Ist das die gleiche Handschrift?

Zusammenfassung

Dieser Text wird versteckt

Hallo,

ich habe einen anonymen Zettel (blaues Post-It) erhalten, er lag in meinem Briefkasten. Ich habe einen Verdacht, wer ihn geschrieben hat. Nun habe ich von der „Verdachtsperson“ eine Schriftprobe besorgt, die allerdings in Schönschrift geschrieben wurde. Nun meine Frage: ist der Verfasser beider Schriften derselbe? Dankeschön, Ihr würdet mir sehr helfen!


Das zweite Bild kommt in nem neuen Post


Das ist das Vergleichsbild

Meiner Meinung nach sind das zwei verschiedene Schriften. Erste Schrift scheint mir von einem Kind zu sein.

1 Like

Das sind m.M. 2 Schriften weil, die erste ´ne Steil- un d die 2. ´ne leichte, nach li. geneigte Schrägschrift ist und die i Punkte sind nicht identisch weder in Größe noch im Abstand.
ramses90

2 Like

Die eine könnte mit der rechten Hand geschrieben sein, die andere mit der linken. :thinking: :grin:

Das „d“ zb. sieht ganz anders aus und wurde auch auf eine komplett andere Art geschrieben.

2 Like

Auch das t hat eine andere Art, die sich mE nicht mit „Schönschrift“ erklären lässt.

Gruß,
Max

Hallo,
ich denke, das ist die gleiche Person. Der Schwung beim „S“ ist derselbe und auch sonst bei den „ei“ und „ie“ gleicht sie sich. Das erste higekritzelt, beim zweiten mit Mühe.
Gruß

1 Like

Warum sind dann bei dem „mit Mühe“ die S unten fast ganz geschlossen (was sie eigentlich nicht sein sollten), bei dem hingekritzelten aber nicht? Wenn das der gleiche Schreiber wäre, müsste es umgekehrt sein, also der „Schwung“ beim Hingekritzelten deutlich stärker sichtbar sein als beim „Sorgfältigen“.

Auffalend ist auch, dass das d in beiden Proben eine gegensätzliche Schreibrichtung hat.

Gruß,
Max

Das ist m.E. eine andere Person - die i-punkte sitzen bei der Schönschrift alle ungewöhnlich weit weg und eher links vom i - die t sind völlig anders - und auch die e sehen anders aus - bei der Kinderschrift eher offene runde Kringel in der Schönschrift sind sie alle geschlossen und nicht so rund

Gruß h.

1 Like

Euer Ehren,

das ist kein Beweis für zwei unterschiedliche Schreiber. Die Lage des Papiers während der Niederschrift ist uns nicht bekannt!

Meine Handschrift z.B. variiert sehr stark und sieht je nach Tagesform, Schreibstift und Papier immer anders aus.

Ich sehe in beiden vorgelegten Schriftproben mehr Gemeinsamkeiten („e“, „a“, „b“…) als Unterschiede, welche es fraglos gibt, siehe „n“ und „t“. Inhaltlich gibt es diese Gemeinsamkeiten ebenso- der Absender scheint auf kluge Lebensweisheiten und Zitate zu stehen.

Ferner sollte man nicht außer Acht lassen, dass man Handschriften verstellen kann.

Ich möchte wetten, dass eine gemeinsame Herkunft von einem Schriftsachverständigen bestätigt werden würde.

1 Like

Hallo Morticia,

auch, wenn es auf diesem Wege keinen Beweis geben kann, weil alle hier zum Zuge kommenden graphologischen Kriterien wegen der Kürze der Textstücke nur mit Vorbehalt Geltung haben können: Es ist unwahrscheinlich, daß es sich nicht um dieselbe Person handelt.

Daß der Zettel mutmaßlich aus einer Alkohollaune o.ä. kreiiert wurde, tut den trotzdem verwendbaren Schriftkriterien dabei keinen Abbruch.

Gruß
Metapher

1 Like

Auf Wunsch noch ein paar nähere Ausführungen dazu:

Bei Schriftvergleichen (in der Kriminalistik oft von Bedeutung) sind neben allgemeinen graphologischen Kategorien (Schrifttyp, Wortabstand, Buchstabenabstand, Buchstabenbindung, Buchstabendesign, Ober- und Unterlängen, Neigungswinkel usw.), gerade wenn nur kurze Textfragmente (und die auch nur als Scans) vorliegen, solche Merkmale von Bedeutung, die als für den Schreiber höchst individuell gedeutet werden können.

Da es sich in Bild I und Bild II um sog. „Druckschrift“ (Buchstaben einzeln ohne Bindung, im Ggs. zu „Schreibschrift“) handelt, ist ein Kriterium, ob die Buchstaben Druckbuchstaben nachzeichen oder ob es sich um einzelne Schreibschriftbuchstaben handelt.

Bei I und II sind es weitgehend Druckbuchstaben. Individuell ist, daß dies aber nicht durchgöngig der Fall ist:
„a“, „E-“ in I
alle „-ch“, „-elkt“, die „-b-“ (in Liebe) in II

Auffallend großer Wortabstand:
„Sei wie in“, „gib ein“ in I
„Alles was“, „es welkt“, „auch wenn“ in II

Oberlängen in II durchgöngig doppelt so groß wie Kleinbuchstaben: „-ch“, „sch“, „bleibt“, In I allerdings nur bei „Ente“.

Bei „ie“ und „ei“ ist das „e“ signifikant übergroß:
„Sei“, „wie“, „die“ in I
„bleibt“ (2x) in II

Großer Abstand und rückläufige Strichform der i-Punkte in I und II

Großer Abstand der Kommata vom Wortende
„Ente ,“ in II
„ist ,“, „schön ,“, „Liebe ,“ in II

Buchstabenbindung bei „au“ in I und II

Die „w“ sind in beiden Texten selbst unter der Lupe durchgängig vollkommen identisch. Gleiche Linienführung auch bei „b“ (in II nur wo es in Druckschrift steht)

Das „l“ (kleines L) bindet, neben dem eigentümlichen Unterbogen, durchweg an den Folgebuchstaben. Besonders auffällig die identische Buchstabengruppe „-lles“:
Screenshot 2022-08-11 at 19-08-48 afc4a9f15f8caa8577369f6799e70c94f89e592c.jpeg (JPEG-Grafik 3024 × 4032 Pixel) - Skaliert (16_) Screenshot 2022-08-11 at 19-10-33 73edf4a30ce58e3de3da44e8b8a0d42e96785164.jpeg (JPEG-Grafik 3024 × 2006 Pixel) - Skaliert (32_)

Es gibt noch ein paar Beobachtungen, wenn man mit der „Lupe“ an die Schriftzüge rangeht. Aber das ist hier zu aufwendig. Vielleicht genügt das für den aktuellen Zweck des Vergleichs schon?

Gruß
Metapher

9 Like

Hallo Metapher,

wow, das ist ja eine super Ausführung! Danke Dir vielmals. Also kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass beide Texte von ein und derselben Person geschrieben wurden, oder?
Schöne Grüße, Du hast mir sehr geholfen.
Morticia

Ja, genau so war es gemeint.

Schönen Gruß
Metapher

Dieses Thema wurde automatisch 30 Tage nach der letzten Antwort geschlossen. Es sind keine neuen Nachrichten mehr erlaubt.