Ist es als Pazifist vertretbar Paintball spielen und Boxen zu gehen?

Was Politik betrifft würde ich mich als Pazifisten bezeichnen und lehne jegliche Form von Militär und Gewalt ab. Privat interessiere ich mich aber für Boxsport oder gehe auch mal gerne Paintball spielen. Ich persönlich habe da bisher nie einen Konflikt gesehen da ich hier echte Gewalt von Sport und Spaß trennte. Kürzlich wurde ich nun aber darauf angesprochen ob ich somit nicht eine Doppelmoral leben würde…das hat mich zum nachdenken gebracht. Wenn ich für eine gewaltfreie bzw. gewaltfreiere Welt auf die Straße gehe kann ich nicht gleichzeit in meiner Freizeit gewalttätige oder sogar Gewalt bzw. Krieg verherrlichende Aktivität betreiben oder? Was sagt ihr dazu?

Simple Antwort: klar ist das vertretbar.
Boxen ist Sport (und sogar Olympisch… das friedliche Fest der Völker blah sülz), und Paintball hat mit Krieg herzlich wenig zu tun. (Wer das behauptet war vermutlich noch nie in einem Krieg oder hat mal mit wem geredet, der im Krieg war) Paintball ist eigentlich nix weiter als Völkerball mit moderneren Mitteln.

Natürlich handelt es sich bei beiden Tätigkeiten um hochgradig ritualisierte Gewaltdarstellungen. Diese Eigenschaft ist vielen Sportarten von Schach bis Rugby gemeinsam. Diese Ritualisierung dient dazu, das Gewaltpotenzial zu bändigen, so dass eben niemand in echt verletzt wird.

So, und jetzt musst DU für DICH entscheiden, ob Boxen und Paintball gewaltverherrlichend ist oder nicht.

LG
Mike

Ist zwar OT, aber ich würde mich eher fragen, ob es vertretbar ist, Pazifist zu sein.

Da bedarf es nicht vieler Worte.
Beim Paintball schließe ich mich Herrn Kling an.
Beim Boxen ist der wesentliche Unterschied zum Krieg ganz simpel die Freiwilligkeit aller Beteiligten.
Mehr Worte dazu braucht es nicht, wenn man nicht gerade darauf abzielt, „Freiwilligkeit“ zu dekonstruieren.

Die Unterscheidung „echter Gewalt“ von „Sport“ finde ich dagegen problematisch, denn die Gewalt beim Boxen ist zwar in ein klares Regelwerk eingefügt (was beim Krieg aber doch auch immer wieder versucht wird), ist aber dennoch eindeutig „echte Gewalt“, die grundsätzlich auf die schwere Verletzung oder Tötung des Gegners ausgerichtet ist, d.h. nicht nur als Regelverstoß oder als in Kauf genommener Nebeneffekt wie in anderen Sportarten auftritt.

Gruß
F.

Bitte was die Tötung des Gegners ist das grundsätzliche Ziel beim Boxsport?! Davon habe ich noch nichts mitbekommen und ich betreibe diesen Sport seit einigen Jahren!

Okay ich frage mich: Ist es vertretbar Gewalt als Lösung für politische Konflikte abzulehnen? Meine Antwort: Ja.
Wieso denkst du es ist falsch so zu denken?

Weil Gewalt sehr wohl eine Lösung sein kann. Es ist keineswegs die beste Lösung, es ist sogar eine ziemlich schlechte. Wenn aber alle anderen Optionen ausgeschöpft sind oder von vornherein erkennbar ist, das der jeweilige Gegner nur mit Gewalt zu beeindrucken ist, sollte diese Karte auch gespielt werden. Der kategorische Verzicht auf Gewalt, womöglich noch offen propagiert, ermutigt jeden, der sich mit humanistischem Gedankengut nicht belastet, seine Aggression voll auszuleben. Mit Widerstand muss er ja nicht rechnen.

Dann solltest du halt mal nachdenken, dann kommst du leicht drauf.
Oberstes Ziel des (Profi)Boxens ist der regelkonforme Knockout.
Diesen erreicht man durch bewusste Herbeiführung einer schweren Körperverletzung, meist wohl von einem stumpfen Schädel-Hirn-Trauma, idealerweise einhergehend mit (vorübergehender) Bewusstlosigkeit.
Dass dies mit Tötungen (unmittelbar, v.a. aber als Spätfolge) einhergeht, ist dabei nicht nur unvermeidlich, sondern auch vollkommen regelkonform.
Entsprechend finde ich meine Formulierung „auf schwere Verletzung oder Tötung ausgerichtet“ für das Profiboxen absolut passend.
Für das Amateurboxen müsste man das sicher deutlich differenzierter formulieren.

Gruß
F.