Hallo Hagen,
freut mich, wenn ich Dir ein wenig helfen konnte.
Allerdings muß man auch dazu sagen,
die Mutter und die Tochter haben ein absolut schlechtes
Verhältnis miteinander
Abgesehen, daß in diesem Fall ein „unnormal“ schlechtes Verhältnis herrschen könnte, denk mal daran, daß in den meisten Familien Konflikte auftreten, wenn die Kinder sich abnabeln oder eigene Meinungen lautstark vertreten. Ich erinnere mich daran, daß mein Sohn direkt nach dem Abitur für ein Jahr um die Welt gereist ist (mit eigenem Geld, mit eigener Arbeit und festem Plan, wie es anschließend weiter gehen sollte und auch mit meinem Verständnis und außer finanzieller eben jeglicher anderer Unterstützung). Zu der Zeit habe ich häufig Eltern der Klassenkameraden meines Sohnes getroffen. Alle (!) haben sich beklagt, wie schlimm es zu Hause ist. Keine Schule mehr, noch keine Ausbildung oder Studium. Auch hielten es die Kinder nicht für nötig, zu Hause zu helfen - zumindest nicht in dem Maß wie die Eltern sich das vorstellten. Übrigens meinen Sohn habe ich sehr vermißt und er mich wohl auch. Er hat mindestens 2x pro Woche e-mails geschickt. Er hat Verwandten zum Geburtstag gratuliert, an die er vorher nicht gedacht hätte usw. Mit Zwang zu Hause hätte ich das nie im Leben erreicht. Meiner Meinung nach ist nach der Schule eine Trennung vom Elternhaus sehr wichtig, um den Kindern Raum zu geben, sich selbst zu entwickeln und durch die räumliche Trennung emotionale Nähe zu fühlen.
Außerdem ist es eine Tatsache, daß man sich leichter von zu Hause lösen kann, wenn man viel streitet. Warum sollte ein junger Mensch sich auf eigene Beine stellen, wenn er in allen Ansichten mit seinen Eltern übereinstimmte. Man sollte die Aussage der Freundin „schlechtes Verhältnis“ bestimmt nicht überbewerten. Nur wäre es wahrscheinlich auch von der Mutter klüger, sich auf Gespräche einzulassen anstatt nur zu strafen.
Die Mutter hat mit mir bisher nur 2 Worte geredet. Einmal
Hallo und einmal tschüss. Ansonsten hab ich sie nie gesehen,
und sie will auch nicht reden.
Sicher?
Ich höre nur immer wieder die
Diskussionen zwischen Mutter und Tochter im Hintergrund, wenn
ich mit ihr telefoniere.
Das ist in der Tat blöd. Was sucht die Mutter im selben Zimmer, wenn die Tochter telefoniert. Etwas Privatsphäre sollte sie ihr schon lassen. Dann wird sie sicher auch von alleine ihrer Mutter einiges erzählen.
Die Mutter interessiert sich einen
Scheiß für das, was mit der Tochter passiert, sei es die
Ausbildung oder auch ihre privaten Sorgen.
Ich habe immer Probleme damit, zu glauben, daß es Eltern gibt, denen ihre Kinder völlig egal sind. Soll es ja wohl, aber doch wohl eher im Ausnahmefall.
Meine Freundin hat
momentan keine Ausbildung, sie ist mit der Schule fertig und
schreibt Bewerbungen, hat aber noch nichts.
Was tut sie denn im Moment? Sie schreibt ja sicher nicht den ganzen Tag Bewerbungen. Jobbt sie vielleicht irgendwo, um etwas Geld zu verdienen? Hat sie schon mal daran gedacht, sich irgendwo für ein Praktikum zu bewerben, um vielleicht so in eine Ausbildung zu kommen?
Ich wäre ziemlich knatschig über eine Tochter, die nicht während der Schulzeit schon dafür gesorgt hätte, daß es irgendwie weitergeht und hätte bestimmt darauf bestanden, daß sie wenigstens dann weiter zur Schule geht.
Ich wäre gern bereit, mit der Mutter zu reden.
Versuchs doch einfach mal. Kauf einen kleinen Strauß Blumen und sprich sie direkt darauf an, daß Du das Gefühl hast, daß sie etwas gegen Dich hat. Biete ihr an, ihre Fragen zu beantworten. Vielleicht klappt’s ja so und sie sieht nur rot, wenn ihe Tochter etwas sagt.
aber sowohl meine Freundin als auch ich
wissen, daß sie sich Kopf stellen kann, wir werden deswegen
nicht aufgeben und auseinander gehen.
Das ist auch gut so.
Die Mutter will immer
wieder Treffen zwischen uns verhindern,
Sie denkt offenbar, daß diese Beziehung ihrer Tochter nicht guttut - aus welchen Gründen auch immer. Versuche doch hier ihre Vorbehalte zu entkräften - auch indem Du sagst, daß Du ihre Sorge verstehen kannst!
der Stubenarrest war
ja auch nur dazu geeignet. Obwohl sie meiner Freundin
zugesichert hat, daß sie die Beziehung zwar nicht akzpetiert,
aber toleriert. Scheinbar ist das aber nicht der Fall.
Vielleicht toleriert sie nur nicht, daß ihre Ge- und Verbote nicht eingehalten werden. Über Sinn und Unsinn ihrer Gebote kann man ja vielleicht auch mal mit ihr reden, indem man z.B. gemeinsam bespricht, welche Zeiten eingehalten zu werden haben.
Was die Sorgen der Mutter betrifft: Ich habe die Mutter so
kennengelernt, daß es ihr egal ist, ob ihre Tochter schwanger
wird, heiratet, eine Ausbildung macht oder sich aus dem
Fenster stürzt.
In 2 kurzen Gesprächen?
Diese Verbote sind einfach reine Willkür.
Zumindest scheinen sie mir nicht klug. Aber seit wann sind alle Eltern gute Pädagogen?
Dabei liegt mir Familienplanung im Moment total fern. Ich habe
zwar mit meiner Freundin auch über Kind gesprochen, aber auch
eigentlich nur so. Sie will ja selbst noch keins. Sollte sie
wirklich ein Kind wollen, dann nur, um ihrer Mutter zu zeigen,
daß sie nicht alles mit uns machen kann. Wobei ich das auch
nicht grad einen sinnvollen Weg finde.
Richtig! Das scheint mir eher pubertär trotzig und keinesfalls reif und verantwortungsvoll. Vielleicht erzählt Deine Freundin so etwas ihrer Mutter?
Was ich vor allem nicht
verstehe, ist, daß die Mutter ihre Tochter zu Hause regelrecht
einsperrt und ihr so ziemlich jede Freude verbietet. Dazu
gehört z.B. auch, daß meine Freundin um 22.00 Uhr im Bett sein
muß und eben 18.00 Uhr zu Hause.
Frag nach, warum. 22.00 Uhr im Bett kann wohl nicht für eine erwachsene Tochter gelten. Pauschal 18.00 Uhr zu Hause ist auch Quatsch. Im Winter ist es dann schon längst dunkel, im Sommer noch lange nicht. Als Sicherheitsmaßnahme kann man das wohl wirklich nicht verstehen. Wenn die Mutter aber ab 22.00 Uhr für sich Zeit haben möchte, und nicht will, daß die Tochter den ganzen Abend mit ihr zusammensitzt oder wohlmöglich jeden Fernsehwunsch der Mutter kommentiert (was auch immer), könnte man dafür Verständnis haben. Das hieße aber nicht, 22.00 Uhr ins Bett, sondern ab 22.00 Uhr hat jeder Zeit für sich selbst.
Grad jetzt, wo sie sowieso zu
Hause ist und noch keine Ausbildung hat, finde ich diese
Einstellung zu drastisch.
Wie ich schon oben geschrieben habe, wächst vielleicht gerade so der Ärger auf die Tochter, die den ganzen Tag Zei hat.
Ein Gespräch mit der Mutter wäre
auch mein Wunsch, am besten wir alle drei am Tisch, aber wie,
wenn sie nicht reden will. Ihr Freund ist ihr wichtiger als
ihre Kinder, und das läßt sie die Kinder tagtäglich spüren.
Und dann wundert sie sich, wenn die Kinder ihre eigenen Wege
gehen.
Ich hoffe, du schaffst es, an die Mutter heranzukommen, denn eine friedliche Lösung ist doch am besten.
Wenn sie so weitermacht, wird sie ihre Tochter wirklich
verlieren, wenn meine Freundin 18 ist. Denn wenn wir dann noch
zusammen sind - und davon gehe ich sehr stark aus - dann werde
ich mich auch dafür einsetzen, daß sie zu mir zieht. Zumal ich
in Kürze auch in Berlin wohnen werde, nicht weit von ihr
entfernt.
Viel Glück
Sabine