(Iso)amylacetat und Hefnerkerze

Moin,

vor einiger Zeit kam ich mit einem Kollegen, der das Physikpraktikum betreut auf einen Versuch zu sprechen (Fettfleckphotometer und Hefnerkerze)
Bei dieser Hefnerkerze wird als Brennstoff (Iso)amylacetat verwendet, nur konnten wir uns keinen Reim darauf machen, warum gerade diese, auch für Chemiker eher exotische Flüssigkeit genutzt wurde.
Auch eine Suche im Netz machte mich nicht schlauer. Vermutungen! gehen in die Richtung, daß die Flamme vielleicht nicht, oder wenig rußt, aber auch dies ließ sich nicht konkretisieren.
Weiß jemand vielleicht den tieferen Sinn der Wahl dieser Flüssigkeit? Gut riechen tut sie ja, aber in den sich manchmal bildenden Konzentrationen und auf Dauer wird es doch lästig. Wer möchte schon ewig von Stauden überreifer Bananen umgeben sein :wink:

Gandalf

Servus,

Erstaunlich finde ich trotzdem, daß der Aromastoff der Banane
zu diesem Behuf gewählt wurde. Und Pentanole waren im 19.
Jahrhundert sicher auch nicht einfach so in der Apotheke zu
erwerben.

Hefner arbeitete eng mit Werner von Siemens zusammen. Letzterer suchte u.a. nach Umhüllungen von elektrischen Kabeln. Im Labor hatte man sicher die verschiedensten Lösungsmittel parat um Isolierungen für elektrische Kabel zu entwickeln.

Ab 1847 verwendete Siemens z.B. Guttapercha, das sich gut in Amylacetat löst. Damals nannte man es auch Birnenäther.
Zu Amylacetat etwa:
http://kremer-pigmente.de/70320.htm

Gruß

Tankred

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n’Abend

Was ist denn mit dieser Quelle: http://scherning.udicom.de/Lampen/Hefnerlampe.htm

Bedingung 1 hat mit der Konstruktion der Lampe zu tun, aber 2 und 3 hängen doch wohl vor allem vom Brennstoff ab:

"_Die Lichtnormale muß offenbar folgende Bedingungen erfüllen: 1. Sie muß in einer bestimmten Richtung unter bestimmten äußeren Bedingungen eine konstante Lichtstärke haben. 2. Sie muß leicht reproduzierbar sein, so daß die einzelnen nach bestimmten Vorschriften hergestellten Lichtquellen untereinander gleich sind, d.h. die gleiche Lichtstärke in einer bestimmten Richtung aufweisen. 3. Die Farbe des Lichtes soll möglichst weiß sein.

Von allen bisher vorgeschlagenen Lichtnormalien erfüllt diese Bedingungen am besten die mit Amylazetat gespeiste Lampe, die im Jahr 1884 von v. Hefner-Alteneck vorgeschlagen worden war._
"

Weiter unten steht dann noch was über die Definitionen in Frankreich, England und den USA, die andere Brennstoffe heranziehen.

Frage: welche geeigneten(!) alternativen Brennstoffe standen denn um 1880 den Chemikern zur Verfügung, die unabhängig vom Ort und der Herkunft der Ausgangsstoffe mit gleicher Qualität und vertretbarem Aufwand hergestellt werden konnten?

Der Artikel erwähnt, dass Rapsöl (Frankreich) bzw. Pentan (England) auf Grund variierender Zusammensetzung weniger geeignet seien.

Gruß,
KHK

Hi,

danke und *
Sehr interessant das!

Gandalf

Hallo Gandalf,

Vermutungen! gehen in die Richtung, daß die Flamme vielleicht
nicht, oder wenig rußt, aber auch dies ließ sich nicht
konkretisieren.

Ganz im Gegentum!

Bei einer vollständigen Verbrennung (Alkohol, Wasserstoff) bekommst du eine kaum sichtbare blaue Flamme.
Erst mit dem richtigen Anteil an Russ wird die Flamme weiss.

MfG Peter(TOO)

Moin,

Bei einer vollständigen Verbrennung (Alkohol, Wasserstoff)
bekommst du eine kaum sichtbare blaue Flamme.
Erst mit dem richtigen Anteil an Russ wird die Flamme weiss.

die Chemie der Kerzenflamme ist mir durchaus geläufig :wink:
Auch hier (ver)glüht Ruß, der die Flamme leuchten läßt.

Nur rußen tut sie dann gerade eben nicht.

Gandalf

Hallo,

das ist wahrscheinlich so wie mit vielen seltsamen Normen - sie wurde einfach gemacht.

Ich weiß nicht ob die Formulierung Absicht war, aber hier

http://www.streetlight-hamburg.de/zeittafel_12_c.htm

steht: "Friedrich von Hefner-Alteneck (1845-1904) erreicht , dass eine von ihm entworfene Amylacetat-Lampe (Hefner-Lampe) als Normlicht … eingeführt wurde. "

Also wahrscheinlich die Notwendigkeit eines Meßgeräts mit der Erfindung eines solchen kombiniert unter Heranziehen von Sachen die halt so rumstehen (Amylacetat) und das Schmieren (ähm - überzeugen!) von Kollegen und Industrie und fertig ist eine Einheit die sogar seinen Namen trägt.

Grüße,
Wolfgang (der es recht cool finden würde wenn eine Einheit nach ihm benannt werden würde)

Hallo,

Das scheint schon was mit der Flamme zu tun zu haben. Einer im
www gespeicherten ungefähr 100 Jahre alten Quelle konnte ich entnehmen, dass der Ruß der Hefnerkerze das gleiche Absorptions- und Emissionsvermögen hat wie die Flamme selbst und dieses bei etwa 5% des Schwarzen Strahlers der gleichen Temperatur
liegt…Siehe auch

Und

Dieses für die Hefnerkerze gebrauchte „Birnenöl“ war seinerzeit kein definiertes Produkt sondern bestand aus wechselnden Anteilen Ethanol, Essigester und (iso)- Amylacetat. Was seinerzeit wohl zu Fehlmessungen und zu starken Streuungen im Vergleich mit ausländischen Referenznormalen führte.

Aber das lag dann wohl eher am einheimischen Produkt

Gruß

Peter

Moin,

  1. Die Farbe des Lichtes
    soll möglichst weiß sein.

ok, wenn das so ermittelt wurde.

Erstaunlich finde ich trotzdem, daß der Aromastoff der Banane zu diesem Behuf gewählt wurde. Und Pentanole waren im 19. Jahrhundert sicher auch nicht einfach so in der Apotheke zu erwerben.

Danke für Deine Mühe!

Gandalf