Ok, lassen wir die Weltanschauungen mal weg, dann bleibt die Frage offen:
Bildet dieses Modell die Wirklichkeit genau genug ab um sagen zu können, dass der Arbeitsmarkt damit beschrieben werden kann? Ich denke nicht, wie ein Vergleich Realität Modell zeigt:
Fakt ist: Wir haben Arbeitslosigkeit.
Damit befänden wir uns im Modell bei einem Angebotsüberschuss, somit müssten die Löhne sinken, erst unter den Gleichgewichtspreis und dann fortlaufend um ihn herum bzw. auf ihn zu und die Arbeitslosigkeit abnehmen bzw. am Ende ganz verschwunden sein. Deswegen dürfte es, wenn das Modell passen würde, auf Dauer keine Arbeitslosigkeit geben. Es gibt sie aber, und zwar nicht in Deutschland (wo es ja teilweise Mindestlöhne sowie ebenso nur noch teilweise Sozialversicherungen gibt), sondern beispielsweise auch im sehr liberalen Arbeitsmarkt in Amerika. Noch extremer gesagt: In keinem Dritte Welt Land mit 10 Cent Tageslohn dürfte es Arbeitslosigkeit geben. Aber auch auch dort gibt es sie.
Ergo passt das Modell nicht zur Realität.
Hauptkritikpunkte, dir mir spontan einfallen wären, dass die reine Fokussierung auf „Menge“ und „Preis“ beim Arbeitsmarkt nicht so extrem wie im Modell, welches nur diese kennt, zu Tragen kommen. Der höher qualifizierte Arbeitnehmer muss nicht nur oder vielleicht auch gar nicht preiswert sein, kein Unternehmern stellt immer den billigsten ein, er muss einfach passe, menschlich, von der Motivation und seinem Wesen, seiner Bildung etc. her. Auch bei unqualifizierten Arbeitnehmern bewirkt ein geringerer Lohn nicht zwangsweise ein erhöhtes Angebot an Stellen, wenn ein Fließbandlinie mit 100 Arbeitern habe, die mich 10€ pro Stunde kosten, plötzlich aber nur noch 5€ stelle ich nicht zwangsläufig weitere Arbeitnehmer ein, da evtl. das Fließband selbst zu teuer ist oder auch die Menge gar nicht verkauft werden kann.
Man kann den Arbeitsmarkt mit den beiden Nachfrage- und Angebotskurven darstellen, aber daraus abzuleiten, dass dann alles auf den idealen Gleichgewichtspreis hinstrebt stimmt auf dem Arbeitsmarkt einfach nicht, wie übrigens auch auf vielen, vielen anderen Märkten. Es ist einfach nur das einfachste zur Verfügung stehende Modell für einen idealen Markt, den es in der Realität nie gibt.