Ist Exkommunikation noch Zeitgemäß, Schlüsselamt

Schlüsselamt, christlich, findet sich in der Bibel, wenn man so will, Mt 18,19.

Hier fordert Jesus seine Jünger auf, sogenannte Sündenböcke als Heiden und Zöllner anzusehen, als Ausgestoßene. Asozial, kann es sein, dass hier gefälscht wurde? Es wird hier 1. ein Berufsstand verunglimpft, 2. der Heidenheiland negiert?

Hallo,

Schlüsselamt, christlich, findet sich in der Bibel, wenn man
so will, Mt 18,19.
Hier fordert Jesus seine Jünger auf, sogenannte Sündenböcke
als Heiden und Zöllner anzusehen,

zuerst mal das Zitat Matt.18,19 (Lutherbibel)
19 Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.
Wo ist da irgendetwas zu sehen was mit deiner Einlassung zu tun hat ?
Es ist wirklich grausig, was da manchmal hier von dir rausgelassen wird.
Dies wird auch nicht besser, wenn ich deine Aussage, der richtigen ? ( welcher?) Schriftstelle
zuordnen würde.

kann es sein, dass hier gefälscht wurde?

Ja,von dir.

Gruß VIKTOR

Hallo,

  1. „Gefälscht“? – Nein, davon ist nicht auszugehen. Schon gar nicht, wenn man den Gesamtkonext hinzuzieht, denn dann ergibt sich m.E. ein schlüssiges Bild.

  2. Berufstand: Zöllner von damals sind nicht die Zöllner von heute. Die Zöllner von damals erhoben die Zölle ja für das römische Reich – sie paktierten mit der Besatzungsmacht. Die Bibel spricht auch davon, dass Zöllner ihre Machtposition ausnutzten, um sich unrechtmäßig zu bereichern. Dieses Handeln steht im Gegensatz zu Gottes Willen – daher waren „normale“ Zöllner sicher eher keine Gemeindemitglieder. Aber: Auf der anderen Seite sucht Jesus ja gerade die verlorenen Menschen – und in diesem Zusammenhang werden explizit die Zöllner erwähnt! -> Mt 9,10Mt 21,31 etc. Übrigens war Matthäus selbst ein Zöllner, und das sagt er auch ganz offen: Mt 10,33. Heidenheiland: Das Heil kommt von den Juden (Joh. 4,22). Daher ist es nur konsequent, dass Jesus sein Erlösungswerk unter Juden beginnt, selbst wenn uns das manchmal „unfair“ erscheint (vgl. Mk 7,27f). Trotzdem ist kristallklar, dass Jesus ALLE Völker im Blick hatte: Mt 28,19. So richtig in Fahrt kam die Verbeitung der Frohen Borschaft unter den Heiden aber erst unter Paulus, und das war selbst für viele Juden eine Art „Schock“. Über ein Schlüsselereignis in diesem Zusammenhang wird in Apostelgeschichte 10 berichtet.

Mein Fazit: Wenn man die Bibel vollständig Ernst nimmt, ergibt sich ein schlüssiges Bild, wenn man Teile weglässt oder hinzufügt, wird es immer schwierig…

Viele Grüße

Danke, …besser Mt 15ff, wobei hier die Kopierfunktion bei w-w-w fehlt/nicht geht, …

Hallo,

  1. „Gefälscht“? – Nein, davon ist nicht auszugehen. Schon gar
    nicht, wenn man den Gesamtkonext hinzuzieht, denn dann ergibt
    sich m.E. ein schlüssiges Bild.

  2. Berufstand: Zöllner von damals sind nicht die Zöllner von
    heute. Die Zöllner von damals erhoben die Zölle ja für das
    römische Reich – sie paktierten mit der Besatzungsmacht. Die
    Bibel spricht auch davon, dass Zöllner ihre Machtposition
    ausnutzten, um sich unrechtmäßig zu bereichern. Dieses Handeln
    steht im Gegensatz zu Gottes Willen – daher waren „normale“
    Zöllner sicher eher keine Gemeindemitglieder.

Das ist der Sachverhalt, der mit aufgestoßen ist, stimmt, auch mein lokaler Pfarrer hat da schon einmal rumgemacht, so: Seelsorge sei Finanzbuchhaltung und das sei normal so, wohl zum Zwecke der chistlichen Erlösung?

  1. Heidenheiland: Das Heil kommt von den Juden (Joh. 4,22).
    Daher ist es nur konsequent, dass Jesus sein Erlösungswerk
    unter Juden beginnt, selbst wenn uns das manchmal „unfair“
    erscheint (vgl. Mk 7,27f). Trotzdem ist kristallklar, dass
    Jesus ALLE Völker im Blick hatte: Mt 28,19. So richtig in
    Fahrt kam die Verbeitung der Frohen Borschaft unter den Heiden
    aber erst unter Paulus, und das war selbst für viele Juden
    eine Art „Schock“. Über ein Schlüsselereignis in diesem
    Zusammenhang wird in Apostelgeschichte 10 berichtet.

Das erscheint mir hier unlogisch zu sein, bereitet Jesus hier dann die neueren Christen vor, die dann wieder erlöst werden?

Hallo,

Danke, …besser Mt 15ff, …

es wird nicht besser.Auch hier im Kap.15 gibt es nicht den geringsten Bezug zu Deinem Beitrag.
Was soll das hier ? „Schnitzeljagd“ ?
Hast du überhaupt in der Schrift nachgeschaut oder nur irgendetwas abgeschrieben von
jemanden der auch nichts weiß ?

Gruß VIKTOR

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ich denke, es ist alles gesagt, aber der Beitrag Mt15ff sieht die Situation denke ich ebenfalls, Jesus kommt zu den Juden, aber Heiden sollen zu Hausen bleiben!

Jesus ist Jude, Steuerhinterzieher mag er auch nicht, siehe dazu auch Mt 18,15, mein Beitrag, :wink: Das erscheint aber soch konträr oder, zu Stellen an denen er sich Steuerhinterziehern und Heiden zuwendet?

Schlüsselamt, christlich, findet sich in der Bibel, wenn man
so will, Mt 18,19.

Fast richtig. Kanonische Grundlage ist neben Mt 18, 18 vor allem Mt 16 , 19 und Joh 20, 23. Ob sich aus Mt 18 und Joh 20 wirklich ein „Amt“ ableiten lässt oder ob da nicht vielmehr die Gemeinde insgesamt ermächtigt wird, ist eine andere Frage.

Hier fordert Jesus seine Jünger auf, sogenannte Sündenböcke
als Heiden und Zöllner anzusehen, als Ausgestoßene.

Das wiederum ist kompletter Stuss. Zunächst steht das, was Du da ansprichst, nicht in Vers 19 und auch nicht in 18, sondern in 15 - 17. Zu „Sündenbock“ im konkreten Verständnis vgl. Lev 16. Natürlich handelt es sich auch nicht um „Sündenböcke“ im übertragenen Sinn - eigentlich nicht misszuverstehen: „Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat …“ (Mt 18, 15). Die ganze Passage Mt 18, 12 - 34 behandelt den Umgang der Mitglieder der Gemeinde miteinander bei Rechtsstreitigkeiten.

In dem speziellen Abschnitt 15 - 17 geht es also um Rechtsverletzungen, die ein Gemeindemitglied an einem anderen begeht. Wenn Dein Nachbar Dir z.B. die Äpfel aus Deinem Garten klaut, dann ist er kein „Sündenbock“, sondern er hat Dich in Deinen Rechten verletzt, also „an dir gesündigt“. Es wird klar gesagt, was in einem solchen Fall zu tun ist: der Geschädigte soll zunächst versuchen, das Problem direkt mit dem Schädiger zu klären. Gelingt dies nicht, soll ein erneuter Klärungs- und Versöhnungsversuch unter Zeugen versucht werden. Gelingt auch dies nicht, soll der Fall der gesamten Gemeinde zur Entscheidung vorgelegt werden. Erst, wenn auch dieses letzte Mittel versagt (sich also der Schädiger der Entscheidung nicht unterwirft), soll der Schädiger nicht mehr als Mitglied der Gemeinde angesehen („so gelte er dir wie ein Heide“) und sozial geächtet werden („und Zöllner“). Das „gelte er dir wie ein Heide“ richtet sich nach meinem Verständnis vor allem darauf, dass es dann - also wenn sowohl der Versuch gütlicher Einigung wie auch schiedsgerichtlicher Klärung durch die Gemeinde fehlgeschlagen ist - auch erlaubt ist, gegen den Schädiger ein weltliches Gericht (z.B. ein römisches) anzurufen. Das heisst umgekehrt: Gemeindemitglieder sollen ihre internen Streitigkeiten nicht nach außen tragen und nicht vor Gerichten austragen. „Heide“ hat hier keine abwertende Konnotation, es steht schlicht für „nicht zur Gemeinde gehörend“. Woraus sich auch ableiten lässt, dass jemand, der sich Entscheidungen der Gemeinde nicht unterwirft, damit seine Zugehörigkeit verliert. Natürlich ist das „Exkommunikation“ (übersetzt: ‚Ausschluss aus der Gemeinschaft‘) - und daran ist überhaupt nichts unzeitgemäßes. Ausschlüsse von Mitgliedern, die die Gemeinschaft schädigen und sich nicht deren Entscheidungen beugen wollen, gibt es z.B. auch in Vereinen und Parteien - aus gutem Grund. Wie die Entscheidungen einer Gemeinschaft getroffen werden (d.h. konkret von wem ) ist hingegen eine ganz andere Frage, wo es durchaus zeitgemäße und weniger zeitgemäße Modelle gibt.

Zum „Berufsstand“ der sog. Zöllner wurde schon einiges gesagt. In der Regel waren es einheimische (d.h. auch jüdische) Agenten, die für die römische Besatzungsmacht oder die Marionettenkönige der herodianischen Dynastie vor Ort Steuern und Abgaben eintrieben und sich dabei sehr häufig durch überhöhte Veranschlagungen / Forderungen und Korruption persönlich bereicherten. Ihr soziales Ansehen unter der einheimischen Bevölkerung dürfte in etwa dem der Nazi-Kollaborateure in den von den Deutschen überfallenen Ländern entsprochen haben - durchaus nicht grundlos.

Die soziale Ächtung, die Jesus bei uneinsichtigen Rechtsbrechern empfiehlt und offensichtlich im Fall der ‚Zöllner‘ auch gut heisst, schließt jedoch ausdrücklich nicht Vergebung aus (Mt 18, 21 - 35, nicht zufällig unmittelbar anschließend) und auch nicht weiteres Bemühen um „Bekehrung“ (Mt 18, 12 - 14, ebenso wenig zufällig unmittelbar vorangehend). Neben Mt 18 zeigt dies das konkrete Beispiel des ‚Zöllners‘ Zachäus (Lk 19, 1 - 10), dessen Gastfreundschaft Jesus annahm, worauf dieser versprach, seinen halben Besitz zur Armenfürsorge zu verwenden und die, die er als ‚Zöllner‘ unrechtmäßig geschädigt hatte, mit dem vierfachen des von ihnen Erpressten zu entschädigen. Ein anderes Beispiel wurde auch schon genannt, nämlich der Apostel Mätthäus selbst (der traditionell als Verfasser des hier zitierten Evangeliums gilt), der vor seiner Berufung ‚Zöllner‘ war (Mt 9, 9). Die soziale Ächtung war also an das konkrete Handeln des Geächteten gebunden, nicht an Stand oder Herkunft - gab der Geächtete dieses Handeln auf, war damit auch der Grund für die Ächtung weggefallen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf
guter Beitrag von dir.

Verfasser des hier zitierten Evangeliums gilt), der vor seiner Berufung ‚Zöllner‘ war (Mt 9, 9).

Weshalb er wohl auch mit den „sündigen“ Zöllnern mehr Mitgefühl zeigte.

Die soziale Ächtung war also an das konkrete Handeln des Geächteten gebunden, nicht an
Stand oder Herkunft - gab der Geächtete dieses Handeln auf, war damit auch der Grund für die
Ächtung weggefallen.

Da es hier um eine Heilsbotschaft (geht es hier immer) geht ist auch die „Ächtung“ vor Gott
nicht vom Rang (oder „Leistungen“)abhängig sondern von der Gesinnung in der Abkehr vom
Unrecht.
Deutlich ist dies auch bei Luk.18.9-14 dargestellt, eine der Schlüsselaussagen in der
Botschaft zur Rechtfertigung vor Gott, welche so auch in unserem profanem Leben ihren
Platz hat (auch wenn man die Schrift nicht kennt)

Gruß VIKTOR

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Hallo,

ich danke hiermit allen aktiven und passiven Diskussionsteilnehmern, für den hilfreichen Input, um aufmerksam zumachen, trotzdem Pipipip wir haben uns alle lieb anscheinend dann doch nicht Jesus ist, …

Hi jhoech

Pipipip wir haben uns alle lieb

Noch lieber haben wir uns allerdings (wenn das überhaupt noch steigerungsfähig ist), wenn du immer schön deine Medikamente in der richtigen Menge einnimmst.
Gruß,
Branden

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Trauschein
Traue keiner ohne Trauschein! Die macht nur BDSM, dann nimmst du Drogen, und dann, …

Traue keiner ohne Trauschein! Die macht nur BDSM, dann nimmst
du Drogen, und dann, …

dann bist du sowas von am Arsch - naja, du kennst das.

Man, …
lebt gerade dann, wenn man am Arsch ist, das kennst du doch, …

Hallo,
ich war mir nicht sicher, ob Du die Frage ernst gemeint hast, denn ich fand nicht, dass die Überschrift zur Bibelstelle passte. 

Also: A) Ich bin eh nicht der Meinung, dass irgendein Mensch jemanden Exkommunizieren sollte. Natürlich kann jede Gemeinschaft jemanden ausschließen, aber von meinem Verständnis her kann zwar eine Kirche zu jemandem sagen, Dich wollen wir nicht mehr, weil Du vielleicht geschieden bist, als Pfarrer eine Frau hast u.s.w. Das sind menschliche Regeln. 
Jesus hat da - Gott sei Dank - ein weiteres Herz. Er ist der Zugang zu Gott, und das ohne Vorbedingungen. Das Wollen ist das einzige.

Jesus hat zu den Menschen seiner Zeit so gesprochen, dass sie ihn verstehen. In seinem Umfeld waren die Heiden (also alle, die nicht zum Volk Israel gehörten) und die Zolleinnehmer Menschen, die von Gott nichts wissen wollten und sich nicht an die Gebote hielten. Wenn er hier diese eine Berufsgruppe rauspickt, dann ist das etwa so, wie wenn heute einer sagt: Dem kannst Du glauben wie einem Politiker vor der Wahl. Es wird jeder gleich verstehen, was gemeint ist, auch wenn es Politiker geben mag, die sich auch nach der Wahl an die Versprechen erinnern. Er nahm Bilder und Beispiele aus seiner Umgebung. 

Ich hoffe, Du kannst mit dieser Antwort etwas anfangen. 
Viele Grüße
Gaby

Scherzhaft wirkt die Frage evtl. in einem Punkt, da auch nicht ganz klar ist, was Sünde hier eigentlich bedeutet. … Das sehe ich aber auch als eines der größten Probleme der Kirche an sich an, …

Hallo,
ich war mir nicht sicher, ob Du die Frage ernst gemeint hast,
denn ich fand nicht, dass die Überschrift zur Bibelstelle
passte.

Hallo jhoech,

die Textstelle aus der Bibel, auf die Du Dich beziehst, findet sich in Matthäus 18 Vers 17 (ich habe 14 Bibeln verglichen und keine Übersetzung gefunden, in der sich diese Textstelle im Vers 19 findet). Der Wortwahl nach könnte es sich um die Lutherbibel handeln, aus der Du zitiert hast.

Und Deine Frage bezieht sich konkret darauf, ob Jesus in der von Dir zitierten Aussage nicht einerseits den Berufsstand der Zöllner verunglimpft und andererseits die Heiden diffamiert hat, die er ja anderseits durch seine Lehren und sein für alle Menschen geltendes Opfer retten wollte. Du hinterfragst die Aufforderung Jesu und überlegst, ob Jesus so etwas wirklich gesagt haben kann.

Wichtig bei der Behandlung dieser Fragen ist – wie immer – der Zusammenhang und das Wissen um die Situation der Tage Jesu!

In der Lutherbibel von 1984 lauten die Verse i Matthäus 18 Vers 15-17 wie folgt:

„15 Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. 17 Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.“

Die Bibel bietet uns hier Einblick in Gottes Gedanken in Bezug auf die Frage, was wir tun sollten, falls jemand gegen uns sündigt. Jesus, der voll und ganz das Denken und Handeln seines Vaters im Himmel widerspiegelte, sagte dies zu seinen Aposteln, die später christliche Aufseher waren und nach seinem Tod die Christenversammlung leiten sollten.

Unter dem mosaischen Gesetz reichte bei bestimmten Sünden die Vergebung der Person, gegen die man sich vergangen hatte, nicht aus. Gotteslästerung, Abtrünnigkeit, Götzendienst und die geschlechtlichen Sünden Hurerei, Ehebruch und Homosexualität waren unter dem mosaischen Gesetz meldepflichtig, das heißt damit mussten sich die Ältesten oder Priester befassen. Das trifft auch auf die Christenversammlung zu, wie die späteren, inspirierten Briefe der Apostel deutlich zeigen.

Beachten wir jedoch, dass die Kategorie von Sünden, die Jesus in Matthäus 18 Vers 15-17 ansprach, eigentlich zwischen zwei Personen bereinigt werden konnten. Allerdings – und das geht auch aus dem Zusammenhang klar hervorgeht – muss Jesus eine schwere Sünde gemeint haben, nicht bloß eine Meinungsverschiedenheit, denn sonst wäre es nicht in letzter Konsequenz zu einer Meidung dieser Person gekommen.

Die Anweisung in Vers 15 zeigt, dass jemand, gegen den ernsthaft gesündigt wurde, dies nicht an die große Glocke hängen sollte, sondern dass er sich erst einmal – ganz im Sinne von Sprüche 25 Vers 9+10 – in einem persönlichen Gespräch unter vier Augen an seinen Bruder wenden und die Sache offen mit ihm besprechen sollte. Beachtenswert ist hier, dass sich das „Opfer“ der sündigen Handlung nicht auf den Standpunkt zurückziehen sollte, den anderen erst einmal kommen zu lassen, nach der Devise „der hat ja schließlich gesündigt“. Nein, Jesus weist das „Opfer“ darauf hin, dass er den ersten Schritt machen muss, wenn er das Gefühl hat, falsch behandelt worden zu sein. Womöglich ist sich der „Täter“ gar keiner Schuld bewusst und würde daher nicht den ersten Schritt machen.

Sollte dieses Gespräch gemäß Vers 16 nicht fruchten, dann sollte er einen oder zwei weitere Personen mitnehmen, um die Sache noch einmal zu erörtern. Der Apostel Paulus hat diesen Gedanken später unter göttlicher Inspiration an die Versammlung in Galatien beschrieben und wir finden seine Worte in Galater 6 Vers 1:

„1 Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt tut, ehe er es gewahr wird, so versucht ihr, die geistig Befähigten, einen solchen Menschen im Geist der Milde wieder zurechtzubringen, während du dich selbst im Auge behältst, damit nicht auch du versucht wirst."

Sollte das erste Gespräch also sehr einseitig verlaufen sein, könnten weitere reife Personen dazu beitragen, die Sache in einem ausgeglichenen Licht zu sehen und zu vermitteln.

Erst im dritten Schritt, der im Vers 17 erwähnt wird, sollte er zur Gemeinde sprechen. Der gesamte Kontext sowie die weiteren Anweisungen Jesus lassen erkennen, dass damit nicht gemeint war, die Sache eine großen Gruppen von Menschen in einer Gemeinde bekannt zu machen, sondern damit war gemeint, die älteren Männer der Gemeinde anzusprechen und die Angelegenheit vor sie zu bringen.

Wie der Bibelgelehrte Albert Barnes bemerkte, konnten mit Jesu Anweisung „Sprich zu der Versammlung (Gemeind)“ die Personen gemeint sein, „die befugt waren, solche Fälle zu verhandeln: die Repräsentanten der Kirche oder deren Vertreter. In der jüdischen Synagoge gab es ein Gericht, das sich aus Ältesten zusammensetzte, vor die Fälle dieser Art gebracht wurden.“ Von diesen älteren Männern war zu erwarten, dass sie genug Reife und Erfahrung hatten, die Angelegenheit / die Sünde in einem vernünftigen und ausgeglichenen Licht zu sehen und zu beurteilen, was zu tun war.

Welche Geisteshaltung wies jemand auf, der weder in einem persönlichen Gespräch unter vier Augen, noch in einem Gespräch mit weiteren Personen noch im Rahmen einer Behandlung eines Vorkommnisses vor den älteren Männern bereit war, einzulenken oder zu einer gütlichen Einigung zu kommen?

Diese rebellische, reuelose Geisteshaltung, die weder einsichtig noch auf Frieden bedacht war, würde für die Gemeinde oder Versammlung der Christen gefährlich sein und daher wies Jesus seine Jünger an, diese Person genauso zu behandeln, wie jemanden, der sich reuelos anderer schwerwiegenderer Verfehlungen schuldig gemacht hat.

Der Apostel Paulus wurde später von Gott inspiriert, diese Vorgehensweise in seinem Brief an die Korinther zu erwähnen und zwar in 1. Korinther 5 Vers 11-13:

11 Nun aber schreibe ich euch, keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen. 12 Denn was habe ich damit zu tun, die, die draußen sind, zu richten? Richtet ihr nicht die, die drinnen sind, 13 während Gott die richtet, die draußen sind? „Entfernt den bösen [Menschen] aus eurer Mitte.“

Was hat das alles nun mit Deiner eigentlichen Frage zu tun?

War die von Jesus geschilderte Vorgehensweise in Matthäus 18 Vers 15-17 nicht eine liebevolle Anleitung, wie mit Problemen unter Brüdern und Schwestern umgegangen werden sollte. Du hast Recht, eine Diffamierung eines Berufsstandes oder eine grundsätzliche Herabwürdigungen aller als Heiden bezeichneten Menschen passt dazu ganz und gar nicht.

Bemerkenswert ist, wie andere Bibeln den Text in Matthäus 18 Vers 17 wiedergeben:

Gute Nachricht Bibel: Wenn er immer noch nicht hören will, dann bring die Angelegenheit vor die Gemeinde. Wenn er nicht einmal auf die Gemeinde hört, dann behandle ihn wie einen Ungläubigen oder Betrüger.

Neues Leben: Wenn er auch dann nicht zuhören will, trage den Fall deiner Gemeinde vor. Wenn die Gemeinde dir Recht gibt, aber der andere auch dieses Urteil nicht anerkennt, dann behandelt ihn wie einen, der Gott nicht kennt, oder wie einen bestechlichen Steuereinnehmer.

Neue Welt-Übersetzung: Wenn er nicht auf sie hört, sprich zu der Versammlung. Wenn er auch nicht auf die Versammlung hört, so sei er für dich ebenso wie ein Mensch von den Nationen und wie ein Steuereinnehmer.

Jesu Jünger, die diese Worte hörten, wussten, dass ihre Landsleute keinen Umgang mit Heiden hatten. Unter dem mosaischen Gesetz, das zu Lebzeiten Jesu ja noch Gültigkeit hatte, war es den Israeliten verboten, Umgang mit Menschen anderer Nationen zu haben. Petrus bezog sich auf diese mosaische Anweisung, als er bei seinem Besuch und der späteren Bekehrung des Kornelius gemäß Apostelgeschichte 10 Vers 28 sagte:

„… „Ihr wisst wohl, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, sich einem Menschen von einer anderen Rasse anzuschließen oder sich ihm zu nähern; und doch hat Gott mir gezeigt, dass ich keinen Menschen verunreinigt oder unrein nennen sollte.“

Auch mieden die Juden der Tage Jesu Steuereinnehmer, Männer jüdischer Herkunft, die aber Personen geworden waren, welche die Leute ungerecht behandelten. Als Juden verstanden die Apostel also, was damit gemeint war, einen Sünder ‘wie einen Menschen von den Nationen („Heiden“) und wie einen Steuereinnehmer’ („Zöllner“) zu behandeln. Die Juden vermieden den Umgang mit Leuten von den Nationen und verachteten diejenigen ihrer Landsleute, die als korrupte und bestechliche Steuereinnehmer im Dienst der Römer standen.

In der Cyclopedia von McClintock und Strong heißt es: „Die Zöllner [Steuereinnehmer] des Neuen Testaments betrachtete man als Verräter und Abtrünnige, als befleckt durch ihren Umgang mit den Heiden, als willige Werkzeuge der Unterdrücker. Man stellte sie auf eine Stufe mit Sündern . . . Da sie sich selbst überlassen waren und Männer, die ein anständiges Leben führten, sich von ihnen fernhielten, fanden sie ihre einzigen Freunde oder Gefährten unter den Leuten, die wie sie Ausgestoßene waren.“

Folglich wies Jesus die Jünger an, mit einem von der Versammlung verworfenen Sünder keinen Umgang mehr zu haben.

Wie lässt sich das aber damit vereinbaren, dass Jesus manchmal mit Heiden und Steuereinnehmern zusammen war?

Wie zum Beispiel Lukas 3 Vers 12+13 zeigt, waren dass Menschen, die Ihren bisherigen Wandel aufgeben und zu den Lehren Jesu umkehren wollten.

„12 Doch auch Steuereinnehmer kamen, um getauft zu werden, und sie sprachen zu ihm: „Lehrer, was sollen wir tun?“ 13 Er sagte zu ihnen: „Verlangt nicht mehr als die Steuergebühr.“"

Neben vielen weiteren Textstellen kommt dies auch in Lukas 7 Vers 29 sowie Markus 2 Vers 15 zu Ausdruck. Es handelte sich bei den Menschen, mit denen Jesus sprach und die er belehrte also nicht um Menschen, die weiterhin ein schlechtes Leben führen wollten und irgendwelche Hilfe ablehnten. Sie hörten vielmehr Jesu Botschaft und ihr Herz wurde berührt. Auch wenn sie immer noch sündigten, obwohl sie sich wahrscheinlich bemühten, Änderungen vorzunehmen, ahmte Jesus seinen barmherzigen, himmlischen Vater nach, indem er ihnen predigte.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die in Matthäus 18 Vers 15-17 geschilderte Vorgehensweise ein liebevolle Anweisung Jesu war, die mehrere Ziele verfolgte:

  1. Es sollte helfen, das Brüder Differenzen untereinander besprächen und klären

  2. Bei anhaltenden Meinungsverschiedenheiten sollten weitere reife Personen oder im letzten Schritt sogar die Aufseher der Versammlung zurate gezogen werden.

  3. Und nur im letzten Schritt sollte ein Bruder oder eine Schwester aus der Gemeinschaft der Gemeinde ausgeschlossen werden, wenn aufgrund seiner halsstarrigen und rebellischen Haltung die Gemeinde und das Wohl der Glieder der Versammlung gefährdet war.

Für Jesus waren Menschen von den Nationen und Steuereinnehmer als Gruppe zwar verurteilt, aber Einzelne aus dieser Gruppe waren keinesfalls ein für allemal abgeschrieben. Ein Steuereinnehmer, Matthäus Levi, folgte Jesus nach und wurde sogar zu einem Apostel auserwählt.

Wenn demnach ein Sünder nicht auf die Versammlung hört und daher ausgeschlossen wird, bleibt abzuwarten, ob er mit der Zeit bereut und sich wieder ändert. In diesem Fall sollte der- oder diejenige wieder in die Gemeinde aufgenommen werden, wie der Apostel Paulus diese später an die Versammlung in Korinth in 2. Korinther 2 Vers 5-8 beschrieb:

„5 Wenn nun irgendjemand Traurigkeit verursacht hat, hat er nicht mich traurig gemacht, sondern in gewissem Maße — um in dem, was ich sage, nicht zu streng zu sein — euch alle. 6 Dieser Verweis von Seiten der Mehrheit genügt für einen solchen Menschen, 7 so dass ihr im Gegenteil jetzt verzeihen und [ihn] trösten solltet, damit ein solcher nicht etwa von seiner übergroßen Traurigkeit verschlungen werde. 8 Darum ermahne ich euch, eure Liebe zu ihm zu bestätigen.“

Im Gesamtzusammenhang und unter dem Aspekt der damaligen Situation in Israel betrachtet wird also klar, dass die Aussage Jesus voll und ganz zu seiner christlichen guten Botschaft passt und voll und ganz die göttliche Liebe und Weisheit seines himmlischen Vaters Jehova oder Jahwe wiederspiegelt.

Liebe Grüße
Andreas