Ist es ungebührlich Bravo oder Brava zu rufen nach dem Ende einer Oper

Vielleicht mag diese Frage verwundern. Aber nachdem ich vor Kurzem nach dem Besuch einer Oper laut Bravo bzw. Brava für die Leistung der Sängerinnen und Sänger gerufen habe, hat ein Nachbar sich daran gestört und meinte , dass wir nicht in Italien am Markusplatz wären und ich das einstellen soll. Was nun der Markusplatz damit zu tun hat entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich war auch nicht der Einzige der seinen Gefallen so kundgab. Und falls von den Leseirinnen bzw Lesern dieser Zeilen Sängerinnen oder Schauspieler dabei sind, freuen sie die Bravos und Bravas ? oder finden Sie es unangebracht?

Ich persönlich störe mich an den Buhs , wenn einem etwas nicht gefällt kann man einfach auf Applaus verzichten. Aber Buhs sind wie faule Eier die man auf die Bühne meint werfen zu müssen. Bravi dagegen wie Blumen .

Vielen Dank für die Antworten

Hallo,
das ist absolut nicht unüblich!
Das BRAVO ist eben der besondere Ausdruck des Gefallens, das BUH des Mißfallens.

Manchmal fallen die „Fans“ besonders mit ihren Rufen auf.

die Steigerung von beidem ist natürlich in der einen Richtung das Werfen von Blumen, in der anderen Richtung von Tomaten…

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Moin,

Zum Schluss gerne. Was mich tatsächlich stört, ist, dass es mittlerweile nach jeder Arie Szenenapplaus gibt. Das stört (meinen)Genuss erheblich. Ich weiß nicht, ob es evtl. auch die Sängerinen und Sänger oder das Orchester stört.

Data

Herzlichen Dank, so sehe ich das auch :slight_smile: Ich weiss,dass man z Bsp bei Mozartopern auch nach einer Arie klatschen kann- ( z Bsp Arie der Königin der Nacht) aber bei Wagner es nicht üblich ist. Aber es ging auch mehr um die Frage was am Schluss möglich ist.

Hallo Data,

absolut richtig - und im Prinzip genauso „bescheuert“ wie die typisch „deutsche“ Unsitte des Mitklatschens (am liebsten stramm durch im Marschtakt, gleich, welches Stück gerade interpretiert wird) …

haarehochstellende Grüße

Helmut

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Der Markusplatz befindet sich halt in Italien. Vielleicht wäre dein Sitznachbar zufrieden gewesen, wenn du ‚Großes Lob!‘ oder ‚Sehr gut‘ gerufen hättest. Oder ‚Zugabe!‘, das ist ja auch kein italienisches Wort …

Oder deine Bravo-Rufe waren ihm zu laut, oder er war zum ersten Mal in einer Oper und hört sonst nur Studio-Aufnahmen und kennt das nicht.

Oder ihm gefallen die Sitten und Gebräuche bei klassischen Konzerten nicht, möchte sie ändern und hat bei dir schon mal angefangen.

Oder er ist selber Sänger und kriegt NIE ein Bravo zu hören, wenn er selber auf der Bühne steht, und findet Bravo-Rufe deswegen BLÖD.

Das wurde dem Publikum ja erst in den letzten hundertzwanzig Jahren aberzogen, von Leuten wie Mahler und Wagner. Bis dahin war es absolut üblich, daß es nach jeder Arie, nach besonders gelungenen Phrasen und dergleichen Applaus gab, die Sänger das Stück gegebenenfalls zu wiederholen hatten und so weiter. Die Oper war die allermeiste Zeit ihrer Existenz keine Bildungsangelegenheit, sondern eine Show…

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Oder ganz mittendrin, weil die Leute denken, man ist fertig, dabei kommt das Beste noch … :slight_smile: Extrem irritierend. Gut, dass ich so eine laute Stimme habe * g*
Gruß,
Eva

ja richtig, mittendrin z B zwischen Ende der Arie und Beginn der Stretta ist es ein no go, aber wenn der Tenor das hohe C in " di quella pira" oder der Sopran das dreigestrichene f in der "Hölle Rachen " gemeistert hat, darf man gerne bravo rufen. Das iist ein wenig wie beim Eiskunstlauf, da klatschen die Zuschauer auch wenn der dreifache Rittberger gelungen ist - und dürfen das auch m.E.

Übrigens: Nach dem Liebestod von Isolde sollte man ein Da capo vulgo Zugabe der Sängerin ersparen,damit Tristan auch post mortem weiterhin mild und leise lächeln kann :wink:

und manchmal gilt auch der Satz: " der Regel Güte man daraus erwägt, dass sie auch eine Ausnahm´verträgt " ( Hans Sachs 1. Akt Meistersinger von Nürnberg)

prinzipiell halte ich es so, dass ich erst am Ende der Oper egal ob „Nummernoper wie die Zauberflöte, oder durchkomponiert wie das Rheingold, meine Bravi / Bravo und Brava den Solisten zurufe. Ausnahme wäre eine besonders gut gelunge interpretation z Bsp bei einem Debüt einer jungen Sängerin oder sollte es die Abschiedsvorstellung sein dann auch für den abtretenden Sänger. Das rhythmische Mitklatschen finde ich furchtbar. Hab das mal in Verona bei einer Carmen_Aufführung: " toreador en garde“ erlebt.

Hallo!
Nach meiner Meinung - nein! Es ist nun mal kein Eiskunstlauf. Das größte Kompliment für den Sänger besteht darin, wenn nach seinem Vortrag (bei dem er sich etwas gedacht hat, den er gestaltet hat) noch eine Sekunde lang atemlose Stille herrscht, bevor der Beifall losbricht. Dann war das Publikum gepackt.

Just my two Cents.
Gruß,
Eva

Danke für diese überaus amüsante Antwort - ich bin selber Sänger und habe laut gelacht.

Nein. Es ist unterschiedlich in verschiedenen Ländern. In der Scala (Milano), wo ich meine Wurzeln habe, brüllen die Leute sogar in die Arien hinein, wenn eine Sängerin, ein Sänger, einen einzelnen „berühmten“ Ton besonders gut gestaltet hat.
Einmal erlebte ich - etwas Scala-untypisch, aber das machen die eben auch - einen „Tannhäuser“. Es gab frenetischen Applaus nach einem „kleinen g“ auf „-stern“ des Wolfram, der sich wohl auf die Gestaltung der ganzen Melodielinie bezog. Auf sowas steht wohl in Deutschland die Todesstrafe.
Ruf in aller Frische und Begeisterung „Brava“ oder „Bravo“. Die Sängerinnen und Sänger freut’s. Ich bin selber einer, ich weiß, wie es ist. Daß in Deutschland die Leute gesittet das Ende einer Arie abwarten, bis sie ihre Begeisterung ausdrücken, ist ok, ich habe mich daran gewöhnt. Für mich ist das bereits überdiszipliniert.
Musik ist nun mal Kommunikation. Ich habe in dieser Hinsicht viel von Rockmusikern gelernt. Ja, ich finde die nicht „weniger wert“ als mich einfachen Opernsänger. Allerdings trage ich, wenn ich mit meiner Tochter ein Rockkonzert besuche, Gehörschutz. Schon aus beruflichen Gründen.

Bravissimo für diesen coolen Kommentar ! ich frage mich nur wie die Bravi wohl ausgefallen wären, hätte Maestro Wagner dem Wolfram nach seiner „Canzone“ noch eine Stretta abgeliefert womöglich mit dem b1

( seht dort am Hi hi hi mel leuchten die St ä ä ä r n ä) !

das wird wohl ewig unbeantwortet bleiben müssen

Ein herzliches toi toi toi

Stefan

Es wird ja berichtet, daß Wagner bei den Bayreuther Parsifal-Aufführungen 1882 den Blumenmädchen applaudierte und daraufhin von den Wagnerianern ausgezischt wurde…