Ist das nicht neokolonialistisch,

… wenn wir „qualifizierte Arbeitskräfte“ aus Indien und anderen Entwicklungsländern abwerben?

Tach auch,

jedenfalls kommt es mir so vor. Wir lassen Fachkräfte in z.B. Indien für teures Geld ausgebilden und holen sie dann dort weg. Wir sparen also die Ausbildungskosten.

Erkläre mir das doch mal einer.

Danke
Laika

Mh, interessanter Aspekt.

Umgekehrt passiert ja auch einiges. Es gibt viele ausländische Studenten, die in D studieren und dann wieder in ihre Heimarländer gehen. (Das hat sicherlich auch Vorteile für Deutschland, weil diese Fachkräfte bei internationalen Kooperationen eher mit Deutschland zusammenarbeiten.)

Aber das Gleiche gilt, wenn ausländische Fachkräfte in Deutschland arbeiten. Ihr Heimatland kann dadurch durchaus Vorteile haben.

Kolonialismus würde ich sehen, wenn die Fachkräfte genötigt würden, nach Deutschland zu gehen. Es geht (vielleicht) darum, Ausreisewillige nach Deutschland zu locken, damit sie nicht in die USA, nach Kanada, nach Frankreich gehen. Denn zumindestens die ersten beiden Länder wenden die gleiche Taktik seit Jahren (für sich selber) erfolgreich an.

Gruß Bombadil2

Umgekehrt passiert ja auch einiges. Es gibt viele ausländische
Studenten, die in D studieren und dann wieder in ihre
Heimarländer gehen.
Aber das Gleiche gilt, wenn ausländische Fachkräfte in
Deutschland arbeiten. Ihr Heimatland kann dadurch durchaus
Vorteile haben.

Ich habe natürlich eine etwas provozierende Frage gestellt. Klar können beide Seiten davon profitieren. Aber wenn wir wirklich Entwicklungshilfe leisten wollen, müssten wir doch diese Länder ertüchtigen, dass sie ihre eigenen Facharbeiter, Ingenieure, Spezialisten usw. beschäftigen können. Natürlich leichter gesagt als getan. Dennoch: Haben die Europäer/Amerikaner nicht eher eine Bringschuld nach der kolonialen Ausbeutung der dritten Welt?

Es geht (vielleicht) darum,
Ausreisewillige nach Deutschland zu locken, damit sie nicht in
die USA, nach Kanada, nach Frankreich gehen. Denn zumindestens
die ersten beiden Länder wenden die gleiche Taktik seit Jahren
(für sich selber) erfolgreich an.

Klar! Ein indischer Kollege (der in D studiert hatte und hier geblieben ist) erzählte von den guten indischen Hochschulen und davon, dass viele Absolventen in die USA gingen, was für sie sehr viel leichter ist, da dort englisch gesprochen wird.

Ich wollte mit der Frage mal ein allgemeines Unbehagen bei mir ausdrücken und dazu mal ein paar Argumente für und wider haben.
Die Frage, warum wir die Fachkräfte nicht selber ausbilden, ist nicht einfach zu beantworten, da es eine Reihe von Gründen dafür gibt. Wobei ich die zurück gehende Geburtenrate noch als das Geringste ansehe.

Gruss
Laika

Aber wenn wir
wirklich Entwicklungshilfe leisten wollen,

Entwicklungshilfe, zumindestens staatliche, ist out. Leider. Aber in den Industriestaaten herrscht das Gefühl vor, dass das Geld für Altruismus leider ausgegangen ist. Es geht um Wirtschaftsinteressen.
(Das ist übrigens nicht meine persönliche Meinung, wie’s sein sollte, sondern mein Eindruck, wie es ist.)
China macht das in Afrika vor. Während die Europäer Brunnen bauen, um der Landbevölkerung Wasser zu verschaffen, bauen die Chinesen Straßen und Pipelines, um an Rohstoffe für den eigenen Markt zu kommen und die Staaten in wirtschaftliche Abhängigkeit zu bringen.

Haben die
Europäer/Amerikaner nicht eher eine Bringschuld nach der
kolonialen Ausbeutung der dritten Welt?

Die postkoloniale Ausbeutung ist m.E. schlimmer als die koloniale. Das Weltwirtschaftssystem ist zutiefst ungerecht - ungerecht gegenüber den Entwicklungsländern. Nur: Wenn ein Industriestaat sich als Gutmensch aufstellen würde, würde er sich selber extrem schaden - und nicht nur nicht zum Vorteil der Entwicklungsländer, sondern zum Vorteil der anderen Industrielälnder, die diese „Schwachheit“ ausnutzen würden.

Die Frage, warum wir die Fachkräfte nicht selber ausbilden,
ist nicht einfach zu beantworten, da es eine Reihe von Gründen
dafür gibt. Wobei ich die zurück gehende Geburtenrate noch als
das Geringste ansehe.

  • Demografie
  • verkorkstes Bildungssystem
  • individuelle Bildungsunwilligkeit und -unfähigkeit
  • Nichtakzeptanz der Bildung als gesellschaftliches Gut in der Gesamtbevölkerung

Gruß Bombadil2

Umgekehrt passiert ja auch einiges. Es gibt viele ausländische
Studenten, die in D studieren und dann wieder in ihre
Heimarländer gehen. (Das hat sicherlich auch Vorteile für
Deutschland, weil diese Fachkräfte bei internationalen
Kooperationen eher mit Deutschland zusammenarbeiten.)

Sowas schadet unserer Volkswirtschaft eher. Man denke an die vielen Studenten aus China, die hier kostenlose Bildung bekommen und dann in ihrer Heimat alles kopieren. Deshalb bin ich für höhere Studiengebühren für Studenten, die nicht aus EU-Ländern kommen.

Maßstäbe

Ich habe natürlich eine etwas provozierende Frage gestellt.
Klar können beide Seiten davon profitieren. Aber wenn wir
wirklich Entwicklungshilfe leisten wollen, müssten wir doch
diese Länder ertüchtigen, dass sie ihre eigenen Facharbeiter,
Ingenieure, Spezialisten usw. beschäftigen können.

Überlege Dir mal, um wieviel Prozent Dein Lebenstandard steigen muß, bevor Du in ein 10.000 Kilometer entferntes Land mit einer fremden Sprache und Kultur ziehst.

Wenn Du Dir noch überlegst, daß Menschen, die hier als qualifiziert gelten, vor Ort im Vergleich noch qualifizierter sind, wird hoffentlich schnell klar, daß Du eine ausgesprochen kleine Gruppe thematisierst.

Selbst unsere Superduper-Green Card hat seinerzeit in fünf Jahren keine 20.000 Menschen dazu bewegen können, nach Deutschland zu kommen.

Insofern ist selbst die Andeutung, wir würden an anderen Staaten und deren Arbeitsmarkt Raubbau betreiben, maßlos überzogen.

Gruß
C.

Hallo,

Sowas schadet unserer Volkswirtschaft eher. Man denke an die vielen Studenten aus China, die hier kostenlose Bildung bekommen und dann in ihrer Heimat alles kopieren.

Diese Studenten wenden hier durchaus erhebliche finanzielle Mittel auf und es gibt kein BaföG dafür. Die mieten hier Wohnungen, telefonieren, ab und zu essen sie auch was usw. usf. Und viele bezahlen nicht nur an privaten Unis sondern auch an staatlichen Hochschulen vom ersten Monat an Studiengebühren.
Und in der Tat werden die hier heftig umworben und arbeiten hier für deutsche Firmen. Das hat nebenbei einen positiven Effekt, wenn unsere Mittelständler versuchen, ihre Produkte auch auf dem chinesischen Markt abzusetzen.
Technologie und Wissen sind außerdem nicht so leicht zu kopieren. Die Chinesen werden noch Jahre brauchen um an unsere Niveau heranzukommen. Aber es wird wahrscheinlich schneller gehen, wenn wir auf unserem jetzigen Niveau verharren und uns nicht der besten Talente weltweit bedienen. Das wird wohl notwendig sein, wenn wir auch weiterhin weltweit Spitzenprodukte absetzen wollen. Schrott gibt es schon genug aus China.

Grüße

Entwicklungshilfe, zumindestens staatliche, ist out. Leider.
Aber in den Industriestaaten herrscht das Gefühl vor, dass das
Geld für Altruismus leider ausgegangen ist. Es geht um
Wirtschaftsinteressen.

Heisst es nicht, dass die klassische Entwicklungshilfe ein Schlag ins Wasser war? Natürlich sind auch hier die Ursachen vielfältig: Kleptokratie und Korruption in den Entwicklungsländern, Interessen der Industrieländer an billigen Rohstoffen (siehe z.B. Nigerdelta) uvm.

Die postkoloniale Ausbeutung ist m.E. schlimmer als die
koloniale. Das Weltwirtschaftssystem ist zutiefst ungerecht -
ungerecht gegenüber den Entwicklungsländern.

Der IWF spielt da wohl eine herausragende Rolle, habe letztens einen Beitrag im Radio gehört … da kam mir die Wut hoch (ohne das jetzt im Einzelnen wiedergeben zu können).

Die Frage, warum wir die Fachkräfte nicht selber ausbilden,
ist nicht einfach zu beantworten, da es eine Reihe von Gründen
dafür gibt. Wobei ich die zurück gehende Geburtenrate noch als
das Geringste ansehe.

  • verkorkstes Bildungssystem

Da liegt wohl eine Menge drin. Gerade lese ich in der Tageszeitung, dass die Universitäten Alarm schlagen: Nächstes Jahr kommen wg. Wehrpflichtaussetzung und doppelter Abi-Jahrgänge 50.000 Studenten zusätzlich auf sie zu - die können sie nicht verkraften. Ja, spinne ich denn? Will man von den eigenen Versäumnissen ablenken?

  • individuelle Bildungsunwilligkeit und -unfähigkeit

Vielleicht wirkt da die „Null-Bock-Generation“ nach? Da werden händeringend Facharbeiter, Ingenieure und Naturwissenschaftler gesucht, aber das ist für viele wohl zu schwer - lieber ein „weichwissenschaftliches“ Studium (ein Freund von mir, Dr. Ing.). Und dann finden sie keine Stelle und hangeln sich von einem Praktikum zum anderen und schimpfen auf den Staat.
Aber hat nicht auch die Industrie ein gerüttelt Maß Schuld? In den 90er Jahren wurden massiv Stellen abgebaut, jahrelang keine Absolventen eingestellt (habe es selbst hautnah erlebt!), woraufhin die Ingenieurstudentenzahlen an den Hochschulen um mehr als 30% einbrachen.

Gruss
Laika

  • verkorkstes Bildungssystem

Da liegt wohl eine Menge drin. Gerade lese ich in der
Tageszeitung, dass die Universitäten Alarm schlagen: Nächstes
Jahr kommen wg. Wehrpflichtaussetzung und doppelter
Abi-Jahrgänge 50.000 Studenten zusätzlich auf sie zu - die
können sie nicht verkraften. Ja, spinne ich denn? Will man von
den eigenen Versäumnissen ablenken?

Wer? Die Universitäten? Was sollen die machen? Wegezoll erheben, die Mensapreise verdoppeln, Fahrradabstellgebühr erheben? Bei den Universitäten fällt das Geld doch nicht vom Himmel und auf die Bewerberzahlen haben sie auch keinen Einfluß.

C.

Lies doch mein Posting nochmal genauer. Vielleicht kommst du dann zu anderen Schlüssen.

L.

Lies doch mein Posting nochmal genauer. Vielleicht kommst du
dann zu anderen Schlüssen.

Vor dem Abschnitt mit den Universitäten ging es um den IWF und Entwicklungshilfe. Wenn sich darauf das mit den Universitäten bezog, verstehe ich erst recht nicht, wo da der Zusammenhang sein soll.

C.

Vor dem Abschnitt mit den Universitäten ging es um den IWF und
Entwicklungshilfe.

Nee, ich wiederhole: lies genauer, dann findest du das:

Die Frage, warum wir die Fachkräfte nicht selber ausbilden, …

  • verkorkstes Bildungssystem

Wenn sich darauf das mit den Universitäten
bezog, verstehe ich erst recht nicht, wo da der Zusammenhang
sein soll.

Wenn du dann immer noch nicht verstehst, ist dir wohl nicht zu helfen :frowning:(

L.

Vor dem Abschnitt mit den Universitäten ging es um den IWF und
Entwicklungshilfe.

Nee, ich wiederhole: lies genauer, dann findest du das:

Die Frage, warum wir die Fachkräfte nicht selber ausbilden, …

  • verkorkstes Bildungssystem

Wenn sich darauf das mit den Universitäten
bezog, verstehe ich erst recht nicht, wo da der Zusammenhang
sein soll.

Wenn du dann immer noch nicht verstehst,

Ich verstehe es in der Tat noch nicht, vermute aber stark, daß Du die zitierte Meldung irgendwie in dem Kontext unterbringen wolltest, ohne recht zu wissen, wie sie denn eigentlich paßt. Insbesondere die persönlichen Anmerkungen („Ja, spinne ich denn? Will man von den eigenen Versäumnissen ablenken?“) passen jedenfalls nicht.