Hallo,
in einer Cognacflasche war vor einiger Zeit der Korken zerbröselt. Ich habe sie damals mit einen neuen Korken verschlossen, allerdings vergessen, die alten Korkenreste rauszufiltern.
Jetzt habe ich sie mal wieder aufgemacht, wobei natürlich beim Eingießen ins Glas die Brösel des ursprünglichen Korken zum Vorschein kamen,.
Frage:
Ist der Cognac jetzt noch „genießbar“ ?
P.S:
Es handelt sich um einen „Chabot Armagnac“ - was immer das ist…
Eine handelsübliche Melitta Kaffeefiltertüte wird dir helfen.
Probier ihn aus !!
Auf alle Fälle kein Cognac, sondern ein Armagnac.
Beides sind Branntweine, aber aus unterschiedlicher Region und mit unterschiedlicher Herstellungsweise.
Allen gemeinsam ist aber, Korkkrümel beeinträchtigen nicht den Genuss (wenn man sie vor dem Einschenken herausfischt) !
Servus,
es gibt einen winizigen Unterschied zwischen Armagnac und Cognac: Einfacher vs. doppelter Brand. Der wird dadurch ausgeglichen, dass die Weine aus der Gascogne, aus denen Armagnac gebrannt wird, sehr gut für die Destillation von Weinbrand geeignet sind, und auch, dass die Armagnac-Brenner ein paar hundert Jahre mehr Erfahrung mit dem Brennen haben: Armagnac ist der älteste in F nachgewiesene Weinbrand. Kurz: Armagnac ist zumindest dem Durchschnittscognac, der als Trittbrettfahrer unterwegs ist und bei dem man vor allem den Namen auf dem Etikett kauft, mindestens ebenbürtig.
Ob und ggf. was der kaputte Korken dem Armagnac in der Flasche geschadet hat, hängt davon ab, woran und weshalb er zerbröselt ist.
Eine einfache sensorische Prüfung gibt Auskunft.
„Chabot“ ist eine Marke des Händlers Armadis mit eigener Brennerei in Panjas. Die Produkte der beiden Armadis-Marken haben einen ordentlichen Ruf - es ist ein bissele Geschmackssache, ob man Armagnac, Cognac und dergleichen vom Erzeuger haben möchte, bei dem von der Rebe an alles in einer Hand ist, oder vom Destillateur und Händler, der den Rohwein zukauft. Bei (verzeih den Abschwiff in ein anderes Terrain) Champagner ist ganz klar, dass man keine Markenprodukte aus Kellereien ohne eigenen An- und Ausbau braucht, wenn man einen guten haben möchte, aber bei Armagnac ist es wohl noch mindestens bis ins gehobene Mittelfeld nichts, was das Produkt von vornherein abwertet.
Nur ganz am Rand wegen dem kleinen Jux auf dem Etikett, und vor allem, weil dort das historische Zentrum der Armagnac-Destillation liegt, das dem Armagnac seinen Namen verschafft hat, würde ich allerdings im Blindflug einen Armagnac aus Condom vorziehen.
Schöne Grüße
MM
„Armagnac“, ist das nicht ein Apfelschnaps ?
Heidanei, grad dur-e 's Maul zua!
Armagnac kommt, wie bereits ausführlich erläutert, aus der Gascogne. Der äußerste Südwesten Frankreichs ist nun nicht grade für den Anbau von Äpfeln bekannt; vielleicht hast Du ja die Namen Bordeaux und Cahors schon gehört?
Apfelwein und -brand kommen in Frankreich aus den Provinzen, in denen beim besten Willen kein Wein mehr gedeihen mag: Der Normandie und der Bretagne.
Cidre und Cidre bouché sind Apfelweine, still oder (die meisten) moussierend. Aus Birne pur gekeltert heißen sie Poiré.
Aus diesen nach der Art von Weinbrand destillierte Spirituosen heißen Calvados, wenn sie aus dem Calvados stammen. Calvados war tatsächlich bis ungefähr 1940 ein Apfelschnaps, vieles davon wurde nach dem Prinzip „Hauptsache kratzt und macht schwindlig“ gebrannt. Heute profitiert Calvados von einer Origine Controlée, von der Zusammensetzung des für den Grund-Cidre verwendeten Obstes über Gärung, Ausbau und Lagerung des Cidres bis zum doppelten Brand (vgl. Cognac) gibt es detaillierte Vorschriften, was Calvados DOC heißen darf.
Der Bretonische Bruder des Calvados heißt Lambig. Da geht es so ähnlich wie beim Wein mit Cahors und Bordeaux: Lambig hat die geringere Reputation, von daher findet man in der selben Preisklasse leicht den besseren Stoff.
Heute vor allem aus der Bretagne (obwohl ursprünglich auch ein Normanne) kommt ein Apfellikör aus 2/3 Apfelsaft und 1/3 Lambig. Ein prima Aperitif, mit dem man sogar darüber hinwegkommt, wenn ein bretonischer Lokalpatriot zur Vorspeise ein paar Scheiben Andouille de Guémené auf die Teller gelegt hat und eifersüchtig darüber wacht, dass man sie nicht unauffällig dem Wauwau unterm Tisch gibt.
Sehr zum Wohle!
MM
- ach ja: Der bretonische Apfellikör heißt Pommeau, bitte nicht verwechseln mit Pomerol oder Pouilly.
Andouille gehört zu den lokalen Spezialitäten, von denen mancher behauptet, sie seien ganz zu recht nur lokal eine solche.
Andere behaupten aber, dass man die Andouille unbedingt einmal probiert haben müsse, wobei „einmal“ dann aber auch definitv reiche.
Mir hat ein Austauschschüler einmal eine Scheibe gereicht. Ich fand den Geschmack interessant, schön rauchintensiv, die Konsistenz besorgniserregend und als ich erfiuhr, was ich da gerade aß, wünschte ich, es nicht getan zu haben.
da bin ich befangen - die einzige bretonische Andouille, die mir so nahe begegnet ist, dass ich nicht ausweichen konnte, hatte die Fahrt Lorient - Mainz bei Julitemperaturen im Auto mitgemacht und dabei Farbe und Geruch ein wenig geändert, aber der Spender war der Ansicht, dafür würde sie ja geräuchert, dass sie das abkann. Nun ja, es ist nichts weiter passiert, der Lambig hat scheint’s geholfen. Gerechte Strafe des Schicksals dafür, dass wir uns als Halbwüchsige gern damit amüsiert haben, den Kurgästen nach dem Verzehr eines Tellers Saure Kutteln zu erzählen, was Kutteln angeblich seien und wie man den säuerlichen Geschmack angeblich erzeugte .
Einige Jahre später hat mich dann allerdings eine Lyoner Andouilette mit dieser Technik, Schlachtabfälle zu Wurst zu verarbeiten, wieder ganz versöhnt.
Schöne Grüße
MM
„Schlecht“ im Sinne von „verdorben“ wird er dadurch sicherlich nicht, allerdings könnte er geschmacklich ungenießbar sein. Deswegen einfach kurz Probe kosten und dann selber entscheiden.