Ist Afrin erst der Anfang?

Servus,

an anderer Stelle wurde darüber diskutiert, welche Ziele die Türkei in Syrien verfolgt und wie es nach dem Fall von Afrin weiter gehen könnte. Passend dazu erschien heute ein Artikel mit dem Titel Afrin ist erst der Anfang:

Präsident Erdogan macht klar: Afrin ist erst der Anfang seines Eroberungsfeldzuges. Erklärtes Ziel ist für ihn, ganz Nordsyrien von denjenigen Menschen zu säubern, die sich seinen neo-osmanischen, islamistischen Expansionsplänen in den Weg stellen, allen voran von den Kurden der „Demokratischen Föderation Nordsyriens“.

Am 10. März begrüßte er seine Anhängerschaft auf dem AKP-Kongress in Mersin mit dem Wolfsgruß der faschistischen Grauen Wölfe. Das gab es noch nie: Der türkische Präsident benutzt einen faschistischen Gruß und bekräftigt sein Recht auf „Selbstverteidigung“ auf syrischem Territorium. Das wäre in etwa so, wenn Kanzlerin Merkel in Polen einmarschieren ließ, um die deutsche Demokratie zu verteidigen und zur Bestärkung die Hand zum Hitlergruß erheben würde.

[…]

Später wechselte Erdogan auf der Versammlung ebenfalls zum Rabbia-Gruß wie auf dem Screenshot der landesweit im Fernsehen übertragenen Veranstaltung zu sehen ist. Dem Gruß der ägyptischen Muslimbruderschaft hat Erdogan nun eine neue Bedeutung gegeben: Wenn er, den Daumen eingeklappt, die vier Finger nacheinander erhebt, skandiert er ebenfalls den Slogan „Eine Nation, eine Flagge, eine Heimat, ein Staat“. Wolfsgruß und Rabbia-Gruß - ist das die neue ideologische Ausrichtung der Türkei?

Es scheint klar zu sein, dass es für den Einmarsch in Afrin hauptsächlich innenpolitische Gründe gibt und Erdogan das Machtvakuum in Syrien ausnützt, um den türkischen Einflussbereich zu erweitern.

Alle Gründe, die die Türkei für ihre Operation Olivenzweig vorgeben, lassen 1:1 auf die kurdischen Gebiete im Nordosten von Syrien umlegen. Warum also sollte nach einer (erfolgreichen) Eroberung Afrins Schluss sein? Entspräche eine weitere Offensive im Nordosten des Landes nicht genau dem, was Erdogan bisher durch Taten und Worte vorgelegt hat?

LG
Penegrin

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Falls jemand ernsthafte Zweifel hatte, für welche Seite sich die USA im Ernstfall entscheiden würden:
Turkey, U.S. to oversee Syrian Kurdish YPG withdrawal from Syria’s Manbij

Turkey and the United States will oversee the withdrawal of Syrian Kurdish YPG militants from northern Syria’s Manbij town, Turkish Foreign Minister Mevlut Cavusoglu was quoted by NTV and other local media as saying on Tuesday.

Die Kurden müssen also mit Manbidsch die wichtigste Stadt im Westen von Rojava kampflos den Türken übergeben, bei deren Eroberung hunderte Kämpfer umkamen.

Es wird aber noch besser:

Cavusoglu also said Turkey had not made any demands from the Syrian government regarding Manbij, and added Ankara would monitor the return of weapons given to the YPG by the United States, an issue that has strained ties between the NATO allies.

Die YPG soll also auch noch entwaffnet werden, um im Falle einer türkischen Offensive möglichst wenig Widerstand leisten zu können…

Wenn deine Frage nicht alleine auf Syrien bezogen ist, dann würde ich auch Zypern und andere Inselgruppen zwischen der Türkei und Griechenland als folgenden Konfliktherd ansehen. Gerade um Zypern ist die Türkei den Konflikt wieder am schüren.
Oder wenn man die derzeitigen Reaktionen sieht, warum sollte die Türkei nun nicht auch hier „expandieren“?

Sie ist vielleicht nicht nur auf Syrien bezogen, ich würde da aber am ehesten noch den (Nord)Irak dazunehmen:
Nordirak: Erdogan kündigt Militärschlag gegen Kurden an

Die Türkei will nach den Worten ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Kürze auch gegen kurdische Milizen im Irak vorgehen. Erdogan sagte am Mittwoch in Ankara, die „Terrornester im Nordirak“ würden bei jeder Gelegenheit überprüft. „Wir werden bald sehr kräftig auf die dortigen Terroristen treten.“

Die DPK hat es sich ja mit ihrem Referendum im letzten Jahr ordentlich mit der irakischen Regierung verscherzt. Der darauf folgende Verlust von Kirkuk war da sicher auch nur ein Anfang und dieser Konflikt ist für die Türkei natürlich ein willkommener Angriffspunkt.

LG