Ist es noch vertretbar bei Primark einzukaufen?

Nach dem Skandal bei Primark frage ich mich wirklich, ob es überhaupt noch moralisch vertretbar ist dort zu kaufen. Menschen aus dritte Welt Ländern, die für den Kleidungsgiganten unter schlechtsten Bedingungen arbeiten müssen, haben ihre Hilferufe vereinzelt in die Kleidungsstücke eingenäht. ich habe diesen Skandal ein bisschen weiterverfolgt und herausgefunden, dass Primark angeblich dadurch keinen Schaden getragen hat. Wie kann das denn sein? Wie können immernoch so viele Menschen dieses Trauerspiel unterstützen? Müsste da nicht eingeschritten werden?

Hallo,

Dieter Fuhr sprach neulich über das Thema und fasste es in etwa so zusammen:

Bei KIK und Primark bekommt man einen Pullover, der in Bangladesch unter miesesten Bedingungen hergestellt wurde für 3€. Bei H&M, Zara, Boss und Konsorten bekommt man einen Pullover für 100€. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass dieser Pullover unter besseren Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Ganz im Gegenteil! Oft werden Polluder, Hosen, Hemden (…) für KIK, Primark, H&M, Boss, Zara (…) in der selben Fabrik, unter den selben Arbeitsbedingungen, mit der selben Qualität, aus dem selben Garn, für den selben Lohn hergestellt. Was ist also bei KIK und Primark anders? Die sind einfach nur ehrlicher. Die bieten billige Ausbeuterware zum kleinen Preis an, während H&M, Zara, Boss und so weiter so tuen, als würden sie was gutes für die Welt tun.

Es ist heutzutage sehr schwer für den Verbraucher am Ende der Wertschöpfungskette zu ermitteln, unter welchen Bedingungen ein Produkt hergestellt wurde. Trigema scheint wohl der einzige Hersteller zu sein, der wirklich noch in Deutschland fertigt.

Allerdings kommt da genau das eigentliche Problem zu tragen: seit mindestens 25 Jahren kann man in Deutschland eine deutliche Ausweitung der „Geiz-ist-geil-Mentalität“ beobachten. Man gönnt niemandem mehr die Butter auf dem Brot, nicht dem Bauern, nicht der Näherin in Bangladesh, nicht dem Transportfahrer der Post (heute DHL, UPS, DPD, GLS, TNT, GO! …), nicht dem Verkäufer, der Verkäuferin, eigentlich noch nicht mal sich selbst gegenüber. Und so wird stets nach dem Billigsten gesucht, davon aber ganz viel.

Aber wie die (aus meiner Sicht völlig primitiven) Geissens schon in der verivox-Werbung sagten: Je mehr ich ausgebe, um so mehr kann ich sparen.

In dem Sinne: ein schönes Shopping-Wochenende im Einkaufszentrum!

Grüße

Blöde automatische Rechtschreibkorrektur! :grin:

Natürlich heißt der Mann Dieter Nuhr

Servus,

das hängt ein bissle davon ab, wie eng oder weit man den Begriff „Fertigen“ fasst; es gibt noch eine ganze Reihe, bei denen die komplette Fertigung (Kessler - Strümpfe) oder zumindest die Endmontage (Hiltl, Regent, FHB und andere) in D stattfindet. Sogar zum höheren französischen Mindestlohn werden noch Textilien (bei Armorlux ein Teil des Programms) gefertigt.

Unterschiede gibt es ferner darin, woher die Waren oder Halbzeuge bezogen werden: Portugal, Tunesien, Marokko, Türkei kann man nicht in Bausch und Bogen mit Pakistan und Indonesien gleichsetzen.

Schöne Grüße

MM

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Glaub nicht alles!

vdmaster

Es gibt keine moralisch fragwürdigen Praktiken bei Primark. Das mit den Hilferufen war ein lachhafter Fake und die Bedingungen in den Fertigungen sind so wie bei anderen Herstellern auch.
Die Löhne in Bangladesch oder Indonesien sind niedrig, steigen aber die letzten Jahre stark an - eben weil die Firmen mittlerweile um Mitarbeiter konkurrieren müssen. In China haben die Löhne mittlerweile das Niveau Osteuropas übertroffen…

Verstehe die Weltverbesserer wirklich nicht. Konsum beim Billiganbieter bedeutet sogar einen massiven Anstieg der Lebensqualität in diesen Ländern.

Wenn ich bei Trigema rein schaue (hier um die Ecke gibt es ein Werk) dann sehe ich da vor allem Osteuropäerinnen Ende 40, die nichts anderes bekommen. Deutsche arbeiten für so wenig Geld in der Regel nicht.

Wie kommst du darauf, dass alles nur ein Fake war. Kann mir immer nicht erklären, wie das manchen Menschen so egal sein kann!

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Hallo,

fast alle Textilhersteller lassen unter schlimmsten Bedingungen billig in Bangladesch nähen, in Pakistan Leder gerben und für Fellaplikationen Maderhunde töten - wenn sie den getötet werden vor dem Abziehen.

Ist garnicht einfach, sich der outgesourcten "Lohn"Sklaven nicht zu bedienen.
Und das bei weitem nicht nur im Bekleidungssektor.

Gruß, Paran