Punkt 1: Ich habe den Begriff in diesem Zusammenhang noch nie gehört, finde es schwierig ihn diesbezüglich zu interpretieren und daher mag es sein, dass ich mit Punkt 2 daneben liege
Punkt 2: Wenn ich mir den Originalsatz in diesem kurzen Zusammenhang ansehe, dann kann ich zu einer Interpretation kommen, die man durchaus auf eine Stadt wie Berlin anwenden könnte (ob sie zutrifft, steht auf einem ganz anderen Blatt): Von besonders hippen Metropolen, wie Berlin eine nach der Wiedervereinigung geworden ist, sagt man regelmäßig, dass ihre Weltoffenheit nicht nur mit dem auf Dauer angelegten Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen, sondern insbesondere auch dem Durchzug von Fremden zusammenhängt. D.h. da ist ein großes „dynamisches Moment“. Da sind nicht nur Nadja, Ali und Costa vor zig Jahren mal auf der Suche nach Arbeit gelandet und haben sich jetzt ggf. in einem selbst gewählten Ghetto auf Dauer eingerichtet, sondern da gibt es Studenten, die nur mal für ein Semester kommen, Lebenskünstler, die ständig auf gepackten Koffern sitzen, Politiker, die nur für eine Legislaturperiode im Bundestag sind, Projektmitarbeiter der mehr oder weniger großen Firmen, die nur für ein oder zwei Projekte mit einigen Monaten oder Jahren in die Stadt kommen, … Diese „nicht auf Dauer“ angelegte Migration schafft ein besonderes Umfeld. Wenn ich weiß, dass ich nur für eine absehbare Zeit vor Ort bin, will ich in der Zeit möglichst viel erleben und mitnehmen, finde ich für meine spezielle Situation ggf. eben auch nur auf Zeit angelegte Beziehungen, …
Der Begriff „hermetisch“ dürfte dann eine gewisse Erstarrung beschreiben, bei der diese Dynamik verloren geht und damit dann eben auch der damit verbundene Teil der besonderen städtischen Lebenskultur. D.h. die Leute werden vor Ort sesshaft, geraten mehr in den üblichen Alltagstrott, gehen feste Beziehungen ein, planen langfristig vor Ort, … Z.B. merkt man dann eben, dass es zwar für drei Monate mal ganz hipp war, in einem Szeneviertel in einer ziemlich abgewrackten Wohnung gehaust zu haben, man dann aber doch lieber das ruhige und komfortable Einfamilienhaus sucht, um Familie zu gründen.
Dazu passt dann auch gut der 2. Satz, wonach „Berlin für viele als Lebensmittelpunkt an Bedeutung verloren habe“. In dieser besonders hippen Phase war der Wohnort Berlin ein Statement und Statussymbol. Viele Menschen glaubten, dass man „nur in Berlin wohnen könne“, wenn man etwas erleben und beim Zeitgeist ganz vorne mitmischen wollte. Und jetzt haben sie angesichts Homeoffice während Corona erkannt, dass es eigentlich vollkommen egal ist, von wo aus man den doch ganz erheblichen Teil seines Lebens - die Arbeit - verrichtet. D.h. niemand kann mehr stolz erzählen, dass er jetzt in Berlin arbeitet, weil das eben nur der Küchentisch in der kleinen Altbauwohnung ist, die auch in Mannheim oder Duisburg liegen könnte.