Ist es ein intelligent keine Kinder zu bekommen?

Liebe Freunde der Philosophie,

Ich denke jeder hat schon davon gehört, dass unsere Gesellschaft unter Kindermangel leidet. Auch über die Folgen dieser Überalterung wurde und wird ausreichend informiert (nicht gesicherte Altersversorgung, Mangel an Fachleuten usw.).

Wir wissen das alles. Trotzdem geht die Geburtenrate zurück oder stagniert. Anlysiert man die sozialen Schichten der Eltern, stellt man fest, dass gerade in den sozial besser gestellten Teilen der unserer Gesellschaft weniger Kinder geboren werden, als in sozial unteren Schichten.

Genau hier ich die Widersprüche:

  • gerade Menschen welche die Folgen der Kinderarmut intellektuell klar erkennen müssten, bekommen die wenigsten Kinder!

  • auch vom sozialen Standpunkt, simmt etwas nicht. Ehepaare, Frauen und Männer, die in sozial gesichteren Verhältnissen Leben, werden seltener Eltern als beispielsweise ärmere bzw. Arme.

Ist es ein Zeichen von Intelligenz keine Kinder zu bekommen? Welche philosophisch Antwort gibt es darauf?

Guenter

Nein, es ist ein Zeichen von Egoismus (Die bekannten Gründe: Karriere, Freizeit…).

Schon rein Evolutionsbiologisch eine Sackgasse, da diese Spezies („Akademiker“) dann ausstirbt, während die Spezies „Arbeiter“ weiter lebt. Also auch aus philosophischer Sicht nicht klug.

Das wäre eine erster Diskussionsansatz, oder?

Gruß
Derrick

Hi,

zunächst mal ein philosophisches Intro von einem Professor:

Vögel sind Tiere.
Vögel haben Federn.
Also haben alle Tiere Federn.

Ein logischer Fehlschluss. :wink:

  1. Was absolute Inteligenz ist, weiß keiner. Ansonsten nehme ich gerne mal ein paar Nachhilfestunden.

  2. Ich kenne auch die Folgen von Kinderarmut, aber sollte das für mich ein Grund sein keine Kinder zu bekommen? Nein, denn für mich hört sich das nur nach Angst gemache an.

  3. Der soziale Status ist auch ein Faktor, ob man sich für oder gegen ein Kind entscheidet, aber es ist nicht DER Faktor, der alles entscheidet.

mfg,

Hanzo

Hi,

Ist es ein Zeichen von Intelligenz keine Kinder zu bekommen?

Wenn schon die Frage nach Intelligenz im Zusammenhang mit Nachwuchs gestellt wird, dann trifft das höchstens deshalb zu, weil sich intelligente Menschen vielleicht mehr mit den Folgen beschäftigen, die das Kinderkriegen nach sich ziehen. Dazu gehören materielle Einschränkungen, Karriereeinschnitte und vielleicht der Wunsch, Interessen ausleben zu wollen, die zumindest in den ersten Jahren durch Kinder stark eingeschränkt bzw. manchmal auch unmöglich sind.

Welche philosophisch Antwort gibt es darauf?

Für mich ist das keine Frage der Philosophie. Es zählen knallharte gesellschaftliche und politische Fakten. Gut nachzulesen hier:
http://www.zeit.de/gesellschaft/generationen/2010-02…

Gruß,
Anja

Für mich ist das keine Frage der Philosophie. Es zählen
knallharte gesellschaftliche und politische Fakten. Gut
nachzulesen hier:

http://www.zeit.de/gesellschaft/generationen/2010-02…
ate-religion

Gruß,

Anja

Hallo Anja

Ein sehr lesenswerter Beitrag.
Als ich ihn gelesen habe, hatte ich das Gefühl, hier wird den „Kinderlosen“ die Argumente für ihre Kinderlosigkeit geliefert. Im Grunde genommen geht es doch nur um die Frage, kann ich mein Leben so weiter führen, wie ich es vor dem Kind geführt habe (finanziell, beruflich usw). Es ist ein durch und durch rationaler Artikel.Mich würde interessiern, ob die Autorin selbst Kinder hat. Ich denke nicht.

Scheinbar ergibt sich hier kein philosophischer Ansatz. Das ist richtig.

Was mir bei der ganzen gesellschaftlichen Diskussion fehlt, ist die Bereicherung die einem ein Kind bringt. Ich denke die meisten Eltern, egal ob jung oder alt, werden mir zustimmen, dass nach der Geburt eines Kindes sich das Leben grundlegend ändert. Es hat von einem Tag auf den anderen andere Prijoritäten. Diese Änderung aber nicht als Last empfunden wird. Das ist ein Gefühl, was sich rational nicht erklären lässt.

Zwei philosophische Ansätze sehe ich:

  • Wenn ein großer Teil der intellektuellen Elite einer Gesellschaft kinderlos bleibt, wenn ihm dieses Gefühl fehlt, wie wird sich die Gesellschaft entwickeln.

  • Welche Stellung hat das „Fühlen“ im Leben der Menschen

Guenter

Wenn wir über dieses biologische Thema philosophieren wollen, müssen wir mit der Biologie anfangen. Dazu Anregungen vom Biologen:

  1. Wo die Jäger die stärksen Rehe wegschießen, gibts die schlimmsten Überpopulationen.
  2. In gewissen Grenzen gibt es eine direkte Korrelation zwischen Übergewicht und Armut.
  3. Einige Gesellschaften wiesen über Jahrtausende konstante Populationen auf.

Und das Rohmaterial zu einer These: Überlegungen können zum Verzicht auf „eigene“ Kinder beitragen. „Eigene“ Kinder können ohne Überlegungen der Eltern zustandekommen.

Bumi

Hallo Günter,
das war ja schon voll philosophisch.
OK: Der Mensch hat das Recht zu der egoistischen Entscheidung, ein Kind dazu zu benutzen, sein eigenes Privatleben zu bereichern. Da stimme ich dir zu, das leuchtet ein. Es fehlt aber die dialektische Gegenthese, die da hinterfragt, inwieweit ein solcher Kinderwunsch anderen Erfordernissen der Arterhaltung widerspricht. Hierbei spielt der Verlauf der (biologischen und kulturellen) Evolution eine Rolle, in der die Vermehrungsrate auch einmal umgekehrt proportional zu den Überlebensaussichten der Art sein kann.
Bumi

1 Like

Lieber Derrick,

Akademiker sind keine Spezies und können auch nicht aus biologischen Gründen aussterben, sondern allenfalls aus kulturellen Gründen verschwinden, so wie etwa die Medizinerinnen (Hexen) des Mittelalters. Der Status des Arbeiters oder Akademikers ist nicht als solcher in den Genen verankert.

„Also auch aus philosophischer Sicht nicht klug“, befindest du.

Wieso „also“? Inwiefern „philosophisch“?

Bumi

1 Like

Hallo,
das Problem mit den Vorteilen eines Kindes ist der, dass man sich erst vollumfänglich darüber im Klaren ist wenn man ein Kind hat.

Wer keine Kinder hat (oder keine sehr enge Beziehung zu Kindern durch Gesschwisterkinder oder durch jemanden, der ein Kind mit in die Partnerschaft bringt), dem geht ein Stück Bewusstsein verloren, welches eine Bereicherung für die Gesellschaft ist: Verantwortung, Achtsamkeit, an Morgen denken (schließt auch den Umweltgedanken mit ein) und bedingungslose Liebe.

Ich will nicht ausschließen, dass Menschen ohne Kinder auch diese Tugenden haben können, aber ich vermute sie in der Minderheit. Ebenso schließe ich nicht die Eltern aus, die diese Tugenden nicht erleben.

Dennoch frei nach einem Zitat von Mick Jagger auf die Frage wer im Zweifelsfall die besten Frauen seien antwortete er „die Mütter“.

Es gibt etwas, was sich in unserer Gesellschaft davonschleicht und dass ist sich selbst nicht so wichtig zu nehmen und das Gefühl der Dankbarkeit. Beides mögen die meisten, die Kinder haben kennen.

Wenn Du Intelligenz mit Akademiker gleichsetzt, dann mag es daran liegen, dass sie sich ihr Leben gestrickt haben und ihre Energie in ihre Karriere und die Selbstbestimmung gesetzt haben. Sie können und wollen sich nicht vorstellen etwas davon abgeben zu wollen.

Viele Grüße

Ganz im Gegenteil
Hi.

Ist es ein Zeichen von Intelligenz keine Kinder zu bekommen?

Wenn eine pessimistische Lebenseinstellung, ein verdüstertes Weltbild und ein mittlerweile schon etwas angegrautes No-Future-Gehabe Zeichen von Intelligenz sind, dann - und nur dann - ist es auch der Verzicht auf Nachkommen.

Chan

(1 Sohn)

Ganz im Gegengegenteil
Lieber Chan,
da widerspreche ich ganz entschieden. Zwar finde ich es schon am besten, wenn es einem gelingt, seine Lebensumstände so einzurichten, dass man Kindern ein gutes Zuhause bieten kann. Aber es ist doch auch nachzuvollziehen, dass ein Mensch mit der Tatkraft einer optimistischen Lebenseinstellung, einem realistischen Weltbild und ohne jedes Gehabe auf Nachkommen verzichtet, um sich um die Kinder zu kümmern, die unter anderen Bedingungen wie oben aufwachsen.
Bumi

Ausnahme vs. Regel

Aber es ist doch auch nachzuvollziehen, dass ein Mensch mit
der Tatkraft einer optimistischen Lebenseinstellung, einem
realistischen Weltbild und ohne jedes Gehabe auf Nachkommen
verzichtet, um sich um die Kinder zu kümmern, die unter
anderen Bedingungen wie oben aufwachsen.

Das verstehe ich nicht ganz. Soll jeder „Mensch mit … einer optimistischen Lebenseinstellung, einem realistischen Weltbild und ohne jedes Gehabe“ Sozialpädagogik studieren und obligatorisch auf Kinder verzichten?

Du schilderst nur eine Ausnahme, die man zwar als solche akzeptieren kann, die aber nicht regeltauglich ist.

Chan

Behauptung vs. Behauptung
Soll er nicht.
Ich zitiere Chan: " … dann, und nur dann …"

Hallo Guenter,

Deine Frage läßt sich nicht beantworten, da die Grundannahmen nicht stimmen:

  • gerade Menschen welche die Folgen der Kinderarmut
    intellektuell klar erkennen müssten, bekommen die wenigsten
    Kinder!

  • auch vom sozialen Standpunkt, simmt etwas nicht. Ehepaare,
    Frauen und Männer, die in sozial gesichteren Verhältnissen
    Leben, werden seltener Eltern als beispielsweise ärmere bzw.
    Arme.

Es gibt zwar mehr ‚arme’ Familien mit Kindern als ‚reiche’ Familien mit Kindern aber nur weil es mehr ‚arme’ Familien als ‚reiche’ Familien in Deutschland gibt. Der Prozentsatz an Familien mit Kindern ist aber bei den Reichen höher als bei den Armen.

(siehe Bundesamt f. Statistik: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/des… Abb.1 und http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/des… Tab. 4)

Alles andere ist nur ein hartnäckiges Gerücht.

Beste Grüße
Grin

Hi,

ich stimme den Grundprinzipien, die du benennst und ausführst, voll umfänglich zu, aber ich habe daraus interessanterweise ganz andere Schlussfolgerungen wie du gezogen. Deshalb fände ich es spannend, sie den deinigen gegenüberzustellen (ob meine Ausführungen von philosophischer Tiefe gesprägt sind, wage ich jedoch ernsthaft zu bezweifeln :wink:).

Wer keine Kinder hat (oder keine sehr enge Beziehung zu
Kindern durch Gesschwisterkinder oder durch jemanden, der ein
Kind mit in die Partnerschaft bringt), dem geht ein Stück
Bewusstsein verloren, welches eine Bereicherung für die
Gesellschaft ist: Verantwortung, Achtsamkeit, an Morgen denken
(schließt auch den Umweltgedanken mit ein) und bedingungslose
Liebe.

Ich habe keine eigenen Kinder - das stand für mich von Anfang an fest - und zwar nicht, weil ich Kinder nicht schätzen würde. Ganz im Gegenteil: gerade weil ich sie so sehr mag, könnte ich keines auf diese Welt setzen. Die Lebensverhältnisse müssten sich erst einmal radikal ändern, damit ich dies überhaupt in Betracht ziehen würde.

Da das Kinderkriegen für mich also nicht in Frage kommt, kümmere ich mich um die, die schon da sind. Bei meiner nebenberuflichen Arbeit in einem offenen Kinder- und Jugendtreff darf ich sehr oft erleben, wie „bedingungslos“ die Liebe in den Familien tatsächlich ist und wie wenig die meisten Eltern die Verantwortung für ihre Kinder mit Liebe und Leben zu füllen wissen. Die meisten von ihnen verwechseln ihre Kinder leider mit funktionstüchtigen Maschinen und/oder Puppen, deren Fäden sie ziehen dürfen, ohne auf die Interessen und Neigungen der Kinder selbst zu achten, geschweigedenn sie für voll zu nehmen. Von der Abrichtung in der Schule brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Diesen Kindern die Freude am Lernen zurückzugeben, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, aber es geht.

All diese Erfahrungen mit den Kids und den gesellschaftlich produzierten Anforderungen an sie, den daraus resultierenden Sorgen, Nöten und Versagungsängsten haben mich nur in meiner Ablehnungshaltung bestärkt, Kinder auf diese Welt zu setzen, weil das hier eben einfach kein Umfeld ist, in dem sich ein Mensch frei entwickeln und zu einem mündigen und verantwortungsbewussten Wesen heranreifen darf. Es geht um Anpassung und Funktionstüchtigkeit um jeden Preis. Und daran kann und will ich mich schlicht nicht beteiligen und ihnen auch noch meine Kinder zum Fraß vorwerfen.

Ich will nicht ausschließen, dass Menschen ohne Kinder auch
diese Tugenden haben können, aber ich vermute sie in der
Minderheit. Ebenso schließe ich nicht die Eltern aus, die
diese Tugenden nicht erleben.

Auf diese Aussagen können wir uns wohl einigen. Das sollte dir aber schon zu denken geben, ob diese Tugenden tatsächlich daher rühren, ob Kinder vorhanden sind oder nicht. Ich glaube, die Quelle sprudelt an einer anderen Stelle.

Es gibt etwas, was sich in unserer Gesellschaft
davonschleicht und dass ist sich selbst nicht so wichtig zu
nehmen und das Gefühl der Dankbarkeit. Beides mögen die
meisten, die Kinder haben kennen.

Ernsthaft: so häufig, wie ich es erlebe, wie Eltern ihre Kinder grundlos anschnauzen, so sehr bezweifele ich, dass diesen Eltern das Gefühl der Dankbarkeit für ihr Geschenk wirklich bewusst ist.

Nochmals: dass du das so siehst, wie du es siehst, ist toll, aber keinesfalls auf alle Eltern übertragbar. Dankbar zu sein, Liebe zu empfinden, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, Verantwortung zu übernehmen, geht nicht zwangsläufig damit einher, Kinder in die Welt zu setzen. Manchmal stehen die Prinzipien dem Kinderkriegen auch genau entgegen, wie du vielleicht an meinen Ausführungen bemerkt hast.

Wenn Du Intelligenz mit Akademiker gleichsetzt, dann mag es
daran liegen, dass sie sich ihr Leben gestrickt haben und ihre
Energie in ihre Karriere und die Selbstbestimmung gesetzt
haben. Sie können und wollen sich nicht vorstellen etwas davon
abgeben zu wollen.

… oh, ich teile sie sehr gern mit den Kids. Aber ich kann trotzdem nicht guten Gewissens ein Kind in die Welt sezten, denn auf ihre Frage, wie ich ihm das antun könnte, weiß ich keine Antwort (und sag nicht, dass ein Kind das nicht fragt. Ich habe meine Eltern diese Frage mit 12 Jahren gestellt und ihre Antwort hat mich nicht zufrieden gestellt).

Gruß
menschine

Hi Menschine,

Ich habe keine eigenen Kinder - das stand für mich von Anfang
an fest - und zwar nicht, weil ich Kinder nicht schätzen
würde. Ganz im Gegenteil: gerade weil ich sie so sehr mag,
könnte ich keines auf diese Welt setzen. Die
Lebensverhältnisse müssten sich erst einmal radikal ändern,
damit ich dies überhaupt in Betracht ziehen würde.

Mal so ganz hypothetisch: Würde das Dein potentielles Kind richtig finden? Aufs Leben verzichten, weil die Lebensverhältnisse nicht so sind, wie Du sie für Dich erträumst? Villeicht würde dieses Kind um des Lebens willen lieber leben, auch unter widrigen Umständen, wie Du sie formulierst.

Gruß,
Anja

Hallo Anja,

Mal so ganz hypothetisch: Würde das Dein potentielles Kind
richtig finden? Aufs Leben verzichten, weil die
Lebensverhältnisse nicht so sind, wie Du sie für Dich
erträumst? Villeicht würde dieses Kind um des Lebens willen
lieber leben, auch unter widrigen Umständen, wie Du sie
formulierst.

Interessante Frage, die sich mir aber ja definitiv erst stellen würde, wenn ich tatsächlich schwanger werden würde (was ich ja aber bisher erfolgreich verhindern konnte und auch weiterhin werde).

Davon aber mal abgesehen, lasse ich mich gern auf dieses Gedankenspiel ein: wie mein hypothetisches Kind die Frage beanworten würde, hängt wohl entscheidend davon ab, welche Beurteilungsmaßstäbe es ansetzen würde. Und das hängt wiederum von so vielen unterschiedlichen Faktoren ab, dass mein Vorstellungsvermögen nicht ausreicht, das Gedankenspiel zu Ende zu spielen.

Selbstverständlich liefe die Frage - möchtest du leben? - vermutlich darauf hinaus, dass sie grundsätzlich bejaht werden würde, aller widrigen Umstände zum Trotz.

Aber trotzdem würde ich bei meinem grundsätzlichen Nein zu eigenen Kindern bleiben. Mag sein, dass sich das erst einmal so anhört, als würde ich meine Wünsche und Sehnsüchte höher gewichten als das potentielle Leben meines hypothetischen Kindes, aber auch an dieser Stelle sollte man genauer hinschauen: ich könnte meinem Kind in der Rolle als fest in das gesellschaftliche Gefüge integrierte Elternteil - im Gegensatz zu meiner von Vereinnahmungen weitestgehend befreiten, aktuellen Tätigkeit als Ansprechpartnerin und Vertrauensperson im offenen Treff - nicht die Mittel und Wege zeigen, sich mit der Situation zu arrangieren, ohne dabei ständig in Konflikt mit der Gesellschaft oder mit meinen Prinzipien zu geraten.

Ob einem Kind eine sich möglicherweise aus Erwägungen ihm zuliebe heraus an die Umstände anpassende und dadurch selbst verleugnende Mutter im Endeffekt wirklich gut tun würde, bezweifele ich. Erschwerend kommt hinzu, dass ich es unter diesen Umständen für ein unlösbares Problem halte, dem Kind so etwas wie Zuversicht zu vermitteln. Denn meine Zuversicht speist sich aus dem Glauben an grunsätzliche andere Formen des sozialen Miteinanders als der Familie. Mit der Gründung einer Familie ginge insofern also auch die in jahrelanger Auseinandersetzung hart erkämpfte Zuversicht verloren, die ich neben Liebe und Verständnis im Leben eines Kindes jedoch für elementar halte.

Und so wären wir dann wieder an den Anfang zurückgekehrt, obgleich mit leicht veränderter Aussage und erweiterten Variablen: mein Verantwortungsgefühl ist offenbar nicht flexibel genug, sich einem eigenen Kind bzw. der Rolle als Mutter zu stellen bzw. müsste ich dazu etwas aufgeben, das mir sehr wichtig ist, weil ich für diese Einsicht Jahre gebraucht habe, und die Aufgbe dessen eben nicht nur mir, sondern indirekt auch dem Kind schaden würde. Deshalb ist die stundenweise Betreuung und Unterstützung von nicht eigenen Kindern der einzig richtige Weg für mich (und für das hypothetische Kind).

Ich danke dir für diese vertiefende Einsicht!

menschine