Ist diese Signatur zu entziffern? Wie würden Sie die Malqualität beurteilen?
Gemälde auf Karton ca. 25 x 35 cm.
Unten rechts signiert aber wie kann das heissen? und kann man es irgendwie einordnen?
Danke!
Ist diese Signatur zu entziffern? Wie würden Sie die Malqualität beurteilen?
Gemälde auf Karton ca. 25 x 35 cm.
Unten rechts signiert aber wie kann das heissen? und kann man es irgendwie einordnen?
Danke!
Malqualität = guter Amateur
Chan
Servus,
das Bild scheint mir eher von einem Maler mit akademischer Ausbildung zu stammen - es ist sehr sorgfältig komponiert, behandelt das Thema, wie man die Malerei vom perspektivischen Raum zur Fläche zurückbringen kann, und quält den Betrachter nicht mit der üblichen bunten Farbenschachtel der Malerei aus der Abteilung „Alter Bergbauer“, „Tanzende Zigeunerin“ oder „Hirsch am Bergsee“, sondern verwendet die Farben recht sorgfältig.
Die dritte Ziffer „x“ der Datierung 19xy kommt mir vor wie eine 0, die vierte „y“ ähnelt im Duktus der zweiten 9 - da kann aber gut auch mein Wunsch Vater des Gedankens sein: Dann stammte das Bild vom Weg aus dem Jugendstil in die Moderne, aber eben noch vor dem Untergang des alten Europa ab 1914: Dieser Übergangszeit, in der es zwar eine kubistische Avantgarde gab, aber gleichzeitig auch noch Impressionismus „für übers Sofa“ praktiziert wurde.
Wie auch immer: Es ist jedenfalls ein schönes Spiel mit optischen Achsen: Wenn man den Blick des linken Trinkers auf das Glas des rechten und den Blick des rechten Trinkers auf die gemeinsame Flasche verlängert, erhält man zwei knapp verrutschte Diagonalen. Das thematische Zentrum in der Gegend Kopf des linken Trinkers - Glas des rechten Trinkers - gemeinsame Flasche spielt sich mit einer ganzen Reihe ineinander verkanteter Dreiecke ab, und wenn man dann noch versucht, die Fluchtpunkte zu konstruieren, braucht man keinen Schnaps mehr, damit das Hirn Achterbahn fährt. Als sei hier eine Aussage: „Lieber Betrachter, nun schau mal, wo Du bleibst, mit Deiner hübschen Renaissanceperspektive - soo sauber aufgeräumt ist die Welt nicht, in der Du Dich bewegst!“
Schöne Grüße
MM
Das Bild sieht russisch aus, wobei ich das nicht an bestimmten Dingen festmachen kann.
Die Unterschrift ist mE absolut unleserlich. Hast du es mal über die Google Bildersuche versucht?
Data
Servus,
Angehörige anderer Völker, die am Anfang des 20. Jarhrhunderts solche Haar- und Barttracht und Kopfbedeckungen trugen, stehen eben im Ruf, beim Schnapstrinken etwas weniger konsequent vorzugehen : Das sind allerdings Stereotypen.
Kalpak-ähnliche Pelzmützen gab es außer der späteren russischen Uschanka im gesamten Gebiet des osmanischen Reichs, außerdem im nicht sehr lange osmanisch gewesenen Ungarn und in Polen. Das Aufeinanderprallen „Melone - Zigarette“ und „Karpak - Pfeife“ als verschiedene Exponenten für die Orientierung des Bürgertums in den mehr oder weniger jungen Nationalstaaten des Ostens und Südostens kann so wie dargestellt auch z.B. in Ungarn, Serbien, Polen zu sehen gewesen sein.
Dass das Bild (nicht das Motiv) aus Russland stammt, glaube ich nicht; nicht nur, weil kyrillische Schrift auch kursiv einen anderen Duktus hat als die Signatur, sondern auch, weil es einige Farbtöne gibt, die noch lange in die Moderne hinein wie Erkennungszeichen in russischer Malerei fast allgegenwärtig sind, u.a. ein charakteristisches Blaugrün, ein fast ungemischt verwendetes Ultramarinblau und eine Art Zinnoberrot. Wenigstens eines von den dreien hätte ich von einem Bild aus Russland erwartet.
Schöne Grüße
MM
Die Komposition mag gut sein, die Physiognomien sind es auf jeden Fall (deswegen schrieb ich „gut (er Amateur)“, die allgemeine Farbgebung aber ist amateurhaft schlecht (violetter Hintergrund vs. ocker-braune Figuren), insbesondere die Schattenfarben taugen nichts. Man mischt sie professionell aus Lokalfarbe, Umgebungsfarbe und Blautönen, was im besagten Bild null erkennbar ist - die Schatten sind einfach nur abgedunkelte Lokalfarben, absolut unprofessionell.
Chan
Ich fürchte die vorliegenden Farben täuschen etwas denn meine Kamera macht da was sie will…
Auch mein Bildschirm stellt das Foto sehr blaustichig dar doch in Wirklichkeit ist dieses Violett eher grau mit leichtem Stich…
Gruss
Martin
Schon klar, was aber für die schwachen Schatten, die den Körpern keine Plastik verleihen, kaum verantwortlich sein dürfte. Als ideales Gegenbeispiel hier ein Bild von Velasquez:
Servus,
sind sehr wichtig auf dem Weg vom Realismus zum Expressionismus und zur Abstraktion. Die Abstraktion wurde nicht plötzlich angeknipst, sondern es gab eine Entwicklung vom Realismus zur Abstraktion, in der sich die Mittel der Malerei vom Werkzeug zum eigenen, vom Motiv unabhängigen Inhalt emanzipieren.
Einer der frühesten Vertreter der Moderne, der die Regeln der alten Meister kannte und beherrschte, aber selbst eine Malerei schuf, die sich von diesem Korsett befreite, und in mancher Hinsicht hundert Jahre zu früh geboren war, war um 1905 schon fast achtzig Jahre tot: Francisco José de Goya y Lucientes ist 1828 gestorben.
Ich meine, dass auf dem gezeigten Bild keine räumliche Wirkung beabsichtigt ist - im Gegenteil, die Komposition in voller Absicht aus Farbflächen zusammengefügt ist - eine Ausbildung der Schatten im Sinn des altmeisterlichen Handwerks würde da stören.
Schöne Grüße
MM