Israel reagiert entsetzt?

Servus,

nun ich glaube das „Entsetzen“ der Israelis bezieht sich vor allem auf die Planlosigkeit mit der die westliche Welt diesen Konflikt handhabt.

Das viel zu lange Zögern (was vornehmlich auch den Blockade Veto-Staaten CN und RU geschuldet ist) hat ja in Syrien inzwischen zu einer fast unüberschaubaren Situation geführt.

Gerade die so genannte syrische Opposition ist ja in zahlreiche Untergruppen aufgespalten, die sich zum Teil inzwischen gegenseitig beschießen. Da tummeln sich unter anderem al-Qaida nahestehende Gruppierungen wie die al-Nusra-Front, sunnitisch-islamistische Gruppen, die der al-Qaida zugeordneten Organisation „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS), kurdische YPG-Kämpfer-Einheiten, uvm. Alles keine „Freunde Israels“…

Und auf der Seite der Regierung kämpft unter anderem die Hisbollah, die ebenfalls nicht als ein „Freund Israels“ gesehen werden kann…

Wenn jetzt eine dieser Gruppen nun auch noch Giftgas in die Hände bekommen hat, ist die Angst der Israelis natürlich doppelt nachvollziehbar.

Daher hat man in Israel vielleicht die Hoffnung, dass durch schnelle gezielte Luftschläge zwar nicht der Konflikt beendet, aber zumindest ein Großteil der Giftgas-Vorräte vernichtet wird und dadurch die Weiterverbreitung dieser Waffen zumindest erschwert wird. Allerdings liegt hier die Betonung auf „schnell, gezielt“ (und vielleicht auch „überraschend“!).

Da aber die USA und die anderen Staaten weiterhin zögern, wird mit jeder Stunde, die gewartet wird, den Kräften Zeit gegeben die Giftgasvorräte wegzuschaffen und an anderen Orten, vielleicht sogar im benachbarten Ausland, zu lagern und zu verstecken.

Somit ist die Androhung von Luftschlägen ohne sie dann wirklich durchzuführen (bzw. erst nach deutlicher Verzögerung) fast schlimmer, als wenn man erst gar keine Luftschläge ins Spiel gebracht hätte. So wie es jetzt steht, werden alle Beteiligten, die auch nur eine Giftgas-Granate besitzen alles daran setzen das Teufelszeug irgendwo zu verstecken.

Man stelle sich z.B. nur einmal die Gefahr vor, die für Israel von einem syrischen Giftgas-Waffenlager im Libanon unter Kontrolle der Hisbollah ausginge…

Vor diesem Hintergrund kann man ein gewisses „Entsetzen“ über die Zögerlichkeit der USA bzw. der Westmächte schon verstehen…

Gruß,
Sax

Servus,

Daher hat man in Israel vielleicht die Hoffnung, dass durch
schnelle gezielte Luftschläge zwar nicht der Konflikt beendet,
aber zumindest ein Großteil der Giftgas-Vorräte vernichtet
wird und dadurch die Weiterverbreitung dieser Waffen zumindest
erschwert wird. Allerdings liegt hier die Betonung auf
„schnell, gezielt“ (und vielleicht auch „überraschend“!).

so wie seinerzeit im Irak? Wenn man nichtmal genau weiss, wer das Giftgas eingesetzt hat, woher will man dann die Lager finden? Oder man bombardiert das Land flächendeckend mit den entsprechenden Kollateralschäden, in der Hoffnung, auch das Giftgas zu erwischen?
Aber wenigstens sind jetzt die NSA-Lauschangriffe auf die UNO und andere Organisationen wieder aus der Presse verschwunden.

Gruß
T.

Servus,

nun ich denke man weiß schon wo die syrische Armee ihre Lager und Produktionsstätten hat(te). Diese hätte man bombardieren können.

Das hätte zwar nicht verhindert, dass immer noch einige Waffen im Umlauf sind, die auch weiterhin eingesetzt werden könnten, zumindest aber der „Nachschub“ wäre so signifikant abgeschnitten worden.

Diese Option ist allerdings wie gesagt nun ohnehin schon vorbei.

Gruß,
Sax

Hallo,

Willst Du damit sagen, dass es Assad, einen Taliban und sonst
nur den Mob gibt?

Nein. Ich bezog mich hier nicht auf alle Konfliktparteien, sondern lediglich auf die, welchen ich realistische Chancen einräumen den Konflikt in ihrem Sinne zu beenden. Und ja, da sehe ich nur diese zwei (oder eben anarchische Zustände).

Gruß

Anwar

Aber wenigstens sind jetzt die NSA-Lauschangriffe auf die UNO
und andere Organisationen wieder aus der Presse verschwunden.

Ja genau - das war vermutlich der Grund des nun schon seit 2,5 Jahren andauernden Bürgerkrieges in Syrien… ganz schön clever diese pösen Amerikaner. Schaffen es nicht ein paar Fäser mit Giftgas im Irak zu verstecken, aber zetteln einen Bürgerkrieg schon 2 Jahre vor Bekanntwerden eines Skandals (worin liegt eigentlich der Skandal??) an…

Stirnrunzelsmiley gibt es hier leider nicht…

Ja genau - das war vermutlich der Grund des nun schon seit 2,5
Jahren andauernden Bürgerkrieges in Syrien…

die Meldungen über den Giftgaseinsatz geistern doch auch schon seit wenigstens 4 Monaten immer mal wieder durch die medien, aber ausgerechnet nun muss einmarschiert werden.

Schaffen es nicht ein paar Fäser mit Giftgas im Irak zu verstecken,

Man lernt ja aus seinen Fehlern …

Hallo,

nun ich denke man weiß schon wo die syrische Armee ihre Lager
und Produktionsstätten hat(te). Diese hätte man bombardieren
können.

das sah man ja auf den Satellitenbildern aus dem Irak, die der UNO vorgelegt wurden, auch ganz genau.

Diese Option ist allerdings wie gesagt nun ohnehin schon
vorbei.

Tja, die Briten haben das wohl auch nicht so richtig geglaubt …

Gruß,
T.

Servus,

Hallo,

nun ich denke man weiß schon wo die syrische Armee ihre Lager
und Produktionsstätten hat(te). Diese hätte man bombardieren
können.

das sah man ja auf den Satellitenbildern aus dem Irak, die der
UNO vorgelegt wurden, auch ganz genau.

???

Du vermischst hier wohl ein wenig die Tatsachen.

Der Irak entwickelte von 1979 bis 1991 im „Project 922“ chemische Waffen und setzte diese im Ersten Golfkrieg (1980–1988) sowie bei der Anfal-Operation (1988) bei militärischen Operationen ein. Über 10.000 Menschen wurden dabei von Chemiewaffen getötet, mehr als 50.000 schwer verletzt.

Nach dem Ende des zweiten Golfkrieges wurde dieses Programm gestoppt. Damals besaß der Irak noch 56.281 mit Giftgas bestückte/noch nicht gefüllte Sprengkörper als „Restbestände“, die bis 1994 vernichtet wurden.

Danach wusste niemand so genau ob der Irak vielleicht sein Chemiewaffenprogram wiederbelebt hatte (das Know-How war ja noch da).

In der Begründung zum Irakkrieg 2003 wurden nachweislich gefälschte Bilder von „mobilen Giftgasfabriken“ eingesetzt, um die Weltgemeinschaft von der Gefahr zu überzeugen und einen Krieg gegen den Irak (mit) zu begründen. Dies war natürlich ein großer Fehler der US-Regierung (unter Bush Junior).

In Syrien sieht die Situation ganz anders aus: Es gibt überhaupt keine Zweifel daran, dass Syrien Chemiewaffen entwickelt hat und besitzt. Die syrische Regierung hat dies selbst offen zugegeben.

Auch die Produktions- und Lagerstätten sind schon lange bekannt.

Die unklare Frage in diesem Konflikt ist lediglich, wer die Waffen eingesetzt hat: die/eine Rebellentruppe(n) oder die Regierung.

Daher hätte man in Syrien durchaus die „Quelle“ der Waffen gezielt bekämpfen können, ohne „flächendeckende Bombardements“ mit hohen Kollateralschäden durchführen zu müssen.

Schlimmstenfalls hätte man dadurch das Assad-Regime fälschlicherweise bestraft, obwohl die Rebellen eigentlich hinter dem Anschlag steckten.

Allerdings möchte ich hier die - wie ich meine - durchaus berechtigte Frage stellen ob man wirklich noch mehr Kriegverbrechen seitens des Assad-Regimes braucht, um dem Diktator wenigstens dieses Schwert aus der Hand zu schlagen.

Jedenfalls hat die US-Regierung nun den tragischen Fehler begangen einerseits einen Angriff auf die (bekannten) Chemiewaffenfabriken und -Lager mit Marschflugkörpern anzukündigen, gleichzeitig aber nun abzuwarten und so den Regierungs- und evtl. auch Rebellentruppen genügend Zeit zur Evakuierung dieser Waffen zu lassen. Somit wird ein gezielter Militärschlag nicht nur immer schwieriger, es steigt auch die Chance, dass die Chemiewaffen nun in Behelfs-Ausweichlager umgeräumt werden, die evtl. nicht so leicht vor gegnerischen Truppen oder anderen Interessensgruppen (wie z.B. die Hisbollah oder Al-Qaida) zu schützen sind.

Durch das Zögern der westlichen Regierungen wird also die Gefahr proliferierender Chemiewaffen eigentlich stündlich größer.

Gruß,
Sax

Hallo,

die Meldungen über den Giftgaseinsatz geistern doch auch schon
seit wenigstens 4 Monaten immer mal wieder durch die medien,

Meinst du diese Sache?

Zitat: „Die unabhängige Syrien-Kommission der Vereinten Nationen relativierte jedenfalls die Aussagen del Pontes über einen Chemiewaffeneinsatz durch Rebellen in Syrien. Es gebe „keine beweiskräftigen Ermittlungsergebnisse für einen Chemiewaffeneinsatz in Syrien durch irgendeine der an dem Konflikt beteiligten Parteien“, teilte die Kommission mit. „Daher ist die Kommission derzeit nicht in der Lage, diese Behauptungen weiter zu kommentieren.“ Die Erklärung kommt einem Dementi zu den Äußerungen Del Pontes nahe, die selbst Mitglied der Experten-Kommission ist.“

Das war der Stand 05/13. Am 21.08.13 gab es aber die Giftgas-Angriffe von Ghuta.

aber ausgerechnet nun muss einmarschiert werden.

Aus welcher Quelle speisst sich diese Einmarschbehauptung? Ein Militärschlag ist nicht gleichbedeutend mit einer Invasion.

Gruß
vdmaster

Hallo,

dass durch schnelle gezielte Luftschläge zwar nicht der Konflikt beendet,
aber zumindest ein Großteil der Giftgas-Vorräte vernichtet
wird und dadurch die Weiterverbreitung dieser Waffen zumindest
erschwert wird.

Das geht aber eher in die Hose. Zumindest die Vernichtung der Giftgas-Vorräte, da bei deren Zerstörung der Kampfstoff freigesetzt werden würde. Das führt unweigerlich zu seiner Verbreitung in unmittelbarer Nähe (ggf. einige hundert Meter). Soweit ein Lager unterirdisch vorhanden wäre, konnte es mit einem Bunkerbrecher ausradiert werden. Oberirdische Lagerstätten aber eben nicht durch ein Bombardement, wenn man die Risiken für Kollateralschäden minimieren möchte. Die Lagerstätten könnten aber durchaus in dichter besiedeltem Gebiet liegen (bspw. Stadtkaserne o.ä.).

Die Produktionsstätten und Forschungslabore dürften aus naheliegenden Gründen in einem nur spärlich besiedeltem Gebiet liegen.

Gruß
vdmaster

die Meldungen über den Giftgaseinsatz geistern doch auch schon
seit wenigstens 4 Monaten immer mal wieder durch die medien

Nö -eher drei Wochen.

aber ausgerechnet nun muss einmarschiert werden.

Einen Einmarsch hat die US Regierung kategorisch ausgeschlossen.

Die wollen mit Syrien am liebsten gar nichts zu tun haben - noch nicht mal Truppenbewegungen im nennenswerten Umfang sind zu verzeichnen.

Man ist nur unter Druck glaubwürdig bleiben zu wollen indem man auf „die rote Linie“ reagiert. Jetzt versucht man die Sache zu verschieben und ein Votum einzuholen, aber ein echtes Interesse ist wie schon in Libyen nicht da.

HAllo,

normalerweise fackeln die Israelis(zumindest) und die Amis nicht lange…das noch keiner zugeschlagen hat kann mM. nach nur bedeuten, dass sie keine Ahnung haben wo das Giftgas lagert und sich nicht blamieren wollen.

Vielleicht hätte die NSA nicht deutsche Rechner auspionieren sollen…sondern besser syrische…

Gruß Angus

Man ist nur unter Druck glaubwürdig bleiben zu wollen indem
man auf „die rote Linie“ reagiert. Jetzt versucht man die
Sache zu verschieben und ein Votum einzuholen, aber ein echtes
Interesse ist wie schon in Libyen nicht da.

Das kommt dann von der Bush-artigen Rhetorik. Nur findet sich inzwischen keiner mehr, der da mitmacht.

Die USA sind auch technisch in keinster Weise auf jemanden der mitmacht angewiesen. Das veraltete Equipment der Europäer ist zum Krieg führen eigentlich auch kaum zu gebrauchen.

um die militärtechnische Seite gehts ja dabei auch gar nicht.

Naja, ich denke, was immer passiert - die Kurden werden sicher versuchen aus der Situation gestärkt hevorzugehen … und das wird sich dann in seinen Auswirkungen NICHT auf Syrien beschränken. Den Türken wird ein gestärktes (Schulterschluss irakischer und syrischer Kurden, irakische Kurdeneinheiten greifen auf syrischer Seite der Grenze zur sicherung der dortigen Kurden ein) Kurdenvolk überhaupt nicht gefallen, und die Reaktionen der Türkei kennt man ja. Von PKK Aktivitäten in Syrien hab ich noch nichts gehört… aber Grenzen sind da kein Hindernis.

Die Kurden insgesamt sind untereinander aber ebenso zersplittert und keinesfalls als homogene Gruppe zu verstehen.

Gegen die Kurdenautonomie im Irak wetterte die Türkei einst ebenso. Mittlerweile sieht man sich eher als Handelspartner. Was jedoch die PKK nicht einschließt.

http://www.zenithonline.de/deutsch/politik//artikel/…

Gruß
vdmaster

Hallo.

Aber was treibt Israel zu dieser „kranken“ Reaktion: „Wir sind
entsetzt…“?

Weil Israel das an die eigene Vergangenheit erinnert und wieder einmal vorgeführt wird, wie wenig die Welt an Menschenrechten liegt und ein erneuter Angriff auf Israel wieder von der Welt die selbe Ignoranz erfahren wird, wie alle anderen Kriege weltweit.

Und Syrien befindet sich im Krieg mit Israel, was anscheinden bei dir vergessen wurde. So kommen viele Waffen mit denen Israel angegriffen wird eben auch aus Syrien. Dieses versucht Israel durch diese „Angriff“ zu unterbinden.

Somit solltest du dich vielleicht erst einmal besser informieren, bevor du andere so verurteilst.

Gruss,
Eli