Iso9001-Zertif. in med.Praxis - Erfahrungen?

Hallo,

hat jemand Erfahrungen mit der Iso-9001 Zertifizierung in einer med. Praxis?
Wir sind derzeit in einer solchen Zertifizierung - Prozesslandschaft, Verfahrensanweisungen und Co.
Eine Menge Papierkram - eigentlich nur Papierkram.
Im praktischen Bereich interessieren eher nebensächliche Ordnungsdinge wie Kühlschranktemperatur (Frühstücksraum)…, die nichts mit den Arbeitsabläufen zu tun haben.
Im Auditprozess kein Bezug auf praktikable Arbeitsabläufe, vielmehr die Neuschaffung einer realitätsfremden Papierparallelwelt sowie sinnlose Ordnungsauflagen, die nichts mit der Qualität, Effektivität und Zuverlässigkeit der Arbeit zu tun haben.
Mein Eindruck, dass die Prüfer eher nichts vom Fach, in dem sie prüfen sollen, verstehen.

Ich bin sehr für Einführung von Standards u.ä., die mir die Arbeit leichter und strukturierter machen. Aber genau das Gegenteil wird von mir verlangt.
Ich weiss nicht, wie ich mich hier als einfacher Mitarbeiter verhalten soll.

In anderen Abteilungen, so mein Eindruck, scheint es bei der Zertifizierung nicht solche Probleme zu geben.

Wo sind die Rahmen, Art und Weisen solcher Prüfungen beschrieben, Welchen Handlungsrahmen haben die Prüfer, bis wohin gehen deren Befugnisse. Kann man sich unqualifizierten Prüfern und Prüfungen zur Wehr setzen?

Es steht doch die Durchführung eines sinnvollen Prozesses im Raum.

Vielen Dank

L.

Hallo

ganz offensichtlich verstehen weder eure Macher noch eure Auditoren irgendwas von ISO 9001.
Die Zustände die du beschreibst sind genau das was ISO 9001 NICHT will.
Schmeisst euren Zertifizierer raus und seht zu dass ihr selbst erst mal ein Gefühl für die (im Grunde sehr einfache) ISO 9001 bekommt.

pm

da kann ich pm nur beipflichten und einen anderen Qualitäter empfehlen. Sinn und Zweck des QM ist ganz gewiß nicht die Schaffung eines unnötigen Bürokratismus!
Hinter den einzelnen Elementen der 9004 steht in erster Linie mal eine Denkweise und man sollte erstmal darüber nachdenken, in wieweit die jeweiligen Elemente überhaupt relevant sind, bevor man auf die Nachweisforderungen los geht. Es ist nämlich durchaus legitim, einzelne Elemente als ‚nicht relevant‘ einzustufen. Diskutiert das ruhig gemeinsam, ihr habt das QM-System in erster Linie für EUCH und nicht für den Auditor (folglich ist es durchaus legitim, einen Auditor auch abzulehnen).
Erst wenn ihr wißt, was für euch überhaupt relevant ist macht es Sinn, den Kernprozeß zu identifizieren, die prozeßbegleitenden Abläufe zu erkennen, die administrativen Abläufe zu identifizieren und die Führungselemente zu betrachten. Im nächsten Schritt stellt sich dann die Frage nach dem Aufwand der Beschreibungen, die von der Größe der Praxis abhängig ist. Für einen Dreimannbetrieb machen großartige Beschreibungen wenig Sinn, für einen Zwanzigmannbetrieb schon eher. Also Aufwand-Nutzen-Betrachtung anstellen.
Die von dir angesprochenen Standards werden soweit ich weiß bereits in verschiedenen Krankenhäusern erstellt und da wäre die Frage, ob ihr euch da irgendwie anlehnen könnt. Man muß das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden, man kann sich auch mal umschauen, wie andere ein Thema gelöst haben.
Nun ja, ich bin nicht vom Fach, hab mit QM in med. Praxen keine Erfahrung, aber an Deiner Fragestellung sehe ich bereits, daß da wohl ein bissl was schief läuft. Und es tut mir leid zu sehen, wie die Akzeptanz eines sinnvollen Themas verspielt wird.
Gruß, Steff

Wozu muss überhaupt eine Iso-9001 Zertifizierung in dieser med. Praxis sein?
Wer fordert das? Wer bezahlt das?

Wenn man so etwas macht, sollte es vorhandene Prozesse rationalisieren und/oder sicherer machen.

Eine Menge Papierkram - eigentlich nur Papierkram.

Papier nur so weit, wie es sinnvoll ist, erzeugen und nutzen!

Im praktischen Bereich interessieren eher nebensächliche
Ordnungsdinge wie Kühlschranktemperatur (Frühstücksraum)…,

Das ist für die Qualität des Kernprozesses irrelevant.

Erst muss mal definiert werden, was passiert:
Was sind die Kernprozesse? z. B.:

  • Aufnahme des Patienten.

  • Anamnese

  • Behandlung

  • Röntgen usw.

  • Entlassung, Ausstattung mit Paieren (AU, Überweisung, Rezept)

  • Dokumentation
    … a) für die eigene Praxis,
    … b) für die Abrechnung,
    … c) für -andere Praxen bzw. überweisende Kollegen

  • Ablage von schriftlichen Unterlagen,

  • Datenpflege und -sicherung in der EDV

  • Sichere Aufbewahrung für diegeforderten N Jahre bzw. sichere Aktenvernichtung

Hilfsprozesse:

  • Einkauf
  • Sterilisierung / Reinigung
  • korrekte Entsorgung

Hier muss beschrieben werden, wie es wirklich(!) stattfinden soll, und wo (und in welchen Abständen) man etwas zur Sicherheit überprüfen muss.

Neuschaffung einer realitätsfremden Papierparallelwelt

Absoluter Unfug.
Es muss sich in den Papieren das wiederfinden, was auch die Realität ist!
Lügenpapiere sind in schlechten QM-Systemen zwar leider häufig, aber absolut sinnlos bis verwirrend.

Mein Eindruck, dass die Prüfer eher nichts vom Fach, in dem
sie prüfen sollen, verstehen.

Vor den Prüfern ist doch mal jemand da, der bei der Einführung berät? - Der scheint schon keine Ahnung zu haben.

Ich bin sehr für Einführung von Standards u.ä., die mir die
Arbeit leichter und strukturierter machen.

… und sicherer machen.
Ich auch.

Aber genau das Gegenteil wird von mir verlangt.
Ich weiss nicht, wie ich mich hier als einfacher Mitarbeiter
verhalten soll.

Im Team und mit Chef darüber reden.
Hier wird anscheinend Geld und Zeit des Betriebs vernichtet.
Das kann nicht im Sinn eines Chefs sein.

In anderen Abteilungen, so mein Eindruck, scheint es bei der
Zertifizierung nicht solche Probleme zu geben.

Frag mal nach, was dort anders ist.

Es steht doch die Durchführung eines sinnvollen Prozesses im
Raum.

Das sollte es zumindest.

Gruß JK