Ist auf PUMP Leben die bessere Alternative?

Das Frage ich mich jetzt immer öfter.
Beispiel: wenn ich 1973 5000DM in der Schatulle habe und einfach so liegen lasse
dann sind das 2023 (Danke Inflation!!) nur noch 1441 DM
sprich roungabout ~700€ (haben ja keine DM mehr)
Da helfen auch die üblichen Zinsen nicht weiter.
Und Fonds schon mal gar nicht.
(eigene Erfahrung)
Wie handhabt Ihr das - die Ballance zwischen Sparen und Verschulden?
d.

hi,

ich nehme einfach mal an, dass du selbst weißt, dass in der Schatulle immer noch die 5000 DM liegen wurden

Du hast letztlich aber 3 Möglichkeiten:

1: sparen, liegenlassen und die Inflation hinnehmen.
2. ausgeben und unmittelbar etwas davon haben, zum aktuellen Preis.
3. Verschulden und Zinsen zahlen und hoffen, dass man künftig mehr verdient und die Schulden incl Zinsen effektiver tilgen kann als man es jetzt könnte.

alle 3 würde ich dann noch unterteilen in Ausgaben zur Wertanlage und in Ausgaben die keinen Gegenwert haben. (Unterhaltungselektronik etwa)

Abspalten könnte man davon noch ‚wichtige‘ Ausgaben, die nicht der reinen Unterhaltung dienen, sondern näher an den Grundbedürfnissen stehen, Waschmaschine, KFZ. Haus/ Wohnung auch, wenn man es nicht als Wertanlage betrachtet.

aber um auf deine Frage zu antworten: es kommt darauf an.

grüße
lipi

1 Like

Vor allem ließ man 1973 nicht soviel Geld in der Schublade liegen, sondern brachte es auf die Kreis- oder Stadtsparkasse hin und ließ immer sofort am 2. oder 3. Januar die Zinsen nachtragen, die beim Sparbuch immerhin mal so 3 v.H. betrugen. Nach 10 Jahren hatte man schon >6.700 auf der Kante, wenn ich das richtig ausgerechnet habe.
Nach 20 Jahren, 1993, gab es auch noch Zinsen. Rechnet es bitte selbst aus, wieviel das dann Geld geworden ist, bis die Niedrigzinsphase eintrat.

Und selbst in der Niedrigzinsphase wurde es nicht weniger bei so Minibeträgen … nur die Kaufkraft schwand halt vor sich hin 🤷

Wesentlich verschuldet habe ich mich ein Mal in meinem Leben - um vor ungefähr 23 Jahren die Wohnung zu kaufen, in der ich seither lebe, und die heute auch unter Berücksichtigung der noch ausstehenden energetischen Sanierung und einiger anderer Dinge, die mich selber nicht mehr viel angehen (u.a. Ersatz einiger zweiadriger, papierisolierter Stromleitungen aus der Wiederaufbauzeit durch eher zeitgemäße Lösungen) beinahe doppelt so viel wie ihren damaligen Kaufpreis wert ist.

Seit das Dings bezahlt ist, hab ich folgerichtig ein bissele was auf die Seite gebracht. Nicht so sehr viel, aber es könnte schon dafür reichen, dass ich mit meiner - bei meinem zwar arbeitsamen, aber insgesamt eher plan- und ziellos verlaufenen Erwerbsleben eher mager ausfallenden - Altersrente soso lala hinkommen werde.

Und nu?

Glück auf!

MM

Zinsen sind in der Regel kein Gewinn, sondern ein Inflationsausgleich. Mit anderen Worten: das Zinsniveau kann man bei allen Überlegungen, die Guthaben betreffen, eigentlich ignorieren. Zinsen und Inflation gleichen sich aus. Ob die Differenz am Ende 1% zu Gunsten oder Ungunsten des Anlegers beträgt, spielt keine praktische Rolle, wenn man nicht gerade der Highlander ist.

Hallo,
man könnte auch die 5000 DM bei der Bundesbank für EUR umtauschen, dann wären die immer
noch soviel Wert, wie damals. Umtauschkurs: 1 DM= 0,5113 € (5000 DM=2.556,46 €)

…1.441 DM=736,77 €. Also lieber umtauschen, dann hast du mehr.
MfG

1 Like

Hi,
ja, aber wenn der die 5.000 zuhause aufbewahrt, trifft ihn die Inflation , ohne in den Genuss von einer Verzinsung zu kommen. Wollte ich damit sagen.

Und nochmal zu der Frage „Leben auf Pump“.

Man muss mehr dafür bezahlen, wenn man sich Zahlungsmittel „leiht“ , als wenn man welche verleiht.
Die Wirkung von Zins und Zinseszins hat man in meinem Beispiel gesehen. Und da sind es nur 3% gewesen.
Leute, die als Jugendsünde aus dem Jahr 1998 Handyschulden von umgerechnet 2.000 € haben, bis ihnen nach 2 Monaten der Herr Mannesmann die SIM gesperrt hat, können heute ein Lied davon singen, wenn sie mit der Rückzahlung dieser Gebühren, Zinsen und den Kosten des Verzugs und der Eintreibung nicht schnellstmöglich nachkamen.

Das stimmt natürlich. Ich bezog mich auf den langen Teil mit den Guthabenzinsen.

So sollte es sein, nur war es ja in den letzten rd. 10 Jahren so, dass man insbesondere Konsumentenkredite für 0% bekam und die einem teilweise schon beim Kauf bzw. zusammen mit der Kreditkartenabrechnung aufgedrängt werden. Zusammen mit den kleinen Beträgen für irgendwelche Streaming- und Premiumdienste kommen da schnell erhebliche monatliche Beträge zusammen, die die Handlungsspielräume einengen…

Solche Aktionen verleiten Leute, sich Dinge anzuschaffen, die sie sich bei Sofortzahlung nie leisten können oder würden. Diese vergessen ganz schnell, dass der Kaufpreis von 1.200,- € über die Laufzeit (an Jahren im unteren einstelligen Bereich) hinweg eben doch aufzubringen ist.
Ja, und genau: Der Mensch muss heute alles haben. Spotify, Prime, SKY und Youtube ohne Werbung.

3 Like

oder einen Opel Kadett C, oder einen Loewe-Opta-Farbfernseher, oder eine Schrankwand mit beleuchteter Zimmerbar.

Moral:

Nichts Neues unter der Sonne…

Schöne Grüße

MM

Durchsage im Lautsprecher: „Der kleine Aprilfisch möchte aus den 70ern abgeholt werden“.

Die Dynamik, die Appetitanregung zum Konsum, zum Späterzahlen und der Konsumneid in der jetzigen Zeit entwickelt, kannst du mit deiner braven Opelianer-Spätjugend nicht annähernd vergleichen, wobei es sicherlich auch damals genügend Leute gab, die sich an der Ratenballung jeden Monat dann doch verhoben haben, bis der Dispo bis auf den Boden trocken war.

1 Like

Aber selbstverständlich lassen sich diese Dinge vergleichen - die Ratenzahlungen und später Verbraucherkredite sind Erscheinungsformen des exakt gleichen Phänomens, und die Konsumtrottel von heute und damals sind ebenfalls gleich geblieben.

Ein geringer Unterschied dürfte sein, dass es bis in die 1980er Jahre eine deutlicher hörbare und lauter artikulierte Distanzierung vom „Konsumterror“ gab. Ferner, dass heute den Leuten, die sich einfangen lassen, kein Leben in Schuldknechtschaft mehr blüht, weil vor einiger Zeit der Gesetzgeber in seiner ermesslichen Weisheit das Institut der Verbraucherinsolvenz geschaffen hat.

Es war aber damals wie heute Sache jedes Einzelnen, zu erkennen, wann, von wem und wie er angefixt wird, um später ein hilfloser Spielball in den Händen von Bauernfängern zu sein. Und damals wie heute versagten die Schulen gänzlich in der Aufgabe, Grundlagen der Ökonomie einer Existenz als Verbraucher zu vermitteln - von den Eltern kann man das nicht erwarten, solange die Parole „Über Geld spricht man nicht“ eine vernünftige Betrachtungsweise übertönt.

Vor 35 Jahren verstand man unter Versorgungssicherheit, dass Wasser und Strom aus der Wand kamen und die Beheizung von Wohnraum sichergestellt war. Ende der 90er waren schon Internetabbrüche ein großes Drama und spätestens seit 2010 ist ein unzureichendes bzw. störanfälliges Mobilfunksignal ein subjektiv gerechtfertigter Kündigungsgrund für Hotelzimmer und ein potentieller Angriff auf universelle Menschenrechte.

Schon den 80ern gab es Kreditinstitute, die Konsumentenkredite anboten und das auch schon am sog. Point of Sale. Es hat schon seine Gründe, warum die Quelle-Bank eine der ersten filiallosen Kreditinstitute war.

Will sagen: ja, heute ist das Niveau ein anderes als noch in den 70ern und 80ern, aber das Prinzip des Konsums auf Kosten der individuellen oder gesellschaftlichen Zukunft ist ganz sicher nicht neu.

1 Like

OK, gut. Ich habe diese Zeit in der so genannten „DDR“ erlebt.
Da gab es grundsätzlich keine Ratenkäufe, Verbraucherkredite, Zahlpausen und was es nicht alles noch gibt.
Man konnte sogar richtig schnell mit der Justiz ernsthafte Probleme bekommen, wenn man irgendwo eine z.B. Handwerkerrechnung nicht bezahlte und ein gerichtliches Mahnverfahren anhängig wurde. Scheckbetrug wurde derart schwer geahndet, dass sichdas kaum jemand wagte.

Von unseren Westverwandten und Bekannten weiß ich, dass „man“ das nicht machte. Sachen auf Pump zu kaufen, die man sich auch so nicht kaufen könnte; also dass es konkret als asozial galt, so zu leben.

Das ist bzw. war sicherlich auch eine Frage der sozialen Blase, innerhalb derer man sich bewegte. „Leider“ wurde das Insolvenzrecht für Privatpersonen seitdem umfangreich verändert, so dass sich die Zahl der Insolvenzen und damit auch deren Ursachen nicht gut vergleichen lassen, aber schon damals waren private Konsumschulden einer der häufigsten Gründe für Zahlungsschwierigkeiten bei Privatpersonen.

Natürlich wurde es Privatpersonen seitdem deutlich leichter gemacht, sich für Konsum zu verschulden, aber dabei handelt es sich eben um graduelle Veränderungen und nicht um Zäsuren. Und natürlich hat sich seitdem auch die Art des Konsums geändert. Während es in den 80ern und 90ern vor allem Einrichtungsgegenstände (also insbesondere Möbel und weiße Ware) waren, für die man Ratenkredite aufnahm, ist es heute vor allem Elektronikschnickschnack, der regelmäßig auf Kredit ausgetauscht werden muss. In den 90ern nahm ich auch mal einen Trend zur Kreditfinanzierung von Reisen war, was mir in den letzten 20 Jahren eher nicht mehr begegnet ist.

Ich glaube, die Verschiebung des kreditfinanzierten Konsums hat auch etwas damit zu tun, dass Konsum heute anteilig viel weniger der Existenzsicherung und der Gestaltung des unmittelbaren Wohnumfeldes dient als vielmehr der Unterhaltung und der Selbstdarstellung. Bis auf den durchaus nicht unmaßgeblichen Teil der Bevölkerung, der wirklich am Minimum lebt, stellt sich den meisten Leuten ja gar nicht mehr die Frage, ob sie sich einen Flachbildfernseher oder ein Smartphone kaufen können, sondern nur noch welches bzw. wie oft.

Beim Thema Reisen, was ich oben erwähnte, ist die Entwicklung etwas anders. In den 90ern und frühen 2000ern war man in manchen Kreisen nur wer, wenn man mindestens einmal im Jahr den Atlantik überquerte bzw. nach Südostasien flog oder mindestens zweimal auf die Kanaren oder eine all inclusive-Bude in Griechenland, auf Zypern oder in der Türkei. Das war dann vielen auch einen Kredit wert. Heute ist man davon ein bisschen weg - aus Umweltgründen und auch, weil man genauso für 600 Euro 10 Tage in der Türkei rumliegen kann wie auch für 6000 Euro.

Aber ich schweife ab. Was ich sagen wollte, ist, dass Konsumkredite nichts neues sind, sondern sich lediglich der Verwendungszweck geändert hat und der Zugang zu diesen Krediten insbesondere an der Ladenkasse bzw. eben online massiv erleichtert wurde, so dass sich die Zahl der Kredite erhöht hat. Gerade letzteres ist aber keine grundsätzliche Veränderung in der Gesellschaft, sondern lediglich eine graduelle Veränderung. Viel interessanter scheint mir eben der Trend zu abonnierten Diensten zu sein, die sich im niedrigen zweistelligen Betrag abspielen und die die Leute deshalb irgendwie nicht im Blick zu haben scheinen. Interessanterweise vor allem die, die sie aufgrund des niedrigeren Einkommens genauer im Blick haben sollten.

3 Like

Auch hier - ich kann mir nicht helfen - nichts Neues unter der Sonne:

„Mir hann et net vum ussjewe, sondern vum behale“ wird zwar wohl fälschlich dem Stammvater der „heiligen Familie“ Wilhelm Werhahn *1880 zugeschrieben, aber allemal nicht zu Unrecht.

Von dem ist auch die Anekdote überliefert, dass der „Hausmeister“ angesichts der ausgetretenen steinernen Treppenstufen vorschlug, diese nicht zu tauschen, sondern einfach nur umzudrehen. Herr Werhahn meinte daraufhin, dass auf die Idee schon sein Großvater gekommen sei.

1 Like

Hätte man 5000 DM seinerzeit beispielsweise in Aktien eines Versicherungskonzerns namens A… investiert, dann wäre heute ein ansprechender 5-stelliger €-Betrag oder 6-stelliger DM-Betrag auf diesem Konto.