Ist ein Olympiaboykott ein politischer oder ein sozialer Boykott? Oder was ganz anderes?

Ich kann den Unterschied nicht genau festmachen zwischen einem sozialen und einem politischen Boykott?
Eigentlich ist ein Olympiaboykott ja politisch, aber irgendwie auch sozial… Und eine Protestform ist es auch oder?
Ach… Helft mir!!!

Hallo mieze22,

zunächst einmal eine Begriffsbestimmung:

Duden Recht

Boykott

Verrufserklärung, durch die der Boykottierer auffordert, rechtliche oder soziale Beziehungen zu einem Dritten, dem Boykottierten, abzubrechen mit dem Ziel, auf den Boykottierten politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Zwang auszuüben.

Formen des Boykotts: Der Boykott als Mittel der politischen und sozialen Auseinandersetzung (sozialer Boykott) richtet sich gegen missliebige Personen, Herrschaftsschichten oder politische Maßnahmen. Die rechtliche Zulässigkeit des sozialen Boykotts v. a. im Hinblick auf die Meinungsfreiheit (Art. 5 GG) hängt nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts davon ab, dass die Motive des Boykotts in der Sorge um wichtige Belange der Allgemeinheit liegen und bei seiner Durchführung der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtet wird.

Der Boykott als Arbeitskampfmittel ist nicht grundsätzlich verboten, aber wie die anderen Arbeitskampfmittel (Aussperrung, Streik) den Grundsätzen der Verhältnismäßigkeit und Sittlichkeit unterworfen. Der Boykott spielt bei Arbeitskämpfen in Deutschland gegenwärtig keine Rolle.

Quelle: Duden Recht A-Z. Fachlexikon für Studium, Ausbildung und Beruf. 1. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus 2007. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2007.

Du siehst, Boykott bezieht sich eigentlich auf den Aufbau von Druck auf wirtschaftlicher Basis. Man kauft z.B. keine Produkte mehr aus einem Land, welches gegen die Menschenrecht verstößt. Der Boykott hat also eine politische wie auch soziale Dimension.

Wie verhält es sich nun, wenn man als Land olympische Spiele boykottiert?

Hier empfiehlt es sich, zunächst die Frage zu stellen, warum ein Land dies tut.
Bei olympischen Spielen gilt eigentlich ein Waffenstillstand zwischen den Ländern. Dies gab es auch schon im alten Griechenland. Den Sportlern sollte es damals ermöglicht werden ohne Hindernisse zu den Spielen zu gelangen.
Schaut man in die Geschichte der Neuzeit, erkennt man, dass Staaten mit ihrem Boykott entweder politische Gegner zu schneiden oder ein politisches Zeichen setzen wollten. Dazu eignen sich die olympischen Spiele, da hierbei die „ganze“ Welt gemeinsam auf ein Land schaut und Spiele im Idealfall für das austragende Land Prestige bedeutet.

Was bedeutet nun politisch bzw. sozial?
Eine politische Dimension ist dadurch gegeben, dass die Länder entscheiden, ob sie ihre Mannschaften entsenden. D.h. es handelt sich immer um einen Konflikt zwischen Staaten, der auch auf dieser Ebene ausgetragen wird.
Eine soziale Dimension findet sich unter anderem im Fall der afrikanischen Staaten die 1972 bzw. 1976 mit Boykott drohten, falls Südafrika, damals Apartheidregime, teilnehmen dürfte. Südafrika wurde ausgeladen und damit ein Zeichen gegen die Rassendiskriminierung gesetzt. Hier ging es nicht nur um Staaten, sondern um einen sozialen, menschlichen Aspekt.

Du siehst also, dass die Bestimmung - politisch oder sozial - vor allem an der Begründung abhängt. Die politischen Gründe überwiegen allerdings.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Charlotte

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Hallo mieze22,

zunächst einmal eine Begriffsbestimmung:

Duden Recht

Boykott

Verrufserklärung, durch die der Boykottierer auffordert, rechtliche oder soziale Beziehungen zu einem Dritten, dem Boykottierten, abzubrechen mit dem Ziel, auf den Boykottierten politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Zwang auszuüben.

Formen des Boykotts: Der Boykott als Mittel der politischen und sozialen Auseinandersetzung (sozialer Boykott) richtet sich gegen missliebige Personen, Herrschaftsschichten oder politische Maßnahmen. Die rechtliche Zulässigkeit des sozialen Boykotts v. a. im Hinblick auf die Meinungsfreiheit (Art. 5 GG) hängt nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts davon ab, dass die Motive des Boykotts in der Sorge um wichtige Belange der Allgemeinheit liegen und bei seiner Durchführung der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtet wird.

Der Boykott als Arbeitskampfmittel ist nicht grundsätzlich verboten, aber wie die anderen Arbeitskampfmittel (Aussperrung, Streik) den Grundsätzen der Verhältnismäßigkeit und Sittlichkeit unterworfen. Der Boykott spielt bei Arbeitskämpfen in Deutschland gegenwärtig keine Rolle.

Quelle: Duden Recht A-Z. Fachlexikon für Studium, Ausbildung und Beruf. 1. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus 2007. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2007.

Du siehst, Boykott bezieht sich eigentlich auf den Aufbau von Druck auf wirtschaftlicher Basis. Man kauft z.B. keine Produkte mehr aus einem Land, welches gegen die Menschenrecht verstößt. Der Boykott hat also eine politische wie auch soziale Dimension.

Wie verhält es sich nun, wenn man als Land olympische Spiele boykottiert?

Hier empfiehlt es sich, zunächst die Frage zu stellen, warum ein Land dies tut.
Bei olympischen Spielen gilt eigentlich ein Waffenstillstand zwischen den Ländern. Dies gab es auch schon im alten Griechenland. Den Sportlern sollte es damals ermöglicht werden ohne Hindernisse zu den Spielen zu gelangen.
Schaut man in die Geschichte der Neuzeit, erkennt man, dass Staaten mit ihrem Boykott entweder politische Gegner zu schneiden oder ein politisches Zeichen setzen wollten. Dazu eignen sich die olympischen Spiele, da hierbei die „ganze“ Welt gemeinsam auf ein Land schaut und Spiele im Idealfall für das austragende Land Prestige bedeutet.

Was bedeutet nun politisch bzw. sozial?
Eine politische Dimension ist dadurch gegeben, dass die Länder entscheiden, ob sie ihre Mannschaften entsenden. D.h. es handelt sich immer um einen Konflikt zwischen Staaten, der auch auf dieser Ebene ausgetragen wird.
Eine soziale Dimension findet sich unter anderem im Fall der afrikanischen Staaten die 1972 bzw. 1976 mit Boykott drohten, falls Südafrika, damals Apartheidregime, teilnehmen dürfte. Südafrika wurde ausgeladen und damit ein Zeichen gegen die Rassendiskriminierung gesetzt. Hier ging es nicht nur um Staaten, sondern um einen sozialen, menschlichen Aspekt.

Du siehst also, dass die Bestimmung - politisch oder sozial - vor allem an der Begründung abhängt. Die politischen Gründe überwiegen allerdings.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Charlotte

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Ich würde, ohne große Vorrecherche sagen, es kommt darauf an, warum etwas boykottiert wird.

Reisen Bürger und Politiker zu den Olypmischen Spielen in China nciht an, weil sie die Menschenrechtssituation im Gastgeberland missbilligen, handelt es sich um einen politischen Boykott.

Wie man in dem Kontext einen „sozialen Boykott“ finden will, ist mir nicht auf Anhieb verständlich. Ein Boykott bringt naturgemäß mit sich, dass man Einfluss ausübenw ill auf Sachverhalte oder zumindest auf welche aufmerksam machen will. Damit bekommt ein Boykott aber zwangsläufig eine politische Komponente.

Viele Grüße,
Marc

Danke für euren schnellen Antworten!
Ihr habt mir wirklich weiter geholfen!
Schönes WE, Mieze

Liebe Mieze22,

ich nehm mal an, Deine Frage ist ernst gemeint und dient nicht dazu, irgendeinen Obergscheiten reinzulegen…

Wie meistens muss die Antwort lauten: Das hängt davon ab, was man unter einem „sozialen“ im Unterschied zu einem „politischen“ Boykott verstehen will. Die gängige Unterscheidung betrifft das Ziel eines Boykotts: Ob er auf sozial Zustände abzielt oder auf politische.

Diese Unterscheidung ist leider nicht trennscharf, denn Boykotte wollen ja Druck in Richtung einer Veränderung von Mißständen ausüben und insofern sind sie immer mehr oder weniger politisch. Wenn ein Sportler sich z.B. der Olympiade in Vancouver verweigert,um auf soziale Zustände wie etwa die Sitution der Obdachlosen in Vancouver aufmerksam zu machen, würde er politische Ziele verfolgen. Selbst ein ziemlich unpolitisch erscheinendes Ziel - z.B. wenn ein Sportler durch seine Nichtteilnahme an der Siegesfeier gegen eine Schiedsrichterentscheidung protestiert - ist bei näherm Hinsehen (sport-)politisch.

Vielleicht läge ein Boykott mit sozialem Charakter vor, wenn jemand und bei Olympiaberichterstattungen den Fernseher abschaltet - Olympia also boykottiert -, weil er sich damit einem Gruppendruck anschließt. Oder weil er sich bei Olypiaberichten fürchterlich langweilt (aber das würde ich dann eher einen persönlich motivierten Olympiaboykott nennen).

Ich hoffe, ich habe Dir zu einer befriedigenderen Sicht der Dinge verholfen. Falls nicht: Ein Gewinn ist es auch, wenn man alles ein bißchen uneindeutiger sieht…

herzlich

Harro

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Siehe Wikipedia oder frage einen Sozialkundelehrer.
Ich beantworte gerne Fachfragen zu meinen im Profil genannten Themen.
VG
M.

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