Solch eine Konzeption - formuliert in Vergangenheitszukunft („kommen würde“) -, daß gerade Jesus dieser Messias sei, hat es vor dem Auftreten Jesu nie gegeben.
Die ältesten Vorstellunen von einem Heilsbringer für das „Volk Gottes“, und zwar einem menschlichen, von JHWH gesandten, gab es bereits bei einigen der älteren Propheten (ab 8. Jhdt. v. Chr.) vor der Exilszeit. Er hatte die Aufgabe (in einigen Traditionen in der Rolle als König, in anderen als Prophet, weshalb er als Gesalbter, hebr. Mashiach, bezeichnet wurde). die JHWH-Gläubigen des Nordreichs Israel und des Südreichs Juda von Fremdherrschaften zu befreien und darüberhinaus einen Weltfrieden für alle Völker einzuleiten. Mit den Fremdherrschaften waren vor und während der Exilszeit vor allem Babylonier und Assyrer gemeint, nach dem Exil zunächst Perser, dann Griechen, und zuletzt Römer. In diesen Tradítionen war, sofern der Ausdruck „Sohn Gottes“ überhaupt erwähnt wurde, damit eben Prophet oder König gemeint, weil das, neben dem Initiationsritual der Salbung, eine Ehrenbezeichnungen für solche Personen war.
Im letzten Jhdt vor dem Jesus-Auftritt und auch während, fokussierte sich bei einigen jüdischen Gruppen eine Messiaserwartung speziell auf den Kampf gegen die Römer: Die Zeloten. Es wird von manchen für möglich gehalten, daß z.B. Judas Iskariot, einer der Schüler Jesu, zu den Zeloten gehörte, und der daher enttäuscht war, daß Jesus nicht die Absicht zeigte, eine Revolte zu initiieren.
Zu den wesentlichen Erkennungsmerkmalen des vom Judentum Erwarteten gehörte insbesondere, daß er aus dem Geschlecht Davids stammen musste und dementsprechend aus der „Stadt Davids“ = Bethlehem (eine Stadt in Judäa in der Nähe von Jerusalem) kommen musste. Jesus stammte aber aus dem Dorf Nazareth, war daher auch nicht Judäer, sondern Galiläer.
Im Johannes-Evangelium wird genau das als Hauptgrund dafür dargestellt, daß Jesus von der jerusalemer Oberschicht (im Unterschied zur Bevölkerung, die ihm massenhaft folgte) nicht als Messias anerkannt werden konnte. Die synoptischen Evangelien Matthäus und Lukas enthalten sowohl eine (fragwürdige) Generationenfolge von David auf Jesus, als auch Erzählungen, die die Geburt Jesu in Bethlehem begründen sollen.
Die Episode von der „Versuchung Satans“ (mit dem „Angebot“, die Wletherrschaft zu erlangen) findet sich nur in den drei synoptischen Evangelien, nicht bei Johannes. Eine solche Episode gab es btw. auch in der Mythologie anderer Religionen.
Das wiederum wird in der sog. „Apokalypse“ („Offenbarung“) des Neuen Testaments erzählt. Eine Wiedergabe von ekstatischen Visionen eines unbekannten Autors vom Ende des 1. Jhdts. Der Text steht in der Traditon jüdischer, nachexilischer apokalytischer (endzeitlicher) Literaturen. Andere Beispiele sind das Buch „Daniel“ (ca. 350 v. Chr.) im Alten Testament enthalten) und einige Bücher des „äthiopischen Henoch“ (ab ca 350 v. Chr. im AT nicht enthalten).
Gruß
Metapher