Hallo Manuel,
dein Beitrag bringt mich einfach zur Weissglut!
Zunächst einmal: Die vielfach zu hörende Aussage „Wir brauchen
kein Qualitätsmanagementsystem, dafür sind wir zu klein“ ist
meiner Meinung nach völlig falsch.
Nein, sondern absolut richtig. Denn ein Kleinbetrieb existierte bereits, als es die (sorry) ISO-Scheiße noch nicht gab. Die Handlungsabläufe waren durchdacht und auf den engen Personal- und finanzrahmen zugeschnitten. Fehler wurden sicherlich auch gemacht, aber daß ist ja überall so, selbst bei der Bankgesellschaft mit ISO.
Gerade die kleinen Betriebe
(Handwerker, Gastronomie, Einzelhandel, etc.) sind es, die ein
durchdachtes Organisationssystem dringend brauchen. Ein
QM-System ist niemals zu aufwendig für eine Firma, es kommt
nur darauf an, dass man es entsprechend einfach und
praktikabel aufbaut und umsetzt.
Bei einer der Firmen, in denen ich gearbeitet hab, sah das so aus, daß der Betrieb eigentlich total umorganisiert werden sollte. Ich hab dann den ISO-Mann gefragt: Denken sie eigentlich, wir haben früher vorne an der Tür ne Spanplatte abgegeben und hinten den Schrank abgeholt und das dazwischen war Zufall?
Ich bin Auditor einer Zertifizierungsstelle und ein Großteil
meiner Kunden sind kleine und Kleinstbetriebe
(Handwerksunternehmen, Dienstleister, etc.). Das Problem bei
Qualitätsmanagement nach ISO 9001 bei kleinen Firmen, ist die
geschickte Umsetzung.
Oder unnötoige Mehrarbeit.
In der Regel werden solche Firmen
beraten, sei es von einem „professionellen“ Berater oder von
jemandem, „der sich damit auskennt“. Meist hat diese Person
sein Wissen und seine Erfahrung aus einer großen Firma und
versucht dann, dieses QM-System der kleinen Firma
aufzudrücken. „Beim großen Unternehmen hat’s ja funktioniert,
die haben ja auch ein Zertifikat bekommen“. In der Praxis
sieht das dann so aus, dass die kleine Firma ein umfangreiches
Handbuch in die Hand bekommt, mit der Aufforderung: „Wenn du
danach arbeitest, kriegst du die ISO, die
Verfahrensanweisungen musst du evtl. noch ein wenig
anpassen…“.
Mir hat bisher noch niemand gesagt, wozu man ISO braucht und welchen Nutzen das für den Produktionsablauf, die Kreditwürdigkeit der Firma, den Umsatz, die Personlastruktur und das Ergebnis hat. Einen Nutzen gibt es offensichtlich nicht.
Ein gutes und effektives QM-System lebt nicht von einer
umfangreichen Dokumentation sondern von durchdachten,
einfachen Verfahren, einem ebenso simpel aufgebauten Kontroll-
und Auditverfahren für die Prozesse und einem effektiven
Verfahren für Dokumentation und Durchführung von geeigneten
Korrekturmaßnahmen.
Man könnte meinen, daß ISO diese Abläufe erst erfunden hat. Falsch, die gab es schon vorher. Man könnte meinen ISO sei der Stein des Weisen. Falsch, denn das was alle machen, macht meine firma zum Niemand und Konkurrenzunfähig.
Man stelle sich vor, ich will meine Rechnung umgestalten und muß dafür noch ne Dokumentation anlegen! Hirnverbrannt!
Das Handbuch dazu sollte nicht mehr als 5 bis 15 Seiten haben
(je nach Format),
Wozu dann Handbuch? 5-15 Seiten kann ich mir nmerken, wen nicht, dann sollte ich den Laden zu machen, wenn ich nicht im Kopf hab, wie der laufen soll!
dazu ein paar kernige Prozessbeschreibungen
- fertig! Die Prozesse lassen sich gut als Ablaufdiagramm
darstellen.
Bildermaler und Diagrammfreaks aber wie ich den Kunden dazu bringen zum Kauf ja zu sagen, wißt ihr doch auch nicht!
Wobei man nicht zu sehr ins Detail gehen sollte,
sont werden sie unübersichtlich.
Namen meiner zertifizierten Kunden kann ich dir leider nicht
nennen. Zu den Kosten: Die Erstzertifizierung kostet ca. 2000
bis 2500 Euro. Das hängt aber auch stark vom Zertifizierer ab,
am besten einfach mal ein Angebot einholen.
Das Zauberwort „Erstzertifizierung“ Frage wie oft muß das wiederholt werden, was kosten die Wiederholungen. Hat der gut Manuel ne ahnung, was ein Handwerksbetrieb für ne Gewinnmarge hat und die 2 bis 2500 Euro manchmal schon haarsträubend viel sind für nen kleinen Betrieb?
gruss
winkel