Marktmacht des kleinen Handwerkers im Gegensatz zu den Lieferanten-Konzernen ziemlich gering ist.

Vielleicht kann mir doch jemand weiterhelfen ?

Gruß

Sven

Die Frage kommt um genau zwei Monate zu früh. Ich bin gerade daran beteiligt, eine Versuchsrakete in dieser Richtung abzuschießen. Das Projekt sieht eine vernünftige ISO 9002/ISO 14001 - Zertifizierung für 7 Rauchfangkehrerbetriebe vor, die auch auf die spätere ISO 9001:2000 noch paßt:

Unter 10 Mitarbeiter ist Standard.

Das mit Checklisten, Mindestdokumentation und Lieferantenbewertung (Es kauft sowieso nur der Chef ein, wem soll da eine Bewertung was bringen, Qualitätseinbußen durch fehlende Bewertung sind nicht zu befürchten, weil das Werkzeug bei einem Quasimonopolisten zu beziehen ist. Wenn ein Besen schneller kaputt ist, spürt der Kunde gar nichts davon) und ähnliches haben wir genauso umgesetzt. Handhabung/ Lagerung/ Verpackung/ Konservierung/ Versand gibts einfach nicht, dafür nimmt die Kundenzufriedenheit einen zentralen Platz ein. Fehlerhafte Produkte und Korrekturmaßnahmen werden in einem behandelt, das Fehlermeldeblatt wird ersetzt durch ein kurzes Gespräch mit dem Chef, der sich eine Notiz macht. Sicherheitshalber gibt es an den Stellen, wo wir uns mit dem Minimalismus sehr vorgewagt haben eine kurze Erklärung, anstatt einen Punkt völlig zu ignorieren. Jetzt muß es nur noch der Auditor schlucken.

Die nutzbringende Anwendung hat sich aber schon eingestellt, weil die Betriebe sich dabei ausgetauscht haben und sich dann am besten orientiert haben.
Der Witz bei dem Projekt ist, daß durch die gemeinsame Vorgehensweise für jeden der Aufwand geringer wurde (Ein Berater für 7, statt für einen, die Texte in der Dokumentation werden für sieben Betriebe nur einmal verfaßt und dann nur noch individuell abgewandelt.)
Ende Februar soll es dann ernst werden mit den Audits.

schönen gruß

markus

Hallo Markus,

finde ich klasse, das hier mal was gemacht wird. Denn normalerweise sprechen alle immer von KMU (klein u. mittelständische Betriebe) und meinen damit Firmen mit mehr als 50-100 MA

Die Frage kommt um genau zwei Monate zu
früh. Ich bin gerade daran beteiligt,
eine Versuchsrakete in dieser Richtung
abzuschießen. Das Projekt sieht eine
vernünftige ISO 9002/ISO 14001 -
Zertifizierung für 7
Rauchfangkehrerbetriebe vor, die auch auf
die spätere ISO 9001:2000 noch paßt:

Unter 10 Mitarbeiter ist Standard.

Das mit Checklisten, Mindestdokumentation
und Lieferantenbewertung (Es kauft
sowieso nur der Chef ein, wem soll da
eine Bewertung was bringen,
Qualitätseinbußen durch fehlende
Bewertung sind nicht zu befürchten, weil
das Werkzeug bei einem Quasimonopolisten
zu beziehen ist. Wenn ein Besen schneller
kaputt ist, spürt der Kunde gar nichts
davon)

beim Rauchfangkehrerbetrieb werden nur Betriebsmittel eingekauft. Interessant wäre noch eine Betrachtung von Handwerksbetrieben, die Ihren Kunden Ware verkaufen (z.B. Bodenbeläge beim Bodenleger, elekt. Anlagen beim Elektroinstallateur, Heizungen beim Heizungsbauer usw.) und dabei auf einige wenige große Hersteller bzw. Großhandelsfirmen angewiesen sind.

und ähnliches haben wir genauso

umgesetzt. Handhabung/ Lagerung/
Verpackung/ Konservierung/ Versand gibts
einfach nicht,

Lagerung gibt es leider bei sehr vielen Handwerkern, nämlich die sogenannten „Ladenhüter“, deren Haltbarkeitsdatum schon abgelaufen ist, weil leider nicht FIFO angewandt wurde (man greift halt immer das Vorderste ab).

dafür nimmt die

Kundenzufriedenheit einen zentralen Platz
ein. Fehlerhafte Produkte und
Korrekturmaßnahmen werden in einem
behandelt, das Fehlermeldeblatt wird
ersetzt durch ein kurzes Gespräch mit dem
Chef, der sich eine Notiz macht.

Wichtig fände ich dennoch eine grobe Abschätzung der Kosten, die durch die Reklamation entstanden sind.

Sicherheitshalber gibt es an den Stellen,
wo wir uns mit dem Minimalismus sehr
vorgewagt haben eine kurze Erklärung,
anstatt einen Punkt völlig zu ignorieren.
Jetzt muß es nur noch der Auditor
schlucken.

Die nutzbringende Anwendung hat sich aber
schon eingestellt, weil die Betriebe sich
dabei ausgetauscht haben und sich dann am
besten orientiert haben.
Der Witz bei dem Projekt ist, daß durch
die gemeinsame Vorgehensweise für jeden
der Aufwand geringer wurde (Ein Berater
für 7, statt für einen, die Texte in der
Dokumentation werden für sieben Betriebe
nur einmal verfaßt und dann nur noch
individuell abgewandelt.)
Ende Februar soll es dann ernst werden
mit den Audits.

schönen gruß

markus

Bitte halte mich auf dem Laufenden, da mich der weitere Verlauf brennend interessieren würde (z.B. Kosten-Nutzen nach der Zertifizierung, Selbstdisziplin beim Durchhalten der selbstgemachten Vorgaben, Anerkennung durch die Kunden und vor allem die Mitarbeiter usw.)

Danke im Voraus !

Gruß

Sven

Hallo Sven

Einen kleinen Tipp:
Es gibt ein Buch auf dem Markt zu 52.- DM
Titel: DIN ISO 9000 im Handwerk

ISBN 3-410-13541-3 Buch anschauen

Ich hoffe das Buch hilft weiter !

Hallo Karl-Heinz,

danke für den Tipp, werde gleich zum Buchhandel losmarschieren…

Grüssle

Sven

Wir sind als Handwerksbetrieb zur Zeit mitten drin in der Zertifizierung nach ISO 9002. Vorteile gibt es da wie folgt:

  1. Man erfüllt hiermit die neusten Anforderungen der Berufsgenossenschaften bezügl. der Einstellung einer Sicherheitsfachkraft und einer ärztlichen
    Betreuung.

  2. Viele Behörden verlangen bei der Vergabe von Aufträgen diese Zertifizierung, bzw. diese haben rechtlich gesehen einem zertifizierten Betrieb bei einer Vergabe von Aufträgen einem günstigeren Anbieter vorzuziehen. Ob dies in der heutigen Vetternwirtschaft wirklich so läuft, ist jedoch fraglich.

  3. Eine bessere und gleichbleibende Qualität, obwohl man selbst bestimmen kann,
    wie hoch (oder niedrig) man die Anforderungen festlegt.

  4. Ein zusätzliches Werbemittel durch diese
    „Auszeichung“.

Ob sich der Kostenaufwand für kleine Betrieb lohnt ist jedoch fraglich. Wir mit 2 Mitarbeitern können dies nur durch eine Sammelfinanzierung mit ca. 80 weiteren Betrieben der gleichen Branche bezahlen.

MfG
Schwemmert

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Ob sich der Kostenaufwand für kleine
Betrieb lohnt ist jedoch fraglich. Wir
mit 2 Mitarbeitern können dies nur durch
eine Sammelfinanzierung mit ca. 80
weiteren Betrieben der gleichen Branche
bezahlen.

MfG
Schwemmert

Hallo wusel,

wie hoch würdest Du den finanziellen und zeitlichen Aufwand für die ganze Prozedur (Vorbereitung + Audit) ansetzen ?

In welcher Branche seid Ihr tätig ?

Danke im Voraus !

Grüsse

Sven