Ist der Bundestag noch eine Volksvertretung?

Mit jeder Wahlperiode verstärkt sich der Prozess, dass der Bundestag sich immer einseitiger aus Angehörigen einer ganz bestimmten Berufsgruppe zusammensetzt…und ich spreche nicht von den „Lehrern“. (Das mit den Lehrern wird nur von denjenigen kolportiert, die ein Interesse haben, von einem anderen Beruf im Parlament abzulenken.)

Die Bundestagsverwaltung selbst veröffentlicht eine Berufsstatistik, die allerdings den Sachverhalt dadurch verbrämt und die Fiktion einer Volks vertretung aufrecht zu erhalten versucht, indem man die Angehörigen dieser Berufsgruppe in Unterkategorien aufteilt und diese dann wie mit dem Salzstreuer über die Gesamtliste verteilt.

http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete/statis…

Die Kategorien, die ich meine, lauten dort:

Richter, Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Notare, Rechtspfleger, „Verwaltungsfachleute“ (ja, auch dort machen sie sich breit, das sind beileibe nicht alles Verwaltungsfachwirte), „Wahlbeamte“, Abgeordnete (als Berufsangabe, ***grins***), „Präsidenten, Minister, Senatoren“ (wo kann ich das studieren?), „Partei-, Gewerkschafts-, Verbandssekretäre und -funktionäre“ (dreimal dürft ihr raten, was die zumeist für einen Abschluss haben), und natürlich, recht häufig und mal zur Abwechslung ganz unverblümt der Oberbegriff für all das: Juristen.

In Summe sind das in der jetzt zuende gegangenen Wahlperiode 16 etwa 25% aller "Volks"vertreter, bei 0,25 % Bevölkerungsanteil entspricht das einer einhundertfachen Überrepräsentierung. Keine andere Berufsgruppe (einschließlich der Lehrer) stößt auch nur annähernd in diese Größenordnung vor. (Wie auch, gibt es an der Spitze doch keinen Platz mehr.) Man darf wohl vermuten, dass dem Trend folgend in der Wahlperiode 17 der Anteil der Juristen noch steigen wird, bislang tat er das jedesmal. Und ich wage die Prognose, dass es die Berufsstatistik des Bundestages auf Beschluss der Abgeordneten irgendwann plötzlich nicht mehr geben wird. (Man kann sich natürlich die Mühe machen, über 600 Lebensläufe durchzulesen, um dann auf das Ergebnis zu kommen.)

Es liegt auf der Hand, dass diese Berufsgruppe im Parlament nicht das mindeste Interesse daran hat, deregulierend zu wirken, im Gegenteil, denn damit würde sie sich und ihren Partnern in der nebenberuflich weiter betriebenen Anwaltssozietät ja den Ast absägen, auf dem sie sitzt. Bekanntlich ist Wissen = Macht, und Rechtswissen so ist „dank“ immer mehr ausufernder Gesetze mittlerweile notwendiges Herrschaftswissen in Politik und Verwaltung geworden.

Juristen sind/waren u.v.a. Schröder, Westerwelle, Stoiber, Kauder, Struck, Steinmeier, Schäuble, Scholz, de Maizière, Oettinger, Gabriel, Koch, Struck, vz Guttenberg, Jung, Zypries, Wulff, Beckstein,…

Fachkompetenz ist offensichtlich zweitrangig. Hauptsache, man hat gelernt, zu reden und um Paragrafen herumzulavieren. Und genauso sieht unser Land mittlerweile auch aus.

Was meint ihr?

PS: Lehrer bin ich übrigens nicht, wenn auch - im Gegensatz zu all den Juristen - durchaus volkswirtschaftlich wertschöpfend tätig.

Gruß
smalbop

Beamte und Juristen

Fachkompetenz ist offensichtlich zweitrangig. Hauptsache, man
hat gelernt, zu reden und um Paragrafen herumzulavieren. Und
genauso sieht unser Land mittlerweile auch aus.

Die Juristen die wirklich gut palavern und mit Paragraphen hantieren können, werden NICHT zu dem Durchschnitts-Juristen mit 1400 EUR/Monat Einkommen zählen. Für den Durchschnitts-Juristen ist es schlichtweg wirtschaftlich interessant Berufspolitiker zu spielen. Auch ist wohl in diesem Zweig das „Vitamin B“ wichtiger als z.B. bei den Ingenieuren, deren Leistung i.A. sich besser beurteilen lässt.

Beamte haben den Vorteil nach Abwahl wieder auf ihre Stelle, mindestens aber auf Ihre Bezüge zurückkehren zu können. Das dürfte bei dir und mir nicht drin sein, nur Übergangsgeld und ALG 2.

Also finden wir in Bonn:

  • Menschen mit Sendungsbewusstsein
  • Menschen mit Geltungsdrang
  • Menschen mit „Vitamin B“

So ganz grob.

Und die, die außen vor sind, machen Lobbyarbeit. Und damit auch Politik.

Gruß

Stefan

und ich spreche nicht von den „Lehrern“. (Das mit den Lehrern wird nur von
denjenigen kolportiert, die ein Interesse haben, von einem
anderen Beruf im Parlament abzulenken.)

Bist wohl selber einer? Immerhin waren es in der letzten Legislaturperiode 77 von 614, also 12,5%. Und da sind die Erzieher, Dipl-Pädagogen und ähnliches noch gar nicht mitgezählt. Da sind die 45 Ingenieure, Chemiker, Physiker und Mathematiker ein kleines Häufchen, wenn man bedenkt, dass es nur etwa halb so viele Lehrer wie Ingenieure gibt. http://www.wiso.fh-osnabrueck.de/fileadmin/users/24/…

Gruß
R.

Fachkompetenz ist offensichtlich zweitrangig. Hauptsache, man
hat gelernt, zu reden und um Paragrafen herumzulavieren. Und
genauso sieht unser Land mittlerweile auch aus.

Ist das nun eine Kritik an den Abgeordneten oder eine
der Wähler? Geht wirklich „alle Macht vom Volke aus“,
wenn Populismus zum Schipmfwort geworden ist?
Genausowenig haben wir eine Volksvertretung die
den Namen, manchmal zum guten Glück, nicht verdient.

Im Grunde ist es das gleiche Problem wie mit
der Frauenquote, wenn sich eben prozentual nur
soundsoviel Leute engagieren und aufstellen
lassen, kann man nicht damit rechnen, dass sie
einen höheren Anteil an Abgeordneten stellen.
Wären nicht Ausnahmen wie Kurt Beck, könnte
man sich kaum vorstellen, dass es ein Handwerker
bis in den Bundestag/Landtag schaffen könnte.

Sicherlich haben wir im Lande bessere Leute als
viele Abgeordnete, die aber nun nicht kandidieren,
sondern in ihren Berufen aufgehen.

Hast du dich schon einmal gefragt, warum der
„Beruf“ des Abgeordneten so wenig reizvoll
ist? Von der geringen Bezahlung mal abgesehen,
obwohl ich jetzt schon das Heer der Aufschreie
höre ob der Diäten, aber in der freien Wirtschaft
verdient man in einer adäquaten Stellung deutlich
mehr und hat nicht das Risiko, nach 4 Jahren
wieder vor dem Parlament zu sitzen, obwohl
man selbst eigentlich gute Arbeit geleistet hat,
nur die Fraktion eben nicht oder weil man für die
global-kausalen Konjunkturdaten verantwortlich
gemacht wird.

Dass früher gerne Lehrer diese Jobs übernommen
hatten, war leicht abzuleiten. Erstens haben
sie Zeit und zweitens einen sicheren Job,
wenn sie wieder aussteigen. Das Phänomen des
Juristen ist in der Tat erstaunlich.
Das sollte man mal näher untersuchen! :wink:
Wurden früher in den kleinen Gemeinden
gerne die größten Landwirte o.ä. zum Bürgermeister
gewählt, ist das heute undenkbar, die Verwaltungs-
fachleute sind in der Gunst der Wähler, weil
man denen Sachkompotenz und Erfahrung nachsagt.
Mit den Juristen könnte es einen analogen
Grund haben, nebst Selbstbewußtsein, Rückgrat
und Mut, es mit „denen da oben“ aufzunehmen.

Gruß
Powenz

und ich spreche nicht von den „Lehrern“. (Das mit den Lehrern wird nur von
denjenigen kolportiert, die ein Interesse haben, von einem
anderen Beruf im Parlament abzulenken.)

Bist wohl selber einer?

Wenn du meinen Beitrag vollständig durchliest, wirst du feststellen, dass ich das dementiert habe. Ich bin Bauingenieur. Und dass zu viele Lehrer im Parlament vertreten sind, habe ich auch nicht bestritten, nur ist es halt eine Legende, dass der Bundestag deswegen ein Lehrerparlament ist. Er ist ein Juristenparlament.

Gruß
smalbop

Hallo

Also finden wir in Bonn:

  • Menschen mit Sendungsbewusstsein
  • Menschen mit Geltungsdrang
  • Menschen mit „Vitamin B“

Ja, und in Berlin erst recht.

Gruß
smalbop

Juristen sind/waren u.v.a. Schröder, Westerwelle, Stoiber,
Kauder, Struck, Steinmeier, Schäuble, Scholz, de Maizière,
Oettinger, Gabriel, Koch, Struck, vz Guttenberg, Jung,
Zypries, Wulff, Beckstein,…
Fachkompetenz ist offensichtlich zweitrangig. Hauptsache, man
hat gelernt, zu reden und um Paragrafen herumzulavieren. Und
genauso sieht unser Land mittlerweile auch aus.

Hi!
Könnte es nicht auch so sein:
Ehrgeizige Menschen, die vorhaben, Politiker zu werden (und nicht erst aus Verlegenheit bei der Kandidatensuche auf die Liste kommen), überlegen sich, wie sich sich auf eine solche Karriere vorbereiten können, und wählen dann die Juristerei als Studium: kann man immer brauchen.
Ferner: Nach meinen Beobachtungen der Absolventen wählen gerade die Unentschlossenen „zunächst einmal“ das Jura-Studium. Wenn für solche dann durch Engagement in einer Partei eine Kandidatur möglich wird, greifen sie halt zu.
Man muss es ja nicht unbedingt mit Ludwig Thoma halten, der selber Jurist war und eine seiner Figuren abfällig charakterisierte ("… war ein Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande").
Mehr erstaunt hat mich lange Zeit, dass Juristen ausgerechnet Kultusminister geworden sind. Aber mittlerweile wünscht man sie sich dort wieder hin.

Ist das nun eine Kritik an den Abgeordneten oder eine
der Wähler? Geht wirklich „alle Macht vom Volke aus“,
wenn Populismus zum Schipmfwort geworden ist?
Genausowenig haben wir eine Volksvertretung die
den Namen, manchmal zum guten Glück, nicht verdient.

Im Grunde ist es das gleiche Problem wie mit
der Frauenquote, wenn sich eben prozentual nur
soundsoviel Leute engagieren und aufstellen
lassen, kann man nicht damit rechnen, dass sie
einen höheren Anteil an Abgeordneten stellen.

Hallo

Natürlich hat ein Volk nur die Regierung und die Volksvertretung, die es verdient. Doch während allenthalben Gesetze über Chancengleichheit und Quoten gelten, ist solches für den Bundestag noch nie auch nur diskutiert worden. Dabei gibt es doch durchaus Gesetze, die die Zusammensetzung der Parlamente manipulieren, z. B. die 5-%-Quote.
(Ich weiß wohl, dass diese den Erfahrungen mit den instabilen, weil heterogenen Koalitionen der Weimarer Republik geschuldet ist, aber im Reichstag saß wenigstens nur dann ein Abgeordneter, wenn er 100.000 Wählerstimmen hinter sich versammelt hatte und Wahlenthaltungen machten sich deshalb direkt in leeren Parlamentsbänken bemerkbar. Das wäre schon mal ein sehr wohltuender Gedanke.)

Hast du dich schon einmal gefragt, warum der
„Beruf“ des Abgeordneten so wenig reizvoll
ist? Von der geringen Bezahlung mal abgesehen,
obwohl ich jetzt schon das Heer der Aufschreie
höre ob der Diäten, aber in der freien Wirtschaft
verdient man in einer adäquaten Stellung deutlich
mehr und hat nicht das Risiko, nach 4 Jahren
wieder vor dem Parlament zu sitzen, obwohl
man selbst eigentlich gute Arbeit geleistet hat,
nur die Fraktion eben nicht oder weil man für die
global-kausalen Konjunkturdaten verantwortlich
gemacht wird.

Naja, wenig reizvoll? Glücklicherweise (?) gibt es für den Bundestag nach wie vor mehr Bewerber als freie Plätze. Ich habe aber keine Bedenken, einen Abgeordneten für seine Tätigkeit gut zu bezahlen und ihm eine komfortable Alterssicherung zuzugestehen. Ich hätte nicht mal Bedenken, wenn zwei, drei Juristen in der Volksvertretung säßen. Es ist deren schiere Zahl, die das Parlament, die Verwaltung, die Interessenverbände prägt und damit das Land lähmt. Der Bundestag ist nicht mehr Teil der Lösung. Er ist Teil des Problems.

Dass früher gerne Lehrer diese Jobs übernommen
hatten, war leicht abzuleiten. Erstens haben
sie Zeit und zweitens einen sicheren Job,
wenn sie wieder aussteigen.

Vielleicht waren das halt eher die Intellektuellenparlamente der 70er Jahre mit ihrer anderen parteipolitischen Zusammensetzung. Findest du nicht auch, dass die Reden damals geschliffener und die Debatten interessanter waren?

Das Phänomen des
Juristen ist in der Tat erstaunlich.
Das sollte man mal näher untersuchen! :wink:
Wurden früher in den kleinen Gemeinden
gerne die größten Landwirte o.ä. zum Bürgermeister
gewählt, ist das heute undenkbar, die Verwaltungs-
fachleute sind in der Gunst der Wähler, weil
man denen Sachkompotenz und Erfahrung nachsagt.

Das traurige ist exakt, dass heute ein Bürgermeister allein mit gesundem Menschenverstand und mit dem Sachverstand, die Nöte der Mehrzahl seiner Wähler zu verstehen, nicht mehr arbeiten kann.

Mit den Juristen könnte es einen analogen
Grund haben, nebst Selbstbewußtsein, Rückgrat
und Mut, es mit „denen da oben“ aufzunehmen.

Eher „denen da unten“. Ich denke, dass sich auch da das Volk mit an die eigene Nase fassen muss. Wenn früher (z. B.) eine Eisenbahnlinie gebaut werden sollte, dann wurde das von Fachleuten in der Verwaltung festgestellt und die Planung vom Parlament als Voklsvertretung beschlossen, das sich in seinem Urteil auf die Fachleute verließ, denn dazu waren die ja auch da. 18 Monate später fuhr der Eröffnungszug. In einer Zeit wohlgemerkt, als es noch keine Bagger, Kopierer, Autos, Handys und Computer gab.

Wenn heute eine Eisenbahnlinie gebaut werden muss, dann wird das erst mal nicht von den Fachleuten festgestellt, sondern von den Politikern beschlossen. (Die Hochgeschwindigkeitslinie Frankfurt-Köln hat nur deshalb einen so illustren Bahnhof wie Montabaur, weil sich ein Duodezfürst gegen die Trasse durch sein Bundesland gestellt hätte, wäre ihm dort nicht mindestens ein Hochgeschwindigkeitsbahnhof mitten in die Pampa gebaut worden.) Sodann durchläuft das Vorhaben ein extrem aufwendiges Planfeststellungsverfahren mit allerlei Umweltverträglichkeitsprüfungen, Gutachten und Gegengutachten, inzwischen bilden sich Pro- und Contra-Bürgerinitiativen, dann wird ausgeschrieben, submittiert, wieder geprüft, vergeben und schließlich fünf Jahre lang gebaut. Und ruck-zuck sind von der ersten Ideee bis zum ersten Zug nicht 18 Monate, sondern 18 Jahre vergangen.

Und wenn nicht auch in der Verwaltung statt wie früher Fachverstand jetzt die Juristen am Ruder wären, hätte man gegen die diversen Interessengruppen überhaupt nichts durchsetzen können. So führt die Verrechtlichung unseres Zusammenlebens auch von unten her zu den beschriebenen fachlichen Inkompetenzanhäufungen in Paralamenten (wir leisten uns in Deutschland 17 davon) sowie auch in den Verwaltungen.

Gruß
smalbop

Hallo

Ehrgeizige Menschen, die vorhaben, Politiker zu werden (und
nicht erst aus Verlegenheit bei der Kandidatensuche auf die
Liste kommen), überlegen sich, wie sich sich auf eine solche
Karriere vorbereiten können, und wählen dann die Juristerei
als Studium: kann man immer brauchen.

Die Parlamentsarbeit als beschützende Werkstatt für überzählige Juristen? Die Frage ist aber: Wieso funktioniert das auch noch?

Ferner: Nach meinen Beobachtungen der Absolventen wählen
gerade die Unentschlossenen „zunächst einmal“ das
Jura-Studium. Wenn für solche dann durch Engagement in einer
Partei eine Kandidatur möglich wird, greifen sie halt zu.

Wenn schon die Parteien selbst nicht in der Lage sind, ihre Listen nach Proporz zusammenzustellen, dann kann glücklicherweise der Wähler anhand der auf dem Stimmzettel vermerkten Berufe der Kandidaten sein Wunschparlament beeinflussen. Täte er es nur öfter.

Man muss es ja nicht unbedingt mit Ludwig Thoma halten, der
selber Jurist war und eine seiner Figuren abfällig
charakterisierte ("… war ein Jurist und auch sonst von
mäßigem Verstande").

Soviel ich weiß, war bei Thoma nur die Rede vom „Einser-Juristen“. Das ist dann anscheinend eine Mutation, die ohne Paragrafen zu denken nicht mehr in der Lage ist.

Mehr erstaunt hat mich lange Zeit, dass Juristen ausgerechnet
Kultusminister geworden sind. Aber mittlerweile wünscht man
sie sich dort wieder hin.

Gluabst du denn, dass Minister wirklich viel bewegen? Die Ministerialbürokratie aller Ressorts sitzt die doch auf einer Popobacke aus und schmeißt den Laden weiter, egal, wer pro forma am Ruder sitzt.

Gruß
smalbop

formal ja

Es liegt auf der Hand, dass diese Berufsgruppe im Parlament
nicht das mindeste Interesse daran hat, deregulierend zu
wirken, im Gegenteil, denn damit würde sie sich und ihren
Partnern in der nebenberuflich weiter betriebenen
Anwaltssozietät ja den Ast absägen, auf dem sie sitzt.

Und auch ihren eigenen Nebeneinkünften, die sie zusätzlich erhalten. Das ist mitunter weit mehr als die Abgeordneten-Diäten. Da möchte mancher gar nicht so richtig raus damit, wieviel das den ist. Herr Otto Schily ist sogar vors Gericht gezogen. Das ist eine Schande für einen Abgeordneten. Entweder ist er Volksvertreter, dann darf das Volk auch wissen ob er für sie arbeitet, weil er vom Bürger bezahlt wird oder er arbeitet für andere Interessengruppen.

Was meint ihr?

Die Juristenanzahl in Deutschland hat sich in den Jahren zu heute ca. verdoppelt. Die große Kohle ist heut bei weitem nicht garantiert mit einem Abschluss als Dipl.-Jurist. Es ist immer wieder festzustellen, dass Juristen, welche praktizieren wollen, sich eine Stadt aussuchen, sich niederlassen und sofort in eine Partei eintreten. Es ist immer die. die gerade „läuft“. Von da gehts dann relativ schnell in den Stadtradt usw. Nach wenigen Jahren brummt entweder die Kanzlei, die Abgeordnetenlaufbahn wird dann beendet oder wenn der Erfolg ausbleibt, gehts in den Land-/Bundestag um Berufspolitiker zu werden, mit dessen Diäten es sich auch gut leben lässt. Von den sich ergebenden Nebeneinkünften mal ganz abgesehen.

Ob das eine wirkliche Vertretung des Volkes darstellt, kann durchaus bezweifelt werden. Insbesondere bei Karrieren, die verlaufen wie: Vom Kreißsaal in den Hörsaal und dann in den Plenarsaal.

Aber den Wählern gefällts mitunter. Siehe Guttenberg, 68% Wahlerfolg im eigen Kreis. Er ist selber Multimillionär und Vorstand der familiären Vermögensverwaltungsfirma. Kann der Wissen, was des Volkes Begehr ist?

Hallo

Und auch ihren eigenen Nebeneinkünften, die sie zusätzlich
erhalten. Das ist mitunter weit mehr als die
Abgeordneten-Diäten. Da möchte mancher gar nicht so richtig
raus damit, wieviel das den ist. Herr Otto Schily ist sogar
vors Gericht gezogen. Das ist eine Schande für einen
Abgeordneten. Entweder ist er Volksvertreter, dann darf das
Volk auch wissen ob er für sie arbeitet, weil er vom Bürger
bezahlt wird oder er arbeitet für andere Interessengruppen.

Deswegen ja die hohe Arbeitsbelastung mit 7-Tage-Woche…

Die Juristenanzahl in Deutschland hat sich in den Jahren zu
heute ca. verdoppelt. Die große Kohle ist heut bei weitem
nicht garantiert mit einem Abschluss als Dipl.-Jurist. Es ist
immer wieder festzustellen, dass Juristen, welche praktizieren
wollen, sich eine Stadt aussuchen, sich niederlassen und
sofort in eine Partei eintreten. Es ist immer die. die gerade
„läuft“. Von da gehts dann relativ schnell in den Stadtradt
usw. Nach wenigen Jahren brummt entweder die Kanzlei, die
Abgeordnetenlaufbahn wird dann beendet oder wenn der Erfolg
ausbleibt, gehts in den Land-/Bundestag um Berufspolitiker zu
werden, mit dessen Diäten es sich auch gut leben lässt. Von
den sich ergebenden Nebeneinkünften mal ganz abgesehen.

Ob das eine wirkliche Vertretung des Volkes darstellt, kann
durchaus bezweifelt werden. Insbesondere bei Karrieren, die
verlaufen wie: Vom Kreißsaal in den Hörsaal und dann in den
Plenarsaal.

Sicher, formal ja, schließlich wählt sich das Volk selbst den, der es vertreten soll.

Aber den Wählern gefällts mitunter. Siehe Guttenberg, 68%
Wahlerfolg im eigen Kreis. Er ist selber Multimillionär und
Vorstand der familiären Vermögensverwaltungsfirma. Kann der
Wissen, was des Volkes Begehr ist?

Schwerlich. Aber ein gewisser Prozentsatz Selbstdarstellung statt Inhalt ist schon seit der Antike auch in der Politik erlaubt und vom Publikum sogar gewünscht, ein anderer Shooting Star hat damit gerade einen Riesen-Wahlerfolg eingefahren, obwohl seine Partei mit ihrer neoliberalen Laissez-faire-Ideologie zu den geistigen Wegbereitern der Weltfinanzkrise gehörte. Aber vielleicht wollte der Wähler in seinem unerforschlichen Ratschluss ja nur, dass der Herr als Vizekanzler nun die Suppe auslöffelt, die er uns mit eingebrockt hat. :smile:

Gruß
smalbop

Was meint ihr?

Ich meine, dass ich das Problem überhaupt nicht verstehe.

Die „Juristen im Bundestag“ setzen sich ja nicht von selbst da rein, sondern werden von ihren Wählern in dem Wahlkreis reingewählt. Und wenn die das so wollen, dann ist es halt so.

Viel mehr wundert es mich dabei, dass es Wahlkreise gibt, die 18-jährige ohne jede fachliche Ausbildung und Lebenserfahrung in den Bundestag wählen.

Aber wie gesagt, das muss jeder selbst wissen, wo er sein Kreuz macht.

Gruß
Dea

Hallo

Ich meine, dass ich das Problem überhaupt nicht verstehe.
Die „Juristen im Bundestag“ setzen sich ja nicht von selbst da
rein, sondern werden von ihren Wählern in dem Wahlkreis
reingewählt. Und wenn die das so wollen, dann ist es halt so.

Die Juristen im Bundestag darfst du ruhig ohne Gänsefüßchen schreiben, die sind nämlich real. Und direkt in den Bundestag gewählt wird auch nur die eine Hälfte der Parlamentarier, und die auch oft nur mit relativer Mehrheit, die andere Hälfte rutscht über die Landesliste der gewählten Partei rein.

Dass der Bundestag formal nach wie vor eine gewählte Volksvertretung ist, ändert nichts an dem realen Problem, dass er es faktisch eben doch nicht ist und in seiner Zusammensetzung für die ihm verliehenen Machtbefugnisse wenig fachkundig und handlungsfähig - mit allen Folgeproblemen. Welche dies aus meiner Sicht sind, habe ich ausführlich geschildert.

Viel mehr wundert es mich dabei, dass es Wahlkreise gibt, die
18-jährige ohne jede fachliche Ausbildung und Lebenserfahrung
in den Bundestag wählen.

Und damit wäre der 18-jährige ein (seltener) originärer Vertreter der wahlberechtigten Heranwachsenden. Die Frage ist, welche weitergehende „Lebenserfahrung“ ein Jurist mitbringt, der gewohnt ist, jeglichen Sachverhalt durch die §§-Brille zu betrachten. Der kennt das „wahre Leben“ doch wohl auch eher nur aus zweiter Hand, nämlich von seinen Mandanten. Wenn er überhaupt jemals in die Verlegenheit kam, nach dem Studium etwas anderes gemacht zu haben als Politik.

Aber wie gesagt, das muss jeder selbst wissen, wo er sein
Kreuz macht.

Freilich muss er das, wenn er sein Wahlrecht dauerhaft legitimieren will. Aber man darf wohl die Diskussion darüber anstoßen, ob jeder Wähler dieser Verpflichtung, zu wissen was er in der Wahlkabine tut, auch immer nachkommt.

Gruß
smalbop

Hallo,

Schwerlich. Aber ein gewisser Prozentsatz Selbstdarstellung
statt Inhalt ist schon seit der Antike auch in der Politik
erlaubt und vom Publikum sogar gewünscht, ein anderer Shooting
Star hat damit gerade einen Riesen-Wahlerfolg eingefahren,
obwohl seine Partei mit ihrer neoliberalen
Laissez-faire-Ideologie zu den geistigen Wegbereitern der
Weltfinanzkrise gehörte.

wovon er freilich nichts mehr wissen will,
grad neulich bei der Illner hat so dezidiert
von der „sozialen Marktwirstschaft“ parliert
die er vertritt, als wäre er Ludwig Erhard
persönlich! :wink:

Aber vielleicht wollte der Wähler in
seinem unerforschlichen Ratschluss ja nur, dass der Herr als
Vizekanzler nun die Suppe auslöffelt, die er uns mit
eingebrockt hat. :smile:

Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben hat eine
lange Tradition!

Gruß
Powenz

Hallo,

Naja, wenig reizvoll? Glücklicherweise (?) gibt es für den
Bundestag nach wie vor mehr Bewerber als freie Plätze.

gewiss, aber gemessen den potentiell in Frage
kommenden und den Erwünschten ist die
Zahl ein rechtes Armutszeugnis. Gehe einmal
zu einer Ortsverein- oder Kreistagssitzung,
dann siehst du was ich meine.

Vielleicht waren das halt eher die Intellektuellenparlamente
der 70er Jahre mit ihrer anderen parteipolitischen
Zusammensetzung. Findest du nicht auch, dass die Reden damals
geschliffener und die Debatten interessanter waren?

Ja, das mag aber auch mit meiner Parteiverdrossenheit
zusammenhängen und damit, dass mir die Geduld fehlt
diesen gebetsmühlenartigen, stereotypischen
aussagelosen Reden zuzuhören. Meine Frau freut
sich immer, wenn ich ihr bei einem Interview
sage, was gleich für eine Antwort kommt.
Die sind schlimmer, als die Interpretationen
der Fußballspieler nach einem Spiel.

Das traurige ist exakt, dass heute ein Bürgermeister allein
mit gesundem Menschenverstand und mit dem Sachverstand, die
Nöte der Mehrzahl seiner Wähler zu verstehen, nicht mehr
arbeiten kann.

Und nicht nur das, das zieht sich durch die gesamte
Gesellschaft. Ein Könner ohne Studium hat in
keinem Unternehmen mehr eine Chance z.B.
Ein soziologisches Unding eigentlich.

Gruß
Powenz

Hallo,

Soviel ich weiß, war bei Thoma nur die Rede vom
„Einser-Juristen“. Das ist dann anscheinend eine Mutation, die
ohne Paragrafen zu denken nicht mehr in der Lage ist.

Wovon dieser alte Witz handelt:

Gib einem Philosophie- und einem Jurastudenten ein
Telefonbuch in die Hand, der Philosoph fragt:
„Was soll ich damit.“
Und der Jurist fragt: „Bis wann muss ich das
auswendig können.“

Gruß
Powenz

Gluabst du denn, dass Minister wirklich viel bewegen? Die
Ministerialbürokratie aller Ressorts sitzt die doch auf einer
Popobacke aus und schmeißt den Laden weiter, egal, wer pro
forma am Ruder sitzt.

Hi,

smalbop!

Das dachte ich auch. Bis ich einige Kultusminister/Innen erlebte und mir frühere zurückwünschte. (Mal ganz abgesehen, was man aus der Ministerialbürokratie so hörte …) Es ist NICHT egal.
Oder denk an: Schily, Ulla usw.
Hannes

Ja. Wo ist das Problem?

Mit jeder Wahlperiode verstärkt sich der Prozess, dass der
Bundestag sich immer einseitiger aus Angehörigen einer ganz
bestimmten Berufsgruppe zusammensetzt […]
Juristen.

In Summe sind das in der jetzt zuende gegangenen Wahlperiode
16 etwa 25% aller "Volks"vertreter, bei 0,25 %
Bevölkerungsanteil entspricht das einer einhundertfachen
Überrepräsentierung.

Ja, und? Die Verfassung schreibt nicht vor, dass im Parlament jede Berufs-, Glaubens-, Volkstanz- und sonstige Gruppe mit dem ihr in der Gesellschaft zukommenden Gewicht (und nur mit diesem) vertreten sein müßte.

Entscheidend ist: Das Volk hat sie gewählt. Bei den direkt gewählten Kandidaten versteht sich das von selbst. Bei nach Nachrückern über die Listen der Parteien hat der Wähler dadurch, dass er der Partei seine Zweitstimme gegeben hat, es der Partei überlassen zu entscheiden, wer in das Parlament einzieht. In diesem Sinne sind alle Abgeordeten - ob Jurist oder nicht - vom Wahlvolk legitimiert und damit eine echte Volksvertretung.

Wenn dem Wähler nicht paßt, wer da so auf den Parteilisten steht, dann hilft nur eins: selbst politisch aktiv werden, will heißen sich in einer Partei engagieren oder einen eigenen Laden gründen. Das macht allerdings Arbeit. Da ist nörgeln zugegebenermaßen um einiges einfacher (fast so wie Nichtwählen).

Fachkompetenz ist offensichtlich zweitrangig. Hauptsache, man
hat gelernt, zu reden und um Paragrafen herumzulavieren. Und
genauso sieht unser Land mittlerweile auch aus.

Job des Parlaments ist es, Gesetze zu gestalten und zu beschließen. Da ist es nicht per se verkehrt, wenn im Parlament jemand sitzt, der von Berufs wegen weiß, wie Gesetze funktionieren, und deshalb auch weiß, was er tut. Man läßt ja auch sein Auto in der Regel lieber vom Automechaniker als vom Friseur reparieren. Und gemessen an dem (rechtlichen) Unfug, der bisweilen das Parlament verläßt, können im Parlament eigentlich gar nicht genug Juristen sitzen. Und im übrigen ist es mitnichten so, dass Juristen nur Recht und sonst nichts können …

Richter, Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Notare

ja, das sind in der Tat Juristen. Immer.

Rechtspfleger,
„Verwaltungsfachleute“ (ja, auch dort machen sie sich breit,
das sind beileibe nicht alles Verwaltungsfachwirte),
„Wahlbeamte“, Abgeordnete (als Berufsangabe, ***grins***),
„Präsidenten, Minister, Senatoren“ (wo kann ich das
studieren?), „Partei-, Gewerkschafts-, Verbandssekretäre und
-funktionäre“

Nein. Das können Juristen sein, müssen aber nicht. Und ich bin sicher: nicht mal ein Viertel derer, die im Parlament diese Bezeichnungen führen, ist tatsächlich Jurist.

Es liegt auf der Hand, dass diese Berufsgruppe im Parlament
nicht das mindeste Interesse daran hat, deregulierend zu
wirken,

Das ist eine Behauptung, die wir ohne empirischen Beleg (den es kaum geben dürfte) ohne weiteres als Unfug abheften können. Im übrigen irrt gewaltig, wer meint, weniger Regelung bedeute automatisch auch weniger Streit. Da lehrt die Praxis anderes.

im Gegenteil, denn damit würde sie sich und ihren
Partnern in der nebenberuflich weiter betriebenen
Anwaltssozietät ja den Ast absägen, auf dem sie sitzt.

Ach daher weht der Wind. Es ist der gute alte Neid: die bösen Juristen machen sich schon im Job wider das gesunde Volksempfinden die Taschen voll und bekommen dann auch noch aus dem Steuersäckel fette Diäten obendrauf. Das erklärt einiges (und entwertet das wenige was nicht schon aus anderen Gründen wertlos war).

Bekanntlich ist Wissen = Macht, und Rechtswissen so ist „dank“
immer mehr ausufernder Gesetze mittlerweile notwendiges
Herrschaftswissen in Politik und Verwaltung geworden.

Gesetze sind öffentlich, können im Internet problemlos heruntergeladen werden. Und wer Gesetze nicht versteht, kann sich für klar berechenbare Kosten (RVG) an jeder Ecke jemanden anheuern, der sie ihm erklärt.

Was meint ihr?

Forget it.

Das ist eine Schande für einen
Abgeordneten. Entweder ist er Volksvertreter, dann darf das
Volk auch wissen ob er für sie arbeitet, weil er vom Bürger
bezahlt wird oder er arbeitet für andere Interessengruppen.

Der Abgeordnete ist nach der Verfassung seinem Gewissen verpflichtet und sonst niemandem. Und er ist erst recht kein Anstreicher, der vom Bürger gesagt bekommt, wo und wie er zu malen hat, und dafür ein Honorar bekommt. Das nennt sich freies Mandat.

Kann der
Wissen, was des Volkes Begehr ist?

Muß er nicht und soll er auch nicht von der Grundidee her (Empfiehlt sich aber, wenn er wiedergewählt werden will).

Gib einem Philosophie- und einem Jurastudenten ein
Telefonbuch in die Hand, der Philosoph fragt:
„Was soll ich damit.“
Und der Jurist fragt: „Bis wann muss ich das
auswendig können.“

Hmmm, ich hab das mit Medizinern (bis wann) und Juristen (warum?) kennen gelernt.
Ist wohl vielseitig und je nach Bedarf einsetzbar :smile: