Ist es sinnvoll Betragensnoten (Fleiß) zu geben?

Hallo Leute,
es ist wieder einmal soweit, die Lehrerschaft diskutiert wieder einmal über die Verhaltensnoten.
Ist der Lehrer eigentlich berechtigt, so oberflächlich über einen Schüler zu urteilen?
Bei Betragen und Mitarbeit geh ich ja noch mit, doch bei Ordnung und ganz besonders bei Fleiß bin ich der Meinung, dass der Lehrer sich kein Urteil erlauben darf, was der Schüler zu Hause gemacht hat oder nicht. Denn dies weiß er nicht. Manche Schüler müssen auch für eine 4 hart arbeiten und wenn sich ein Schüler verschlechtert in einem Semester, finde ich, ist es kein Grund ihm dann gleich eine 4 „rein zuknallen“.
Ich wöllte gern eure Meinung zu diesem Thema lesen.

MfG Leanacker

Hallo,

Ist der Lehrer eigentlich berechtigt, so oberflächlich über
einen Schüler zu urteilen?

je nachdem, wieviele Stunden ein Lehrer in der Klasse ist, kann es schon vorkommen, dass der Lehrer einen Schüler „oberflächlich“ beurteilt. Wenn er ihn nur einmal in der Woche sieht, dann wird er ihn nicht besonders gut kennen und ihn nur aufgrund seiner im Unterricht erbrachten Leistungen bewerten können.

Bei Betragen und Mitarbeit geh ich ja noch mit, doch bei
Ordnung und ganz besonders bei Fleiß bin ich der Meinung, dass
der Lehrer sich kein Urteil erlauben darf, was der Schüler zu
Hause gemacht hat oder nicht. Denn dies weiß er nicht.

Kommt natürlich darauf an, von welchem Schultyp du sprichst. Ich könnte mir vorstellen, dass man in der Grundschule solche Noten noch eher geben kann (gibt es da nicht sogar „Fleißaufgaben“), als im Gymnasium. Aber prinzipiell gebe ich dir recht, dass ein Lehrer den häuslichen Fleiß eines Schülers nur schwer „gerecht“ beurteilen kann.

Gruß,
Booze

Hallo!

Bei Betragen und Mitarbeit geh ich ja noch mit, doch bei
Ordnung und ganz besonders bei Fleiß bin ich der Meinung, dass
der Lehrer sich kein Urteil erlauben darf, was der Schüler zu
Hause gemacht hat oder nicht. Denn dies weiß er nicht.

Wieso weiß er das nicht? Er ist verpflichtet, die Erledigung der Hausaufgaben zu kontrollieren; und aus der Art und Weise, wie (und ob überhaupt) diese angefertigt wurden und der Schüler sich auf den Unterricht vorbereitet hat, kann er doch auch den dafür aufgebrachten Fleiß beurteilen.
Die Note für Fleiß ist genausowenig eine Note für eine bestimmte Leistung (die fließt in die Fachnote ein) wie die über Mitarbeit oder Verhalten. Und immer wird doch ein Vorschlag aller den Schüler unterrichtenden Lehrkräfte abgegeben für diese Noten oder Zeugnisbemerkungen.

wenn sich ein
Schüler verschlechtert in einem Semester, finde ich, ist es
kein Grund ihm dann gleich eine 4 „rein zuknallen“.

Warum nicht, wenn der Grund wirklich mangelnder Fleiß ist? (Siehe oben: Hausaufgaben, Vorbereitung und so).
Und: Hast du schon mal darüber nachgedacht, was für ein Urteil über einen Schüler gefällt wird, der abgesunken ist oder das Klassenziel nicht erreicht, wenn er dabei in Fleiß eine Eins erhält?
Schönen Gruß!
Hannes

Als ich noch auf’s Gymnasium ging, hat ab der achten Klasse kein Lehrer mehr kontrolliert ob die Hausaufgaben erledigt wurden. Mein kleiner Neffe geht heute in die 10. Klasse eines Gymnasiums (in Deutschland, ebenso wie ich damals) und genauso wie bei mir werden bei ihm deine angesprochenen Hausaufgaben nicht mehr kontrolliert. Und wenn wir ehrlich sind, ist das auf anderen Schulen in dieser Jahrgangsstufe genauso. Wie also, kann sich ein Lehrer ein Urteil über den Fleiß des Schülers erlauben? Lass den Schüler in einem Semester doch nur mal einen oder zwei schlechte Tage gehabt haben. Da krachst du dem Schüler als angehender Lehrer ne 4 in Fleiß rein? Ok. alles klar. Wie Einstein schon einst sagte „Wir bilden nur noch gut trainierte Hunde aus“. Ab Klasse 9 sind in meinen Augen die Verhaltensnoten nur noch eine Diskriminierung an der Person des Schülers.

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Was soll das jetzt? Du hast um Meinungen gebeten, ich habe meine mitgeteilt.

Und wenn wir ehrlich sind,

Unterstellst du mir, dass ich lüge?

Da krachst du
dem Schüler als angehender Lehrer

Mir scheint, du verwechselst mich.

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es ist wieder einmal soweit, die Lehrerschaft diskutiert
wieder einmal über die Verhaltensnoten.
Ist der Lehrer eigentlich berechtigt, so oberflächlich über
einen Schüler zu urteilen?

Hallo, Leanacker,
ich halte es nicht für oberflächlich, die Leistungsbereitschaft eines Schülers zu beurteilen. Interesse am und Mitarbeit im Unterricht sowie auch die Bereitschaft, sich auch in weniger interessante Sachverhalte einzuarbeiten kann ein Lehrer sehr wohl erkennen und daher auch beurteilen.
Und auch die anderen Verhaltensnoten sagen doch einiges darüber aus, wie die Noten in den einzelnen Fächern zustande gekommen sind.

Ein Zeugnis sollte nicht nur ein Leistungsnachweis sein, sondern auch ein Hinweis an den Schüler, wo Potential noch brachliegt und wo es gefördert werden kann. Auf dass er dann das nächste Schuljahr erfolgreicher absolvieren kann.

Gruß
Eckard

Hallo,

ich möchte hier mal meine Sachunkunde einbringen und eine Frage stellen:

Nach welchen Kriterien und Maßstäben soll diese Note zustande kommen?

Für mich hört sich das nach einer zutiefst subjektiven, weil viel zu sehr vom Gefühl des Lehrers abhängigen Note an.

Ich kenne den Lehrerberuf aber nur von der Gegenseite, also richtet mich ruhig:smile:

Grüsse

Jörg

Hallo,

Nach welchen Kriterien und Maßstäben soll diese Note zustande
kommen?

Zum Beispiel nach diesen:
http://schure.de/22410/303/83203.htm#p3.7

Hallo!

Die Kriterien stehen in den entsprechenden Verordnungen der Bundesländer zu diesem Thema. Beispiel Sachsen: Schulordnung Gymnasium, §20.

Grüße!

Hallo!

Ich habe gerade eine „Beschwerde“ eines Schülers, dem ich in Fleiß eine 4 gegeben habe. Ich unterrichte nur einmal in der Woche in der Klasse, Hausaufgaben gibt es im Fach sehr wenige. Diese Hausaufgaben wurden vom Schüler nicht gemacht. Die Lernbereitschaft im Unterricht war eher mau, es wurde auch gern mal gewartet, bis der Nachbar alles fertig hat oder in der Klasse verglichen wurde, ehe man etwas mitschrieb. Nichtsdestotrotz halte ich die Beurteilung von „Fleiß“ gerade bei Kollegen, die eben nur so selten in einer Klasse sind, für sehr schwierig. Im Grunde ist es ja eine doppelte Bestrafung: Der Schüler macht nichts (Erarbeitung, Hausaufgaben usw.) und erhält dafür schlechte Leistungsbewertungen z.B. bei Klassenarbeiten. Anschließend bekommt er für Fleiß ebenfalls eine schlechte Note. Irgendwie ein Teufelskreis :wink:

Ich spreche übrigens vom Gymnasium. Mir ist klar, dass es auch Schüler und Fächer gibt, in denen Lernbereitschaft und Einsatz mit der am Ende erbrachten Leistung nicht übereinstimmen. Dies ist aber in meinem Fach nicht der Fall. Wer ein wenig lernt und ein wenig mitdenkt, wird in beiden Kategorien ähnliche Noten bekommen. Schüler mit Defiziten wie Schulangst o.ä. klammere ich hier mal aus.

Insgesamt betrachtet setzen sich diese Kopfnoten aber aus etwa 15 Einzelnoten zusammen (jedes Fach steuert seine Meinung bei). Häufig ergibt sich dann ein relatives Bild. Allerdings habe ich festgestellt, dass Lehrer sehr vorsichtig mit der Notenvergabe umgehen. Ein Schüler, über den sich das ganze Kollegium das ganze Schuljahr aufregt, mit einer 3 im Betragen zu belohnen, halte ich für ein Zeichen von Inkonsequenz. Ich wollte einem Schüler, der nie auch nur einen Stift mit in der Schule hatte, eine 5 in Ordnung eintragen. Durfte ich nicht. Macht man nicht. Übrigens Klassenstufe 8. Dieses Zeugnis schaut sich im Leben keiner mehr an…

Grüße!

Hi,

Ab Klasse 9 sind in meinen Augen die Verhaltensnoten nur noch eine Diskriminierung an der Person des Schülers.

Wow. Da würde mich die Begründung interessieren. Sind die da alle brav und machen alles von alleine? Oder wie jetzt …

Die Franzi

Ist es prinzipiell sinnvoll Noten zu geben?
Hallo?

Egal in welchem Fach, es wird immer nur eine Momentaufnahme des Wissens erstellt. In einer Note ist nicht ersichtlich, wie der Schüler dafür gearbeitet hat, ob er einen guten oder schlechten Tag hatte, das falsche gelernt, andere Probleme hat, faul war, ihm das Fach einfach (nicht) liegt, …

Oder in Sport: Bedeutet eine gute Note, dass der Schüler sportlich ist? Oder bedeutet sie, dass der Schüler sich in Sport auskennt oder eben in seinem möglichen Rahmen alles (oder nichts) gegeben hat.

Wird in Musik die Musikalität benotet oder eben irgendwelches Fachwissen. Oder gar noch das Vorsingen (mal soll es nicht glauben, das gibt es noch).

Und klar: Die Note sagt nicht nur etwas über den Schüler, sondern auch über den Lehrer, manchmal über die Klasse, über die Eltern.

Ich persönlich bin der Meinung die Noten gehören prinzipiell abgeschafft!!!

Sie erzeugen zu oft Druck und Angst bei den Schülern (was erwiesener Maßen das Lernen hemmt), geben den Lehrer eine seltsame Machtstellung und legen den Fokus von Schule zu stark auf Fachwissen und nicht so sehr auf Kompetenzen.

LG
Stefan

Hallo,
ich will Dir gar nicht in Allem widersprechen. Rein für den Lernfortschritt sind Zensuren nicht notwendig und oft sogar hinderlich.
Allerdings haben Noten ja nicht nur eine Lern(de)motivationsfunktion.
Dieser Teilsatz

…legen den Fokus von Schule zu stark
auf Fachwissen und nicht so sehr auf Kompetenzen.

gibt mir allerdings etwas Rätsel auf, denn Noten können und werden nicht nur für Fachwissen vergeben. Zumindest in meinem Tätigkeitsbereich, ist Fachwissen gegenüber aller möglicher Kompetenzen in den Prüfungsanforderung zum Teil so weit runtergefahren worden, dass man sich fragen kann, womit sich die Kompetenzen der Schüler denn überhaupt noch zeigen sollen.

Grüße
Werner

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Hallo,

Hallo auch.

ich will Dir gar nicht in Allem widersprechen.

Das freut mich!

Rein für den
Lernfortschritt sind Zensuren nicht notwendig und oft sogar
hinderlich.

Allerdings haben Noten ja nicht nur eine
Lern(de)motivationsfunktion.

Sondern was noch, außer eine zweifelhafte Leistungsbeschreibungsfunktion?

… Zumindest in meinem
Tätigkeitsbereich, ist Fachwissen gegenüber aller möglicher
Kompetenzen in den Prüfungsanforderung zum Teil so weit
runtergefahren worden, dass man sich fragen kann, womit sich
die Kompetenzen der Schüler denn überhaupt noch zeigen sollen.

Hm, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, vielleicht fehlen mir aber auch die richtigen Worte. Wenn ich von Kompetenzen spreche meine ich nicht nur die Methodenkompetenz, sondern auch die Sozialkompetenz, die Kompetenz zur Transferleistung (heißt das so?), Medienkompetenz,…

Ein Beispiel: bei uns in der Realschule ist ein Schüler, der laut Aussage seiner Lehrer einstimmig als unterfordert bezeichnet wird. Auf meine Frage hin, wieso er dann nicht aufs Gymnasium empfohlen wird, war die Antwort (wieder einstimmig), er ist schriftlich zu langsam. Dadurch wird er bei den Klassenarbeiten (fast) nie fertig und bekommt daher keine gute Noten.

Schule (oder sinds doch nur „die Lehrer“) ist Fehlerorientiert und nicht Resourcenorientiert. Dies liegt meiner Meinung auch mit an den Noten. Ein Pädagoge hat mal den Satz gesagt:
„Ihn erinnert ein korrigierter Aufsatz immer an eine Art Kampf blau gegen rot.“

Grüße
Werner

LG
Stefan

Dieser Teilsatz

…legen den Fokus von Schule zu stark
auf Fachwissen und nicht so sehr auf Kompetenzen.

gibt mir allerdings etwas Rätsel auf,

Hallo,

Werner!

Diese (ich bin versucht zu sagen: so genannten) Kompetenzen sind auch für mich rätselhaft.
Beispiel:
Um welche Kompetenzen geht es in einer Fremdsprache?
Um das Vokabel-SUCHEN-Können in Lexikon und Internet? Oder um den vernünftigen Umgang mit den GELERNTEN Vokabeln beim Übersetzen? Und/oder um den fremdsprachlichen Text verstehen zu können?
Was daran ist so neu, dass man dafür eine neue Bezeichnung finden musste?
Oder die „Kompetenz“ in Geschichte: Wie kompetent ist man denn, wenn man vielleicht die Ottonen durchgenommen gekriegt hat und dann „weiß“, was man unter dem mittelalterlichen Kaisertum zu verstehen hat, aber von keinem anderen früheren oder späteren Kaiser mehr etwas gehört hat?
Nach allen meinen Erfahrungen mit der Erarbeitung von Lehrplänen (im Fach Geschichte am Gymnasium) hatte der Gewinn an - ja: so genannter - Kompetenz immer einen Verlust an solidem Fachwissen wegen Stundenreduzierung zu kaschieren.
Gruß!
Hannes
Ps: Das Obige könnte den Eindruck einer gewissen Skepsis erzeugen. Dieser Eindruck wäre der richtige.

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Grüß Dich.

Ich kann mich bisweilen nur wundern.
Deutschland scheint wohl auf einem fernen Planeten zu liegen, daß sinnvolle, tragfähige Methoden der Zensierung ausgerechnet hier immer nie funktionierten und alles so ungerecht sei.

Komisch, daß das zu meiner Schulzeit perfekt funktioniert hat.
Wenn ich jetzt, viel, viel später, das Worturteil auf den Zeugnissen lese, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Es ist unglaublich, wie genau der Schüler in seinen Leistungen, in seiner Psychologie und in seinem Verhalten eingeschätzt worden ist.
Das geschah zudem in verständlicher Sprache, die den Eltern ungeschönt mitteilte, wie sich das Kind benommmen hat. Überzogene erziehungswissenschaftliche Traktate Fehlanzeige.

Ist der Lehrer eigentlich berechtigt, so oberflächlich über einen Schüler zu urteilen?

Wo ist das oberflächlich?

Normalerweise führt ein Lehrer ein privates Buch, in das alle Zensuren und die Beobachtungen zu den Schülern eingetragen werden, und zwar ständig, ausführlich und detailliert. So kenne ich das zumindest.

Des weiteren werden die entsprechenden Zensuren in einer Lehrerkonferenz unter Federführung des Klassenlehrers erteilt, unterliegen demnach weiteren objektivierenden Einflüssen.

Irgendwie scheinst Du keine Richtschnur zu kennen, was der Lehrer in die Zensuren Mitarbeit, Fleiß, Ordnung und Betragen einfließen läßt.

Ich gebe Dir eine Zitation als Idee.

"[…] Es sind zu bewerten:

a) wie sich der Schüler gegenüber Lehrern, Mitschülern, dem Direktor und anderen Personen in der Unterrichtszeit, in den Pausen und in der den außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften und Interessenszirkeln des ganztägigen Bildungs- und Erziehungsprozesses verhält und welche Stellung er im Kollektiv der Klasse einnimmt;
wie der Schüler die Anordnungen des Lehrers befolgt und sich in die Klassengemeinschaft einordnet;

b) welche Anstrengungen der Schüler macht, die ihm von der Schule gestellten Aufgaben zu erüllen;

c) welchen Anteil der Schüler an der gemeinschaftlichen Arbeit im Unterricht hat und in welchem Maße er zur Lösung aller weiteren schulischen und außerschulischen Aufgaben beiträgt;

d) wie der Schüler seinen Körper pflegt und auf Sauberkeit und Ordnung seiner Kleidung achtet; wie er die Arbeitsmittel behandelt und wie er mit dem gesellschaftlichen Eigentum. dem Eigentum seiner Mitschüler und dem Eigentum anderer Menschen umgeht; ob er im Unterricht, bei schulischen Veranstaltungen und bei den außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften und Interessenszirkeln des ganztägigen Bildungs- und Erziehungsprozesses pünktlich ist.

[…]

Die Zensuren für Betragen, Ordnung, Fleiß und Mitarbeit werden in fünf Stufen erteilt: 1 - sehr gut; 2 - gut; 3 - genügend; 4 - mangelhaft; 5 - ungenügend.

[…]

Bei der Anwendung der Bewertungsrichtlinien ist immer von dem Alter der Schüler und ihrem geistigen Reifegrad auszugehen. Dieser Grundsatz ist unbedingt zu beachten, da durch eine schematische Anwendung der Bewertungsrichtlinien die objektive Einschätzung des Gesamtverhaltens der Schüler gefährdet ist.

  1. Betragen
    Unter Betragen is zu verstehen, wie sich der Schüler Lehrern, Mitschülern, dem Direktor und anderen Menschen gegenüber verhält und welche Stellung er im Kollektiv der Klasse einnimmt.

Sehr gut
Das Betragen des Schülers ist beispielgebend für seine Mitschüler. Der Schüler erfüllt nicht nur selbst die Forderungen, die sich für ihn aus seiner Zugehörigkeit zum Klassenkollektiv ergeben, sondern wirkt auch fördernd auf das Gesamtverhalten seiner Mitschüler. Der Schüler verhält sich gegenüber Lehrern, Mitschülern, dem Direktor und anderen Menschen jederzeit diszipliniert, respektvoll und höflich.
Der Schüler grüßt stets aufmerksam und höflich alle Lehrer, den Direktor, die Erzieher und andere ihm übergeordnete Autoritäten während des Schultages.

Gut
Der Schüler zeigt in seinem Betragen keine Mängel.
Er beweist bereits Ansätze zu einem fördernden Einfluß auf das Verhalten seiner Mitschüler. Der Schüler verhält sich seinen Lehrern, Mitschülern und anderen Personen gegenüber diszipliniert, grüßt höflich und gibt nur selten zu geringfügigen Beanstandungen Anlaß.

Genügend
Der Schüler ist in seinem Betragen unbeständig.
Er wirkt nicht fördernd auf das Verhalten seiner Mitschüler ein. Der Schüler verhält sich seinen Lehrern, Mitschülern und anderen Personen gegenüber nicht immer diszipliniert und mußte deswegen den Autoritäten der Schule mehrfach zurechtgewiesen und gelegentlich bestraft werden. Der Schüler vergißt hier und da das respektvolle Grüßen der Lehrer, des Direktors und anderer und war dafür erzieherisch zu tadeln.

Mangelhaft
Der Schüler weist in seinem Betragen wesentliche Schwächen auf.
Er übt durch sein zuweilen vorlautes, streitsüchtiges oder an Hilfsbereitschaft mangelndem Verhalten negativen Einfluß aus seine Mitschüler aus. Der Schüler verhält sich seinen Lehrern, Mitschülern und anderen Personen gegenüber wiederholt undiszipliniert. Der Schüler mußte deswegen häufig zurechtgewiesen und mehrfach bestraft werden. Der Schüler unterläßt es mehrmals am Tag, die Lehrer, den Direktor, die Erzieher oder andere zu grüßen und war dafür wiederholt hart zu tadeln.

Ungenügend
Das Betragen des Schülers ist durch ständiges Verstoßen gegen die ihn erhobenen Forderungen gekennzeichnet. Dem Schüler mangelt es an geistigem Potential und Einsicht, sein Fehlverhalten einzusehen und zu unterlassen. Er widersetzt sich den gesellschaftlichen Normen und stellt sich damit außerhalb des Kollektivs.
Dem Schüler ist mit der Nichtversetzung Gelegenheit zu geben, sich charakterlich zu bessern.

  1. Ordnung
    Unter Ordnung wird bewertet, wie der Schüler seinen Körper pflegt, und auf Angemessenheit, Sauberkeit und Ordnung seiner Kleidung achtet; wie er seine Arbeitsmittel behandelt; wie er mit dem gesellschaftlichen Eigentum, dem Eigentum seiner Mitschüler und dem Eigentum anderer Menschen umgeht; ob er den im Unterricht, in den außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften und Interessenszirkeln und bei anderen schulischen und außerschulischen Veranstaltungen pünktlich ist.

Sehr gut
Der Schüler hält sich selbst und seine Kleidung stets sauber. Er ist bei sämtlichen Verpflichtungen des schulischen, außerschulischen und gesellschaftlichen Lebens und Veranstaltungen der Einheitsschule immer pünktlich. Er geht sorgfältig mit seinen Arbeitsmitteln um und behandelt das gesellschaftliche Eigentum, das Eigentum seiner Mitschüler und das anderer Menschen stets sorgsam und wirkt in diesem Sinne auf auf seine Mitschüler ein.

Gut
Der Schüler ist bemüht, seinen Körper und seine Kleidung sauberzuhalten, mit seinen Arbeitsmitteln, dem gesellschaftlichen Eigentum, dem Eigentum seiner Mitschüler und dem anderer Menschen sorgfältig umzugehen und allen Verpflichtungen des gesellschaftlichen Lebens und der Schule tadellos und pünktlich nachzukommen.

Genügend
Der Schüler läßt in der Pflege seines Körpers und seiner Kleidung die nötige Sauberkeit vermissen. Die Auswahl seiner Kleidung zeugt nicht immer von Angemessenheit oder Respekt gegenüber der Schule, seinen Mitschülern und seinen Lehrern. Der Schüler ist nicht in der Lage, im Umgang mit seinen Arbeitsmitteln, dem gesellschaftlichen Eigentum und dem Eigentum seiner Mitschüler die erforderliche Sorgfalt walten zu lassen. Er ist nicht immer pünktlich.

Mangelhaft
Der Schüler ist oft unsauber und unpünktlich. Im Umgang mit seinen Arbeitsmitteln, mit dem gesellschaftlichen Eigentum, dem Eigentum der Mitschüler und dem anderer Menschen zeigt er kaum Sorgfalt. Der Schüler muß häufiger ermahnt und erzieherisch bestraft und getadelt werden, um ihm die geforderten Normen in der individuellen und gemeinschaftlichen Ordnung bewußtzumachen.

Ungenügend
Der Schüler ist laufend unpünktlich, unsauber und unsorgfältig. Er läßt sich im Umgang mit dem gesellschaftlichen Eigentum, dem Eigentum der Mitschüler und dem Eigentum anderer Menschen schwere Verstöße zuschulden kommen. Der Schüler handelt asozial und läßt fehlendes Verständnis für die Notwendigkeit von Ordnung erkennen. Mit der Nichtversetzung ist Gelegenheit auf Besserung zu geben.

  1. Fleiß und Mitarbeit
    Unter Fleiß und Mitarbeit werden die Anstrengungen bewertet, die der Schüler bei der Erfüllung der ihm von der Schule gestellten Aufgaben aufwendet; das bezieht sich auf den Anteil an der gemeinsamen Arbeit im Unterricht und den Anteil an der Lösung weiterer schulischer und außerschulischer Aufgaben. Seine Hilfsbereitschaft, seine Motivation und die Erfüllung von Zusatzaufträgen im Unterricht und in den außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften und Interessenszirkeln sowie sein Tatendrang zum Gelingen außerschulischer und gesellschaftlicher Veranstaltungen sind umfassend zu berücksichtigen. Seine Einsatzbereitschaft für das Kollektiv der Klasse und schwächere Mitschüler ist zu würdigen. Besonderes Augenmerk gilt der Erledigung der Hausaufgaben (Schularbeiten).

Sehr gut
Der Schüler erfüllt die ihm übertragenen Aufgaben immer gewissenschaft, zuverlässig und mit hoher Wertschätzung der äußeren Form. Er ist an der Erfüllung gemeinsamer schulischer und außerschulischer Aufgaben entscheidend beteiligt und regt seine Mitschüler zu aktiver Mitarbeit an. Der Schüler bringt sich stets voller Tatendrang in Aufträge und Veranstaltungen ein und zeigt jederzeit ein hohes instrinsisches Maß an Hilfsbereitschaft für seine Mitschüler. Seine Resultate und sein Bestreben bei der Erledigung der Hausaufgaben und Zusatzaufträgen verdient Lob.

Gut
Der Schüler ist bestrebt, die ihm gesellten Aufgaben immer gewissenhaft und zuverlässig zu erfüllen. Er beteiligt sich rege an der Lösung gemeinsamer schulischer und außerschulischen Aufgaben. Seine Hausaufgaben erledigt der Schüler vorbildhaft. Der Schüler zeigt sich hilfsbereit seinen Mitschülern gegenüber.

Genügend
Der Schüler ist bisweilen nachlässig bei der Erledigung der ihm übertragenen Aufgaben. Er nimmt an der Lösung schulischer und außerschulischer Aufgaben teil. Der Schüler vergißt selten im Schuljahr seine Hausaufgaben. Der Schüler nimmt außerdem keine hervorragende Stellung bei der Erfüllung von Zusatzaufträgen oder dem Gelingen von Veranstaltungen im Kollektiv der Klasse ein. Er ist nicht immer in der Lage oder gewillt, seinen Mitschülern gegenüber hilfsbereit aufzutreten.

Mangelhaft
Der Schüler ist häufig nachlässig und unzuverlässig in der Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben. Er nimmt an gemeinsamen schulischen und außerschulischen Arbeiten und Veranstaltungen nur geringen Anteil. Dem Schüler mangelt es wiederholt an Engagement und Einsatz sowie Hilfsbereitschaft für seine Mitschüler und das Kollektiv der Klasse. Seine Hausaufgaben vergißt der Schüler bisweilen.

Ungenügend
Der Schüler ist in der Erledigung der ihm übertragenen Aufgaben ständig nachlässig und unzuverlässig. Seine Resultate sind oft von minderwertiger Qualität. Gemeinsamen schulischen und außerschulischen Aufgaben gegenüber verhält er sich gleichgültig. Ihm fehlt jedes Mindestmaß an Tatendrang und es mangelt ihm fortlaufend an Engagement. Der Schüler vergißt mehrmals im Schuljahr in verschiedenen Fächern seine Hausaufaben und zeigt sich außerstande, seinen Mitschülern hilfsbereit zu begegnen. Mit der Nichtversetzung ist Gelegenheit auf Besserung zu geben.

[…]"

(1.9.1956)

Viele Grüße :smile:

Ja das ist mir alles bekannt. Ich hab zu meiner Zeit (aktiven Schulzeit) öfters das Gespräch mit Lehrern wegen meiner Fleiß und Ordnungsnote gesucht. Ordnung, weil ich niemals zu spät kam (Buskind) und ich immer stehts alles dabei hatte (Schließfach & Einen Hefter für alle Fächer säuberlichst gegliedert). Doch immer hab ich in Ordnung nur eine 3 bekommen. Ich hatte die schönste Schrift in meiner Klasse (Jungs) und mein Platz war auch immer aufgeräumt.

Ich hatte jedoch bis zum Abitur immer „nur einen Schnitt von 2,75“ (war auch mein Abi-Schnitt). Demnach zufolge hatte ich auch einige dreien auf dem Zeugnis gehabt bzw. 7-9 Punkte.

Ich bin der Meinung, dass ich genau deswegen immer nur dreien in Betragen und Fleiß erhalten habe (bis zur 10. Klasse)

Ich denke, dass die Lehrer sich garnicht mehr so ein genaues Bild von allen Mitschülern machen wie du es hier beschreibst. Und ehrlich gesagt wissen wir doch alle, dass das Lehrerzimmer immer mehr einer Klatschrunde gleicht.

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Grüß Dich.

Ich denke, dass die Lehrer sich gar nicht mehr so ein genaues Bild
von allen Mitschülern machen wie du es hier beschreibst. Und ehrlich
gesagt wissen wir doch alle, dass das Lehrerzimmer immer mehr einer
Klatschrunde gleicht.

Ja, das ist aber doch kein Problem der Verhaltensnoten an sich, sondern es liegt am pädagogischen Handeln und der didaktisch-methodischen Ausbildung der Lehrer.

Lieber Herr im Himmel, wir leben in einer Demokratie!

Die Lobby der Eltern ist sich doch sonst nicht zu fein, wegen jeder primitiven Scheiße in die Schule gerannt zu kommen und den Lehrern aufs Dach zu steigen.

Wo ist auf einmal der Druck der Lobby, wenn politisch gestaltet und geändert werden soll?

Jedem Ostdeutschen schmiert man es selbstgerecht und arrogant auf die Bemme, wie er nur tatenlos mitschwimmen konnte ohne Anflüge von Heldenwahn, ohne was zu tun, ohne den Mund aufzumachen.
Hauptsache sich zwei Sätze weiter anno 2009 wie das Opfer der Obrigkeit herrichten und auf die ach so böse Schule schimpfen mit ihren ach so schädlichen Zensuren und den achso unfähigen oder oberflächlichen Lehrer. Und es ist ja alles sowieso ungerecht.

Wo ist der Druck dafür, daß endlich die Lehrerausbildung grundlegend reformiert wird? Daß Lehrer lernen, objektive Noten und Verhaltensnoten zu erteilen (so objektiv wie möglich)?

Da ist ein Problem, eine schlechte Nachricht sozusagen, aber die schlechte Nachricht löst sich nicht auf, nur weil der Bote getötet wurde - in dem Falle die Noten.

Wo ist der Druck dafür, daß endlich nur die Schüler Lehrer werden dürfen, die die Anforderungen bewältigen können?
(Ich erinnere mich an die Debatte neulich, als ich den nächsten Schlag gegen die Lehrerschaft bereits erwartete.)

Nein, dort, wo es darauf ankommt, da ist Gekusche.
Sich aufregen über Symptome, anstatt die vielzitierte Demokratie zu leben und politisch zu handeln.
Wenn ich möchte, daß Verhaltensnoten funktionieren, brauche ich Lehrer, die das schlicht und ergreifend können. Und ich brauche ein Ministerium, was das alte Schulsystem notgedrungen in die Tonne wirft und was aus einem Guß entwirft, mit klarer Linie.

Dafür muß der entsprechende politische Druck ausgeübt werden.

Wieder über die wirksame und effektive Instanz der Verhaltenszensuren oder der Notengebung insgesamt herzuziehen, am Ende bloß weil das Kind Mist gebaut hat und die gerechte Strafe abbekommt, ist absolut keine Lösung. Die Systemfrage muß man am richtigen Ort stellen und wenn ich Geschichten über fragwürdige Zensierung höre, ist das Kind schon lange in den Brunnen gefallen. Denn dann ist wieder irgendein Dummkopf, statistisch wahrscheinlich mit Abitur 3.5 :wink:, Lehrer geworden, freut sich fett über seinen Beamtenstatus und tut, was er will.

Und selbst in der Situation könnte ich fragen:
Wozu gibt es Elternabende? Wozu gibt es Sprechstunden?

Die Eltern interessieren sich heutzutage für nichts; sind zu dämlich, Pamphlete vernünftig zu lesen; sind zu dämlich Eintragungen im Schülertagebuch (Hausaufgabenheft) zu lesen; kümmern sich einen Dreck um Schulzeug und Hausaufgaben; wissen keinen Deut über den exakten Zensurenstand; sind rundherm zu dumm für ausreichende Kommunikation mit der Schule.

Aber plötzlich am Schuljahresende stehen sie alle auf der Matte.

Ich vertrat meine Kinder desöfteren auf Elternabenden, wenn beide Eltern arbeiten mußten.
Und die Lehrerin vorne an der Tafel vor den Eltern wird bezahlt, und zwar in dem Moment ausschließlich dafür, daß sie mir gefälligst bis zur subatomaren Ebene Rede und Antwort zu stehen hat.

Und wenn es Bedenken bezüglich der Erteilung von Verhaltensnoten gibt, dann hat jeder der selbsternannten Demokraten einen Mund, den er zum Fragen benutzen kann!
Und wenn die Eltern in der großen Runde nicht einverstanden sind, dann kann Druck gemacht werden, bis das Resulat zufriedenstellend ist.

Diese Rechte haben die Eltern. Der Gelegenheiten gibt es viele.
Zur Abwechslung wäre es deswegen hilfreich den Lehrern nicht wegen jedem Quark die Hölle heiß zu machen, oder altklug über das Lehrerzimmer herzuziehen, sondern in einer Demokratie auch demokratisch mitzuhelfen.

Wenn ihr genaue, objektive Vorgaben wollt, ich hatte ja ein altes Beispiel zitiert, so daß die Bewertung klar und nachvollziehbar wird, dann sorgt einfach dafür. Mit den Lehrern zusammen.

Nächtliche genervte Grüße

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Hallo,

Dieser Teilsatz

…legen den Fokus von Schule zu stark
auf Fachwissen und nicht so sehr auf Kompetenzen.

gibt mir allerdings etwas Rätsel auf,

Hallo,

Werner!

Diese (ich bin versucht zu sagen: so genannten) Kompetenzen
sind auch für mich rätselhaft.
Beispiel:
Um welche Kompetenzen geht es in einer Fremdsprache?

Sprachkompetenz?

Um das Vokabel-SUCHEN-Können in Lexikon und Internet? Oder um
den vernünftigen Umgang mit den GELERNTEN Vokabeln beim
Übersetzen? Und/oder um den fremdsprachlichen Text verstehen
zu können?
Was daran ist so neu, dass man dafür eine neue Bezeichnung
finden musste?

Ich dachte eigentlich, dass das Wort Kompetenz schon älter ist.

Oder die „Kompetenz“ in Geschichte: Wie kompetent ist man
denn, wenn man vielleicht die Ottonen durchgenommen gekriegt
hat und dann „weiß“, was man unter dem mittelalterlichen
Kaisertum zu verstehen hat, aber von keinem anderen früheren
oder späteren Kaiser mehr etwas gehört hat?
Nach allen meinen Erfahrungen mit der Erarbeitung von
Lehrplänen (im Fach Geschichte am Gymnasium) hatte der Gewinn
an - ja: so genannter - Kompetenz immer einen Verlust an
solidem Fachwissen wegen Stundenreduzierung zu kaschieren.

Ei und was ist denn SOLIDES Fachwissen? Gehört dazu nicht auch die Kompetenz, sich dieses aneignen zu können?
Und was ist nicht solides Fachwissen?

Ich hätte nicht gedacht, dass aufgrund meines Postings das Wort Kompetenz so eine Bedeutung bekommt. Aber wie auch schon an anderer Stelle gesagt, vielleicht habe ich einfach auch eine Schwäche in der Kompetenz mich adäquat auszudrücken. (Kann aber damit leben.)

Es ging ja ursprünglich um die Notengebung. Da ist meine Meinung, diese sind nicht nötig um irgendwelches (Fach-)Wissen ob solide oder nicht bzw. Kompetenzen zu fördern.
Und ich bin der Meinung, dass Noten zu stark auf (unsolides) Wissen beruhen.

Gruß!
Hannes
Ps: Das Obige könnte den Eindruck einer gewissen Skepsis
erzeugen. Dieser Eindruck wäre der richtige.

LG
Stefan

Hallo,

Allerdings haben Noten ja nicht nur eine
Lern(de)motivationsfunktion.

Sondern was noch, außer eine zweifelhafte
Leistungsbeschreibungsfunktion?

Nun eine ganze Latte, wobei einige davon nicht auf den Schüler bezogen sind, so stellen sie z. B. auch für den Lehrer einen Nachweis seiner Tätigkeit dar.
Auf den Schüler bezogen fallen mir auf Anhieb ein:
#Motivation (hoffentlich)
#Orientierung (Arbeitssteuerung)
#Disziplinierung
#Selektion (Zugangsberechtigung zu Bildungsgängen und Arbeitsplätzen)
#Mitteilung (an Schüler und Erziehungsberechtigte)

Hm, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, vielleicht
fehlen mir aber auch die richtigen Worte. Wenn ich von
Kompetenzen spreche meine ich nicht nur die Methodenkompetenz,
sondern auch die Sozialkompetenz, die Kompetenz zur
Transferleistung (heißt das so?), Medienkompetenz,…

Ich denke wir verstehen da schon ungefähr das gleiche darunter, wobei Transferleistungen und Medienkompetenz m. E. schon immer teil der Wissensvermittlung waren und sind.
Mittlerweile wird aber in jeden Lehrplan eine Wust sonstiger Kompetenzen eingebaut, der die Schule völlig überfordert und letztlich auf Kosten der Inhalte geht mit denen man die Kompetenzen überhaupt anwenden könnte.

Ich erlebe mittlerweile Schüler, die total Medienkompetent ihre Referate zusammenpuzzlen - wenn sie diese nicht komplett abkupfern - dann per Powerpoint gekonnt vortragen, unterhaltsam und technisch anspruchsvoll. Wenn ich - oder Mitschüler - dann aber nachfrage stelle ich fest, dass sie von dem, was sie vortragen, selbst so gut wie nichts verstanden haben.

Ein anderes Beispiel ist der Lehrplan für medizinische Fachangestellte. Dort wurden komplexe Fallbeispiele eingebaut, die die Schülerinnen weitgehend eingenverantwortlich bearbeiten müssen.
Eigentlich ist die Vermittlung der Handlungskompetenz im dualen Ausbildungssystem aber den Betrieben zugeordnet. Hier simuliert die Schule also das was eigentlich in den Praxen vermittelt werden sollte.
Am Ende ist die Förderung der Handlungskompetenz hier so zeitaufwendig, dass schlicht drei komplette Organsysteme nicht mehr behandelt werden. Eine Medizinische Fachangestellte soll also z. B. mittlerweile ganz offiziell nichts mehr über das Nervensystem erfahren.
Nun kann man hier wie in jedem Fach natürlich argmentieren, dass die Kompetenz sich Wissen handlungsrelevant selbst anzueignen die eigentlich Schlüsselqualifikation ist. Dem Widerspreche ich auch nicht, nur ist dies zum einen manchen Schülern nur beschränkt möglich, und zum anderen dient nicht jede schön klingende Kompetenz in der Präambel eines Lehrplanes auch diesem Ziel. Oft genug sind das auch bunte Kühe, die je nach (politischem) Geschmack mal wieder durch die Schule getrieben werden.

Ein Beispiel: bei uns in der Realschule ist ein Schüler, der
laut Aussage seiner Lehrer einstimmig als unterfordert
bezeichnet wird. Auf meine Frage hin, wieso er dann nicht aufs
Gymnasium empfohlen wird, war die Antwort (wieder einstimmig),
er ist schriftlich zu langsam. Dadurch wird er bei den
Klassenarbeiten (fast) nie fertig und bekommt daher keine gute
Noten.

Das ist ein traugiges Beispiel, aber Leistung ist nun mal auch ein Zeitprodukt. Die Schule ist - man mag es sich anders wünschen, wenn man es bezahlen kann/will - nur bedingt individualisierbar.

Grüße
Werner